glückten ab. Da ein weiterer Teil des Neubaus einzustürzen drohte, mußten die Hilfsarbeiten sehr vorsichtig ausgeführt werden. Es geht das Gerücht, daß auch Kinder unter den Trümmern begraben liegen. Nach einer Mitteilung des Bürgerhospitals sind dort bis 12 Uhr mittags 17 Personen, darunter vier Tote, eingeliefert worden. — Nach einer andern Meldung waren auf dem Neubau des Bauunternehmers Kern zur Zeit der Katastrophe 50 Arbeiter beschäftigt, von denen etwa 25 mit der einstürzenden Mauer in die Tiefe gerissen wurden. Der Einsturz wird auf nicht vorschriftsmäßige Beschaffenheit des Mörtels zurückgesührt. Heute nachmittag wird der stehengebliebene Teil des Neubaus, soweit er gefährdet ist, niedergerissen werden. Zwei der schwerverletzten Arbeiter sind bereits gestorben.
Die Fahrt der Parseval 3 «ach Nürnberg.
* Frankfurt a. M., 12. Okt. Der Parsevalballon hat heute früh V-6 Uhr seine Fahrt nach Nürnberg angetreten. Er passierte Aschaffenburg um 7 Uhr 55 Min., Wertheim um 9 Uhr 30 Min. und Würzburg um 1 Uhr 30 Min.
. ss Nürnberg, 12. Okt. Das Parseval-Luftschiff wurde bald nach 5 Uhr auf dem Zeppelinfelde gesichtet. Die An- ^ Näherung des Luftschiffes erfolgte sehr langsam. Die Landung geschah um 5.20 Uhr inmitten einer nach vielen Tausenden zählenden Volksmenge, die kurz vor der Ankunft des Luftschiffes die Schranken durchbrochen hatte. Das Luftschiff wurde von der Volksmenge mit andauerndem brausendem Jubel empfangen. Morgen Weiterfahrt nach Augsburg.
' Ausländisches.
* Bern, 12. Okt. Der Lehrer für Staats- und Völkerrecht an der hiesigen Universität, Professor Dr. jur. Karl
^ Hilty, ist heute nachmittag in Montreur gestorben. Hilty gehörte dem schweizerischen Nationalrat seit 1890, dem internationalen Schiedsgerichtshof in Haag seit dessen Bestehen an.
ss Rom, 12. Oktbr. Das Militärluftschifs stieg heute nachmittag um 2.30 Uhr auf dem See Bracciano auf und traf um 2.52 Uhr in Rom ein. Nach einigen wohlgelungenen Manövern in einer Höhe von 150 m und zwei Zwischenlandungen kehrte das Luftschiff um 4.25 Uhr nach seinem Aufstiegsort zurück.
* Rom, 12. Okt. Heute abend wurde hier auf freiem ! Felde eine große Protestkundgebung gegen die Verurteilung ! Ferrers veranstaltet.
ff Bilbao, 12. Okt. Hier ist der spanische Dampfer Julio Monilla mit der 25 Mann starken Besatzung des j deutschen Dampfers Messina eingetroffen. Der Dampfer hatte die Messina, die auf offener See unweit der portugiesischen Küste Schiffbruch erlitten hatte, in hilflosem Zustand auf der Höhe von Porto gesichtet. Die Schiffbrüchigen, die um eine Schaluppe baten, wurden in hilfreichster Weise von der Mannschaft des Julio Monilla ausgenommen.
* Christiama, 12. Okt. Aus Anlaß der Anwesenheit von Prof. Hergesell in Christiama veröffentlicht Fritjof Nansen in mehreren Blättern große Artikel, indem er die hervorragende Bedeutung Hergesells für die Erforschung der Polarluftschichten hervorhebt. Heheimrat Hergesell wird morgen in der hiesigen geographischen Gesellschaft die Pläne fürdieZeppelin-Hergesell-Polarforschungs-Expedbion darlegen. Der deutsche Gelehrte beabsichtigt, sich zur systematischen Durchforschung der Polaratmosphäre mit Amundsen in Verbindung zu setzen.
Jahren zurückkehren, man findet noch an allen Ecken und s Enden Bekannte, vorn gestrengen Herrn Bürgermeister bis herab zum Nachtwächter, dem man einst im Primanerübermut einen Groschen für die Erlaubnis gegeben, in sein altes Horn zu tuien. Ein halbes Dutzend meiner ehemaligen Schulkameraden waren in der Lage, mich mit Vem alten Major bekannt zu machen, und nachdem dies einmal geschehen, kam ich auch mit Franziska bald in nähere Berührung.
Ich begriff rasch die mehr oder weniger unverhüllte Feindschaft, welche ihr die ganze weibliche Bewohnerschaft der Stadl entgegenbrachte. Daß sie hübsch ivar, hätte man i ihr verziehen, vielleicht auch daß sie sich geschmackvoll kleidete;
! aber daß sie sich herausnahm, originell zu sein, sich nicht in
- die Schablone des Althergebrachten zu fügen, das war ein
l todeswürdiges Verbrechen! Und die malerische Hinrichtung
! wurde nicht nur einmal, sondern beinahe täglich, überall da
! vollzogen, wo zwei oder mehr ehrsame Jungfräulein oder
i verheiratete Damen zusammenkamen, um, im Herzen sämtlich
- von dem Pharisäergedanken erfüllt: „Herr, ich danke dir,
! daß ich nicht bin, wie dieser Zöllner!" bei Mokkadust und
! Stricknadelgeklapper einen Areopag zu bilden, der mitleidloser
> Grausamke't seines Gleichen suchte. Oder fand er es vielleicht
! doch dort, wo im Hinterzimmer des „Blauen Affen" oder
des „Kaisers von Fez und Marokko" an Stelle des Mokka- duftes der Bierdunst und an Stelle der Stricknadeln die ! Zigarren traten, sonst aber genau dieselbe schnöde, als
! Klatscherei bezeichnet^ Gesprächsart vorherrschte? Vielleicht
j war sogar hier der Ton noch etwas schärfer, denn unter den
^ Mitgliedern dieser Gerichtshöfe befand sich mehr als einer,
der bei dem Versuch, der pikanten Witwe näher zu treten, ein schmähliches Fiasko erfahren hatte.
Es war sicher, sie hatte schon mehr als einen Korb ausgeteilt. Warum? Sie sagte es mir mit jener Offenheit, die einer der Grundzüge ihres Charakters war, die sie nie verleugnete.
* Konstantinopel, 12. Okt. Das türkische Blatt „Tanin" erhält die authentische Versicherung, daß in Livadia zwischen der dorthin entsandten türkischen Sondergesandtschaft und dem Zaren weder über die Meerengenfrage verhandelt wurde, noch Rußland es für notwendig halte, diese Frage aufzurollen. Ferner widerlegt das Blatt die Gerüchte von einer gegen den Dreibund gerichteten Militärkonvention zwischen der Türkei und Rußland.
* Perpignan, 12. Okt. Die spanische Zensur bezüglich des Falles Ferrer wird mit größter Schärfe gehandhabt. Indessen bestätigen hier eingegangene Nachrichten die Ueber- führung Ferrers in die Festung Monjuich.
4 . .! ' Allerlei. ^ --- '
' Am Vorabend seiner Hochzeit öffnete sich der Hauptmann Hildebrand vöni -13. Artillerieregiment in Hannover die Pulsadern und stürzte sich aus dein Fenster, nachdem er in voraufgegangener Gesellschaft die beste Laune gezeigt hatte.
' Das neue 25 Pfennig-Stück wird voraussichtlich Mitte Dezember zur Ausgabe gelangen. In den nächsten Wochen wird mit der Prägung begonnen werden.
' Im Staate San Domingo ist eine Revolutio n ausgebrochen. Die Aufständischen haben die Stadt Dajabon angegriffen, sind aber zurückgeschlage.i worden.
* Ein Raub im Eisenbahnzug wurde auf der Strecke Duisburg—Münster verübt. Eine alleinreisende Lehrerin wurde durch ein Riechpulver betäubt und sodann um 1000 Mk. beraubt. Die Dame wollte ihrem verstorbenen Bruder mit diesem Betrag ein Grabdenkmal setzen lassen.
' Der Nutzen der Polizeihunde zeigte sich wieder einmal bei einer Mordtat, die im Westerwald verübt worden war. Dort wurde ein Maurer mit durchschnittenem Halse aufgefunden. Zwei Polizeihunde nahmen sofort die Spur auf und verfolgten diese bis zum Bette eines 22jährigen Burschen in einem naheliegenden Dorfe. Der Bursche räumte die Tat ein.
* Der Fleischerlehrling Willi Höch ist bei Dresden er- mordet und beraubt worden. Um 50 Mk. und ein paar Würste zu ergattern, vernichtete der Mordbube schonungslos das Leben eines hoffnungsvollen Jünglings.
* In d i an e rg eschi ch t e n, so recht blutrünstige, passieren heute noch manchmal im milden Westen Amerikas. Wie einem Berliner Miltagsblatt gemeldet wird, tötete ein verliebter Indianerhäuptling den Vater eines von ihm geliebten weißen Mädchens und entführte letzteres. Als das Mädchen von ihm nichts wissen wollte, ivurde es gleichfalls getötet und blutige Kämpfe gab es noch mit den die Rothäute verfolgenden Weißen.
* In einem Dorf bei T jon in Frankreich ließ ein Pfarrer Amt und Würden nn Stich, und ging mit seiner Geliebten, der Tochter des Lehrers, die ihrem Vater vorher noch mehrere tausend Francs entwendete, durch.
Handel nnd Berkehr.
* Alpirsbach, 11. Okt. Gestern wurden auf dem hiesigen Bahnhofe ausländisches Mostobst zu 5,60 Mk. per Zentner verkauft. Tafelobst kostet je nach Sorte und Qualität 8 bis 12 Mk. per Zentner.
* Mötzingen, 11. Okt. Die Hopfen sind jetzt nahezu alle verkauft bis auf etwa 5 Ztr. neue und 3 Vs Ztr. alte. Bis jetzt wurden gegen 70 Ztr. verkauft. Die letzten Angebote für neue Hopfen stiegen auf 220 Mk. nebst Trinkgeld für alte Hopfen auf 90 Mark.
* Reutlingen, 11. Okt. Obstmarkt auf dem Güterbahnhof. Zugeführt 52 Wagen Aepfel: 25 aus der Schweiz 20 aus Italien und 7 aus Oesterreich; Preis per Ztr. 4.80 bis 5-30 Mark
„Sie imponieren mir nicht!"
„Sie fühlen sich ihnen überlegen?"
„Manchmal! Wenigstens empfand ich nichtdas Gegenteil!"
„Nie?"
„Nicht, daß ich mich erinnern könnte."
„Auch nicht bei bedeutenden Gelehrten?"
„Ah, Sie meinen Fred? Ihren Freund? Darum dieses Jnqurieren?"
„Es ist allerdings Freds Interesse, das mich zu Ihnen führt."
„Sehr schmeichelhaft! Und ich hoffte schon, meine Persönlichkeit hätte Anziehungskraft auf Sie ausgeübt."
„Auch das, nachdem ich Sie kennen lernte. Aber da wir beide viel zu verwandte Charaktere sind, um zusammen- zu paffen ..."
„Sie huldigen auch der Theorie, daß nur entgegengesetzte Pole einander anziehen?"
„Gewiß!"
„Dann allerdings paffe ich zu ihrem Freund. Er ist geistig ebenso hochstehend, als bei mir das Gegenteil der Fall!"
„Wollen Sie Schmeicheleien hören, so wenden Sie sich an den Troß Ihrer Kavaliere!"
„Sie haben recht! Ich scherzte, ich kenne mir eine geistige Durchschnittsbegabung zu. Aber Fred ist kein Mann!"
„Was ist er denn?"
„Ein Waschlappen."
„Pfui."
„Das ist nur eine Redensart, ich meine es nicht so schlimm. Aber sagen Sie selbst, ist Fred wohl der Mann, mich im Zaume zu halten?"
„Ist das nötig?"
* Reutlinger Fruchtpreise vom 9. Okt. Kernen 12 Mk. Gerste 8 Mk., Haber 7,20—8,50 Mk., Unter!. Dinkel 8—9 Mark, Alber Dinkel 7—8,20 Mk.
' Stuttgart, 12. Okt. Kart offe lgr oßmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 600 Zentner. Preis 3—4,80 Mark per Zentner. — Auf dem Krautmarkt kosteten 100 St. 10—12 Mk.
Stuttgart, 12. Oktober. Mo st obstmarkt auf dem Wilhelrnsßiatz. Zufuhr 900 Zentner. Preis 5—6 Mark per Zentner.
ff Vom Fränkischen, 12. Oktober. Mit der Ablieferung sämtlicher Fruchtsorten haben dt? Ländwirte begönnest. Folgende Preise wurden bezahlt: Weizen 10,40 Mk,, Gerste 8 Mark, Haber 7,25 Mark, Erbsen 6—5 Mk., Linsest 8—5 Mk. In Gerste ist das Geschäft zur Zeit schleppend, weil der Bierabsatz gegen das Vorjahr bedeutend zurückging und demgemäß noch altes Malz in großer Menge lagert. In Weizen ist das Geschäft andauernd gut und findet überall willige Abnehmer.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutschen LandwirtschastsratS
vom 5. bis 11. Okt. 1909.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (->-) bezm. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt M. 227'/z (Z-5) 170 (—) 165 (—)
Mannheim 232'/s (-2'/V) 175 (— 2 V 2 ) 167'/2(—)
Straßburg 227'/- (-j-2',V) 177' -(>2'/-) 175 (—)
Stuttgart 227 Vs (—) 175 (—) 162 '2 (—)
München 232 (-j-2) 168 (—) 164 (—)
Herbstnachrichten.
ff Die Weinlese beginnt am Mittwoch, den 13. Oktober in 13 Gemeinden: Brackenheim, Cleebronn, Dürrenzimmern, Eibensbach, Güglingen, Haberschlacht, Hausen a. Z., Klingenberg, Äeimsheim, Neipperg, Nordhausen, Stockheim und Ochsenbach. Das Quantum wird geschätzt in Brackenheim auf 2500 Hl., Cleebronn auf 3000 Hl., Dürrenzimmern auf 1500 Hl., Eibensbach auf 800 Hl., Güglingen auf 1500 Hl., Haberschlacht auf 1400 Hl., Hausen a. Z. auf 1700 Hl., Klingenberg auf 1000 Hl., Meimsheim auf 1500 Hl. Neipperg 2000 Hl., Nordhausen 500 Hl., Stockheim 2000 Hl. und Ochsenbach 500 Hl.
* Hohenhaslach OA. Vaihingen, 12. Oktober. Gestern wurde ein Weinkauf zu 95 Mark pro Eimer abgeschlossen. Qualität befriedigend. Viel Vorrat.
* Kirchheim a. N., 11. Okt. Lese im Gang. Einiges verstellt ohne festen Preis.
' Schnait i. R., 11. Oktober. Lese begonnen. Käufe zu' 110—120 Mark pro 3 Hl.
* Bönnigheim, 11. Okt. Bis jetzt verschiedene Käufe zu 65—73 Mark pro 3 Hl.
' Botenheim, OA. Brackenheim, 12. Okt. Die Weinlese ist in vollem Gange. Erzeugt wurden ca. 800 Hektoliter, die sämtliche zu 70 Mark, 75 Mark und 80 Mark verkauft wurden. Der Wein kommt meistens nach Stuttgart und Umgebung. Die Quantität schlägt etwas zurück, während die Qualität besser ist, als man erst erwartete.
voraussichtlich«? Wetter
am Donnerstag, den 14. Oktober: Vorwiegend bewölkt, einzelne Regenfälle mäßig kühl.
Berarstwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Altenstetg.
„Sehr! Sonst extravagiere ich! Nein, Baron Fred ist kein Mann für mich! Eher für meine Schwester, die sanfte Elisabeth. Kuppeln Sie doch diese beiden zusammen!"
„Ich trage kein Verlangen nach einem Kuppelpelz."
„Na, nur nicht gleich böse sein! Aber im Ernst, Sie können da ein gutes Werk tun. Es ist vielleicht Unrecht, daß ich Ihnen dies sage, aber es geschieht ja zu gutem Zweck; ich glaube, Elisabeth liebt den Professor!"
„Das wäre sehr zu beklagen!"
„Warum?"
„Sie passen nicht zusammen!"
„Grau ist alle Theorie! Versuchen Sie es, ich helfe Ihnen!"
„Lieber wäre mir, Sie versuchten, Fred in seinem wahren Werte schätzen zu lernen!"
„Das tue ich ja! Aber er und ich — wir passen wahrhaftig nicht zu einander!"
Ich sah ein, daß meine Bemühungen vergeblich seien. Ich sah ein, wie töricht sie gewesen waren; wo die Liebe nicht aus dem Herzen springt, weil sie eben nicht anders kann, dem Waldquell gleich, der durch Felsen sich seinen Weg zu bahnen weiß, da soll Menschengeist sie nicht erwecken wollen. Zerstören kann er bisweilen die Liebe, wie er in Retorten das organische Wesen in seine einzelnen, feinsten Bestandteile zu zerlegen vermag. Aber schafft einmal solch ein organisches Wesen, schafft das winzigste Samenkorn, schafft eine einzige organische Ze.lle, wie eine Pflanze, ein verachtetes Unkraut sie zu Millionen und aber Millionen enthält, und so ihr das könnt, will ich glauben, daß ihr auch Liebe zu schaffen vermögt!
(Fortsetzung folgt.)