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Fernsprecher Nr. 11.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

«s. 38 S.

»«Sgabeort Altensteig-Stadt.

Freitag, de« 84. September.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1909

Tagespolitik.

Eine Versammlung der Volkspartei von Groß-Stuttgart nahm gestern einstimmig eine von Konrad Haußmann vorgeschlagene Resolu­tion folgenden Inhalts an:Die Versammlung hält den Zusammenschluß des demokra­tischen Liberalismus in einer Partei im Sinne des Beschlusses des weiteren Ausschusses der deutschen Volkspartei für eine Stärkung und Notwendigkeit. Sie erkennt den gegen­wärtigen Zeitpunkt als durchaus geeignet an und beauftragt ihre Vertretung im Landesausschuß der württembergischen Volkspartei und auf dem Partei­tag in Heidelberg diesen Standpunkt zu vertreten.

DenSturzdesFürstenBülow empfinden viele Konservative im Lande als eine Wirkung der Haltung der konservativen Reichstagsfraktion im Kampfe um die Finanzreform. Und der Unmut, daß es zum Rücktritt des vierten Kanzlers kam, ist auch heute in den Reihen der Konservativen noch nicht geschwunden. So legte dieser Tage erst der General­sekretär der konservativen Partei für Vorpommern, L. Brehm, sein Amt nieder und trat gleichzeitig aus der konservativen Partei aus. In einem Schreiben an den Parteivorstand in Berlin sagt Herr Brehm u. a.: Zu diesem Schritte nötigt mich außer meines eigenen Ueberzeugung die Tatsache, daß die Mehrheit der konservativen Wähler Vorpommerns, inbesondere der gesamte Mittelstand in Stadt und Land, über die Haltung der Parteileitung entrüstet ist. In einer konservativen Versammlung zu Potsdam wur­den die Ablehnung der Erbanfallsteuer durch die konservative Fraktion und der dadurch bewirkte Rück­tritt des Fürsten Bülow eine Katastrophe genannt und betont, die Wahlen der jüngsten Zeit hätten ge­zeigt, daß der konservativ-liberale Block des Fürsten Bülow wieder hergestellt werden müsse.

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Die Einkünfte des Herzogs von Mei­ningen erregen den Neid seiner Landeskinder. Nicht die Höhe der Zivilliste; wohl aber die großen Ueber- schüsse, die dem Herzog infolge der starken Steige­rung der Holzpreise aus seinen umfangreichen For­sten zufließen. Die Mißvergnügten erkennen gern die väterliche Landesfürsorge ihres Herzogs an, der das neue Hoftheater in Meiningen aus seiner eige­nen Tasche erhält, betonen aber, daß Zwischenper­sonen dem Herrscher die Wahrheit über die Holz­teuerung und den Steuerdruck, unter dem speziell die thüringische Spiel-Waren-Jndustrie seufze, vor­enthalten. Wäre dem Herzog der volle Sachverhalt bekannt, so würde er, wie man in Meiningen sagt, nicht zögern, Abhilfe zu schaffen.

Ueber die Stellung der Beamte n- schaftzumHansabunde veröffentlicht ein Pom­merscher Oberpostassistent in der Stettiner Ostsee- Zeitung einen eingehenden Aufsatz, worin ausgeführt wird, daß der gesamte Mittelstand und namentlich auch die Beamtenschaft dem Hansa-Bunde beitreten müßte. Der Aufsatz schließt mit den Worten:Hier­nach kann der gesamten Beamtenschaft des Reiches, des Staates und der Kommunen nicht dringend ge­nug geraten werden, sich dem Hansa-Bunde zuzuwen­den und ihm zur Erreichung des gemeinsamen Zieles ihre Kräfte voll zur Verfügung zu stellen.

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Der schweizerische Bundesrat hat be­schlossen, in der Mehlzollangelegenheit an die deutsche Regierung eine Note zu richten, in der er die von Deutschland vorgenommene Aenderung der Einfuhrscheinordnung als nicht genügend be­zeichnet und mit aller Bestimmtheit auf einer schiedsgerichtlichen Erledigung dieser An­gelegenheit beharrt.

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Mit großem Interesse verfolgt ganz England die in der Grafschaft Oxford stattfindenden Manö­ver, denen der Grundgedanke einer Invasion zu Grunde liegt. Das Interesse ist so groß, daß viele Ladenbesitzer in den Dörfern ihre Läden geschlossen halten, um den Uebungen persönlich zuschauen zu können. Eine große Person ist bei den Manövern der Journalist Blatchford, der erst den deutschen Manövern beiwohnte und nun das dort Gesehene in Vergleich stellt mit den englischen Leistungen. Die Ausrüstung der deutschen Infanterie ist Mister Blatchford sowohl unpraktisch wie häßlich vorgekom­men, das neue Muster der britischen Ausstattung sei der deutschen in allen Punkten überlegen. Auch sei die britische Infanterie bedeutend reinlicher und adretter gekleidet als die deutsche. Mister Blatchfords Beobachtungen mögen ja der Richtigkeit entbehren, je­denfalls werden sie vom englischen Publikum mit großer Genugtuung hingenommen.

Jetzt ist es Zeit

für unsere Postabonnenten, ihr Abonnement zu erneuern, sofern sie eine Unterbrechung in der Zustellung der Zeitung Aus den Tannen" am 1. Oktober vermeiden wollen.

Der englische Handelsminister Winston Spencer Churchill, der soeben als Gast unseres Kaisers an den großen Manövern teilgenommen hat, erörtert in der ZeitschriftNord und Süd" das Rassen­problem in Ostafrika. Diese wichtigen Fragen, die ja auch für unsere Kolonien von großer Bedeu­tung sind, haben sich Churchill während seiner letz­ten großen afrikanischen Reise besonders stark auf­gedrängt. Daß aus Ostafrikaein Land der Weißen" werden könne, wie es wohl hie und da verlangt wird, erscheint ihm unmöglich. Die Gebiete werden stets nur mit Hilfe der Eingeborenen bebaut werden können. Nicht der schwarze Mann, sondern der braune Mann ist der Rivale des Europäers. Für England besteht die Gefahr eines immer Stärker­werdens des asiatischen Elements in den afrikanischen Kolonien.Eine große Armee afrikanischer Arbeiter, von Indern oder Chinesen geleitet, und unter der Führung einiger Menschen von verschiedener Natio­nalität, die mit internationalem Kapital arbeiten, das ist der Alp, der heute die weiße Bevölkerung von Südafrika bedrückt und gegen welchen sich die zurzeit in Ostafrika lebenden Weißen auflehnen." Eine wenn auch nicht völlig genügende, so doch prak­tische Lösung dieses Problems sucht Churchill darin, daß er die Verwendbarkeit des Afrikaners selbst für- alle Kulturarbeit betont.

Der Besuch des Zaren beim König von Italien soll nunmehr auf den 10. Oktober fest­gesetzt sein. Das Wortsoll" ist zu betonen.

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Rußland plant angeblich die Einführung einer Wehrsteuer, die in Oesterreich und einigen wenigen andern Staaten besteht, vom deutschen Reichstag aber beharrlich abgelehnt wird.

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Ueber eine verfrühte Hinrichtung, die dieser Tage in Wilna erfolgte, ist man in Rußland schnell zur Tagesordnung übergegangen. Das Wil- naer Gericht hatte vier Verbrecher, die bei ihrer Flucht aus dem Gefängnis zwei Aufseher getötet hatten, zum Tode durch den Strang verurteilt. Ob­wohl ein Gesuch um Revision des Urteils ergangen war, wurde es von dem Generalgouverneur bestätigt und unmittelbar darauf vollzogen. Niemand glaubte an die Möglichkeit der Revision. Am Tage nach der Hinrichtung traf wider alles Erwarten und wider- alle Gepflogenheit ein Schreiben des Kriegsministers ein, das die Wiederaufnahme des Prozesses an­ordnete !

Die streikenden Arbeiter in Schweden leiden bitter Not; denn trotz der Beendigung des Generalstreiks setzen noch viele Zehntausende den Ausstand fort. Der Internationale Metall-Arbeiter- verband, der zu diesem Zweck in Berlin zusammenge­treten war, beschloß daher, den Darbenden sofort eine halbe Million Mark zu überweisen. Weitere Spenden sollen durch Sammelungen innerhalb des Verbandes, der mehr als eine Million Mitglieder zählt, ermöglicht werden. Die zähe Fortsetzung des Streiks ist ganz unbegreiflich, da die Arbeiter kei­nerlei Aussicht auf Erfüllung ihrer Forderungen haben.

Landesnachrichten.

Attenst-ig, 23. September.

* Branntweinsteuergesetz. DieNordd. Allgem. Ztg." weist darauf hin, daß nach Z 145 des am 1. Oktober in Kraft tretenden Branntweinsteuerge­setzes vom 15. Juli 1909 von den am 1. Oktober 1909 vorhandenen Beständen an Branntwein und Branntweinfabrikaten des freien Verkehrs eine Nach­steuer zu erheben ist. Die nachsteuerpflichtigen Be­stände sind der zuständigen Steuerbehörde anzumel­den. Gewerbetreibende sind zur Anmeldung von Be­ständen, die 20 Liter Alkohol, Haushaltungsvor­stände von solchen, die 10 Liter Alkohol übersteigen, verpflichtet. Die Anmeldungen sind bis spätestens 5. Oktober abzugeben. Unterlassung der Anmeldung bezw. Verschweigung nachsteuerpflichtiger Vorräte wird in vierfacher Höhe des hinterzogenen Betrages belegt. Nach Z 110 desselben Gesetzes unterliegt auch die zu Genußzwecken geeignete Essigsäure einer Nachsteuer und daher der gleichen Anmeldepflicht, die sich für Gewerbetreibende auf ihre sämtlichen Bestände, für Haushaltungsvorstände aus einen Be­stand von mehr als 10 Kilogramm wasserfreier Essig­säure erstreckt. Die Anmeldefrist und die Strafbestim­mungen sind die gleichen, wie bei der Nachversteuer­ung der Branntweinbestände.

* Truppenbeförderung. Auf den württ. Staats­eisenbahnen sind zur Beförderung von Truppen in das Manövergelände am 2., 4., 8. und 11. Sept. 54 Militärsonderzüge und 31 Leerzüge ausgeführt worden. An diesen Tagen wurden an württ., bad., daher, und preußischen Truppen 906 Offiziere, 24 657 Mann, 3195 Pferde, 276 Geschütze und Fahrzeuge und 47 Wagenladungen Gepäck befördert. Am 18. September sind zur Rückbeförderung der Stäbe und Fußtruppen in die Garnisonen nach Be­endigung des Kaisermanövers auf den württ. Staats­bahnen 57 Militärsonderzüge und 48 Leerzüge aus­geführt worden. Befördert wurden: 1660 Offiziere, 53 834 Mann, 1759 Pferde, 154 Geschütze und Fahr­zeuge und 85 Wagenladungen Gepäck. Vom 20.23. September werden zur Rückbeförderung berittener Waffengattungen und Spezialtruppen aus dem Ma­növergelände weitere 73 Militärsonderzüge und 41 Leerzüge ausgeführt. Befördert wurden: 752 Offi­ziere, 13 110 Mann, 9483 Pferde, 797 Fahrzeuge und 16 Wagenladungen Gepäck. Die Gesamt-Mili­tärbeförderung auf den württ. Staatsbahnen in der Zeit vom 1.25. September beträgt: 3780 Offi­ziere, 105 256 Mann, 15 478 Pferde, 1284 Ge­schütze und Fahrzeuge und 167 Wagenladungen Ge­päck. Hiefür waren neben 170 Leerzügen 200 be­setzte Militärsonderzüge erforderlich. Die für die Eisenbahnbeförderung beim heurigen Kaisermanöver erstmals erprobten Neuerungen, insbesondere der für den Abtransport des 13. und 14. Armeekorps im Interesse des möglichst kriegsmäßigen Verlaufs des Manövers angewandten verschiebbaren Fahrpläne ha­ben sich durchaus bewährt.

* Für Obstbaumbesitzer. Die Zeit, in welcher ein ge­fährlicher Feind unserer Obstbäume, der Frostspanner, auf- tritt, naht heran. Es sind kleine, schmutzig weiß geflügelte Schmetterlinge, die in unseren Baumbeständen in der Abend­dämmerung sichtbar werden. Sobald die Schmetterlinge wahrgenommen werden, müssen Klebgürtel angelegt werden, wie sie schon hinreichend bekannt sind. Die Klebgürtel