worden. Er erlitt einen schweren Rippenbruch, konnte aber trotzdem noch nach Göppingen fahren. Als >er zu Hause angekommen war, wurde sofort für ^ seine Ueberführung ins Krankenhaus gesorgt, wo : er nach tvenigen Stunden den Wveren Inneren ZeN !, letzungen erlag.
! js Kirchheim u. T., 18. Okt. Schultheiß Ade - in Jesingen ist vom Amte suspendiert worden.
' Wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten im Amte ist das Disziplinarverfahren eingeleitet worden, i st Biberach, 18. Okt. Die Gemeindekollegien j haben nach einem ihnen durch Rektor Dr. Weller erstatteten Vortrag ihre grundsätzliche Zustimmung zur Ausnahme von Mädchen in die höheren hiesigen Knabenschulen unter der Bedingung ausgesprochen, daß Hospitantinnen nicht zugelassen werden und daß die Mädchen die gleichen Klassenprüfungen zu machen haben, wie die Knaben.
! Die guten Erfolge, die in anderen Städten mit der ! Zulassung erzielt wurden, haben die Gemeindekol- ^ legien auch hier dem Gesuche geneigt gemacht. Einige Mädchen sind bereits eingetreten und nehmen am Unterricht der Knaben teil. — Stadtgeometer Fetzer hier ist auf sein Ansuchen wegen Krankheit in den Ruhestand versetzt worden. Der noch nicht 30 Jahre alte robuste Mann wurde vor einiger Zeit von einem tückischen Leiden befallen, das seine geistigen Kräfte herabgemindert hat.
st Biberach, 18. Okt. Wir haben hier eine höhere Mädchenschule, deren Besucherinnen eines Tages Neigung verspürten, gleich den Schülerinnen der höheren Schulen in Ulm und anderwärts, Klassenmützen zu tragen. In richtiger Erkenntnis des Umstandes, daß diese Mode weder zur Förderung des Lehrzieles noch zum Ausgleich sozialer Gegensätze dienlich sei, hat der Schulvorstand das Gesuch der Mädchen rundweg abgelehnt. Sie brüteten aber Rache und kamen andern Tages mit gleichmäßigen ! farbigen Streifen, die sie auf die Tellermützen und ! andern Kopfbedeckungen aufgenäht hatten, zur i Schule. Der Schulvorstand dekretierte die sofortige j spurlose Entfernung auch dieses Schmuckes. Darob s Sturm im Glase Wasser. Heute geht es aber wieder auch ohne Klassenmütze und ohne farbigen Litzen.
st Von der bayerischen Grenze, 18. Oktober. Großes Aufsehen erregt das Verschwinden des Taub er müllers Gehring von Gail au. Er betrieb Sägewerk, Mühle, Brennerei und Landwirtschaft. Wie man hört, hinterläßt er eine Schulden- ^ last, die 200 000 Mark weit übersteigt. Beteiligt sind durch Bürgschaften und Guthaben viele Land- ' wirte und Gewerbetreibende aus Mittelfranken, sv- > wie den Oberämtern Gerabronn u. Crailsheim. Dem i Vernehmen nach soll Gehring von Bekannten Blanko- s Accepte erhalten und sie in Umlauf gesetzt haben, ohne daß die Betroffenen eine Ahnung von der ^ Höhe der Beträge haben. Gehring hat sich wahr- ! scheinlich nach Italien gewandt.
* Köln, 18. Okt. Heute nachmittag ist auf dem hiesigen Bahnhof der Parseval 1 mit der Bahn angekommen. Der Ballon wurde in die Luftschifferhalle verbracht, wo er im Lause des morgigen Tages aufmontiert werden soll.
' Nürnberg, 18. Oktober. Bei Zusammenstößen zwischen Ausständigen und Arbeitswilligen der Wolfschen Celluloidfabrik war am Sonntag ein Ausständiger durch Messerstiche schwer verletzt worden. Er erlag im Laufe des ! Samstag seinen Verletzungen. Heute fand unter überaus großer Beteiligung die Beerdigung statt. Nach der Beerdigung zog eine große Menschenmenge nach der Fürther Straße. In der Nähe der Wolfschen Fabrik kam es wieder zu Lärmszenen, sodaß die Menge von der Polizei wieder auseinander gelrieben werden mußte. Zu ernsteren Ruhestörungen oder zu Gebrauch von Waffengewalt ist es dabei aber entgegen anders lautenden Meldungen nicht gekommen.
* Poisdam, 18. Oklbr. Heute vormittag fand in der Friedenskirche die Einsegnung der Prinzessin Viktoria Luise statt. Die Feier begann um 11 Uhr in Anwesenheit der kaiserlichen Familie, der fürstlichen Gäste, des Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg und Gemahlin, der obersten Hofchargen, Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden, der Gemeinden. Die Kaiserin betrat mit der Prinzessin, die weißgekleidet war, zuerst die Kirche, dann folgte der Kaiser. Die Feier begann mit dem Gesang des Domchors: „Komm heiliger Geist" u. mit dem Gemeindegesang: „Ach bleib mit deiner Gnade". Hierauf hielt Oberhosprediger Dryander eine Ansprache auf Grund von Luk. 10, 42 und hob hervor, die Prinzessin befinde sich zwar in bevorzugter Stellung, um-
: geben von Liebe und Fürsorge; dennoch werde auch sie in den Kampf treten müssen. Sie werde merken, wie die Welt eine furchtbare Macht sei und wie die Dinge ! uns beherrschten, statt daß wir sie beyerrschten.
Kraft zu diesem Kampf gäben uns die Stunden zu Jesu i Füßen. Das sei es, was not tue. Auch das Leben der ; Prinzessin könne sich nicht in eigenen Bahnen bewegen. Nicht : nur die Familie verlange nach ihr, sondern auch das Vater- l land, die evangelische Kirche und die Welt mit ihrem Elend, s das die Prinzessin stillen helfen soll. Nachdem der Domchor : »Der Herr ist mein getreuer Hirt" gesungen hatte, verlas die Prinzessin altem Hohenzollernschem Brauch folgend, der Gemeinde zugewendet, ein von ihr selbst verfaßtes Glaubensbe- : ckenntnis, dem sieEv.Joh.6, Vers68, 69 zuGrunde gelegt hatte.
Auf die ihr vom Oberhofprediger vorgelegte Frage, ob sie - 'dem Apostolischen Glaubensbekenntnis gemäß als Christin
leben wolle, gelobte sie laut: „Ja, mit Gotte? Hilfe!" Hierauf segnete der Oberhofprediger die Prinzessin ein, während die Gemeinde sich erhoben hatte. Mit Chor und Gemeindegesang schloß die Feier.
Ausländisches.
* Mailand, 18. Öktbr. Die hiesigen Arbeiterkammern haben beschlossen, für den Tag, an dem derZar italienischen Boden betritt, sämtiche Arbeiter Maibandszuveranlassen, dieArbeitniederzu- legen. Aus dem Domplatz soll eine feierliche Versammlung abgehalten werden, zu der in großen Mengen zu erscheinen, jetzt schon eingeladen wird-
* London, 18. Oktober. Ein neues Schlaglicht auf die Pläne und Taktik der griechischen Osfiziers- partet sowie aus die Neigung der Engländer, bei jedem Anlaß Deutschland eigensüchtige Pläne in die Schuhe zu schieben, wird durch die angeblichen Aeußerungen eines „loyalen Offiziers" geworfen. Wie der Athener Korrespondent des „Daily Telegraph" seinem Blatte meldet, sagte dieser Herr, die meuternden Offiziere hätten die Absicht, die Dynastie zu verbannen. Ein süddeutscher Prinz soll -Nachfolger des Königs Georg werden. Die Ossi- . zierspartei befolge daher die Taktik, ihr Ziel durch die freiwillige Abdankung des Königs zu erreichen. Dem Herrscher werde kein Haar gekrümmt werden. Man werde ihn „re- spektvollst" außer Landes geleiten. Der Grund der Erbitterung gegen den König liegt m der Ueberzeugung der Offiziere, daß der frühere Premierminister Theotokis sich der Annexion Kretas durch Griechenland auf ausdrücklichen Wunsch des Königs widersetzt habe, dessen endgültiges Ziel ein gänzlich unabhängiges Kreta mit dem Prinzen Georg als Herrscher gewesen sei.
* Saloniki, 18. Okt. Die türkische Flotte verläßt morgen Saloniki und geht nach Konstantinopel. Bei den Dardanellen sollen vorher Hebungen vorgenommen werden. Es verlautet, Djovid Pascha habe den Auftrag erhalten, die unterbrochenen Operationen gegen die rebellischen Albanesen wieder aufzunehmen.
js Melitta, 18. Okt. Gesten abend machten die Mauren einen A ngriff gegen zwei bei Nador stehende Regimenter. Von den bei Tagnina stehenden Truppen erhielten sie in die Flanke Feuer und wurden mit großen Verlusten an Toten und Verwundeten in die Flucht geschlagen.
* San Franzisko, 18. Okt. Der Mayor von San Franzisko wird der deutschen Regierung die Dankbarkeit der Bevölkerung von F- rnzisko wegen der Anwesenheit der „Arcona" bei der Fe- r der Wiederherstellung der Stadt zum Ausdruck bringen. Offiziere und Mannschaften des Schiffes seien willkommene Gäste bei der Feier. Auch der deutschen Presse sendet der Mayor den Ausdruck seiner dankbaren Gefühle.
Zur Hinrichtung Ferrers.
* Rom, 18. Okt. In einer Versammlung der Freidenker brachte der Abgeordnete Barzilai den Vorschlag ein, die moderne Schule, das Hauptwerk Ferrers, wieder neu zu begründen. Eine Nationalsubskription soll zu diesem Zweck veranstaltet werden. 40000 Franks stehen bereits zur Verfügung.
* Marseille, 18. Okt. Hiesige Dockarbeiter weigerten sich heute, die Ausladung zweier spanischer Dampfer vorzunehmen.
' Paris, 18. Okt. Der Spezialberichterstatter des „Petit Journal" in Madrid meldet seinem Blatte von einer heftigen Szene, die der Ministerpräsident Maura in der Nacht nach der Hinrichtung Ferrers mit König Alfons gehabt habe. Der spanische Botschafter in Paris richtete in der Nacht, in der die großen Demonstrarionen in der Nähe der spanischen Botschaft stattfanden, ein alarmierendes Telegramm an den König und die Königin, in dem er sie auf die Gefahren aufmerksam machte, die Maura über Spanien heraufbeschwöre. Die Depesche gelangte um ^3 Uhr nachts in den Besitz des Königs, der sich sofort telephonisch mit Maura in Verbindung setzte und ihm befahl, sofort zu ihm ins Palais zu kommen. Um 3 Uhr traf der Ministerpräsident beim König ein und es kam zwischen dem König und Maura zu einer überaus heftigen Auseinandersetzung. Der König machte Maura die größten Vorwürfe, daß er ihm das Todesurteil Ferrers nicht vorher vorgelegt und ihm so keine Zeit gelassen habe, von seinem Begnadigungsrechte Gebrauch zu machen und eoentl. das Todesurteil umzuwandeln. Weiter erging sich der König in heftigen Vorwürfen gegen Maura darüber, daß er Ferrers Hinrichtung beschleunigt habe, um den König vor ein kalt aooowpli zu stellen. Der Korrespondent versicherte, daß Maura das Vertrauen des Königs vollständig verloren habe und daß der König die weisen Ratschläge seiner Mutter befolgen werde, deren Haltung eine dem Ministerpräsidenten gegensätzliche ist.
' Berlin, 18. Okt. Wie wir hören, findet heute nachmittag eine Vorstandssitzung des Goethebunds statt, an der unter anderem Hermann Sudermann und Ludwig Fulda teilnehmen werden. In dieser Sitzung wird der Vorstand des Goethebunds die Mittel und Wege erörtern, um eine Ferrerkundgebung einzuleiten.
Allerlei.
" Verbrauchte Glühlampen, die nach Einsetzen neuer Glühfäden oder durch Reinigen der schwarz gewordenen Birnen wieder hergestellt und in den Verkehr gebracht werden, unterliegen laut ministerieller Entscheidung der Bel«chtungs- steuer.
* Der Aufstieg des ersten österreichischen lenkbaren Luftschiffes der Gebrüder Reimer-Graz ging bei Wien in Gegenwart des Kaisers Franz Joseph glücklich von statten. Nach halbstündiger wohlgelungener Fahrt erfolgte glatte Landung. Der Kaiser beglückwünschte die beiden Brüder, von denen der eine 16, der andere 17 Jahre alt, schüttelte ihnen herzlich die Hand und sagte: Ihr habt mit Kleinem Großes geleistet.
* Prinz Friedrich Leopold von Preußen hat seinen ältesten Sohn, Prinz Friedrich Sigismund, ein Handwerk und zwar das Schlosserhandwerk erlernen lassen und ihn jetzt zur Gesellenprüfung bei dem Schlossermeister Naumann in Steglitz bei Berlin cmgemeldet- Die Prüfung findet in etwa 14 Tagen statt.
Vermischtes.
8 Ein Scherz, der wiedergegeben zu werden verdient, erzählen die „Daily News": Ein Laufbursche gibt einen Brief am Schalter ab; der Postbeamte wiegt ihn und sagt: „Da muß eine andere Marke darauf kommen; der Brief ist zu schwer." Der Bote nimmt kopfschüttelnd das Schreiben zurück und brummt für sich: „Na, davon wird er aber auch nicht leichter."
8 Einen interessanten Altertumsfund machte, wie der „Berl. Lok.-Anz." meldet, Professor Schuchardt vom Berliner Museum für Völkerkunde; er grub an der Römerschanze bei Nedlitz in der Umgebung von Potsdam ein altgermanisches Haus aus. Das Haus mißt in der Länge 9 und in der Breite 6 Meter, die Längsseite war durch 7, die Breitseite durch 4 Pfähle markiert. Im Innern fand man einen im Durchmesser etwa 1?/z bis 2 Meter großen Herd auf, das Steingefüge desselben war durch Lehmbewurf verschmiert. Recht interessant waren die Knochenreste, die man im offenen Kochloch fand. Es wurden Rinder-, Schaf- und Wildschweinsknochen in großer Zahl gefunden, wir wissen also, was die Bewohner des Hauses auf den Mchenzettel zu setzen hatten. In der Nähe des Herdes fehlten nicht die Wahl- und Klopfsteine, auch eiserne Messer fand man. In der Nähe dieses germanischen Hauses, dessen Ursprung in die Jahre 300—200, v. Ehr. gelegt wird, wurden auch die Reste einer altslawischen Siedlung gefunden. Auf dem Herde dieses Hauses befand sich der Kiemenknochen eines Wels, in dem noch die eiserne Angel steckte. Die slawischen Bewohner scheinen demnach Fisch geliebt zu haben, während die Germanen der Fleischnahrung den Vorzug gaben.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 19. Okt. Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof. (Marktamtlich festgestellt.) Am 18. Oktbr. waren aufgestellt 358 Wagen, davon Neuzufuhr 241 Wagen, und zwar: 110 aus Italien, 88 aus Hessen, 19 aus Oesterreich, 11 aus Frankreich, 8 aus Belgien, 5 aus der Schweiz. Nach auswärts find abgegangen 42 Wagen. Preise für 1 Wagen ä, 10 000 Kg. Obst aus Italien 800—970 Mk., aus Hessen 850—980 Mk., aus Oesterreich 850—980 Mk., aus Frankreich 980—1020 Mk., aus Belgien 860—950 Mk., aus der Schweiz 800—900 Mk. Im Kleinverkauf für 50 Kg. 4.80 Mark bis 5.20 Mk. Marktlage: Sehr lebhaft. — In der Auktionshalle von Robert Hallmayer wurden an Stelle der früheren Versteigerungen heute 66 Waggons freihändig verkauft.
* Die neue 4"/, württ. Anleihe. Der Erfolg, den die
Zeichnungen auf die letzte württ. 4" o Anleihe von 26 Mill. Mark, die zu 101? „ aufgelegt wurde, gehabt haben, ist
kein günstiger gewesen. Der Betrag ist nicht vollständig gedeckt worden.
Herbstnachrichten.
' Neckarwestheim, 18. Okt. Die Weinpreise bewegen sich zwischen 80 und 90 Mk. per 3 Hl. Es ist immer noch reichlicher und guter Vorrat vorhanden.
* Untertürkheim, 18. Okt. Lese in vollem Gang, Verkauf lebhaft von 38/g—46'^ z Mk. pro Hektoliter.
* Uhlbach, 18. Okt. Heute Käufe zu 110—125 Mk. für 3 Hektoliter.
' Beihingen a. N., 16. Okt. Letzte Preise: 100, 105 und 110 Mk. für bestes Erzeugnis.
* Talheim OA. Heilbronn, 16. Okt. Heute wurde verkauft zu 93, 94, 95, 96, 87. 98, 100, 101 und 102 Mk.
* Heilbronn, 18. Okt. Nachdem die Frühlese beendigt ist, wurde nach altem Brauch in der Frühe des heutigen Tages durch sämtliche Glocken der Stadt der allgemeine Herbst eingeläutet. Die Weinberge, die sehr sorgfältig behandelt wurden, sind noch schön belaubt und frei von Krankheiten. Das bisherige Resultat zeigt, daß bei sorgfältiger Auslese immerhin eine Qualität erzielt wird, die die gehegten Erwartungen übertrifft. Bestimmte Weinpreise sind noch nicht bekannt geworden; dagegen hat die Stadt bei der Versteigerung des Traubenertrags städtischer Weinberge einen Erlös erzielt, der einem schätzungsweisen Preis von 125 Mk. für den Eimer entspricht.
Konkurse.
Nachlaß des am 2. Oktober 1909 gestorbenen Hüttenwerksarbeiters Joses Seibold in Niederalfingen. Gde. Hütt- lingen. — Konsum- und Sparverein Kirchentellinsfurt, e. G. ni. b. H. in Kirchentellinsfurt.
BorarrSfichtNche- Wett-*
am Mittwoch, den 20. Okt.: Neblig, nachher aufheiternd, kein wesentlicher Niederschlag, mäßig warm.
Vrrantwortücher Redakteur: Ludwig Lauk, Menstettz.