Amtliches.

Uebertragen wurde dem Oberreallehrer Dr. Pfef- f efl in Wildbad eine Professorsstelle am Realgymnasium in Gmünd.

Landesnkrchrichien.

Atterrflerg, 20. November.

* Am morgigen Sonntag, von nachmittags 4 Uhr an, veranstaltet der hiesige Liederkranz im Gasthos z.grünen Baum" ein Konzert unter Mtwirkung hiesiger und auswärtiger Kräfte, wo­rauf wir besonders aufmerksam machen. Das Pro­gramm verspricht wieder genußreiche Stunden.

* Vereinbarung zwischen Württem­berg und Oesterreich wegen Besteuerung der Holzhändler. Zur Ausführung des Art. 2 des Staatsvertrages vom 4. Februar 1905 (Reg.- Bl. S. 104) ist wegen der Besteuerung der Holz­händler zwischen Württemberg und Oesterreich nach­stehende Vereinbarung abgeschlossen worden: Bei Holzhändlern, welche in Oesterreich und in Würt­temberg Betriebsstätten haben, wird derjenige 'Teil des Betriebs, welcher in dem Exporte des unfler Verwendung der in dem einen Staate gelegenen Betriebsstätte angekauften Holzes in den änderen Staat besteht, den beiderseitigen Betriebsstätten nur je zur Hälfte angerechnet. Dem Holzexport nach Württemberg wird hiebei gleichgestellt jener Holz­export, der in einem anderen deutschen Staat er­folgt, mit welchem österreichischerseits ein gleiches Uebereinkommen getroffen worden ist. Sohin ist bei Ermittlung des zu besteuernden Gewinnes der inländischen Betriebsstätte in jedem der beiden Staa­ten der Gewinn bezw. Reinertrag aus diesem Um­sätze festzustellen, sedoch nur zur Hälfte als aus der inländischen Betriebsstätte herrübrend der Be­steuerung zu unterziehen: in dem gleichen Sinne sind die für die Ertragsfähigkeit eines solchen. Ge­schäftsverkehrs maßgebenden Merkmale auch nur zur Hälfte in Ansatz zu bringen. Der erübrigende Teil des Umsatzes jeder Betriebsstätte wird derselben ganz zugerschnet. Soferne in einem der beiden Staatsgebiete eine weitere Bearbeitung des Holzes stattfindet, sind die Betriebsmerkmale dieses Pro­duktionsbetriebes und der aus dieser Bearbeitung sich ergebende Gewinn bei der Besteuerung des Holz­handels in dem anderen Staatsgebiete außer Be­tracht zu lassen. Diese Vereinbarung tritt sofort in Kraft und zwar hinsichtlich aller noch nicht rechts­kräftig entschiedenen Besteuerungsfälle mit Rück­wirkung für die Zeit seit dem 1. Januar 1905.

si Oberndorf, 19. Nov. Am Bahndamm zwischen hier und Alt-Oberndorf fand vergangene Nacht der in der Nähe des Scheerschmitt'schen Anwesens statio­nierte Bahnwärter den Leichnam eines etwa vierzig Jahre alten Mannes, dem der Kopf vom Rumpfe gefahren war. Der Getötete ist der Maler E. H- Thun von Mülhausen i. E. Er war gänzlich mit­tellos und es ist anzunehmen, daß er sich in selbst­mörderischer Absicht auf die Schienen gelegt hat.

jf Stuttgart, 19. Nov. Der König hat auf die Nachricht von der Beschleunigung der Entrich­tung des städtischen Beitrages für das Schauspiel­haus an Oberbürgermeister von Gauß folgendes Telegramm gerichtet: Eben kommt zu meiner Kennt­nis der gestern von den bürgerlichen Kollegien ge­faßte, großherzige Beschluß bezüglich des zu er­bauenden Schauspielhauses. Ich kann mir nicht ver­sagen, Ihnen gegenüber meiner großen Freude und meiner warmen Dankbarkeit Ausdruck zu geben über diese für das Kunstleben unserer Stadt so wichtige und bedeutsame Entscheidung, dessen Hebung mir so sehr am Herzen liegt. Wilhelm.

st Korntal, OA. Leo.nberg, 19. Nov. Der Fuhr­mann Wendel von hier, der auf der Ludwigsburger Straße von einem Wagen der Straßenbahn ange­fahren und zu Boden geworfen wurde, ist im hiesigen Krankenhaus den schweren Verletzungen, die er am Kopfe erlitten hatte, erlegen.

9 Balingen, 19. Nov. Die neue Automobil­verbindung von Balingen über Rosenfeld n^ch Oberndorf und von Sulz nach Oberndorf ergab im Monat Oktober eine Gesamteinnahme von 2500 Mark. Der jetzige Kurs hat sich bereits als un­genügend für den Verkehr erwiesen und es soll eine Eingabe an die Generaldirektion um Einstellung eines vierten Wagens gerichtet werden.

si Waldfee, 19. Nov. Die großen Bauern­güter werden an Zahl immer geringer. Dieser Tage ist das 120 Morgen große Hofgut des Bauern Wächter in Dinnenried durch Kauf um den Preis von 61 000 Mark mit lebendem und totem Inven­tar an den Kaufmann Merzbacher in Oehringen übergegangen.

Schwarzwälder Sonntagsblatt.

si Donauefchingen, 18. Nov. Der Kaiser, Fürst Fürstenberg und die übrige Jagdgesellschaft begaben sich um 10.30 Uhr zur Jagd nach dem Revier im , Unterhölzer Wald. Das Frühstück wurde im Jagd­schlößchen zu Unterhölzer eingenomnien, wohin sich auch die Damen begaben.

* Bonn, 19. Nov. Wie der Bonner Gen.-Anz. meldet, ist das KorpsBorussia" vom Senat der Universität wegen verschiedener Aufreizungen, die sich Mitglieder des Korps hier und im Dorfe Mah­len zu schulden kommen ließen, für ein Semester suspendiert worden. Durch die Maßregelung ist dem Korps untersagt, Couleur zu tragen.

* Berlin, 19. Nov. DerReichsanzeiger" teilt mit: In der Bundesratssitzung vom 18. November wurde dem Gesetzentwurf betr. die Handels­beziehungen zum britischen Reiche zuge­stimmt.

* Berlin, 19. Nov. Nach einer Bekanntmachung des Staatssekretärs des Innern als Stellvertreter des Reichskanzlers wird die Eröffnung des Reichstags am 30. November mittags 12 Uhr im Weißen Saal des kgl. Schlosses stattfinden. Der Eröffnung wird ein Gottesdienst im Dom um 11 Uhr und in der Hedwigkirche um halb 12 Uhr voran- ßehen.

* Berlin, 19. Nov. Der Präsident des Reichstages Graf zu Stolberg-Werni- gerode gab seinem Wahlkreis folgende Erklä­rung ab:

Großbarnim (Neumarkt), 18. Nov. Auf mehrfach aus meinem Wahlkreis an mich ergangene Anfragen erkläre ich, daß ich durch Krankheit ver­hindert war, an der Abstimmung über die Erb- an fällst euer teilzunehmen. Im übrigen würde, wenn die Steuer in dieser Abstimmung ange­nommen worden wäre, die Finanzreform ge­scheitert sein und wir hätten gegenüber einer unbestimmten Zukunft gestanden. Der Voraussicht nach ist bei sparsamer Wirtschaft der Bedarf für das Reich zunächst gedeckt. Wir werden uns bis auf weiteres mit neuen Steuern nicht zu beschäfti­gen haben. Es würde also ebenso gegenstandslos wie verderblich sein, wenn man Meinungsverschie­denheiten, die während der Beratung der Finanz­reform zwischen Gesinnungsgenossen bestanden haben, jetzt fortspinnen oder neu beleben wollte. Gerade jetzt bedürfen wir der Partei. Je selbst­ständiger dieselbe ist, umsomehr wird es ihr mög­lich sein, friedliche Beziehungen zu anderen bürger­lichen Parteien zu pflegen. Das weitere behalte ist der mündlichen Aussprache vor. Dr. Udo Graf zu Stolberg-Wernigerode, Abgeordneter des Wahlkrei­ses Oletzko-Lyck-Johannisburg.

si Berlin, 19. Novbr. Gestern abend wurden 25 000 Kubikmeter Schnee aus Berlin mit 1100 Schneewagen auf besondere Abladeplätze geschafft. Dazu kommen die Schneemassen, die von Stratzen- arbeitern den Abzugskanälen zugeführt wurden. Eine unheimliche Ueberraschung wurde einem Droschkenkutscher in Berlin zu teil, her meh­rere Nächte beim Nachhausekvmmen seine Frau nicht vorfand. In der Meinung, sie sei zu einer kranken Schwester gegangen, legte er sich ahnungslos zu Bett. Gestern fand er nun beim Zurückschlagen einer Gardine die Frau an einem Haken hängen. Aus Kram über die Krankheit ihrer Schwester hatte sie sich schon drei Tage zuvor das Leben genommen.

st Pieschen, 18. Nov. In der vergangenen Nacht sind in einem Gehöft in Boguslawitsch nahe der russischen Grenze zwei Männer und eins Frau und vier Kinder anscheinend durch Axthiebe er­morde: worden.'

* In Minsk und Umgebung herrschte ein fünf­tägiger Schneesturm. Die Schneeverwehungen 'ver­ursachten Störungen im Bahnverkehr. Auf der Strecke MinskFanipol konnte der Moskauer Eil- zug nicht weiter kommen. Er stand sieben Stunden im Schnee und mußte zurückkehren. Auf der Newa ist gestern Eisgang eingetreten.

!j. Newyork, 19. Nov. Auf einem gestern abend von der hiesigen Handelskammer veranstalteten Fest­mahl hielt der deutsche Botschafter Graf Bern­stor ff eine Rede, in der er dis Kriegs furcht der letzten Zeit und die Reden unverantwortlicher Personen geißelte und erklärte, der internationale Handel sei die stärkste Friedensquslle. Die Nationen würden auf keinem anderen Wegs besser zufammen- geführt als durch dis kommerziellen Bande und es sei deshalb höchst wünschenswert, daß dies auch zwischen Deutschland und Amerika der Fall sein

möchte. Die deutsch-amerikanischen Beziehungen müßten nach dem 7. Febr. 1910 neu geregelt wer­den. Er hoffe aber, daß sie normal bleiben wer­den, und das Gefühl scheine in Amerika und Deutsch­land ein gegenseitiges zu sein.

Zu unseren Bildern,

Zu Björnstjerne Björnsons schwerer Erkrankung.

Der berühmte norwegische Dichter und Politiker Björnst­jerne Björnson, der vor kurzem nach Paris kam, um dort eine Lichtbäderkur zu gebrauchen, ist nach den letzten Nach­richten so schwer leidend, daß die Aerzte an seiner Genesung zweifeln. Tie Gebildeten der ganzen Welt blicken voll Teilnahme auf das Krankenlager des greisen Dichters, der nicht nur neben seinem Freunde Ibsen der ruhmreichste Ver­treter der skandinavischen Literatur ist, sondern auch alle anderen zeitgenössischen Literaturen durch seine Werke beein­flußt und befruchtet hat. Besonders in Deutschland hat Björnstjerne Björnson zahllose Verehrer, die die Nachricht von seiner schweren Erkrankung mit Besorgnis vernehmen. Hat doch der Dichter, obwohl seit dem Anfang seines dich­terischen Wirkens schon 52 Jahre verflossen find, noch vor kurzem in seinem letzten LustspielWenn der junge Wein blüht" ein jugendfrisches Werk geschaffen, das deutlich be­wiesen hat. daß seine künstlerische Schöpferkraft trotz des Verfalles seiner Körperkräfte noch immer stark und unge­brochen ist.

Der Einschienen-Modellwagen des Seherischen

Schnellbahn- Systems.

In den Ausstellungshallen am Zoologischen Garten in Berlin wird den Sachverständigen und dem Publikum der Reichshauptstad, zurzeit ein stattliches Modell einer bedeut­samen verkehrstechnischen Erfindung im Betriebe gezeigt. Herr August Scherl har bekanntlich vor kurzem in einer vielbesprochenen Schrift die Einführung eines großzügigen neue:: Systems einschieniaer Schnellbahnen augeiegr. Nun beweist das ausgestcllie Modell, daß es wirklich möglich ist, Eisenbahnzüge auf einer einzigen Schiene dahinfahren zu lassen. Der Wagen, der vor den Augen berufener Vertreter der Verkehrsbehörden, zahlreicher Ingenieure, Offiziere und Kaufleute auf seiner einzigen Schiene seine Feuerprobe glän­zend bestand, fährt völlig sicher und in vollendetem Gleich­gewicht dahin. Dafür sorgt ein System von Kreiseln, die es ihm ermöglichen, sicher und ohne Schwanken auf der schmalen Schiene einherzusausen. Ter kleine Modellwagen trug als ersten Insassen den Eisenbahnminister Breitenbach. Der ausgebaute Einschiencm Eisenbahnwagen würde 200 Ki­lometer in der Stunde zurückleaen können. Daraus ergibt sich, welche ungeheure Bedeutung diese neue Erfindung für unser Verkehrswesen haben kann.

Handel und Verkehr.

-n. Walddorf, 19. Nov. Ein Unterhändler kaufte in letzter Zeit hier und in der Umgegend ca. 600 Ztr. Haber auf für eine ausländische Firma und zahlte 77.20 M. dem Zentner nach.

-» Vom oberen Gäu, 19. Nov. Der Aufkauf von Stroh ist gegenwärtig in unserer Gegend in vollem Gang. Die Preise stellen sich für Stroh, mit dem Flegel gedroschen, auf 1.80 M., für gemischtes Stroh, mit der Maschine ge­droschen, auf 1.501.60 M. dem Zentner nach. Größere Partien sind überall käuflich.

' AMendrauerei Zahn in Böblingen. In der Aufsichtsratssitzung wurde beschlossen, die Dividende für das Geschäftsjahr 1908 09 auf 4 fl, (5° fl festzufeheu.

* Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhos in Stuttgart. (Marktamllich sestgestelll.) Am 19. November waren aufge­stellt 162 Wagen, davon Neuzufuhr 51 Wagen, und zwafl: 28 aus Frankreich. 19 aus Italien, 3 ans Oesterreich, 1 aus der Schweiz. Nach auswärts sind abgegangen 32 Wagen. Preise für 1 Wagen s 10 000 Kg. Obst aus Frankreich 650 bis 710 Mark, aus Italien 580- 630 Alk., and Oesterreich 600740 Mk., aus der Schweiz 630 M. Im Kleinverkauf für 50 Kg. 3,303,80 Mk. Marktlage: Etwas lebhafter.

Seit 30 Jahren verwenden die Landwirte das Thomas­mehl zur Düngung. Wenn mau bedenkt, daß in diesen 30 Jahren der Thomasmehlverbrauch in Deutschland bis über 30 Millionen Zentner jährlich gestiegen ist, so bedarf es wohl für diesen Kunstdünger keiner besonderen Empfehlung. Thomasniehl ist heute der gesuchteste Phosphorsäuredünger.

Frikandellen von Fleischresten. Man nimmt hierzu Ueberreste von'gekochtem Fleisch, am besten von gebratenem Fleisch, hackt es mit einer Zwiebel oder Petersilie recht fein, rührt dazu einige Eier, Salz, etwas Maggi-Würze und ge­stoßenen Pfeffer, geriebenes Weißbrot, Bratenjus oder saure Sahne, in Ermangelung dessen ein wenig Milch. Dann macht man Klöße von der Größe eines Eies, drückt sie ein wenig flach, bestreut sie mit den gerösteten und feingestoßenen Krusten des Weißbrotes und brät sie in Butter gelb. Hat man gekochten Schinken, so kann man etwas davon mit dem Fleisch hacken. In Ermangelung des Weißbrotes lassen sich recht gut einst e kalke Kartoffeln, welche auf einer Reibe gerieben werden, verwenden. (Aus:Henriette Davidis Prakiisches Kochbuch". Ncubearbeitnng von Gertrude Wiemann, Verlag W. Hecket, Berlin W. 35.)