Fernsprecher Nr. 11.

Gegründet 1877.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

SK S86.

Ausgabe»rt Bltensteig-SLadi.

Disnstag, dsN 7. Dezember.

Amtsblatt für Pfalzgraseuwetler.

isos.

Amtliches.

Eine gehobene Postsekretärstelle in Calw wurde dem Postsekretär Schwarz maier daselbst ruf Ansuchen unter Verleihung des Titels Postkassier übertragen.

Der Alldeutsche Verband wendet sich in einem offenen Brief an den Botschafter in Washing­ton Grafen von Bern stör ff gegen dessen Rede über das Wirken derPangermanisten". Unter an­dern! wird gesagt: Pangermanisten, wie Sie sie den Amerikanern malten, gibt es in Deutschland nicht. Aufgabe des deutschen Botschafters hätte es fein müssen, zu sagen, daß die als Pangermanisten be- zeichneten Alldeutschen nichts anderes tun und wol­len, als jeder für die Größe seines Landes begei­sterte Amerikaner tut und will.

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Französische Kolonialsoldaten in Algerien machten sich in der Trunkenheit dasVergnügen", vorübergehenden harmlosen Personen die Nasen mit einem Rasiermesser abzuschnsiden. Das gab dem General Tentinian Anlaß, öffentlich darauf hinzu­weisen, daß sich in die Kolonialarmee viel Gesindel, das im Zivil nur die Gefängnisse bevölkern würde, eingenistet hat.

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Nikolaus II., der Zar alter Reußen, hat der Welt beweisen wollen, daß er kein kranker, sondern ein rüstiger Mann ist. Wieder einmal; denn es ist bekannt, daß ihn nichts mehr verdrießt, als wenn ihm Kränklichkeit nachgesagt wird. Darum ist er, wie mitgeteilt, in voller feldmarschmäßiger Ausrüstung eines gemeinen Soldaten 2 Stunden lang umher­marschiert und hat alle ihm begegnenden Offiziere vorschriftsmäßig gegrüßt. Wunder nimmt dabei frei­lich, daß keiner der Herren Offiziere sich um diesen einzelnen Mann gekümmert hat, der da eine min­destens'auffällige Promenade machte. Aber in Ruß­land haben ja so oft die Militärs, wie die Zivi­listen die Augen ganz anders, wie dort, wo sie sie haben sollen oder könnten!

Der spanische Marokko-Krieg ist wohl nun zu Ende. Die Regierung in Madrid hat dieser Tage verkündet, daß die spanischen Truppen das Ziel ihrer Operationen erreicht haben. Der Sultan Mulay Hafid scheint aus die Rifkabylen ein­gewirkt zu haben, von weiterem Widerstand abzu­lassen. Die spanischen Truppen sollen nun nach und nach zurückgezogen werden. Aber das besetzte Gebiet werden die Spanier nicht wieder räumen. Man hat dafür ja die beliebte Formel: Sicherung von Ruhe und Ordnung. Die Spanier halten sich an das französische Beispiel bei Casablanca und im algerischen Hinterlande. Ueberhaupt war das ganze spanische Abenteuer lediglich dem Wunsche entsprungen, sich auch ein ansehnliches «stück ma­rokkanischen Gebiets anzueignen. Eine Menge Geld hat das allerdings gekostet, und auch eine Menge Blut, von dem einen wie dem anderen mehr, als Spanien übrig hat.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 4. Dez.

Interpellationen der Freisinnigen Sozialdemokraten, betreffend den Werft­betrieb in Kiel. Abg. Dr. Wiemer (Frs. BP.): Mit Rücksicht darauf, daß über das Urteil im Kieler Werftprozeß Einzelheiten noch nicht vorliegen, er­scheint es wünschenswert, die Beratung der Interpel­lationen um einen oder zwei Tage zu ve^chieben.

Zeder Postbote

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Abg. Singer (Soz.) schließt sich diesem Wunsch an. Staatssekretär Tirpitz erklärt sich bereit, diese Interpellationen am Montag zu beantworten. Die Interpellationen werden darauf von der heutigen Tagung abgesetzt, ebenso die übrigen Interpella­tionen, nachdem deren Beantwortung regierungs­seitig für die nächsten Tage in Aussicht gestellt ist. Hierauf wird dis erste Beratung der Vorlage, betreffend Hinterbliebenenversicherung (8 15 des Zolltarifgesetzes von 1902) fortgesetzt. Abgeord. Sachse (Soz.): Auf Grund des Zolltarifgesetzes sind Hunderte von Millionen, namentlich durch die Ausfuhrscheine in die Kassen der Großgrundbesitzer geflossen. Was Wunder, wenn für die Witwen und Waisen der gewerblichen Arbeiter keine Mittel zur Verfügung stehen. Redner polemisiert im weiteren Verlauf erregt gegen das Zentrum und wird vom Vizepräsidenten Spahn wiederholt zur Sache ge­rufen. Abg. Stadthagen (Soz.): Wir sind gegen die vorliegende Novelle. Zu einem Hinausschieben des Termins auf den 1. April 1911 liegt nicht der geringste Grund vor, weil die Hinterbliebenen­versicherung mit der Reichsversicherungsordnung nicht das Mindeste zu tun hat. Das Zentrum hat seinen ursprünglichen Antrag ganz erheblich ver­schlechtert. Wenn wir jetzt das Gesetz annehmsn, so haben wir keine Gewähr dafür, daß die Witwen­versicherung auf gerechter Grundlage aufgebaut wird. Mit der Kommissivnsbsratung sind wir ein­verstanden. Abg. Giesberts .(Ztr.): Wenn aus den Agrarzöllen für die Witwenversorgung so wenig herausgekommen ist, so beruht das auf der erfreu­lichen Tatsache, daß die deutsche Getreideproduktion erheblich zugenommen hat und ein großer Teil des Imports überflüssig geworden ist. Abg. Behrens (Wirtsch. Bgg.i: Wir stimmen der Vorlage zu, müssen aber den Borwurf zurückweisen, als wollten wir damit die Witwen und Waisen verhöhnen. Damit schließt die Debatte. Der Antrag auf Kommisfions- beratung wird abgelehnt und die erste Lesung der Vorlage ist damit erledigt. In der sich sofort an­schließenden zweiten Lesung wird die Vorlage ohne Debatte angenommen. Es folgt die erste Beratung des deutsch-portugiesischen Handelsver­trags. Staatssekretär Delbrück empfahl die Vorlage, die unserer heimischen Landwirtschaft nicht schädlich sei. Abg. Pieper (Ztr.) empfahl Kom­missionsüberweisung, da der Bertrkg Deutschland benachteilige. Abg. Graf Kanitz (kons.) empfahl wohlwollende Prüfung; der Vertrag könne unsere Beziehungen zu Portugal nutzbringend gestalten. Abg. Merkel (natl.) machte schwere Bedenken gegen den Vertrag geltend; die Zollermäßigungen beträfen garnicht Deutschland, sondern andere Länder, außer­dem sei zu beachten, daß der dem Hause vorgelegte französische Text mit dem portugiesischen garnicht übereinstimme. 'Geheimrat von Müller erklärte den französischen Text für maßgebend. Auch Abg. Buddeberg (frs. Vp.) erklärte sich gegen die Be­stimmungen des Vertrages. Abg. Südekum (Soz.) glaubte, daß der Vertrag in London zugunsten eng­lischer Interessen entworfen sei. Abg. Linz (Rpt.) lehnte den Vertrag namens der westfälischen Textil- und Kleineisenindustrie ab. Staatssekretär Del­brück betonte, daß die Regierung bemüht gewesen sei, allen Wünschen der Industrie gerecht zu werden. Die Existenz unserer Industrie basiere auf der Auf­nahmefähigkeit des inneren Markts. Montag Fort­setzung.

Landesna chrichten.

, 8. Dezember.

* In eigener Sache. Obwohl es jeder Ein­

sichtige annehmen konnte, daß der vielbesprochene Stimmzettel beleidigenden Inhalts, der ausgangs letzter Woche hier zur Verteilung kam, nicht in unserer Buchdruckerei hergestellt wurde, so haben wir doch Grund, dies hiermit ausdrücklich zu konstatieren. Die Red.

* Die Gemeinderatswahl ist hier im allgemei­nen ruhig verlaufen. Bon 342 Stimmberechtigten haben 247 Wähler abgestimmt. Gewählt ,wurden die drei seitherigen Gemeinderäte Karl Luz, Rot­gerber mit 209, Fr. Seeger z. Traube mit 200, Fr. Bäßler, Kleiderhändler mit 191 Stimmen und ferner Karl Armb rüster, Rotgerber mit 106 Stimmen.

Es erhielten ferner: Paul Beck 75, Sattler Brenner 68, Louis Beck j r. 45, Karl Kaltenbach jr. 27, Fr. Flaig 17 Stimmen.

* Auf gestern nachmittag hatte der hiesige Kriegerverein zu einer Champignyfeier in das Gasthaus z. Engel eingeladen. Vorstand Keck gedachte dabei in einer kurzen Ansprache der Tage von Champigny und Villiers und außerdem fehlte es auch nicht an patriotischem Gesang und sonstigen musikalischen Borträgen.

* Der Versandt der Christbäume auf der hie­sigen Eisenbahnstation hat schon letzte Woche be­gonnen. In verschiedenen Orren der Umgebung wur­den große Mengen Christbäume aufgekauft, welche nach Pforzheim, Karlsruhe, Mannheim usw. kom­men. Auch in dieser Woche werden wieder einige Eisenbahnwagen hier abgehen.

-ü- Ueberberg, 4. Dez. Bei der heute stattgefun­denen Gemeinderatswahl haben von 70 wahl­berechtigten Bürgern 46 abgestimmt. Wiedergewählt wurden die ausscheidenden Mitglieder: Gemeinde­pfleger Keppler mit 41 Stimmen und Joh. Gg. Landherr mit 39 Stimmen.

* Nagold, 4. Dez. Dis Agitation zur heute stattgefundenen Gemeinderatswahl war eine sehr lebhafte. Es wurden gewählt: Die seitherigen Gemeinderäte Fr. Buob, Privatier, Fr. Rapp, Mühlebesitzer, Reinhold Raufer, Ziegeleibesitzer und außerdem Kaufmann Heller und Ehr. Waker, Kupfer­schmied. In der Stimmenzahl folgten Seifen­sieder Harr, Bäckermeister Moser und Rechtsanwalt Knödel.

* Nagold, 6. Dez. Am gestrigen Sonntag fand im Hotel z. Post die Generalversammlung des Fischereivereinsoberes Nagoldtal" statt. Bei dieser sollte u. a. auch auf den verwaisten Vorstandsvosten wieder ein Vorstand gewählt wer­den. Als Nachfolger von Regierungsrat Ritter wurde Oberamtmann Kommerell vorgeschlagen. Auf seinen Wunsch sah man jedoch zunächst von der Wahl eines Vorstandes ab und Lehrer Schwarz­maier, der ja vorzüglich in die Geschäfte des Ver­eins eingearbeitet ist, wird bis auf weiteres die Funktionen des Vorstandes besorgen.

Oberhaugstett, 3. Dez. (Korr.) Die heute stattge­habte Gemeinderatswahl zeigte ein reges Leben. Die Wahlperiode der Gemeinderäte Johannes Burk­hardt und Adam Rentschler war abgelaufen, ferner mußte Ersatz gewählt werden für den verst. Ge­meindepfleger Stepper und für den wegen dauernder Kränklichkeit zurückgetretenen Jak. Roller, Ziegler, sonnt waren vier zu wählen. Von 86 Wahlbe- berechtigten stimmten 67 ab, und es erhielten iol- gende die Mehrheit und sind gewählt: 1. Johannes Burkhardt, 2. Johannes Proß, Bauer, 3. Johannes Braun, Bauer, 4. Christian Clauß. Wir hoffen, daß sre für das Wohl der Gemeinde das Beste tun.

) s Herrenberg, 5. Dez. In Unterjesingen hat em bei dem Postboten zu Besuch weilender junger Mensch die Gelegenheit erspäht, seinem Gast­geber die Kasse zu entwenden und mit dem Gelde zu verschwinden.