haben nur dann Zweck, wenn sie fest am Baum anliegen, weil sonst die Schädlinge darunter durchkriechen, und wenn der Leim in der kritischen Zeit stets klebfähig erhalten wird. Alle rauhen Bäume sind daher vor Anlegung der Gürtel erst gut abzukratzen. Ein Erfolg ist auch nur dann zu erzielen, wenn alle Baumbesitzer gemeinsam Vorgehen, Weiter müssen den Winter über alle Raupennester abgebrannt und im Frühjahr (März) die klemen Baumformen wie: Pyramiden, Buschbäume, auch Halbhochstämme mit 4proz. Kupferkalklösung bespritzt und die größeren mit Kalk oder Straßenstaub stark bestäubt und namentlich gut gedüngt werden.
* Calw, 21. Sept. Nach den Beschlüssen des Gemeinderats vom 15. Oktober 1908 und 16. Sept. 1909 ist das hier ortsübliche „Fackeln" auf einen Tag beschränkt und der Bezirksverein Calw des Schwarzwaldvereins um die Leitung der Veranstaltung ersucht worden. Demgemäß wird der Schwarzwaldverein Heuer am Samstag, den 25. September, auf dem hohen Felsen ein großes Feuer für die erwachsene Jugend und auf dem Brühl ein kleineres für die Kinder abbrennen. Das Holz hiezu wird von der Stadt geliefert. — Die am Matthäusfeiertag vom landwirtschaftlichen Bezirksverein veranstaltete Jungvieh-Prämierung war mit 6 Farren und 49 Rindern beschickt. Es waren beinahe durchweg schöne Tiere, sodaß die vorgesehene Prämierungssumme von 500 Mk. auf 620 Mk. erhöht werden mußte. Verteilt wurden 5 1. Preise je 25 Mk., 8 2. Preise je 20 Mk., 11 3. Preise je 15 Mk., 17 4. Preise je 10 Mk., im ganzen 11 Preise. — Die hier seit alten Zeiten bestehende Fruchtschranneeinrichtung im Unterstock des Rathauses ist aufgehoben worden, weil sie kein Bedürfnis mehr war. Die Zeiten sind dahin, da die Bauern vollbeladene Fruchtwagen in die Stadt brachten, und die Müller und Bäcker bei diesen Bauern ihre Einkäufe machten. Die Umwälzung in den Erwerbsverhältnissen hat Einkauf und Verkauf anders geregelt und namentlich den Verkehr der Fruchtschrannen von Jahr zu Jahr zurückgedrängt. Die hiesige Einrichtung wurde verkauft und abgebrochen und somit ist der Platz unter dem Rathaus wieder vollständig freigelegt. — Die bürgerlichen Kollegien haben auf Anfrage sich für die Zulassung von Mädchenin das Realprogymnasium ausgesprochen unter der Bedingung, daß die Mädchen dasselbe Schulgeld bezahlen wie die Knaben. Die Schule ist schon seither von Mädchen besucht worden; beim Unterricht sollen sich keine Schwierigkeiten ergeben haben.
Freudenstadt, 21. September. Die Gemeinde Lombach, hiesigen Bezirks, erstellt eine neue Quellwasserversorgungsanlage mit einem Kostenaufwand von zirka 30 000 Mark. Mit der Ausführung wird alsbald begonnen. Die Bauleitung liegt in den Händen des Oberamtsstraßenmeisters Bernhardt hier.
* Uhlbach, 22. Sept. Gestern abend fand zu Ehren des aus seinem Amte scheidenden Schultheißen Oesterle eine solenne Abschiedsfeier statt.
ss Poltringen OA. Herrenberg, 22. Sept. An einem fünfjährigen Mädchen hat sich der 15 Jahre alte Fuhrknecht Julius Wellhäuser von hier sittlich vergangen, weshalb er gestern früh verhaftet und an das Amtsgericht Herrenberg eingeliefert wurde.
ss Mösfingen, 22. Sept. Ein hiesiger Bürger verkaufte 220 Stöcke Hopfen um eine Zigarre; ein anderer Bürger verkaufte am nämlichen Abend 480 Stöcke um 2 Zigarren; ein seltener Verkauf.
j! Tübingen, 22. Sept. Das alte Landgericht ist durch die Uebersiedelung der städtischen Kanzlei in das neue Rathaus leer geworden und nun zu verkaufen. Es ist auf Mk. 100 000 geschätzt.
js Weilderstadt, 22. Sept. Unser Städtchen, das die Beschreibung des K. statistischen Landesamts „ein Stück kunstfrohen Mittelalters" nennt, birgt bekanntlich viel kunst- gewerbliche Meisterw erke. Unter anderem enthält die Hospitalkirche, laut Staatsanzeiger, einen vortrefflichen Schnitzaltar aus dem 15. Jahrhundert. Für diesen hat in den letzten Tagen ein Herr aus London 40 000 Mark geboten, auch sonstige Kunstwerke früherer Zeiten durch teilweise überraschend hohe Angebote zu erwerben gesucht. Aus die Angehörigen der katholischen Kirchengemeinde wird Heuer erstmals eine Kirchensteuer von 20 Proz. uniZelegt, zu deren Beseitigung der Zinsenertrag des Kaufpreises des Altars genügt hätte. Trotzdem hat der Kirchenstiftungsrat einstimmig, und unzweifelhaft auch im Sinne des größten Teils der Einwohnerschaft, die Angebote abgelehnt.
* Stuttgart, 22. Sept. Vorsicht mit Schußwaffen! In einer Wohnung in der Kasernenstraße kam gestern vormittag 8 '-2 Uhr ein 41 Jahre alter lediger Ingenieur angeblich mit einem geladenen Revolver zu Fall, wobei sich dieser entlud. Eine Kugel drang dem Ingenieur in die linke Brustseite.
ss Eßlingen, 22. Sept. Die Forstwartswitwe Heid von Liebersbronn wollte vorgestern mittag zwischen 2 und 3 Uhr ihre Kleider zum Fenster hinausschütteln, dabei hat die 62jährige Frau das Gleichgewicht verloren. Sie stürzte hinab und zog fick, obgleich die Höhe eine ganz unbeträchtliche war, neben einem Achselbruch so schwere innere Verletzungen zu, daß sie nachts 11 Uhr starb.
js Göppingen, 22. Sept. Bei der heute hier vorgenommenen Dekanatswahl wurde Schulinspektor Fischer von Geislingen im erstem Wahlgang gewählt.
ss Heiningen, OA. Göppingen. 21. Sept. Bei Arbeiten in der Scheuer stürzte die 17 Jahre alte Tochter eines hiesigen Einwohners so unglücklich vom oberen Teil der Scheuer ab, daß sie lebensgefährliche Verletzungen erlitt und daran starb.
ss Waldsee, 22. Sept. Gestern früh kurz nach 3 Uhr brach in dem großen stattlichen im Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten Hotel zur alten Post Feuer aus, das sich in kurzer Zeit auch auf das mm Hotel gehörigen Nebengebäude, in dem sich der Tanzsaal und die Stallungen befinden, ausdehnte. Vom Hotel brannte der Dachstuhl ab, das Nebengebäude wurde erheblicher beschädigt.
* Ebersbach a. F.. 21. Sevt. Die beiden Brandfälle am Samstag haben die hiesige Einwohnerschaft in begreifliche Aufregung versetzt. Wie nachträglich bekannt wird, sind in der letzten Zeit hier Drohbriefe verbreitet worden, in welchen Brandlegungen in Aussicht gestellt wurden.
ss Bönnigheim OA. Besigheim, 22. September. Ein bei seinem Großvater, dem isr. Handelsmann Berlinger in Freudental, auf Besuch befindlicher junger Kaufmann aus Paris ' namens Jakob Weizmann machte gestern eine Fahrradtour. , Er stürzte an einer abschüssigen Stelle mit seinem Rad und ^ erlitt einen Schädelbruch. Er ist im hiesigen Kranken- ^ Haus, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein, gestorben.' ^
ss Wahlheim OA. Besigheim, 22. Sept. Beim Zwetsch- i genpflücken ist der 40 Jahre alte, verheiratete Weingärtner ! Friedrich Schneider von hier infolge Brechens der Leiter § rücklings zu Boden gestürzt, so daß er längere Zeit bewußt- t los liegen blieb. Da ihm niemand zu Hilfe kam, schleppte - sich der Schwerverletzte schließlich mit Aufbietung seiner letz- ! ten Kraft nach Hause, wo er jetzt hoffnungslos darnieder- > liegt. i
js Von der Jagst, 22. Sept. Ein hübsches Manöverstückchen ereignete sich vorgestern in St. OA. Crailsheim Bei einem der dortigen Wirte hatten.6 bayerische Offizier ein Mittagessen bestellt, das sie kurz vor mittag ab sagen ließen, da sie beim Einladen der Pferde am Bahnhof sem müßten. Beim Wirt war jetzt guter Rat teuer. Um fick schadlos zu halten, schickte er den Herren die Rechnung, Lp aber mit der Bemerkung zurückkam, das Essen auf den Bahnhof zu schicken. Das Essen könne abgeholt werden, war die schlaue Antwort des Wirts, der hoffte, man werde das Essen nicht auf den IO Minuten vom Ort entfernten Bahnhof abholen. Doch er täuschte sich, denn aus einmal traten 6 hungrige Gemeine ein, verlangten im Auftrag der Offizier das Mittagessen und verzehrten es am sauber gedeckten Tisch bis auf das letzte Krümchen. Aus den Vorschlag des Wirtes sie könnten Bier trinken, soviel sie nur wollten, wenn ssi sich mit Rindfleisch begnügten, gingen die Chevaurlegers nicht ein. Für einen ausgehungerten Soldatenmagen soll Geflügel eben auch keine unverdauliche Speise sein.
(Jpf- und Jagstzeitung.)
Ij Heidenheim, 22. Sept. Bezirksnotar Harr erlitt heute Vormittag einen Schlaganfall, dem der kräftige Mann heute nachmittag erlegen ist. Er erreichte ein Alter von 47 Jahren.
ss Herbrechtingen O.-A. Heidenheim, 22. Sept. Heute fand zum zweitenmal Ortsvo.steherwahl statt. Schultheiß Heußler Adelmannsfelden erhielt 227, Schultheißenamtsverweser Gomringer 118 Stimmen. Heußler ist somit gewählt.
Dis Rückfahrt des „H. 3" «ach Friedrichshafsrr
ist glücklich verlaufen. Um 9 Uhr '40 Min. fand in Frankfurt der Aufstieg statt. Das Luftschiff überflog um 10.30 Uhr Darmstadt, um 11.30 Uhr Heidelberg, um 12 Uhr Wies loch und um 1 Uhr Epp in gen in der Richtung auf Pforzheim. Von Pforzheim aus wurde das Luftschiff um l.15 Uhr zwischen Niefern und Mühlacker gesichtet. Von Mühlacker aus wurde das Luftschiff kurz nach 1 Uhr in der Gegend von Illingen mit der Fahrtrichtung auf Vaihingen a. E. gesichtet. Viele Wünsche wurden auf der diesmaligen Fahrt ganz überraschend erfüllt. Von Vaihingen a. Enz aus sah man das Luftschiff um 1.15 Uhr in der Richtung nach Großglattbach. Das Luftschiff überflog Nußdorf um 1.45 Uhr. Es wurde um 2 Uhr in Leonberg gesichtet, um welche Zeit es Flacht passierte. Auf seiner weiteren vom Wetter begünstigten, aber nur langsam vor sich gehenden Fahrt überflog Z. 3 von Flacht kommend den Rutes- heimer Wald, wobei er sich bis auf zwei Kilometer Leonberg näherte, von wo aus er kurz vor zwei Uhr gesichtet wurde. Dann wandte sich das Luftschiff nach Magstadt, passierte Böblingen um 2.20 Uhr, Holzgerlingen um 2.30 Uhr und erreichte um 2.4ö Uhr Tübingen, wo es von der schon lange wartenden Bevölkerung mit jubelnden Zurufen begrüßt wurde. Um 2.30 Uhr wurde es in der Richtung auf Schönbuch zu gesichtet. Die weiße Spitze kam immer näher heran. Da wendete das Luftschiff plötzlich nach Südosten und zeigte sich ganz in seiner Breitseite. Es sah so aus, als würde es nicht nach Tübingen kommen, sondern dem König in Bebenhausen einen Besuch abstatten, aber dann schwenkte es auf Tübingen zu. Die innere Stadt wurde rechts liegen gelassen. Das Luftschiff fuhr über den Oesterberg und am Kaiser Wilhelm-Turm vorbei. Es folgte dem Neckar und flog auf Reutlingen zu. Man sah es
M L.fefruchL. W
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.
Goethe.
In schwerem Verdacht.
Kriminalroman.
Nachdruck verboten.
„Ich sage Jbnen," schrie er, und die Adern auf seinei Stirn schwollen an — „ein Schurke war es. ein Gauner, ein .Halunke, ein -Halsabschneider, der nicht wert war, daß ihn die Erde trug!" '
Sein Gesicht glühte, seine Augen waren weit aufge' rissen und rollten wild; seine Faust reckte sich drohend ge- gen die Wand, als erblickte er dort seinen Feind.
Frau Kräßnick saß in sich zusammengesunken uni wagte kaum zu atmen. Jeden Augenblick erwartete sie, daß er ausspringen und sie in einem Tobsuchtsansall erwürgen würde. Sie batte am liebsten laut aufschrein und um .Hilfe rufen mögen, aber die Furcht, seinen Zorn noch mehr zu erregen, hielt sie davon ab. Mit angespannten Sinnen lauschte sie zur Tür hin: von ihrem Herzensgrund löste sich ein stilleS Stoßgebet: wenn doch nur ihr Kind weinen möchte, daß sie einen Grund hätte, davornneilen.
Da sprang Teßdors auf seine Füße. Sie konnte einen kurzen Schrei nicht unterdrücken. Aber er hatte es offen- bar nicht gehört, denn mit stürmischen Schritten auf und
ab gehend, redete er sich noch weiter in seinen fiebernden Zorn hinein:
„Ein Kerl war es mit einem Stein, statt einem Herzen in der Brust, ein geldgieriger Wucherer, der sein.n Opfern die Kehle zuschnürte und der manch einen auf seinem Ge- wissen hatte. Ich sage Ihnen, recht ist ihm geschehen, er hat es nicht anders verdient. Und der's getan hat, der hat eine gute Tat vollbracht!"
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ihm hin. Er schien es bemerkt zu haben, denn er blieb plötzlich vor ihr stehen, beugte sich zu ihr herüber und sagte langsam, sie mit durchbohrenden Blicken betrachtend: „Ihr Mann hat recht getan, Frau Kraßnick!"
Sie zuckte zusammen und eine ohnmachtsähnliche Schwäche wandelte sie unter seinen furchtbaren Blicken an. Dabei wagte sie nicht, ibre Augen von den seinen abzuwenden, um ihm nicht Argwohn einzuslößen.
„Oder zweifeln Sie, daß Ihr Mann es getan hat?"
Ihr schwanden fast die Sinne, aber mit ungeheurer Anstrengung rang sie sich ein „Nein, nein" ab, denn sie glaubte nicht anders, als daß von dem Wörtchen ihr Leben abhing.
Er nickte befriedigt.
„Ich zweifle auch nicht," sagte er und richtete sich auf. „Er hat's getan. Aber sie werden es ihm nicht beweisen. Sie brauchen keine Angst zu haben, Frau Kraßnick, sie wer- den es ihm nicht beweisen können und sie werden ihn freisprechen müssen. Sie brauchen nicht zu zittern, ihm wird kein Haar gekrümmt werden. Dafür stehe ich Ihnen gut, Frau Kraßnick."
Seine Mienen begannen sich zu glätten und er nahm seine Wanderung durchs Zimmer wieder auf, ruhiger wie vorher. Die geängstigte Fran fing an aufzuatmen. Seine Aufregung schien sich zu legen. Jetzt trat er ans Fenster und riß die Läden auf.
„Wird's denn noch nicht Tag?"
Die dunkle Nacht gähnte ihm entgegen. Heftig schlug er wieder Laden und Fenster zu und wandte sich ins Zimmer zurück.
„Was ist denn die Uhr? . . . halb drei . . . Zeit, daß mau zum Schlafen kommt. Sie sind Wohl auch recht müde, Frau Schmidt?"
„Ach ja!"
Die Erschreckte faßte wieder Mut. Der Anfall schien vorüber; er gebärdete sich immer ruhiger. Plötzlich strich er sich mit der Hand über die Stirn und Augen, als erwachte er aus einem Traum, und sah sie fragend an.
„Was hatte ich denn nur? Warum habe ich Sie denn gerufen, Frau Schmidt?"
„Sie sagten, Sie hätten an der Haustür klopfen hören."
Er schien sich zu besinnen.
„Ach ja." Dann lächelte er gezwungen und sagte scheltend zu sich selbst: „Dummes Zeug! Ich träume immer so lebhaft, wissen Sie. Aber das kommt nur, weil Ä aestern so spät Abendbrot gegessen habe. Hummer! Den kann ich so spät nicht mehr vertragen. Na, dann wollen wir uns wieder lünlegen. Gute Nacht, Fran Schmidt!"
„Gute Nacht!"
Frau Kraßnick war im Nu zur Tür hinaus. De Treppen lief sie ini Sturmschritt hinauf; oben in ihrem Zimmer schob sie rasch den Riegel vor und dann warf sie sich auf ihr Bett und ihre Erregung, die ausgestandene Angst und Qual machten sich in einem heftigen Tränen- 'trom Luft. . . .
Am andern Morgen war ihr Entschluß gefaßt. Üs" keinen Preis noch eine Nacht verleben wie diese! Daß sie nicht ans der Stelle vor Schrecken tot geblieben! Furchtbar w -r es. entsetzlich, wie sie in der stillen Nacht schutzlos. ;eden Augenblick eine Katastrophe erwartend, dem Mörder