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Reklamen 18 M. die Textzelle.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
Nr. 805
Assgabeort Altessteig-Stadt.
Freitag, de« 8. September.
Amtsblatt sSr PsalzgrafesweUer.
1909.
Amtliches.
Auf Antrag des Fabrikanten Kaltschmid in Oberriexingen ist die am 10. Juki ds. Jrs. zum Zweck der Ausführung von Wasferbauarbeiten verfügte Flostfperre auf der Enz bis 19. September ds. Jrs. einschließlich verlängert worden.
Moderne Grieche«.
(Nachdruck verboten.)
Die erfolgreiche Militär-Revolte in Griechenland, in welcher die Offiziere neben manchen anderen tönenden Forderungen und politischen Programm-Punkten auch die ihnen besonders wichtige klingende eines besseren, schnelleren Avancements durchsetzten, ist nicht recht verständlich, wenn man sich nicht früherer Jahre und ihrer Ereignisse erinnert. Es heißt, der türkische Militärbund, die Mißerfolge der griechischen Politik in Kreta und anderes mehr habe das Vorgehen der griechischen Offiziere veranlaßt; aber was hatten diese Dinge mit dem Verlangen zu tun, daß der Kronprinz Konstantin das bisherige Ober-Kommando über die Armee niederlegen sollte? Die Gegnerschaft des griechischen Offizierkorps gegen den ältesten Sohn des Königs Georg ist schon alt, sie datiert aus dem für die Griechen so beschämend verlaufenen Feldzuge gegen die Türken, in dem die Feigheit ganzer Regimenter nur noch von der Unfähigkeit der Generale und Offiziere übertroffen wurde. Damals wollte die griechische Armee einen Sündenbock haben, der für ihren gänzlichen Mangel an Taten bluten und büßen sollte, alle Schuld wurde demgemäß auf den Thronfolger, bekanntlich ein Schwager des deutschen Kaisers, geworfen. Aber der Kronprinz, welcher damals das Kommando über die Feld-Armee geführt hatte, drehte den Spieß um und gab eine aktenmäßige Darstellung des wirklichen Sachverhaltes, und seitdem ist es mit dem Frieden und der Freundschaft vorbei. Die griechische Eitelkeit, ebensogroß wie die staatliche Treulosigkeit, die sich bei dem allgemeinen Bankerott zeigte, hat diese herbe, aber notwendige Kritik nie vergessen, und die Feindschaft ist noch dadurch vermehrt worden, daß der Kronprinz in den folgenden Jahren eine straffe Organisation einsühren wollte. Die paßte den Herren nun schon garnicht und jetzt haben sie die Gelegenheit benützt, die Rechnung auszugleichen. Der Sieg dieser Militär- Revolte bedeutet also eine schwere Niederlage des Ansehens des griechischen Staates, denn nicht Patriotismus trieb die Offiziere, sondern lediglich der krasseste Egoismus, der im Orient ja alle Schritte diktiert.
Der König von Griechenland, ein jüngerer Bruder des Königs von Dänemark, hat mit allem seinem guten Willen seinem Griechenvolke keine Selbstlosigkeit einflößen können; er hat zu manchen Dingen, wie zu dem verwerflichen Staatsbankerott, der nur das Ausland tras, während die Griechen selbst sich vorgesehen hatten, ja sagen müssen, weil die Dynastie davon abhing. Geholfen hat auch diese Nachgiebigkeit nicht viel, denn die griechische Eitelkeit sucht eben für alles Sündenböcke und der König Georg soll heute dafür verantwortlich sein, daß Kreta, die langbegehrte Insel, nicht schon längst mit dem griechischen Staate vereint wurde. Der Grieche will ein angenehmes Leben führen, in der Politik große Dinge reden und wegen der großen Vergangenheit bewundert sein. Dafür, daß die gegenwärtige Generation arbeiten muß, sich nicht mehr auf überlieferten Ruhm berufen kann, hat er kein Verständnis. Kein Staat in Europa hat im Verhältnis so viele Parteiführer und politische Zeitungen, wie das kleine Griechenland, nirgends wird mehr her politischen Kannegießerei gehuldigt, wie dort. Aber damit betreibt man keine Staatswohlfahrt. Darum bleiben die Verhältnisse recht unsicher und kaum besser wie in dem bekannten Serbien.
Die griechischen Politiker, Militärs, wie Zivilisten, haben einen geheimen Wunsch, den sie nur heule noch nicht offen M erkennen geben können; das ist der Wunsch nach der Beseitigung der internationalen Finanzkontrolle, die nach dem Staats-Bankerott eingeführt wurde. Sie sagen, die Kontrolle sei ihrer unwürdig, während sie über die Schmach des skandalösen Bankerotts kein Wort verloren. Aber die Großmächte, die die Kontrolle ausüben, werden hoffentlich lest bleiben, denn sonst ist es mit der griechischen Ehrlichkeit Gtal zu Ende. Auf die große Vergangenheit hin erlauben 1>e sich schließlich alles!
Tagespolitik.
Initiativanträge zur Geschäftsordnung des deutschen Reichstags. Der plötzliche Schluß der Reichstagssession im Juli hat bekanntlich zur Folge gehabt, daß eine Reihe von Gesetzentwürfen, für die wertvolle Vorarbeiten geleistet worden waren, nicht erledigt werden konnten. Ebenso hat die Geschäftsordnungskommission des Reichstags viele Sitzungen abgehalten, ohne daß das Plenum Zeit gehabt hätte, sich mit den Abänderungsvorschlägen zu beschäftigen. Laut „Nat. Ztg." beabsichtigen die Fraktionen der Linken die bereits gefaßten Kommissions-Beschlüsse in Form vcn Initiativ-Anträgen im Reichstage einzubringen, wobei sie nach Möglichkeit eine Fassung erhalten sollen, die einer weiteren Stärkung des parlamentarischen Ansehens und Einflusses entspricht. — Es handelt sich hierbei um die nach den November-Ereignissen gefaßten Pläne wegen eines Ministerverantwortlichkeits - Gesetzes, der Einbringung von Interpellationen mit nachfolgender Beschlußfassung usw.
Handelstag und der Postscheckverkehr. Der Handelstaghatdem Staatssekretär des Reichspostamts eine Anzahl von Wünschen zur Verbesserungdes Post - überweisungs- und Scheckverkehrs übermittelt. — Die Wünsche gehen laut Magdebg. Ztg. dahin, daß sämtliche Reichsbank-Anstalten und sämtliche staatlichen und kommunalen Kaffen sich an den Postscheckverkehr anschließen, und daß der Ueberweisungsverkehr zwischen den Postämtern und der Reichsbank so gestaltet wird, daß auf eine einmalige, allgemeingültige Erklärung eines Kontoinhabers hin die auf sein Postscheck-Konto eingehenden Beträge ohne besondere Anweisung täglich auf sein Reichsbank-Girokonto überwiesen und auch noch weitere Vereinfachungen getroffen werden.
Für die Einführung von Sch if fa h rts ab- gaben auf natürlichen Wasserstraßen legt die Nordd.-Allg.- Ztg. eine Lanze in einem längeren Artikel ein, der zugleich die vom Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie Ballin gegen die Einführung dieser Abgaben geltend gemachten Gründe zu widerlegen sucht.
Der Sultan Mulay Hafid begeht trotz der Verwarnung der Mächte weitere Grausamkeiten. Um von dem gefangenen Prätendenten Bu Hamare Geständnisse, namentlich über verborgene Schätze, zu erpressen, ließ er den Unglücklichen in ein hölzernes, mit scharfen Nägeln gespicktes Hemd einzwängen. Anscheinend liegen den Meldungen von Brutalitäten Mulay Hafids jedoch tendenziöse Uebertreibungen zugrunde.
Die Kämpfe im Rifgebiet kann man als viel Lärm um nichts bezeichnen. Es wird täglich eine Menge Pulver verknallt, Spanien will sogar noch 65000 Mann Reservisten mobil machen; aber erreicht ist nichts, und es ist auch nichts zu erreichen. Eine Entschädigung für seine gewaltigen Kriegsunkosten wird Spanien niemals erhalten. Territorialen Eroberungen steht die Algecirasakte entgegen, welche die Unabhängigkeit und Integrität Marokkos gewährleistet. Im übrigen ist die ganze marokkanische Kriegsspielerei in des Wortes buchstäblicher Bedeutung auf den Hund gekommen. Togful, der berühmte Bluthund des englischen Majors Richandson, soll mit seinem Eigentümer auf den marokkanischen Kriegsschauplatz entsandt werden, um dort Verwundete und Tote aufzusuchen, die die spanischen Soldaten wegen der Kabylenkugeln nicht finden können. Der Kriegshund wurde laut „B.-T." in San Sebastian vom König Alfons und der königlichen Familie „in besonderer Audienz empfangen".
Landesnachrichten.
Alt«rrsteig, 2. September.
* Was der Landmann vom September sagt. (Nach alten Bauernregeln.) Viel Gewitter im September, viel Schnee im März und reiches Kornjahr allerwärts. — Matthäi-Wetter hell und klar, machet ein gutes Weinjahr,
wenn Matthäus meint statt lacht, er statt Wein dann Essig macht. — So viel Reif und Schnee vor Michaelis, so viel dann nach Walpurgis. — Halten die Zugvögel lange bei uns aus, so ist auch's gute Wetter noch nicht aus. — Zu Michaelis Wind von Nord und Ost, bedeutet starken Winterfrost. — Nach September-Gewittern wird man im Hornung vor Kälte zittern. — Septemberregen kommt Saaten und Reben gelegen. — So der nächste März wie der September, so der Juni wie der Dezember. — Späte Rosen im Garten lassen gelinden Winter erwarten. — Ist der Herbst sehr schön, muß man im Winter in Pelzen geh'n. — So lange der Kiebitz noch nicht weicht, ist milde Witterung angezeigt.
— Der erste Reif bei Vollmond droht, den Blättern und den Blüten Tod. — Wie sich's Wetter um Mariä Geburt (8) tut verhalten, so soll sich's weiter vier Wochen gestalten.
— Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember.
— Fallen die Eicheln vor Michaelis ab, geht's mit der Wärme schnell bergab. — Warme Nächte bringen Herrenwein, bei kühlen wird er sauer sein. — Wer Korn schon um Aegidi säet, nächstes Jahr viel Frucht abmäht. — Wenn Hennen viel im Staube wühlen, ist's, daß sie Sturmes Nahen fühlen. — Sieht man die Zugvögel zeitig zieh'n, be- oeut's, daß sie vor Kälte slieh'n. — Der Hopfenblüte Duft verkündet trockne, warme Lust. — Zieht's Eichhorn still ins Winternest, wird bald die Kälte hart und fest. — Sind Michel noch die Vögel da, so ist der Winter noch nicht nah.
— Scharren die Mäuse tief sich ein, wird ein harter Winter sein, und sogar viel härter noch, bauen die Ameisen hoch.
— Je rauher der Hase, je bälder erfrierst du die Nase. — Wenn viel Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.
— Wittert's im September noch, liegt im März der Schnee noch hoch. — Wie an St. Aegidius (1.) vier Wochen das Wetter bleiben muß. — Ist Aegidi ein Heller Tag, ich dir schönen Herbst ansag. — Ist's am 1. September hübsch rein, wirds den ganzen Monat sein.
* Freudenstadt, 1. Sept. Heute vormittag wurde die Sektion der bei dem Automobilunglück ums Leben gekommenen Lehrerin vorgenommen. Die Sektion ergab einen Schädelbruch am Hinterkopf.
js Tuttlingen, 1. Sept. Vorgestern abend verlief sich das 3jährige Söhnchen des Theodor Knittel in der Stuttgarterstraße und konnte trotz sofortigen Suchens gestern morgen nur noch als Leiche aus der Elta gezogen werden. Die eingestellten Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
* Stuttgart, 1. Sept. Zur Teilnahme an der Kaiserparade sind bis jetzt vom Württ. Kriegerbund 9 00 0 Mitglieder angemeldet.
js Stuttgart, 1. Sept. Der „Berl. Lokalanz." meldet: Generalmajor von Kurowski, Kommandeur der 44. Jnf.- Brigade, ist zum Kommandeur der 27. Division (2. württem- bergische) ernannt worden.
js Stuttgart, 1. Sept. Ein süddeutscher Verband für Leichtatletik (olympische Spiele) wird sich in nächster Zeit definitiv konstituieren.
ss Stuttgart, 1. Sept. Auf dem Wilhelmsplatz wurde heute nacht ein 25 Jahre alter Bierbrauer nach vorausgegangenem Wortwechsel von einem Fuhrmann durch einen Messerstich in den Unterleib bedeutend verletzt. Der Täter ist festgenommen.
' Stuttgart, 1. Sept. Eine Jagdseltenheit ist im Schaufenster der Waffenhandlung Paul Jung, Calwer- straße 38, ausgestellt. Es ist dies ein zierliches Geweih einer Rehgais (amtlich bestätigt), welches durch seinen abnormen Wuchs noch besonderes Interesse bietet.
js Stuttgart, 1. Sept. Auf dem Fangelsbachfriedhof fand heute Abend wie in früheren Jahren eine Totenfeier an den Gräbern der dort beerdigten Krieger statt. Unter dem feierlichen Geläute sämtlicher Kirchenglocken setzte sich um 8 Uhr der Zug vom Vorplatz aus nach den mit Pflanzen geschmückten Kriegerdenkmal in Bewegung. Voraus schritt die Stadtgarde, dann folgten Mitglieder der bürgerlichen Kollegien, das Präsidium des Württbg. Kriegerbundes, die Veteranen- und Militärvereine mit umflorten Fahnen, Kriegsminister von Marchtaler mit dem Stadtkommandanten, aktive und inaktive Generale und zahlreiche Offiziere aller Waffengattungen. Der Krieger- und Sängerbund „Herzogin Werra" eröffneten die Feier mit dem Lied „lieber den Sternen", worauf Stadtpsarrer Stockmayer die Gedächtnisrede hielt. Sodann wurden namens der Stadtverwaltung und der militärischen Vereine Groß-Stuttgarts Kränze niedergelegt. Mit dem Lied „Auferstehen, ja Auferstehn,' schloß die ernste Feier.
js Köngen O.-A. Eßlingen, 1. Sept. Eine eigentümliche Mißgeburt brachte ein Mutterschwein des Andr. Deuschle