der Zeit, wie General Marina es für richtig befindet, nach der Heimat zurückzubefördern und sobald die Truppen wieder in Spanien eingetroffen sind, die Reservisten zu entlassen.
* Newyork, 27. Nov. Aus New-Orleans wird gemeldet, daß der amerikanische Vizekonsul in Managua (Nicaragua) verhaftet worden ist.
Die Wiener Giftmord-Affäre.
* Wien, 27. Nov. Der Verfasser der Cyankalibriefe ist in den Händen der Militärbehörde. Es ist der Oberleutnant Adolf Hofrichter, zugeteilt dem Generalstabe in Linz. Anzeigen und Sachverständigengutachten wiesen seit Donnerstag immer deutlicher auf bestimmte Personen. Zeit und Ort der Aufgabe der Briefe, graphologische Gutachten beim Vergleich der Handschreiben und der Reklamsbriefe, sowie die Originalhandschrift des Beschuldigten ergaben schwere Verdachtsmomente. Am Donnerstag abend reiste Regierungsrat Stuckart von der Polizei, der Generalstabsoberst Skutschera, ein Auditor und mehrere Polizeibeamte nach Linz, wo unauffällig festgestellt wurde, wo der Beschuldigte in der Zwischenzeit seit Absendung der Briefe war. Am frühen Morgen wurden drei Offiziere zu Hofrichter geschickt, die ihn zu einem militärischen Verhör einer Militärkommission vorführten. Sobald das Verhör begonnen hatte, wurde eine Haussuchung vorgenommen, die ebenfalls belastendes Material ergab. Gestern kehrte die Kommission nach Wien zurück. Hofrichter bleibt in Haft in Linz. Der beschuldigte Offizier war in der Kriegsschule als strebsam und ehrgeizig bekannt und nicht unbemittelt. Er lebte auch in geordneten Verhältnissen. Seine Kameraden führten die Minderwertigkeit seiner Leistungen in der letzten Zeit auf Neberanstrengung zurück. —. Zn der Giftmordafsäre werden nachfolgende Einzelheiten bekannt: Der verhaftete Oberleutnant'Adols Hofrichter war der fünfte im Range der im November zu ernennenden Generalstäbler. Sein unmittelbarer Vordermann befand sich unter den Offizieren, welche Giftpillen erhielten. Die drei übrigen Vordermänner blieben verschont, offenbar, um die Sache weniger auffällig erscheinen zu'lassen. Die Erhebungen haben ergeben, daß der »Verhaftete seit dem 9. November nach Böhmen beurlaubt war und am 16. November in seine Garnison zurückkehrte. Er blieb bis 13. ds. in Linz und reiste nachts nach Wien, wo er am 14. ds. Mts. früh nach seiner Ankunft die Briefe der Post übergab. Eine Woche früher hatte Hofrichter an einen Linzer Kameraden in einer Schachtel, welche mit der an die Generalstäbler gesandten Schachtel identisch ist, ein NamenstagZgeschenk geschickt. Die Schriftzüge auf dieser Sendung wurden von Sachverständigen mit den Schriftzügen auf den Briefumschlägen der Giftbriefe für identisch erklärt. Die Erhebungen in Linz haben ergeben, daß Hofrichter die Oblatenkapseln, Schachteln und Briefumschläge tatsächlich bei Linzer Firmen eingekauft hat. Zwei derartige Schachteln wurden bei der Revision seiner Wohnung im Schreibtisch gefunden. Auch ungefähr zehn Oblatenkapseln wurden gefunden, die denjenigen völlig gleich sind, die an die Generalstäbler versandt wurden. Der verhaftete Oberleutnant erklärte, daß er darin Bandwurmpillen für Hunde aufbewahren wollte. Ferner wurde festgestellt, daß sich Hofrichter auf das genaueste über die Art und Weise der Oblatenfüllung informiert hat. Das Verhör des Verdächtigen dauerte von drei Uhr nachmit-
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auf unsere Zeitung „Aus den Tannen" für den Monat Dezember werden fortwährend entgegengenommen.
tags bis elf Uhr nachts. Er nimmt eine selbstbewußte Haltung ein und leugnet die Täterschaft ganz entschieden. Hofrichter ist seit drei Jahren verheiratet. Seine Gattin sieht ihrer Entbindung entgegen. Ueber die Art der Giftbeschaffung herrscht noch Dunkel. Hofrichter ist hervorragender Amateur- Photograph. — Der Militärobergerichtshof hat bereits das Garnisonsgericht in Wien mit dem weiteren Verfahren gegen Oberleutnant Hofrichter betraut, der in der nächsten Woche diesem Gericht überwiesen werden wird.
ss Wien, 28. Nov. Trotzdem sich das Beweismaterial sowohl bezüglich der Aehnlichkeit der Handschrift des Begleitschreibens, als auch bezüglich der Schächtelchen und Oblaten, sowie des Aufenthalts Hofrichters in Wien immer mehr zu einem Schuldbeweis verdichtete, verblieb Hofrichter nach übereinstimmenden Meldungen bisher bei seinem hartnäckigen Leugnen und es ist immer noch nicht vollständig ausgeschlossen, daß es sich um eine unselige Verkettung von Umständen handelt. — Oberleutnant Hofrichter ist unter Bedeckung heute hier eingetroffen und dem Garnisonsgericht überwiesen worden.
Allerlei.
* Aus Bern wird gemeldet: Auf der Gemsjagd im Somvierer Tale wurden im September einem Jäger namens Franz Duff beide Augen ausgeschossen, wie man vermutete, durch eine von weit her verirrte Kugel. Jetzt gestand der damalige Jagdgefährte Duffs, der Gemsjäger Paly, den verhängnisvollen Schuß aus Unvorsichtigkeit abgegeben zu haben. Die Liebesgabensammlung für den erblindeten Duff, der Vater von 6 Kindern ist, ergab nahezu 10 000 Francs.
* In dieser Woche gelangen in Paris die Schmucksachen des ehemaligen Sultans Abdul Asis von Marokko zur Versteigerung. Der „Sohn des Propheten" hat die Sachen, die er seinerzeit an Zahlungsstatt gab, also nicht mehr einlösen können.
"DerSaßnitzer Raubmörder gefaßt? Bei Hesselager (Dänemarck) wurde >m zugereister Deutscher, namens Robert Schmalz, verhaftet, aer unter dem Verdacht steht, den Mord an dem Pastorpaar Vermehren auf Rügen verübt zu haben. Schmalz wurde aus Ersuchen der deutschen Regierung von den dänischen Behörden nach Flensburg ausgeliefert.
"Prinz Heinrich von Preußen, des Kaisers Bruder, weilt zurzeit auf der Bärenjagd bei dem Grafen An- drassy auf Schloß Iglo in Ungarn.
' Das Geld des Totalisators. Die Wettumsätze am Totalisator erreichten in der verflossenen Saison aus den Berliner Rennbahnen die Höhe von insgesamt 22 559 030 M.
* Einen Wasserfall von 14 Millionen Pferd ekräfte hat man im Stromgebiet des Laplata am Schnittpunkt der Grenzen von Argentinien, Brasilien und Paraguay entdeckt. Amerikanischer Unternehmergeist beschäftigt sich bereits lebhaft mit dem Problem, wie diese ungeheure Kraftquelle — wohl die stärkste der Welt — wirtschaftlichen Zwecken nutzbar gemacht werden kann. Lösbar ist das Problem, hat man doch auch die Niagarafälle bezwungen.
* Ein Budapester Zug fuhr bei der Station Nagylapos in einen Lastzug hinein, von dem 12 Wagen zertrümmert wurden. Der darin befindliche Viehtransport wurde vernichtet. Ein Transportbegleiter wurde getötet und sieben andere Personen schwer verletzt.
"Eine Schwester des Reichskanzlers, Frl. Hildegard v. Bethmann-Hollweg, die kürzlich in Gegenwart der Kaiserin in ihr Amt als Diakonissin in der Zentralanstalt Bethanien eingeführt wurde, fühlt sich in ihrer Tätigkeit sehr glücklich.
" Wieder ein Schülerselbstmord. In Darmstadt erschoß sich ein 16jähriger Primaner, wie es heißt, auf die eindringlichen Ermahnungen der Lehrer und Eltern, mehr zu lernen.
" Den Rekord der Lebensversicherungen schlug der Millionär Wannamaker in Philadelphia, der sein Leben mit 16 Millionen Mark versicherte.
Häßlicher Ruridarrsfchlag durch Zahnwasser.
(Nachdruck verboten.)
Wiederholt ist neuerdings von Aerzten berichtet worden, daß manche Mundwässer, Zahnpulver, Pasten auf empfindlicher Haut Ausschlag Hervorrufen, der sich über Ober- und Unterlippe, die Mundwinkel, oft sogar das Kinn und die angrenzenden Wangenpartien erstreckt. Es entstehen abschuppende, juckende Stellen; die Haut ist gerötet, geschwollen und gespannt, so daß jede Bewegung beim Sprechen, Essen oder Lachen schmerzhaft wird. Die Schuld an diesem'Ausschlag tragen die ätherischen Oele, besonders Pfeffermünzöl und Nelkenöl, oder auch Arnikatinktur. Dr. Galewsky bewies dies durch folgenden Versuch. In einem Falle von Mundausschlag, welcher veranlaßt war durch ein Zahnpulver mit Pfeffermünzöl, ließ er dasselbe Zahnpulver ohne Pfefferminzöl Herstellen, behandelte den Ausschlag mit milden Salben bis er ausheilte, und gab nebenbei das pfefferminzlose Zahnpulver. Nach einiger Zeit wurde versuchsweise dasselbe Zahnpulver, wieder mit Pfefferminzöl gemischt, gegeben, und sofort brach der Ausschlag von neuem aus. Ganz zweifellos war also in diesem Falle das Pfefferminzöl die allein schuldige Ursache.
Manche Personen, namentlich Damen, leiden häufig an Mundausschlag, der sie schier zur Verzweiflung bringt, weil er sehr häßlich aussieht und trotz aller Behandlung wiederkommt. In solchem Falle lasse man das benutzte Mundwasser, Zahnpulver oder Paste weg und gebrauche zum Zähneputzen einfache Schlemmkreide. Heilt dann der Ausschlag ab, so ist die Schädlichkeit des Mundwassers bewiesen, und man darf es nie wieder verwenden.
Handel und Verkehr.
" Stuttgarter Ledermesse. Die nächste Led ermesse findet Mittwoch den 8. Dezember in der Gewerbehalle statt.
" Die Stadt Pforzheim wird demnächst für produktive Zwecke eine Anleihe von 10 Millionen Mark aufnehmen.
" Zahlungseinstellung. Der „Frkf. Zig." wird aus Wiesbaden unterm 24. d. M. geschrieben: Aufsehen erregt der Konkurs der hiesigen Holzfirma Louis Häuser. Der Jahresumsatz soll sich auf über st, Mill. Mark belaufen haben. In der Masse soll so gut wie nichts liegen, obschon dem Inhaber außer dem Vermögen seiner Frau noch eine Erbschaft von 200 000 Mark zugefallen war. In große Mitleidenschaft sind weite Kreise gezogen, so besonders der Holzhandel in Süddeuischland, vor allem in Mannheim und Mainz. Auch aus dem Auslande laufen fortgesetzt Forderungen ein.
Be.cnLssrt!tcher Redakteur: Ludwig Lauk, Altenpetg.