Gegründet

1877.

Die T'gesausgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

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Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen ents prechender Rabatt.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, jreudsnstadt, Lalw ». Neuenbürg.

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Arrsgabeori AlLerrsteig-Stadt.

Dienstag, de« 18. Oktober.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

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Auch jetzt noch

können Bestellungen für das IV. Quartal auf die Zeitung:

.,Aus den Tannen"

gemacht werden.

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Amtliches.

Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht.

Die Verfügung des K Ministeriums des Innern vorn 16. Sept. 1888, betr. die Beleuchtung der Fuhrwerke bei Nacht, wird vom Kgl. Oberamt in Erinnerung gebracht. Nach derselben muß zur Nachtzeit, d. h. vom Eintritt der Dunkelheit des Abends bis zum Beginn der Morgendämm­erung, wenn die Nacht nicht vollständig mondhell ist, jedes auf öffentlicher Straße sich befindliche Fuhrwerk mit Aus­nahme der mit Geläute oder Schelle fahrenden Schlitten und bloßer Handfuhrwerke vorschriftsmäßig beleuchtet werden.

Abhaltung eines Molkereilehrkurses rn Gerabroun.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern wird an der Molkereischule in Gerabronnn demnächst wiederum ein vierwöchiger Unterrichtskurs über Molkereiwesen abgshalten werden. Der Beginn des Kurses ist auf Montag, den 22. November ds. Js., festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem Kurs sind bis längstens 8. November ds. Js. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart einzusenden.

Durch Verfügung des K. Ministeriums des Innern sind die früher bei der K. Sradtdiretnou Stuttgart, sowie bei einzelnen Oberämtern abgehaltenen Prüfungen der Kaminfeger der Meisterprüfung im Sinne deS 8 133 der Gewerbeordnung gleichgestellt worden.

Uebert ragen wurde je eine V o l k s s ch u l ft el l e in Neusten, Bez. Tailfingen (Herrenbera), dem Schullehrer Trick in Neunuifra; in Sprollenhaus, Bez. Höfen (Neuenbürg), dem Schullehrer Heybach in Römlius- dors, Bez. Horb.

Die diesjährige H erb stw and e r v e rs am m - lung der nationalliberalen Partei (Deut­schen Partei) in Märbach ist nun endgültig aus 24. Oktober festgesetzt. Es werden sprechen Kom­merzienrat Dr. Blankenhorn, badischer Reichstags­abgeordneter über das neue Weingesetz, und Reichs- tagsobgeordneter Prof. Dr. Hieber über die politische Lage im Reich.

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DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" kommt in ihrer Wochenrundschau allerdings mit nur einer Reminiszenz auf den Briefwechsel Hauß- mann-Bebel zurück. Sie schreibt:Obgleich es Von vorn herein klar sein muß, daß hier weder das Objekt noch der eingeschlagene Weg den geringsten Erfolg verspricht, ergibt sich aus der Antwort regel­mäßig eine lehrreiche und vor allem auch deutliche Bestätigung dafür. Insofern kann Haußmann, der einen gar beweglichen offenen Brief an den Abge­ordneten Bebel gerichtet hat, jetzt zufrieden sein, vorausgesetzt, daß er selbst im Grunde schon mit einer Absage des sozialdemokratischen Führers rech­nete. Bebel hat sie geheim abgeben wollen; doch bei dem angenehmen brüderlichen Verkehr und bei dem tiefen Mißtrauen eines jeden gegen den andern, der die Sozialdemokratie charakterisiert, war es dem Genossen" Bebel gar nicht möglich, die Antwort vor der Oeffentlichkeit zu retten. Zuerst hat Bebel

es gibt auch bei den Leitern der ParteiIllu­sionäre" geglaubt, mit einem Privatbrief an Hauß­mann durchzukommen. Aber die Erwartung ist ihm binnen zwei Tagen zu Wasser geworden dergestalt, daß er die Epistel demütig dem Vorwärts ein­reichte. Die Abwanderung der Intelligenten aus dem sozialdemokratischen Zwangsverband erklärt sich im wesentlichen daraus, daß es ja dort keinem Men­schen vergönnt sein wird, den Massen einigermaßen unverdächtig zu werden. Hatten doch weiter per­sönliche Anerkennungen in Haußmanns Brief ge­standen."

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Professor Hans Delbrück, der schon einmal vor längerer Zeit Enthüllungen über Steuerhinter­ziehungen des ländlichen Grundbesitzes in den Preußischen Jahrbüchern" veröffentlichte, setzt eben­da dies Thema fort. Er behauptet, daß die Rech­nungsbüros und Treuhandgesellschaften die scham­losesten Steuerhinterziehungen betrieben, indem sie durch eine besondere Art der Buchführung, wo alles Mögliche in das belastende Konto geschrieben werde, für die reichsten Wirtschaften lächerlich kleine Ueber- schüsse herausrechneten. So wurde einem Herrn, der jährlich 52,000 Mark Einkommen deklariert, aus­gerechnet, daß er von seinem Vermögen jährlich W00 Mark zusetze! Eine hohe Persönlichkeit, die jährlich Millionen versteuert, erzählte, ein Rech­nungsbüro habe ihm beweisen wollen, daß er nur 2000 Mark Einkommen habe.

* § *

Gute Beziehungen zu exotischen Fürstlich­keiten werden für die europäischen Staaten immer unentbehrlicher, denn ans ihnen resultiert oft ein wertvoller Kolonialbesitz, ohne den es nun einmal nicht geht. So stellt eine große Besuchsreise des Prinzen Waldemar, des jüngsten Bruders des dä­nischen Königs, zum König von Siam nur eine ge­schickte diplomatische Aktion dar. Die Reise wird in etwa vier Wochen angetreten. Dänische Unterneh­mungen arbeiten viel in Siam, es gilt, diese Be­ziehungen noch fester zu krüpfen.

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Peinliche Ueberraschung hat erregt, daß von dem englischen Geschwader, das an der inter­nationalen Flottenparade anläßlich der Hudson- Fulton-Feier teilnahm, wohl über 200 Matrosen desertiert sind. Einige hat man ergriffen, das Groß aber ist und bleibt verschwunden. Es scheint in der englischen Marine doch , vieles nicht so glänzend zu fein, wie es von außen aussieht. Umso unangeneh­mer sind die Vorkommnisse, als sie sich unter dein Kommando des alten, tapferen Admirals Seymonr ereigneten.

Landesnachrichten.

Aktenskerx?, 11. Oktober.

* Am gestrigen Sonntag nachmittag fand die Schlußübung der hiesigen Freiwilligen Feuer­wehr statt. Als Brandobjekt war das der Stadt gehörige Bäcker Brenner'sche Haus neben dem Rat­haus angenommen.

js Freibier bei Gemeindewahlen. Die Unsitte der Spendung von Freibier bei Gemeindewahlen, besonders bei Schultheißenwahlen, hat schon zu den übelsten Folgen für Wähler und Gewählte geführt. In letzter Zeit ist diese Unsitte wiederholt im Jagst- kreise zutage getreten, weshalb die Kreisregierung in Ellwangen den Oberämtern als besondere Maß­nahme empfiehlt, geeignete Belehrungen über das Unmoralische der Annahme und Spendung von Bier, Wein und ähnlichen Gaben bei öffentlichen Wahlen zu geben und bei Gemeindevisitationen vor der Be­teiligung an solchen Zechereien zu warnen und auch au die Bestimmung des Strafgesetzbuches hinzuweisen, die den Stimmkauf verbietet. Die Kreisregierung empfiehlt ferner: Strenge Ueberwachung der Wirt­schaften vor, am und nach dem Wahltag, besonders

auch Verweigerung der Verlängerung der Polizei­stunde, Einleitung des Wirtschaftsentziehungsverfah­rens gegen Wirte, die durch Wahlzechgelage ihr Ge­werbe zur Förderung der Völlerei oder Unsittlich­keit mißbrauchen, disziplinäre Behandlung von Ge­meindebeamten und Mitgliedern der Gemeindekols legien, die anläßlich ihrer Wahl an Zechereien, wenn auch nur dürch Kostenbestreitung, sich beteiligen.

Freudenstadt, 9. Okt. (Korr.) Schon in den verschiedenen Gegenden des Landes haben die Bier­brauer zu der Erhöhung der Malzsteuer Stellung genommen und die dadurch notwendig gewordene Bierpreiserhöhung festgesetzt bezw. vollzogen. Gestern nachmittag versammelten sich auch hier ca. 30 Brauereibesitzer von hier u. der engeren u. weiteren Umgebung zu einer Beratung. Schon vor einigen Jah­ren kam der hohe Gerstenzoll, welchen die Bier­brauereien unserer Gegend allein zu tragen hatten, dann die schlechten Ernten im In- und Auslande, welche eine Preissteigerung des Malzes von 2627 Mark auf 3436 Mark zur Folge hatte und nun die neue Steuererhöhung. Eine geringe Qualität Bier herzustellen, ist bei der großen Konkurrenz un­möglich und gewiß auch nicht nach dem Wunsch der Biertrinker. Von diesem Gesichtspunkt ans betrach­tet, sehen es die Brauer als gerecht und billig an, wenn sie infolge der neuen Lasten eine mäßige Er­höhung der Bierpreise eintreten lassen, welche ja nicht dem Bierbrauer zu gute kommt, sondern in die Reichskasse fließt. In Norddeutschland, wo der Bierkrieg seit einigen Monaten dauert, kann man es den Biertrinkern nicht verdenken, wenn sie sich bei der Preiserhöhung wehren, denn dort zahlten die Brauer bis vor kurzem für den Zentner Malz nur 2 Mark Steuer, während wir in Württemberg 5 Mark. Dort wurde für das Hektoliter Bier schon lange !718 Mark bezahlt und jetzt kommt noch ein Aufschlag von 34 Mark dazu, während bei uns in Württemberg die Bierbrauereien die gleiche Qualität zu 1516 Mark das Hektoliter verkaufen mußten. Unter diesen Umständen betrachten die Bier­brauereibesitzer einen Aufschlag von 3 Mark pro Hektoliter als sehr bescheiden. Würde dieser Aufschlag nicht durchführbar, so würde ohne Zweifel manche Existenz gefährdet, mancher Handwerker am Platze der Brauereigewerbe geschädigt, ja auch manche Steuerquelle würde für die Gemeinden versiegen und alles den Großstädten und Bierfabriken zu­kommen.

js Aus dem Bezirk Horb, 9. Okt. Ein hübsches Geschichtchen hat sich laut Schwarzw. Volksblatt in einer Landschule des Bezirks zugetragen: der eifrige Unterlehrer hatte sich gar bemüht, seinen Schülern beizubringen, daß sie zu den Lehrern und Geist­lichen nicht per Du bezw.Dan" sprechen sollen, sondern die AnredeSie" gebrauchen müssen. Nach den theoretischen Hebungen will der Lehrer nun die praktische Probe machen und fragt:Wie sagst du also zum Herrn Pfarrer?" Die Antwort lautet: Sie". Wie redest du zum Herrn Kaplan? wieder Sie, wie sagst du zum Herrn Oberlehrer? wieder die Antwort: Sie. Wie sagst du zum mir? wieder Sie". Und nun kam die letzte Frage:Wer hat dich das so gelehrt?Dan" war die prompte Antwort!

js Herrenberg, 9. Okt. Die Gegner des Bauern­bundes haben sich nunmehr auf einen neuen Land­tagskandidaten gemeinschaftlich geeinigt, indem die Deutsche Partei zusammen mit der Volkspartei dem Schultheißen Gärttner in Gärtringen das Mandat für die Landtagsersatzwahl im Bezirk Her­renberg angetragen hat, nachdem Oekonomierat Rnoff wie auch Stadtschultheiß Haußer von Herren- berg die Uebernahme der Kandidatur abgelehnt, bezw. wieder niedergelegt haben. Indessen scheint die Mandatsfrage auch bei Schultheiß Gärttner noch auf erhebliche Schwierigkeiten zu stoßen, die angeb­lich in der Einholung der Zustimmung durch seine Ortskollegien zu suchen sind. Bis Samstag abend hatte sich Gärttner noch nicht entscheiden können, er teilte vielmehr mit, die Angelegenheit fei noch in der Schwebe.

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