Fernsprecher Nr. 11.

Gegründet

1877.

Die TageSausgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.35

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Unpartsiischs Tageszeitung und Anzeigsblatt, verbreitet in den MbsramLsbezirken Nagold, FreudensLadt, Talw u. Neuenbürg.

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AnSgabeorL Atte«steig-Stadt.

Gawstag, dsrs SO. November.

Amtsblatt für Pfalzgrafenwekler.

1908.

kann unsere Zeitung bei allen Poftanstalien, Postboten und Agenten bestellt werden.

Amtliches.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereisckntte in Gerabronn demnächst wiederum ein vierwöchiger N n t e r r i cb ts kn r s überMalte­re i w e s e n abgehalien werden. Der Beginn des Kurses ist auf Montag, den 3. Januar 1910, festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind bis längstens 20. Dezember d. I. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Land­wirtschaft" in Stuttgart einzusenden.

Das neue Branntwein st euergesetz vom 15. Juli 1909 hat außer seinen vielen schädlichen Folgen für den Kleinhandel verschiedene Erschwe­rungen gebracht, welche jetzt erst in ihrer ganzen Tragweite zu Tage treten. So bestimmt der Para­graph 109 des Gesetzes, daß vollständig vergällter Branntwein im Kleinhandel nur in Behältnissen von 50, 20, 10, 5 und 1 Liter Ramngehalt seilgehalten werden darf, die verschlossen und mit einer An­gabe des Alkoholgehalts versehen sein müssen. Hier­durch wird es jetzt dem Kleinhandel unmöglich ge­macht, die gerade von den minderbemittelten Leuten verlangten kleinen Mengen Brennfpiritus liefern zu können, während er bisher diese Ware in einem Gebinde bezog und aus diesem nach Bedarf in klei­nen Mengen abfüllte. Die Folge diese'? Verbotes ist, daß der Verkauf durch die Detailhändler jetzt überhaupt aufhört und unmittelbar von den Ver­lsandgeschöften ausgeführt wird. Diese ganze Be­stimmung des Paragraphen 109 ist somit lediglich ein Mittel zur Ausschaltung des Kleinhandels.

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Der französische Kulturkampf bringt immer unerquicklichere Folgen mit sich. In Chasigny bei Chalons weigerten sich die Schülerinnen, die vom Bischof verbotenen Schulbücher zu benutzen. Die Mütter dieser Kinder verbrannten öffentlich die Bücher. Aus Bayonne wurde gemeldet, die Wei­sung des Bischofs, den Müttern der Kinder, die weltliche Schulen besuchen, die Absolution zu verweigern, habe zur Folge gehabt, daß die Eltern in mehreren Gemeinden den Kultusbeitrag verweigert haben. Die Pfarrer, die den sogenannten Kulturpfennig erheben wollten, seien mit den Wor­ten abgewiesen worden:Keine Absolution, kein Geld."

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In der französischen Deputierte n- kammer sagte Jaures, daß sowohl England wie Deutschland Interesse an der Ausrechterhal- tung des Friedens hätten; dennoch müsse Frankreich wachsam bleiben, denn eine aben­teuerlustige deutsche Minderheit träume davon, Frankreich im Falle eines Krieges als Geisel zu be­nutzen. Jaures sprach sich sodann anerkennned über die friedfertige Haltung der französischen Regie­rung ans und gedachte lobend Elsaß-Lothrin­gens, das mehr als 30 Jahre lang davon ge­träumt habe, die Ungerechtigkeit, durch die es deutsch geworden war, werde wieder gut gemacht werden, das aber daraus verzichtet habe, seine Befreiung von der Gewalt der Waffen zu erwarten und an Stelle dessen den Entschluß gefaßt habe, Achtung vor seiner-Eigenart zu fordern. Es wolle inner­halb seiner Grenzen seine eigene Physiognomie be­wahren in dem Bewußtsein, daß sich Frankreich und Deutschland eines Tages über Elsaß-Lothringen hin­weg die Hände reichen würden.

L audesnAch richten.

st Münklingen, OA. Leonberg, 18. Nov. Der 13jährige Sohn eines hiesigen Glasers svielte mit einem geladenen Revolver, der losging und seine dreizehnjährige Schwester in den Kopf traf. Das Mädchen ist gestorben.

* Stuttgart, 17. Nov. Sven Hsdin, der im Februar ds. Jrs. von seiner ereignisreichen Tibst- reise zurückgekehrte Forscher, wird am Mittwoch 24. November abends 9 Uhr im Festsaal der Lieder­halle einen wissenschaftlich bedeutsamen und allge­mein- interessierenden Vortrag über seine Reise hal­ten. Der Vortrag wird durch zahlreiche Lichtbilder erläutert werden, die Hedin selbst ausgenommen hat.

st Stuttgart, 18. Nov. Die hiesige Fleischerin- nung weigerr sich, die von der Stadtverwaltung verlangten Fleisch Preistafeln in den Läden anzubringen und will diese Angelegenheit bis aufs äußerste verfolgen. Im Interesse des Publikums wäre es gelegen, wenn der Wille der Stadtverwal­tung durchgesetzt würde. In einer Versammlung der Milchhändler wurde, einer Blättermeldung zu­folge, bekannt gegeben, daß die Lieferanten der Milch um einen Pfennig pro Liter aufschlagen wollen, während dis Händler beschlossen haben, von sich aus noch einen Pfennig dazuzuschlagen. In­folgedessen wurde heute bei einem Teil der Milch­händler das Liter zu 22, bei einem anderen Teil zu 21 Pfennig verkauft. (Bemerkt sei hierzu, daß seit 1903 der Preis für 1 Liter Milch von 16 Pfg. aus diese Höhe gestiegen ist.)

st Stuttgart, 18. Nov. Eine gestern hier ab­gehaltene Versammlung von Wirten erklärte sich mit dem B i s r a n s s ch l a g von 1,65 Mart pro Hektoliter einverstanden, verlangte jedoch, daß die Brauereien denjenigen Abnehmern, die unter dem Mindestansschankpreis verkaufen, die weitere Bier­lieserung verweigert, an Nichtwirte bei Waldfesten kein Bier mehr liefern und bei Bauten keine eigenen Flaschenbierbuden erstellen.-.

Stuttgart, 19. Nov. Die Stuttgarter Ge­meindeverwaltung hat die Absicht, das Gelände am linken Neckaruser entlang von Berg bezw. der Gasanstalt bis nach Untertür k- heim in eine Parkanlage mnznwandeln. Es ist kein Zweifel, daß sich aus diesem Areal, wenn ihm auch die großen Bäume fehlen, schöne gärtne­rische Anlagen werden schassen lassen, denen die Nähe des Wassers besonders zu gute kommt, und die Durchfürung der Idee empfiehlt sich umsomehr, als durch die starke Beeinträchtigung der Kgl. An-- lagen durch die Bahn- und Theaterbauten es im Weichbild der Stadt an größeren öffentlichen Gär­ten fehlt.

st Göppingen, 18. Nov. Bei dem Brand der Baderschen Roßlederfabrik kommt zu dem Gebäude- und Materialschaden der ganz erhebliche Verlust aus den verbrannten Häuten, die in großen Po­sten in der Fabrik lagerten und zum Teil unver­sichert sein sollen.

st Burgrieden, OA. Laupheim, 18. Nov. Eine ledige, zuletzt in Ulm bedienstet gewesene Kellnerin schwindelte einem hiesigen Burschen, der im Herbst ds. Jrs. in Ulm vom Militär entlassen wurde, vor, daß sie ein Vermögen von 12 000 Mark besitze, 28 Jahre «alt sei und ihn heiraten wolle. Der Bursche nahm die reiche Braut mit nachhause, wo sie von dessen Eltern aufs gastfreundlichste empfangen und mehrere Wochen beherbergt wurde. Da die Braut­leute heiraten und eine Wirtschaft kaufen wollten, so besichtigten sie während dieser Zeit in den an­grenzenden Oberämtern mehrere Wirtschaften, bis sie dann in Hörenhansen, Gemeinde Sießen, eine solche fanden, die ihnen paßte. Die Wirtschaft wurde von der reichen Braut um die Summe von 21 000 Mark gekauft. Als gestern bei der Uebernahme der Wirtschaft der Betrag von 5000 Mark angezahlt werden sollte, stellte sich heraus, daß die Braut 35

Jahre alt und völlig mittellos sei. Weil dem be­dauernswerten Bräutigam durch das betrügerisch er­kaufte Anwesen bedeutende Kosten verursacht worden sind, so wurde die stellenlose Schwindlerin sestge- nommen und an das königliche Amtsgericht Laup­heim eingeliesert.

st Oehringen, 18. Nov. Gestern früh brannte in Michelbach die Doppelscheuer des Bauern Ru­dolf bis aus den Grund nieder. Das Feuer entstand infolge unvorsichtigen Hantierens mit der Laterne.

st Gmünd, 18. Nov. Der gestern mitgeteilte Fall von Unterschlagungen durch einen kauf­männischen Angestellten einer hiesigen Goldwaren­fabrik ist nun aufgeklärt. Es handelt sich, wie die Gmünder Zeitung hört, um eine systematisch durch- gesührte Fälschung der Lohnbücher, durch die sich der junge Mann seit einiger Zeit ein ansehnliches wöchentlichesTaschengeld" verschaffte. Die Fälsch­ungen hatte der junge Mann, der Sohn einer acht­baren Familie aus der Nachbarschaft, in der Weise begangen, daß er seinem Kollegen zur Eintrag­ung in die Bücher höhere als die tatsächlichen Lohn­beträge diktierte, während er dann .selbst nachher aus den Lohndüten die richtigen Beträge verzeichnete und die überschießenden Gelder in seine Tasche steckte. Im übrigen hat ihn das Schicksal bald ereilt; er ist gestern in Ludwigsburg festgenommen worden, nachdem er bereits eine Fahrkarte nach Paris ge­löst hatte. Er soll heute ans hiesige Amtsgericht eingeliefert werden.

st Gmünd, 18. Nov. Ein Faßdieb, der sein verwegenes Handwerk in recht unverfrorener Weise betreibt, hat zu Anfang dieser Woche einem- sermeister hier einen Besuch abgestattet. Er suchte sich aus dessen Faßbestand ein ca. 300 Liter halten­des Gebinde heraus, auf dem sogar der Name des Küfers eingezeichnet ist, lud die Beute auf einen mitgebrachten Handwagen, und zog ungeniert von dannen, wobei das Rasseln des Gefährtes die ganze Nachbarschaft -r es war nachts zwei Uhr aus dem Schlaf weckte. Des dreisten Gauners Spur ist bisher nicht ermittelt.

st Frickenhofen, OA. Gaildorf, 18. Nov. Auf dem Käshos brach heute nacht zwischen zwei und drei Uhr Feuer aus. Es brannte das dem Bauern Jakob und M. Heller gemeinsam gehörige Wohnhaus mit Scheuer nieder. Veranlaßt durch einen Wort­wechsel warf der bei dem Bauern H. Kunz hier bedienstete 18 Jahre alte Ehr. K. beim Dreschen die Schüttelgabel nach der 17 Jahre alten Dienst­magd M. K. und traf sie so unglücklich ins Auge, daß dasselbe wohl verloren sein wird. Das Mäd­chen mußte in das Krankenhaus Gmünd verbracht werden.

st Heidenheim, 18. Nov. Nachdem der seit l. November über sämtliche Wirtschaften des Bezirks verhängte Boykott durch Beschluß einer Arbeiter- Versammlung infolge Vereinbarung mit den Braue­reibesitzern vor etlichen Tagen aufgehoben wurde, geht der Bierkrieg jetzt aufs neue los, weil eine in­zwischen abgehaltene Versammlung zwischen Brauern und Wirten keine Einigung wegen des Bierpreises erzielte.

st Geislingen a. St., 18. Nov. Der von den Brauereien in Aussicht genommene Bierausschlag stößt im Geislinger Bezirk bei den Wirten ans Wi­derstand.

st Giengen a. Br., 18. Nov. Seit einiger Zeit ist ein Wald tausch geplant zwischen der hiesigen Stadtgemeinde, die mehr als zweihundert Morgen Wald besitzt, aber 13 Kilometer von der Stadt ent­fernt und inmitten des Staatswaldes gelegen, und der Staatssorstverwaltung, die Wald bei der Stadt besitzt. Den ganzen Distrikt will der Staat nicht übernehmen, wohl aber einen Teil davon. Diesem Tauschobjekt stimmte die Stadt auf den Rat ihres Sachverständigen, Oberförster Rau-Gaildors, zu, so- daß der Tausch in Bälde vollzogen werden wird. Der Tausch liegt im Interesse der billigeren Be­wirtschaftung des Waldes und kommt beiden Teilen zugut.