Rode, welcher flüchtig ging, ist heute in Altona verhaftet worden.

ff Stuttgart, 13. Okt. In Sachen des Iuwelier- diebstahls ist bei der Stuttgarter Kriminalpolizei die Nachricht eingelaufen, daß heute früh der eine der beiden Einbrecher, Schilling, alias Balenta, in Frankfurt a. M. festgenominen worden ist.

ff Stuttgart, 13. Oktob.er. Der Polizeibericht schreibt: Gestern vormittag acht Uhr wollte ein 15 Jahre alter, in einer Maschinenfabrik in der Neckar­straße beschäftigter Mechanikerlehrling eine im Laufe befindliche Drehbank reinigen. Hierbei erfaßte der Drehkopf den Lehrling und riß ihm den kleinen Finger mit einem Teil der linken Hand weg. Aus Versehen stieg gestern abend > Uhr ein Gipser in Cannstatt in einen in der Richtung nach Fell­bach fahrenden Zug ein, anstatt in den nach Eß­lingen fahrenden Zug. Der Gipser sprang aus dem schon in Bewegung befindlichen Zug, hierbei wurde ihm der rechte Fuß am Knöchel abgefahren.

st Stuttgart, 13. Okt. (Strafkammer.) Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz und Uebertretung des Fleischbeschaugesetzes hatten sich der Bauer Georg Berner und der Metzger Christian Seidel von Altdorf vor der Strafkammer zu verant­worten. Am Karfreitag ließ Berner ein dem Ver­enden nahes Kälbchen, das an einer Nabelinfektion erkrankt war, abstechen. Er wollte das Fleisch im eigenen Haushalte verwenden und sagte das auch dem Fleischbeschauer. Am andern Tage kam Seidel, der zufällig von der Notschlachtung gehört haben wollte, zu Berner ins Haus und veranlaßte diesen, an ihn das Fleisch zu verkaufen. Das Fleisch holte er nachts ab. Am gleichen Tage war Seidel von einem Wirt, bei dem eine Hochzeit stattfand, mit der Lieferung von 20 Pfund Kalbfleisch beauftragt wor­den. Bei mehreren Hochzeitsgästen stellte sich nach dem Genuß von Kalbsbraten Erbrechen und Uebelkeit ein. Seidel behauptete, das von Berner abgekaufte Fleisch sei im Haushalte seines Vaters verwendet worden. Das dem Wirt gelieferte Fleisch habe er von einem Stuttgarter Metzger gekauft. Die An­klage nimmt an, daß Seidel einen Teil des an Berner verkauften Fleisches dem Wirt geliefert habe. Dies konnte ihm nicht sicher nachgewiesen werden. Das Fleisch wurde von dem Sachverständigen als gesundheitsschädlich bezeichnet. Die Strafkammer verurteilte Berner zu 10 Mark Geldstrafe und Sei­del zu 50 Mark Geldstrafe.

ff Stuttgart, 13. Okt. Bon der Fiskalität der Reichsvostverwaltung, vor der uns Schwaben der Himmel in Gnaden bewahren möge, legt ein Vor­gang ein drastisches Zeugnis ab, über den in der Frankfurter Zeitung wie folgt berichtet wird: Die verschiedenen Betriebe auf der Jla hatten gestern morgen eine unangenehme Ueberrafchung, indem ihnen die Postbehörde die Telephone entfernen ließ. Es stellte sich heraus, daß die Anschlüsse auf drei Monate vereinbart waren, weil man damit rechnete, daß die Ausstellung in den ersten Oktobertagen geschlossen würde. Die Postbehörde ließ sich nicht dazu bereit finden, die Apparate bis zum 17. Okt., dem Schluß der Ausstellung, gegen entsprechende Vergütung in Betrieb zu lassen, verlangte viel­mehr, daß noch drei weitere Monate zu bezahlen seien, wenn das Telephon noch die sechs letzten Tage den seitherigen Inhabern zur Verfügung bleibe. Die Frage liegt nahe, ob ein derartiges Vorgehen einer

Ausstellkmg gegenüber zu billigen ist, die ganz spe­ziell der Post (Ansichtskarten, Telephongespräche, Telegramme usw.) außerordentlich große Einnahmen verschafft hat. Gerade bei der Liquidation wird sich das Fehlen der gewohnten Telephonverbindung be­sonders unangenehm bemerkbar machen.

ss Grotzeislingen, OA. Göppingen, 13.Oktober. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde die Leiche des am Samstag im Göpelhans seines Va­ters tot außgefundenen 19 Jahre alten Hermann Wahl seziert und durch die Aerzte festgestellt, daß der bedauernwerte junge Mann sich erbrechen mußte, wobei ihm die erbrochenen Speisereste in die Luftröhre und teilweise auch in die Lunge ge­rieten, sodaß er den Erstickungstod erleiden mußte. Die Annahme eines Selbstmordes ist dadurch wi­derlegt.

ss Kirchheim tt. T., 13. Okt. In der letzten Zeit wurde die Beobachtung gemacht, daß von jungen Leuten mit Pistolen und anderen Schießwerkzeugen geschossen worden ist. Am Montag hat ein junger Mann mit einem Böller sich auch in einer deratigen Weise Unterhaltung zu schaffen versucht. Er mußte es aber schwer bereuen, da der Böller zerrissen wurde und der unglückliche Schütze sich dadurch schwere Verletzungen am Kopse zuzog. Eine Mah­nung für die Jugend, welche das Schießen nicht lassen kann.

ss Balingen, 13. Okt. Im benachbarten Engst- latt ist das Wohngebäude des Sattlermeistsrs Schmidt vollständig niedergebrannt.

sl Eßlingen, OA. Aalen, 13. Okt. Das hiesige Degenseld'sche Schloß, das früher in Wöllwarth- schem Besitz war, im Jahr 1679 aber mit einen! größeren Teil an Grundbesitz von dem Freiherrn Alexander Max v. Wöllwarth an den damaligen Freiherrn v. Degenseld in Eybach verkauft wurde, ging dieser Tage samt dem zugehörigen ummauer­ten großen Garten, Stallungen und Scheunen durch Kauf in den Besitz unseres hiesigen Schloßherrn Freiherrn Max v. Wöllwarth über. Das Schloß, das gegenwärtig nur teilweise bewohnt ist, soll zu einem Herrschastssitz umgebaut und eingerichtet werden.

js Gmünd, 13. Okt. Die hier stets hohen Le­bensmittelpreise haben eine teilweise Ermäßigung erfahren. Die Bäckerinnung beschloß, einen Brot- und Mehlabschlag eintreten zu lassen. Ein Laib Weißbrot (dreipfündig) kostet jetzt 44 Pfg., Roggen­brot (dreipfündig) 42 Pfg., Kernenbrot (zweieinhalb- psündig) 30 Pfg., Mehl No. 0 pro Pfund 22 Pfg. und Mehl No. 1 pro Pfund 20 Pfg.

ss Ulm, 13. Okt. Vorgestern überfuhr ein Fahr­radhändler in der Glöcklerstraße die jugendliche Gattin des Archtikten H. Moser, die aufs Pflaster geschleudert wurde und einen Schädelbruch davon­trug. Die Frau hat erst gestern vormittag das Be­wußtsein erlangt, doch scheint das Befinden erfreu­licherweise ein zufriedenstellendes zu sein. Wie sie selbst angibt, fällt dem Radfahrer keine Schuld an dem Vorfälle zu.

st Waldsee, 13. Okt. In der Kiesgrube des Oberschwäbischen Hartsteinwerks am Bahnhof wurde ein prächtiger erratischer Block (Dolomit) ausge­deckt. Er ist 1,70 Mtr. hoch und hat einen Kubik­inhalt von ca. 10 Kubikmeter. Er ist also noch größer als der am Bahnhof stehende.

jj Ravensburg, 13. Okt. In der gestrigen Nach­mittagssitzung der bürgerlichen Kollegien wurde Ge­meinderat Ade, nachdem er noch gesprochen, um dreiviertel sechs Uhr von einem Schlaganfall be­troffen und war sofort tot. Die Sitzung wurde in­folgedessen aufgehoben.

* Friedrichshafen, 13. Okt. Die Versuche mit Funke ntelegraphie an Bord des Luftschiffes Z 3" sind jetzt abgeschlossen worden, nachdem fest- gestellt wurde, daß die Verständigung aus einer Strecke von 500 Kilometer möglich ist, und daß keine störenden Erscheinungen bemerkt werden konnten. Das Luftschiff wird nunmehr mit einem Apparat für dratlose Telegraphie ausgestattet werden. Außer­dem wird es noch einen dritten Motor erhalten.

sf Pforzheim, 13. Okt. Gestern wurde vor der Karls­ruher Strafkammer wieder eine große Pforzheimer Schnipf - leraffäre verhandelt, in der es sich um aus hiesigen Fa­briken gestohlene Goldwaren im Werte von 40 000 Mk. handelte. Es wurden mehrere Angeklagte verurteilt, darunter die Stuttgarter Juweliere Jagues Zimmer Vater und Julius Zimmer Sohn. Elfterer erhielt drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust, der Sohn ein Jahr vier Monate Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust. Die beiden Zimmer hatten den Pforzheimer Dieben das Gold abgenommen.

" Köln, 13. Okt. Wie dieKöln. Volksztg." aus Berlin erfährt, soll das MilitärluftschiffGroß 2" zu Vergleichs­fahrten nach Köln kommen und zwar, wenn das Wetter günstig ist, auf dem Luftwege, bei ungünstiger Witterung mit der Bahn. Es sollen Vergleiche darüber angestellt werden, was die drei TypenZ. 2",Parseval 2" undGroß 2" unter gleichen Verhältnissen in gleicher Meereshöhe und bei gleicher Windstärke zu leisten imstande sind.

" Braunschwcig, 13. Okt. Aus Schloß Blankenburg wurde heute, wie dieBraunschw. Landeszeitung" meldet, die Verlobung der Prinzessin Sophie Renata Neuß j. L. mit dem Prinzen Heinrich XXXIV Reuß j, L. veröffentlicht.

* Berlin, 13. Okr. Wie derBerliner Börsen-Courier" erfährt, hat die Diamanten-Regie den größten Teil der letzten Diamant-Schiffssendnna an eine mit der Regie bereits mehrfach in Geschäftsverbindung getretenen Antwerpener Gruppe verkauft. Dieser Gruppe sollen die drei bedeutendsten Antwerpener Häuser angehören.

" Berlin, 13. Okt. Einer Anregung des Herzogs von Ratibor folgend, trägt sich das landwirtschaftliche Ministerium mit der Absicht, ein Institut für Jagd künde zu er­richten, das auch der fortgesetzten Beobachtung und Be­kämpfung von Wildseuchen dienen soll. Man hofft, daß ein solches Institut, an dem alle Bundesstaaten inter­essiert seien, mit Hilfe des Reiches werde errichtet werden können.

Vom Parfsval Ballorr.

' Nürnberg, 13. Okt. Parseval 3 ist heute vormittag 9,55 Uhr aufgestiegen und schlug bald darauf die Richtung nach Schwabach ein. Die Fahrt gehl direkt nach Augsburg. In Augsburg ist das Parseval-Luftschiff um 1,40 Uhr ein­getroffen. Es führte über dem Börsengebäude und dem Perlachturm zwei Schleifen aus und fuhr sodann nach dem Landungsplatz, wo um 2 Uhr die Landung glatt erfolgte. Der Ballon wird aus dem Landungsplatz übernachten und morgen nach Frankfurt zurückkehren. Die Landung erfolgte unter dem unbeschreiblichen Jubel der Volksmenge. Abends 7 Uhr gab die Stadtverwaltung zu Ehren der Besatzung des Luftschiffes Parseval 3 im Hotel Drei Mohren ein Souper.

M L«sef»uct-t. W

Ueber dem Jagen nach den Mitteln zum Leben läuft der Kulturmensch Gefahr, das Leben selbst zu verlieren.

Verschiedene Pole.

Novelle von Dr. L. Lange.

Nachdruck verboten.

Vielleicht gelingt es, die Liebe im Herzen Fred's zu zerstören! Aber dazu braucht es andere, als ich bin! Wer selbst so schwer von der Liebe und an der Liebe gelitten, daß sie ihn Hinausgetrieben aus des leueren Vaterlandes Grenzen, wer so wie ich die Wahrheit des Wortes erkannt: Lieben heißt leiden!" der laugt nicht dazu, mit der ruhigen Hand des geschickten Operaieurs Nerv auf Nerv blos zu legen und mit ätzender Säure zu vernichten, was er als krankhaft erkennt, wie es auch zucke, wie es auch schmerze!

Ich machte mich zur Abreise fertig. Als ich bei Fred meinen Abschiedsbesuch abstattete, überraschte er mich durch die Erklärung, daß er mich begleiten werde. Er hatte Ur­laub erhalten.

Ist das dein Ernst?" frug ich zweifelnd.

»Ich pflege nicht mit solchen Dingen zu scherzen," ant­wortete er ruhig und bestimmt."

* »

*

Am Pangani marschieren wir aufwärts. Mkaramo liegt hinter uns, Aruscha ist unser Ziel. Schwere An­strengungen hatten wir bereils ertragen. Bis Mkaramo war unser Weg ein beständiges Auf- und Abklettern gewesen. Hatte man die Talsohle, den oft im Dickicht kaum erkenn­baren Pfaden der Eingeborenen folgend erreicht, so mußte

man auf Brücken, die lediglich aus kunstlos mit Lianen zu­sammengebundenen Baumstämmen bestanden, kleine Neben­flüsse des Pangani oder sumpfige Landstrecken überschreiten. Oft hemmlen auch Dorngebüsche die Fortsetzung des Weges.

Fred hatte alle diese Strapazen, ebenso wie vorher die Seekrankheir, iveit über mein Erwarten gut überstanden. Seine Haltung war gerade und stramm geworden, sein Schritt elastischer, sein Gesicht von der heißen Sonne des Südens gebräunt, sein Auge bückte freier; er machte jetzt weniger den Eindruck des in sich gekehrten Mannes der Wissenschaft, als den eines Marschsoldaten. Die ethnographisch interessanten Momente, die wir bei unserem Passieren der Dörfer der Wasombara entdeckten, gaben uns Stoff zu lebhafter Unter­haltung, die nur dadurch oft unterbrochen werden mußte, daß auf schwierigem Terrain einer von uns an der Spitze des Zuges marschieren mußte, während der andere als letzter in demselben ging, um die Träger zu überwachen, die, wie ich von meiner ersten Expedition her wußte, oft in ganz un­motivierter Weise, wenn ihre Last ihnen momentan zu schwer erscheint, dieselbe wegwerfen und sich in das Gebüsch schlagen, auf die Gefahr hin, in demselben zu verhungern.

Mit den Eingeborenen waren wir bisher ganz gut ausgekommen, abgesehen davon, daß es manchmal am Abend stundenlanger Unterhandlungen bedurft hatte, um die unver­schämten Forderungen, die sie oft für Ueberlaffung der uns notwendigen Lebensmittel stellen, auf ein dem Werte der­selben entsprechendes Maß herabzudrücken.

Jammerschade, daß meine Schwester nicht hier ist!" sagte bei einer solchen Gelegenheit lachend Fred,sie handelte schon zu Hause eine Viertelstunde lang um ein Paar Pfen­nige; wie könnte sie hier ihre Talente zur Geltung bringen!"

Einen überwältigenden Eindruck machten auf ihn die wunderbaren Wälder Usambarris. Es war nicht zu ver­wundern; war es doch das erste Bild eckt tropischer Vege­tation, das sich vor seinen Augen entfaltete.

Vierzig, ja fünfzig Meter hoch stiegen oft>diese ge­waltigen Stämme holzgerade an, um dann erst sich zu ver­zweigen und ein Laubdach zu bilden, dessen einzelne Blätter eine Länge von einem Meter und mehr aufweisen und etwa ein Drittel so breit sind. Zwischen ihnen phantastisch ge­schwungene Gruppen von Lianen, nicht etwa nur zarte Ranken, ivie wir sie in unseren Gewächshäusern sehen, sondern von der Stärke eines Bleistifts bis zu der eines Mannes­schenkels. Aber tot ist dieses selten oder nie von einem Sonnenstrahl durchzitterte Halbdunkel; keine Blume unter­bricht das satte Grün, kein Tier springt auf dem Boden herum, kein Vogel flattert, kein Insekt summt durch die Luft. Erst wenn man sich dem Ausgange solcher oft viele Meilen weit ausgedehnten Wälder nähert, dort, wo nicht dürre Fels­partien, sondern weite Grasstrecken mit ihnen abwechseln, zeigt sich wieder Leben und Bewegung. Büffel, Zebras, Antilopen tummeln sich in oft nach Hunderten zählenden Herden in der Grasebene, Hühner aller Art, Schnepfen, Tukans halten sich in ihnen verborgen, Enten, Schwäne, Pelikane zeigen die Nähe der Wasserläufe an, und an diesen fehlen auch nicht die in der Ferne gewaltigen halben Eier­schalen gleichenden, aus Rohrgeflecht und Bananenblättern kunstlos geflochtenen Hütten der Eingeborenen. In ihrer Nähe streben majestätische Palmen empor, gemischt mit Sy- komoren, Kasuarnen und Melonenbäumen, Bambusdickichte liefern Material zu den Pallisadenreihen, mit denen die Dörfer meist umgeben sind, und blühende Orchideen der ver­schiedensten Arten bieten dem Auge einen so entzückenden Anblick, wie ihn die Kunst unserer Gärtner mit den schönsten Teppichbeeten nicht hervorzubringen vermag. Ueber ihnen schweben Schmetterlinge von glänzendster Farbenpracht und wenn die Sonne sich hinter dem Horizont geborgen hat, schimmern Millionen und abermals Millionen großer Leucht­käfer durch die Luft, die wunderbare Szenerie in ein geheimnis­volles phosphoreszierendes Licht tauchend.