Landesnachrichten.

Att-nsteig. IS. April.

* In, Saal des Gasthofes z. grünen Baum ist zurzeit von Schreiner Fr. Köhler hier ein Küchentisch mit Eisschrank zur Besichtigung aufgestellt. Besonders die Hausfrauen dürften für diesen Gegenstand Interesse haben. Ohne Zweifel «st der Küchentisch mit Kühlvorrichtung eine prak­tische Einrichtung und bietet der Hausfrau zur Frischhaltung der Speisen rc. mannigfache Vorteile.

* Göttelsingen, 23. April. Im hies. Bruder­haus wnrde von einem Anstaltszögling Feuer ge­legt. das glücklicherweise entdeckt und gelöscht wer­den konnte, ehe es weiter um sich griff.

st Sulz a. N., 22. April. In dem Bezirks­orte Weiden machte sich gestern abend ein l 6jähr. Wirtssohn im Stalle mit einem Gewehr zu schaffen. Unversehens ging ein Schutz los und traf einen dreijährigen Knaben so unglücklich in den Unterleib, daß er nach drei Stunden starb. Untersuchung ist im Gang.

st Oberndorf, 22. April. Gestern abend wurde aus Veranlassung der Bierbrauer, der Wirte und eines Teils der Gewerkschaften eine öffentliche Ver­sammlung imSchützen" abgehatten, die zum Zweck die Beendigung des seit 7 Wochen dauernden Bier­boykotts hatte. Den Vorsitz führte Oberamtspileger Günter als Ausschußmitglied des Gewerbevereins, welch letzterer von beiden Seiten um Vermittlung an gegangen worden war. Die Gewerkschaften waren nur schwach vertreten. Nachdem Rechtsanwalt Dr. Mül­ler-Stuttgart den Standpunkt der Bierbrauer, der Vorsitzende des Wirtsverbands. Schramm-Stuttgart, den der Wirte klargelegt hatte, sprachen noch meh­rere Redner beider Parteien. Zu einer Einigung kam es aber nicht. Zum Schluß wnrde auf Antrag des Vorsitzenden beschlossen, eine Kommission zu wählen, bestehend aus einem unparteiischen Vor­sitzenden, zwei Brauern, zwei Wirten, zwei Flaschenbierhändlern und sechs Arbeitern. Hoffent­lich gelingt es der Kommission, dem unliebsamen Zustand bald ein Ende zu machen.

st Pfullingen, OA. Reutlingen, 22. April. Schwere innere Verletzungen erlitt der l 7einhalb Jahre alte Mechanikerlehrling Ernst Bviay, ein Sohn des hiesigen Maurermeisters, beim Ringen mit einem Altersgenossen am Mittwoch abend auf einem freien Platz am Elisenweg. Beide kamen zu Fall. Aber während sich der andere wieder erhob, ohne Schaden genommen zu haben, wurde Bolay ohnmächtig und verlor das Bewußtsein, das gestern morgen zwar auf einige Stunden zurückkehrte, doch danach wieder eintrat und mittags zum Tode führte. Der hoffnungsvolle junge Mann hätte in vier Wo­chen seine Lehrzeit hinter sich gehabt.

st Stuttgart, 22. April. Bei der heute auf der Stadtdirektion vorgenommenen Ziehung der Stutt­garter? Geld- und Pferdelotterie fielen die Hauptgewinne auf folgende Nummern: 40 000 Mk. auf Nr. 56 584. 40 000 Mk. am 54 086, 2000 Mk. auf 116 076, je 1000 Mk. auf 74 473, 64 578, je 500 Mk. auf 76 988, 101 170, 35 125, 96 796,

45 783. 33 628. 'Ohne Gewähr.

st Stuttgart, 22. April. > Schwurgericht. ^ Die Witwe Gertrud Tränkte von hier wurde wegen Falscheid zu 11 Monaten Gefängnis verurteilt, ab­züglich ein Monat Untersuchungshaft. Sie hatte bei Leistung des Offenbarungseides den Besitz von 600 Mark und eines Betts verschwiegen. Sie will von ihrer Tochter dazu angestiftet worden sein. Die Tochter hat übrigens der Behörde angezeigt, daß ihre Mutter den Besitz des Geldes verschwiegen habe, worauf gegen die Angeklagte ein Strafverfahren wegen Meineids eingeleitet wurde. Die Frau wurde von der Ortsarmenbehörde auf Ersatz geleisteter Armenunterstützung verklagt und von der Kreis­regierung zur Bezahlung verurteilt.

st Stuttgart, 22. April. Der Musikdirektor des Liederkranzes, Professor Wilhelm Fürst l er, ist in seiner Eigenschaft als Professor an der Fried­rich-Eugensrealschule in Stuttgart seinem Ansuchen gemäß unter Anerkennung seiner langjährigen, treuen und ersprießlichen Dienste in den bleibenden Ruhestand versetzt worden.

st Hall, 22. April. Für die am 28. Mai hier stattfindende 49. Wanderversammlung Württemberg. Landwirte sind folgende Borträge angemeldet: Prof. Dr. Krämer, Hohenheim:Weidegang, Körperfor­men und Milchleistung": Landtags- und Reichstags- abgeordneter Bogt, Gochsen:Die Landarbeiter und die Dienstbotenfrage."

st Bietigheim, 22. April. In der Rechtssache der Stadtgemeinde gegen den früheren Stadtpfleger Widmann ist auf der Grundlage eines Gesamter satzes durch den Rechner von 42 363 Mk. 05 Pfg.

Schwarzwälder Sonn tagsblatt.

am 20. d. Mt. vor dem K. Landgericht Heilbronn ein Vergleich endgültig zustande gekommen.

st Gmünd, 22. April. Der verheiratete Stein­brecher Gröter in Mögglingen geriet unter einen mit Steinen beladenen Wagen und wurde lebens­gefährlich verletzt, sowie bewußtlos vom Platze ge­tragen.

st Owen a. T., OA. Kirchheim, 22. April. Die Kirschblüte hat sich soweit entwickelt, daß bis Sonn­tag das Lenninger Tal in seinem schönsten Blüten­flor prangen wird.

st Ulm, 22. April. Eine offenbar geisteskranke Dienstmagd versuchte am Glöcklergraben zwei Kna ben in die Blau zu werfen. Der eine lag schon im Wasser, den andern wollte sie eben Hineinwer­sen, als ein Mann hinzukam, sie an ihrem Be­ginnen hinderte und den zappelnden Buben aus dem Wasser holte, lim den Grund zu ihrem Tun befragt, gab die Magd an, daß sich sich am Män­nergeschlecht habe rächen wollen. Sie wurde in die Jrrenabteilung des Krankenhauses verbracht. - Die Dienstmagd bei Oelmüller Kimmelmann hier, die im Verdacht des Diebstahls einer llhr stand, kne­belte sich selbst, steckte sich einen Strumpf in den Mund und sagte dann aus, sie sei von einer Mannsperson überfallen worden. Der Trick, den die Magd ersonnen hatte, um den Diebstahlsverdacht auf den Unbekannten zu lenken, wurde sofort durch­schaut, und sie hat bereits ein Geständnis abgelegt.

Württcmdergischcr Landtag.

Stuttgart, 22. April.

Die Zweite Kammer begann heute die Be­ratung des La n d w i r t s ch a s t s k am m e r g e s e tz es mit einer allgemeinen Debatte, in der Berichterstat­ter Strobel B. K. betonte, der Ausschuß habe mit Ach und Krach dem Entwurf zugestimmt, da nichts besseres aufgefunden worden sei. Wünschenswert sei eine Ausdehnung der Kammeraufgabeu aui die Landwirtschaftskammerpflege. Sommer (Z. wünschte insbesondere auch die Einbeziehung der Forstwirtschaft in das Gesetz. Schock fV. erklärte die Bereitwilligkeit seiner Partei zur Mitarbeit, ob­wohl die Kammer kein Bedürfnis sei. Minister v. Pischek konstatierte darauf, daß die bisherigen Ausführungen keinen begeisterten Eindruck machen. Die Regierung wolle dem Lande diese neue Or­ganisation nicht anfdrängen und stellte anheim, ob die vom Hause dringend verlangte Lösung der Frage wieder vertagt werden' solle. Bor einer Ausdeh­nung der Kammeraufgaben auf die Landwirtschafts­pflege warne er wegen den Kosten, die den kleinen Landwirt unzufrieden machen würden. Keil (Soz.) hob die Bevorzugung der Landwirtschaft hervor, die unter einem Uebermaße von Wohlwollen leide, das dem stärksten Stand, der Arbeiterschaft, ver­sagt werde. Seine Partei sei nicht landwirtschafts­feindlich und wünsche, daß die gesamte Landwirtschaft ihre Vertretung in der Kammer finde. Bantleon und Frhr. Pergler v. Perglas (B. K. erklärten die Landwirtschaftskammer als ein dringendes Bedürf­nis. Rembold-Aalen (Z.) wunderte sich über die kühle Haltung Schocks und wies der Volkspartsei das Widerspruchsvolle ihrer Haltung nach. Die weiteren Ausführungen mehrerer Abgeordneten wa­ren vorwiegend polemischer Art und schweiften mehr­fach von dem Gegenstand der Beratung ab. Mor­gen Einzelberakung.

* Schwerin l Mecklenburg, 22. April. Die Großherzogin ist kurz nach zwei Uhr von einem Prinzen entbunden worden. Die Großherzogin ist bekanntlich eine Tochter des Herzogs von Cumber- land. Der Neugeborene ist das erste Kind des seit 1904 vermählten großherzoglichen Paares.

Die Fahrt der drei Militärlüftschifse von Köln nach Homburg v. d. H.

* Die deutsche Luftschiffahrt kann den 22. April 1910 als ein weiteres Siegesdatum in die Annalen ihrer Geschichte einzeichnen. Der Kaiser hatte vor einigen Tagen den Wunsch ausgesprochen, die drei in Köln a. Rh. stationierten Militärluftschiffe Z. 2, M. I und P. 2 gelegentlich seiner Anwesenheit in Homburg einer Besichtigung zu unterziehen. Am Donnerstag schon wollte die militärische Oberlei­tung der Reichsluftschiffe diesem Wunsche ent­sprechen, doch waren die Witterungsverhältnisse an diesem Tag so ungünstige, daß eine solch weite Fahrt nicht gut gewagt werden konnte. Gestern vormittag haben nun die drei Luftkreuzer unter nicht gerade günstigen Auspizien - das Wetter war trüb und windig die Fahrt nach Homburg an­getreten - und glänzend vollendet. Die Rückfahrt, die ursprünglich noch gestern abend stattfinden sollte, wurde, wie ein Berliner Privattelegramm meldet, wegen Aufkommens eines starken Windes aui heute Früh verschoben.

* Köln, 22. April. P. 2 wurde heute vor­mittag 10 Uhr 50 Minuten aus der Bicksndorfer Halle gebracht und stieg alsbald aus. Eine Viertel­stunde später folgte M. 1. Beide Luftschiffe kreuzten zunächst in der Nähe der Halle. 11.25 Uhr stieg Z. 2 auf. Alle drei schlugen die Richtung nach Köln ein und wandten sich 11.35 Uhr rheinaufwärts. Sie passierten 11.50 Uhr Bonn, 12.50 Uhr Neu­wied. Die Luftschiffe flogen genau in der Reihen­folge M. I, Z. 2, P. 2 mit Richtung nach dem Lahntal über Koblenz hinweg, zeigten sich bald nach I Uhr über Ems und passierten 1.50 Uhr Bingen. Die Luftschiffe passierten weiter um 1 Uhr Koblenz, um 2.25 Uhr Mainz und um 2.35 Uhr Wiesbaden.

* Homburg v. d. H., 22. April. Die drei Luft­schiffe wurden von hier um 3 Uhr in westlicher Richtung gesichtet, Z. 2. voran. Als Landungsplatz ist das weite Feld am sogenannten Kirschbüumchen auf Gonsenheimer Gemarkung der Frankfurt-Hom- burger Linie vorgesehen.

st Homburg v. d. H., 22. April. Der Landungs­platz für die Luftschiffe ist bei dem freien Felde für den neuen Bahnhof vorgesehen. Zur Hilfelei­stung bei der Absperrung traf das hiesige Batail­lon des Regiments 80 ein, ferner die hier anwesen­den Luftschisser, Gendarmen und die freiwillige Feuerwehr von Homburg. Große Menschenmengen aus Frankfurt, Homburg und den umliegenden Ort­schaften strömen herzu. Das Wetter ist trübe. Um 3 Uhr wurden die Luftschiffe am Horizont sicht­bar. Der Kaiser und sein Gefolge traten vom K. Schloß in Automobilen kurz nach drei Uhr an der Laudungsstslle ein. Bald nach dem Kaiser erschien auch die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luise. Zur Absperrung trafen weitere drei Kompagnien des 3l. Infanterieregiments aus Frankfurt a. M. ein. I. 2 und P. 2 langten um 3.35 über dem Felde au. M. l lag etwas zurück. Um 3.45 lan­dete P. 2 glatt. Der Kaiser und die Kaiserin be­gaben sich sofort zur Gondel. Z. ^ machte in­zwischen eine Schleife über Homburg. Nachdem auch M. 1. hergekommen war, ging dieser um 4.07 zur Erde, worauf 4.27 die Landung von Z. 2 er­folgte. Mit den Luftschiffen sind eingetrvffen Gene­ralinspektor der Bsrkehrstruppen, Freiherr von Lyn- cker, ferner u. a. Major Schellenberg und Major Freiherr von Blomberg, beide von: Generalstab und Hauptmann v. Jena.

ff Homburg v. d. H., 22. April. Die Luftschiffe sind ziemlich nahe beieinander verankert. Der Kai­ser begab sich vom P. 2 zum Z. 2, wo er längere Zeit verweilte. Der Hof verließ gegen halb sechs Uhr den Landungsplatz und begab sich in Automo­bilen zur Saalburg.

Ter Kamps im Baugewerbe.

ff Berlin, 22. April. Nachdem die drei Zen­tralverbände der Maurer, der Zimmerer und der baugewerblichen Hilfsarbeiter sowie der christliche Bauarbeiterverband sich bereits mit dem Schieds­spruch des Berliner Gewerbegerichts einver- standen erklärt hatten, hat heute auch eine Gene­ralversammlung des Verbandes der Baugeschäfte von Berlin und Umgebung dem Schiedsspruch gleichfalls zugestimmt. Damit ist der Friede im Berliner Lohn gebt et auf drei Jahre, bis 1. April 1913, gesichert.

* Berlin, 22. April. Der Deutsche Arbeitgeber- buud für das Baugewerbe versendet an die Mich glieder des Verbandes der Berliner Baugeschäfte ein Rundschreiben, in dem mit Rücksicht auf die jetzige große Erbitterung der gesamten deutschen Arbeitgeberschaft gegen den Berliner Verband von einem Friedensschluß mit den Arbeitern a b- gemahnt wird.

" Gießen, 21. April. Die Bauunternehmer von Gießen und Umgegend haben die Aussperrung aufgehoben, so daß alle Arbeiter die Arbeit wieder aufnahmen.

* In Oppeln wurde die Arbeit wieder aus­genommen. Wegen des Lohnausfalles während der Aussperrung erfolgte eine teilweise Entschädig­ung der Bauarbeiter.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk Altensteig.

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