Gegründet

1877.

Tie TagesausgaLe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhalb Mk 1 35.

Tie Woch kiiausgale (Ichwaizwälüer Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich 50 Pfg.

MMtztlatt M

>/ön öap

obsrsn ^/«ldvlo

MM

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis bei einmaliger Ein­rückern,, 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechend.rRabatt.

Reklamen 15 Pfg. die Tcxtzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Rr. 240.

A«Sgabeort Alteusteig-Stadt.

Donnerstag, de« 14. Oktober.

Amtsblatt für Pfalzgrafeaweiler.

1S0S.

Amtliches.

Die F e ld b e r ei n i g u n g >s auf der Markung Ober s ch wand o r s

wurde vom Oberamt für beschlossen erklärt.

^ Tagespolitik.

Die Verlobung des seit bald fünf Jah­ren verwitweten Großherzogs Ernst von Sachsen-Weimar (geboren 1871) mit der Prin­zessin Fedora von Sachsen-Meiningen (geboren 1890), vor einigen Tagen angekündigt und setzt , vollzogen, hat auch außerhalb des Weimarer Lan­des großes Interesse erweckt. Der Beherrscher von Sachsen-Weimar zählt als solcher ja zu den Bun­desfürsten, die nur ein mittelgroßes Land regieren; aber sein Land zählt drei in ganz Europa bekannte Städte: Weimar, die Heimstätte Göthes und Schil­lers und der klassischen deutschen Dichtkunst, Eisenach

> mit seiner Wartburg und deren glänzenden histo- ! rischen Erinnerungen, und Jena, die feuchtfröhliche

Universität. Da gewinnen denn auch die persönlichen Verhältnisse des Großherzogs eine warme Teil­nahme., Die Weimarer Bevölkerung hatte schon lange eine Landesmutter entbehrt, und es hieß sogar, der Großherzog wolle sich überhaupt nicht mehr vermählen. Wenn es die Absicht des Groß­herzogs war, so hat er den Rücksichten auf Siche- ' rung der Thronfolge entsprechen müssen. Der jüngere Bruder des Fürsten ist vor mehreren Jahren un­vermählt gestorben und andere Prinzen besitzt das großherzogliche Haus nicht, in Weimar selbst. Näch­ster Agnat ist der bejahrte Prinz Wilhelm in Stutt­gart, dessen ältester Sohn seiner L>chulden wegen seiner Würde entsagen mußte. Dann bleibt als einziger Thronfolger nur der 22jährige Prinz ! Albert, der jüngste Sohn des Prinzen Wilhelm.

-i- , *

Der Gesamtvorstand der Deutsch-sozi­alen Partei hat die Mandatsniederleg­ung des Abg. Schack für unvermeidlich erklärt und den Abg. Dr. Böhme wegen seines Uebertritts zum Bauernbund zur Niederlegung seines Mandats ; ausgefordert.

rjr rjr

Die englische Finanzreform hat zu einer ^ tiefgehenden Krisis im englischen Staatsleben

! geführt, zu einer Kampsprobe um die Machtstellung

> des Oberhauses. Man braucht in England not-

! wendig neue -Steuern. Diese Notwendigkeit ist da­durch enstanden, daß man im raschen Tempo die in Deutschland bestehenden sozialen Reformen nach­zuahmen sucht. Man muß ein Heer von neuen Beam­ten schassen, die in den staatlichen Arbeitsnachweisen, in den Lohnämtern der Heimarbeiterindustrie tätig sind. Die Anspannung der Steuerschraube wird zu­gleich durch die steigenden Forderungen für die

Marine und das Heer bedingt. Während nun ein

Teil der Konservativen als Mittel zum Zweck den Schutzzolltarif empfiehlt, haben die Liberalen ver­sucht, mit den populären Vermögens- und Erbschafts­steuern die Finanzreform zu machen. 'Der Haupt­vertreter des Schutzzollstandpunktes ist das Ober­haus in seiner Mehrheit, das ähnlich wie ein großer Teil der ersten Kammern in den deutschen Bundes­staaten nicht aus gewählten Mitgliedern, sondern aus geborenen Gesetzgebern besteht, das also ein konservatives Gegengewicht gegen eine allzu radi­kale Mehrheit des Unterhauses darstellt. Nur ist die Macht dieser ersten Kammer gerade in Fragen des Budgets sehr eng begrenzt. Denn die Lords dürfen nach der englischen Verfassung Finanzge­setze wohl im ganzen verwerfen oder annehmen, aber nicht ändern, und da nun das Unterhaus den ganzen Staatshaushalt in ein einziges Gesetz zn- sammensaßt, so versagt das theoretische Ablehnnngs- recht der Lords in der Praxis völlig. Denn mit der Ablehnung würden sie einen überaus folgen­schweren Konflikt heraufbeschwören, durch den Han­del und Wandel schwer geschädigt würden. Wenn das Budget nicht zustande kommt, so wäre das

Schatzamt gezwungen, einen Teil seiner Zahlungen einznstellen und zur Befriedigung der Bedürfnisse des Staates im Auslande Anleihen aufzunehmen. Jetzt kommt es aus eine Machtprobe an: kann das Oberhaus die liberale Steuerreform ablehnen und die konservative Tarisresorm erzwingen, oder setzt es dabei seine Existenz aufs Spiel?

Landesnachrichten.

Altenjüeig, 13. Oktober.

* Reklame und Kleingewerbe. Einem schweize­rischen Blatte entnehmen wir folgende bemerkens­werte Ausführungen: Der Wert der Reklame wird in Kreisen des Detailhandels und Kleingewerbes noch vielfach unterschätzt. Nicht zum kleinsten Teil haben die Warenhäuser ihren großen Zuspruch der intensiven und Planmäßigen Reklame zu verdanken, für die sie jährlich tausende von Mark opfern. Nun ist es allerdings dem kleinen Manne nicht möglich, so viel Geld auszugeben; aber gar nichts wagen, heißt denn doch den Schlendrian zu arg treiben. Wir kennen Handwerker und Geschäftsleute, die jahre­lang es versäumen, ihr Geschäft der Bevölkerung in Erinnerung zu rufen. Die natürliche Folge da­von ist, daß die Kundschaft nach und nach abnimmt, und dann wird weidlich über schlechte Zeiten ge­schimpft. Vergesse man ja nie, daß die Bevölke­rung wechselt. Nene Familien siedeln sich an, und diese werden natürlicher Weise in erster Linie die Ge­schäfte besuchen, die sich die Mühe nehmen, ihre Produkte und Erzeugnisse in den Zeitungen anzu­preisen. Die Erfahrung hat Hunderte und tausende von Geschäftsleuten belehrt, daß die Kosten für Zeitungsreklame nicht nutzlos auf die Straße ge­worfen sind. Große Geschäfte, die es sonst nicht nötig hätten, wissen den großen Nutzen der Reklame zu schätzen, und das sollte auch den Kleinhand­werker und Kleingewerbetreibenden zum Nachdenken anregen und ihn veranlassen, ein Gleiches zu tun, wenn auch in bescheidenerem Maße.

st Nach vielen Erfahrungen aus der letzten Zeit ist es dringend geboten, Dienstboten, Kindermädchen, Erzieherinnen vor unüberlegtem Zuzug nach Paris ernstlich zu warnen. Auch bei den günstigsten Stel­lenangeboten lasse man sich unter keinen Umständen das Reisegeld vorher schicken, da ein Dienstbote in Frankreich von seiner Herrschaft nicht loskommt, bevor er das vorgeschossene Reisegeld zurückbezahlt hat. Ferner erkundige man sich vorher über die zukünftige Herrschaft beim deutschen Konsulat in Paris (Rue de Lille 87b), das zu jeder Auskunst­erteilung gerne bereit ist.

* In Nagold verunglückte, wie der Ges. meldet, Bäckermeister Lehre in seiner Scheuer durch Ab­stürzen: er erlitt eine Kovswunde und verschiedene innere Verletzungen.

* In Altbulach ist das Dovpelwohnhaus von Gemeinderat Mast und Postbote Blindt uiederge- brannt. Das Feuer war bald nach 9 Uhr ausge­brochen und konnte nach angestrengter Tätigkeit auf seinen Herd beschränkt werden.

* Freudenstadt, 11. Ott. Der hiesige Ver­schönerungsverein beschloß in seiner vorgest­rigen Generalversammlung, die zahlreich besucht war, den Eingang in den bekannten Teuchelwald durch die Aufführung einer Stützmauer gegen die Kniebisstraße auf durchgängig 4 Meter zu erweitern, ferner betreffs Umgestaltung des alten Friedhofs an der Loßburger Straße in eine Parkanlage und Umgestaltung des oberen Marktplatzes von Gartenarchitekten geeignete Projekte anfertigen zu lassen, den vorhandenen Lawn-Tennis- platz seiner ungünstigen Lage wegen aufzuheben und dafür einen günstigen Platz auszusuchen und die baldige Errichtung eines Schwimmba­des an geeigneter Stelle in die Wege zu leiten. Bezüglich der beiden letzten Punkte wurden Kom­missionen mit entsprechender Mitgliederzahl ge­

wählt, welche die baldige Ausführung der gemachten Vorschläge energisch betreiben werden. Auch dem Wintersport wurde Unterstützung zugesagt. N. T.

ss Nebringen, OA. Herrenberg, 12. Oktober. Der Postagent Wilhelm Egeler und der ledige Bauer Hämmerle von hier wurden verhaftet, letzterer unter dem Verdacht des Meineids, ersterer unter dem Ver­dacht der Verleitung hierzu. Egeler betrieb seit längerer Zeit ein Flaschenbiergejchäft und wollte auch eine Wirtschaft eröffnen, für die er einen Neu­bau in der Nähe des Bahnhofs errichtete. Die Kon­zession wurde ihm versagt. Trotzdem hat er den Wirtschastsbertieb dadurch ausgeübt, daß er Fla­schenbier zum Genuß an Ort und Stelle in einem zu diesem Zweck errichteten Gartenhaus und in ähn­licher Weise verkaufte. Dies hatte verschiedene Be­strafungen zur Folge, wobei Hämmerle als Zeuge auf Anstiften des Egeler die Unwahrheit gesagt zu haben beschuldigt wird.

* Reutlingen, 12. Ott. Wie dem Reutlinger General-Anzeiger mitgeteilt wird, beträgt die Zahl der Typhuserkrankungen bis jetzt 75. Ein­gerechnet sind hiebei auch die verdächtigen Krank­heitserscheinungen, von denen anzunehmen ist, daß sich ein gewisser Prozentsatz nicht als Typhus heraus­stellt. Im allgemeinen kann ein verhältnismäßiger Rückgang an Neuertrankungen konstatiert werden.

P Stuttgart, 12. Ott. Heute rückten die Re­kruten der Infanterie und Artillerie bei ihren Truppenteilen ein. Von den hiesigen Regimentern wurden nach dem Hauptbahnhos Wachen und Empfangskommandos gestellt, um die Ordnung aus­recht zu erhalten, und die mit den Zügen ankommen- den Rekruten in die Kaserne zu geleiten. Für die nach Ludwigsbnrg und Ulm abfahrenden Rekruten wurden besondere Begleitkommandos gestellt. Die für das Infanterieregiment No. 126 Ausgehobe­nen hatten sich in Stuttgart zu sammeln und wurden mit Sonderzug nach ihrem Garnisonsorte Straß­burg verbracht.

js Stuttgart, 12. Ott. Die von den Kreis­regierungen und Oberämtern fortgesetzten Erheb­ungen über Güterhandel und Güter Zer­trümmerungen in Württemberg haben für das Jahr 1908, laut Staatsanzeiger, ergeben, daß sich die Verhältnisse im allgemeinen gegen das Jahr wenig verändert haben. Die Zahl der in Württemberg wohnhaften Güterhändler betrug wie­derum 210, die der gewerbsmäßigen Bermittlungs- agenten für Verträge über ländliche Grundstücke ist dagegen von 387 auf 419 gestiegen. Die meisten Güterhändler (112) hat der Jagstkreis, die wenig­sten (5) der Schwarzwaldkreis. Die meisten Vermitt­lungsagenten wohnen im Neckartreis (216), aber auch im Donaukreis sind sie zahlreich (124) vertre­ten. Die Zahl der Güterzertrümmerungen ist 1908 von 234 des Vorjahres aus 227 zurückgegangen und verteilt sich aus 172 (185) Gemeinden. Da­gegen hat sich die der Zertrümmerung unterworfene Fläche von 1737,29 aus 1985,26 und die durch­schnittliche Größe eines zertrümmerten Anwesens von 7,42 auf 8,75 Hektar vergrößert. Am besten blüht die Güterschlächterei auch hinsichtlich der Zahl und Fläche im Jagstkreis, wo sie 115 Anwesen mit 1 127,28 Hektar ausmacht. Die Eigentümer wa­ren zu reichlich drei Vierteln Landwirte. Von ihren Anwesen hatten 158 vor der Zertrümmerung einen Flächengehalt von 3 Hektar und mehr, bei 87 er­folgte die Zertrümmerung gewerbsmäßig. Das Ver­bot der stückweisen Veränderung von Grundstücken wird nach wie vor umgangen, teils indem die Gü­terhändler die erworbenen Grundstücke zunächst par­zellenweise verpachten und gleichzeitig einen Eigen­tumsübergang mit dem Pächter nach drei Jahren zu einem bestimmten Preis vereinbaren, oder indem die Händler das Zertrümmerungsgeschäst in Wirk­lichkeit auf eigene Rechnung vornehmen, aber den bisherigen Eigentümer als Verkäufer der Grund­stücke auftreten und die Kaufverträge abschließen lassen. Die Erhebungen lassen in einer recht an­sehnlichen Zahl von Fällen daraus schließen, daß