Gegründet

1877.

Atr»fPr»ch«

Nr. 11.

Die TageSauSgabe kostet vierteljShrlich tm Bezirk Nagold und RachbarortSverkehr Mk. 1L8

außerh alb Mk . 1.S8.

dteWochmWsgabe (Schwarzwälder DountagSblatt) kostet vierteljährlich 80 Pfg.

MMblalt für

undMlerhallungFvlatt

oberen ^lac^olä

Allgemerne^Kn^igf

Kön har

Anzeigenprai» bei einmaliger M» rückuug 1» Pf«, die einspaltige Zeile; bei Wiedttholmqzr» entsprechender Rabatt.

ReLamen Ai Pfg. die Textzell«,

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

«r 29.

ÄuSgabeart Lltensteig-Stadt.

Freitag, de« 4. Februar.

Amtsblatt für Psalzgrafenmeiler.

1910

TagrspoLitik

Deutscher Reichstag.

Bis die neue feldgraue Uniform des deutschen Heeres allgemein getragen wird, dürsten, wie derNat.-Ztg." von militärsachver­ständiger Seite geschrieben wird, etwa noch 10 Jahre hingehen. Bis dahin werden die noch ver­handeln blauen und andersfarbigen Uniformen in Tragung genommen und die Tuchbestände aufge- braucht sein. Die neue Uniform ist zwar prunk- ioser wie die jetzige und nivelliert mehr die Unter­scheidungsmerkmale der einzelnen Gattungen, aber sie wirkt infolge ihrer ruhigen Farben und For­men vornehmer.

Herr v. Oldenburg und sein Wort von der Schließung des Reichstags durch einen Leutnant mit zehn Mann auf Befehl des Kaisers bildet noch immer das Tagesgespräch und den Gegenstand ein­gehender Erörterungen durch die Presse. Dabei zeigt es sich, daß, abgesehen von den Organen der tonf. Parteileitung, überall ein lebhaftes Bedauern, eine entschiedene Ablehnung und scharfe Verurtei­lung der Oldenburgischen Worte zu Tage tritt. Recht drastisch bemerkt die freisinnigeVoss. Ztg.": Wes­halb sagte Herr v. Oldenburg nicht: der Kaiser muß jeden Augenblick imstande sein einem Offizier zu befehlen : Nehmen Sie zehn Mann und knüpfen Sie Herr v. Oldenburg-Januschau an der Fahnenstange auf dem Rathausturme auf! - - DieKöln. Ztg." erblickt in dem Artikel derKons. Korr.", in dem u. a. auch versichert wird, daß die konservative Partei streng auf dem Boden der Reichsverfassung steht, einen Rückzug und sagt: Auch nur der leiseste Versuch, Herrn v. Oldenburg mit seinen Wünschen zu decken, würde ihr Nackenschläge aus dem Volke einbringen, gegen die sie nicht mehr auskommen könnte. Das Maß des Bolksunwillens gegen die konservative Reichstagsfraktion wegen ihrer Politik bei der Finanzreform geht beinahe bis an den Füll­strich; die Partei hat allen Grund, sich vor jeder neuen Herausforderung zu hüten.

Die deutsch-französischen Handelsbe­ziehungen. Die deutsche Regierung hat der fran­zösischen bedeutet, daß sie zu Gegenmaßregeln schrei­ten würde, falls der französische Senat den von der Deputiertenkammer beschlossenen, gegen die deutsche Einfuhr gerichteten Zollerhöhungen ohne Rücksicht auf die deutschen Beschwerden und Wünsche zustimmen sollte. Regierung und Reichs­tag sind völlig einig darin, daß in diesem Falle alles geschehen müsse, um die französische Aus­fuhr nach Deutschland durch entsprechende Repres­salien empfindlich zu treffen.

Die abnehmende Verbreitung der französischen Sprache wird in der französi­schen Presse mit Bedauern konstatiert. Das liegt zu­nächst einmal an dem Bevölkerungsrückgang Frank­reichs, dann daran, daß die französische Sprache keine Handelssprache wurde, sondern darin von der englischen und deutschen weit überholt wurde. Aller­dings können sich die Franzosen damit trösten, daß ihre Sprache die des diplomatischen Verkehrs ist.

Nach einer Meldung aus St. Petersburg wur­den sechs ehemaliges» ziali st ischeAbgeord- nete der zweiten Duma zur Zwangsar­beit nach Sibirien befördert; alle waren in Ket­ten gelegt.

Berlin, 3. Februar.

Heute wurde die zweite Lesung des Ko­lonialetats fortgesetzt und der Etat für Süd­westafrika ohne weitere Debatte genehmigt; desglei­chen wurde eine Resolutoin der Kommission ange­nommen betr. Landüberlassung an die Gemeinden von Südwestafrika und Erlaß einer Gemeindesteuer­ordnung. Es folgte die Beratung des Etats für Deutsch-Ostafrika. Nach kurzer Debatte wurde der Etat bewilligt, desgleichen ohne Debatte die Etats für Kamerun, Togo und Neu-Guinea. Bei dem Etat für Samoa entspann sich eine Debatte über den Konflikt der Regierung mit dem Bischof von Samoa und alsdann fand der Etat der Schutzgebiete seine Erledigung. Es folgte der Etat desReichskolo- nialamtes. Staatssekretär Dernburg sagt gegen­über einer Anregung des Abg. Arendt die Bereit­stellung von Mitteln zur Erforschung Ost- afrikas zu. Einstimmig wurde dann eine vom Abg. Treuenfels (kons.) empfohlene Resolution der Kommission angenommen, nach welcher in Berlin für die auf außereuropäischem Boden gefallenen Krie­ger ein Denkmal errichtet werden soll. Der Etat wurde bewilligt. Der Etat des Reichsmilitärgerichts wurde ohne Debatte erledigt. Nächste Sitzung mor­gen nachmittag 1 Uhr: Dritte Lesung des portu­giesischen Handelsvertrags. Etat des Reichstags und kleinere Vorlagen.

Landesnachrichten.

AltEckem. 4. Februar.

Schüler-Schlittenpartie. (Korr.) Die Herren Baumaterialienhändler G. Schneider und Kauf­mann Fritz Bühler bereiteten gestern der Vor­klasse und Klasse I der hiesigen Latein- und Real­schule ein großes Vergnügen. Sie hatten die Lie­benswürdigkeit, diese Klassen zu einer Schlitten- Partie einzuladen und ihre Pferde und Schlitten dazu zur Verfügung zu stellen. Punkt halb zwei Uhr war die Abfahrt. Nach einer schönen Tour bis Herzogsweiler wurde im bekanntenSchwanen" in Pfalzgrafenweiler eingekehrt. Um halb sechs Uhr gings wieder heimwärts. Die Schüler, Buben und Mädchen, werden noch lange an die von Herrn Schneider inszenierte Gratisschlittenfahrt denken und sie werden gewiß damit einverstanden sein, daß in ihrem Namen auch hier öffentlich Herrn Schneider und Herrn Bühler gedankt wird.

Pfalzgrafenweiler, 3. Febr. (Korr.: Gestern hielt Ingenieur Albrecht aus Aachen im Gasthaus z. Schwanen hier einen Vortrag über Motoren für Kleingewerbe. Zu dem Bortrag hatten sich eine stattliche Anzahl Interessenten eingefunden. Der Vortragende verstand es den Fafnirmotor in seiner Unübertrefflichkeit zu schildern. Installateur Spranz trat dem Redner in sachlicher Weise entgegen, her­vorhebend, daß der Elektromotor für den Klein­betrieb, speziell für die Landwirtschaft, noch nicht übertroffen sei. Der Elektromotor, der zu Hunderten in nächster Nähe im Betrieb sei, spreche für sich selbst und sei es jedem Interessenten leicht, sich über deren Betriebssicherheit und einfachen Bedie­nung zu erkundigen. Der Benzinmotor, wenn auch augenscheinlich im Betrieb billiger, erfordert sach­gemäße Behandlung, fei sehr oft Betriebsstörungen ausgesetzt, die zum Teil auch kostspielige Repara­turen verursachen und somit seine Vorzüge eines billigen Betriebs auf Null sinken. Die anwesenden Elektromotoren-Besitzer gaben den letzten Ausfüh­rungen Beifall, worauf die Debatte ihr Ende nahm.

* Bei einer am letzten Sonntag in Hirsau statt­gefundenen Versammlung der Ortsgruppe der deut­schen Partei hielt Pfarrer a. D. Bossert einen Vor­trag und besprach darin das sturmbewegte Jahr 1848. Der Redner schilderte, nach dem C. W., zum Schluß folgenden Vorfall. Vor 2 Jahren veröffent­

lichte er imEvang. Sonntagsblatt" Jugenderinne­rungen aus dem Jahre 1848, aus welcher Veran­lassung er u. a. über eine große Aufsehen erregende gelungene Flucht eines Staatsgefangenen vom Hohenasperg berichtete. Eine dem Tode nahe 80jährige Frau, die diesen Bericht las, fühlte sich gedrungen, Licht in das Dunkel zu bringen, das die strengste Untersuchung seinerzeit nicht auf­zuhellen vermocht hatte. Um vor dem Sterben ihr Gewissen zu entlasten, diktierte sie ihrem Sohne ein an die Redaktion jenes Blattes einzusendendes Geständnis. Als 20jähriges Dienstmädchen hat sie mit einem Soldaten der Garnison, mit dem sie im Stillen verlobt war, die Hand zur Befreiung des Gefangenen geboten. Der Offizier, in dessen Familie sie in Diensten stand, und der für Bewachung der Gefangenen verantwortlich war, kam in die größte Aufregung und äußerte, mit dem Täter werde nach Kriegsrecht verfahren, er dürfe sich auf das Er­schossenwerden gefaßt machen. Todesangst für sich selber und für ihren Helfershelfer, der nachher ihr Gatte wurde, siel auf das Mädchen, und noch lange Jahre lebte sie in der Sorge, es könne am Ende doch noch herauskommen. Nach 60 Jahren öffnete s.hr endlich dasEvang. Sonntagsblatt" den Mund, und es erfüllte sich wieder das Sprichwort:Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen."

* Rexingen, OA. Horb, 1. Febr. Zur Schaffung besserer. Fahrgelegenheit nach der benachbarten Oberamtsstadt hat sich hier eine Gesellschaft ge­bildet, welche eine Automobillinie einrichten will. Eine leistungsfähige Automvbilfabrik hat sich bereit erklärt, zunächst einen Monat lang Probefahrten ausführen zu lassen. Bon deren Ergebnis wird das endgiltige Zustandekommen des Unternehmen ab- hangen. Geplant sind zunächst dreimalige Kurse in jeder Richtung.

ss Tübingen, 3. Jan. In Gönningen ist die Wrtwe Heußler, die für sich allein lebte und zwei Tage nrcht mehr gesehen worden ist, auf dem Zim- merooden tot gefunden worden. Man vermutet einen Unglücksfall.

st Reutlingen, 3. Febr. Die durch die aufsehen­erregenden Ladendiebstähle bekannt gewordene Frau des Gerichtsvollziehers für Reutlingen-Land, Walz, nahm rn vergangener Nacht größere Mengen Essig-' säure zu sich und starb daran.

* Stuttgart, 4. Febr. Der Brand am Kanonen­weg, über den wir gestern berichteten, hat leider noch ein 3. Menschenleben gekostet: das fünf Wochen alte BrüderchendesersticktenZwil- lingsPaares ist in der Olgaheilanstalt gestern früh gleichfalls gestorben.

jf Stuttgart, 3. Februar. Die hiesigen Milch­händler haben beschlossen, von heute ab den Milch­preis für ein Liter auf 19 Pfennig herabzusetzen; dagegen soll für einhalb Liter Milch 10 Pfennig bezahlt werden.

sf Stuttgart, 3. Febr. Kommerzienrat Paul Kurtz, der heute früh von einem Straßenbahn­wagen angefahren, zehn Meter weit geschleift und am Kopse schwer verletzt wurde, ist heute nachmit­tag vier Uhr im Katharinenhospital seinen Verletzun­gen, Bein- und Schädelbruch, erlegen. Kommerzien­rat Kurtz war eine in weiten Kreisen bekannte und überall hochgeschätzte Persönlichkeit.

* Stuttgart, 4. Febr. Bauordnungskom­mission. Die von der Bauordnungskommission der Zweiten Kammer zur Beratung der Artikel 25 und 29 eingesetzte Subkommission hat mit einer gestern abgehaltenen Sitzung ihre Arbeiten zum Ab­schluß gebracht. Heute wird das Plenum der Kom­mission die Beratungen wieder aufnehmen, die vor­aussichtlich noch 14 Tage in Anspruch nehmen dürften.

js Ludwigsburg, 3. Febr. Im hiesigen Oberamt ist die Einführung einer gleislosen elektrischen Bahn geplant. Ein Vertrag über den Bau und den Be­trieb dieser nach dem Projekt der Firma Balz u. Co.