Personen nehmen den Weg zum bezw. vom Bahnsteig 3 duräi das Hauptportal, die Vorhalle, Mittelhalle und den Lofwartsaal. Der Wartsaal 1. Klasse der Halle 2 wird mit dem Hoswartsaal verbunden und bleibt sür den allgemeinen Verkehr geschlossen. Bahnsteig 3 wird Bahnsteig 4 */e Stunde vor Ankunft bezw. Abfahrt eines Sonoerzugs für den Verkehr der fahrplanmäßigen Züge gesperrt. Letztere werden auf Bahnsteig 1 und 2 ausgenommen bezw. abgefertigt. Die Vor- und Mittelhalle wird Vs Stunde vor Ankunft bezw. Abfahrt eines S onderzug s geräumt gehalten. Als Zugang zu den Zügen dient ausschließlich der Eingang von der
Friedrichsstraße her.
„ 3 . 3 ."
' Friedrichshafen, 25. Augusts Das neue Luftschiff ,Z 3* wird am heutigen Tage vollendet werden. Es soll dann sofort mit der Füllung begonnen werden, damit am morgigen Tage noch einige kleine Probeaufstiege stattfinden können. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag soll dann die Fahrt nach Berlin angetreten werden. Bis Bitterfeld führt Oberingenieur Dürr das Kommando über das Luftschiff, von da an Graf Zeppelin selbst. Der Aufenthalt in Berlin soll nur kurze Zeit dauern, da Graf Zeppelin bereits am 31. August dem Kaiser von Oesterreich das Flugschiff auf dem Bodensee vorführen will. Auf Freitag, den Z. September hat Graf Zeppelin die Mitglieder des Bundesrats, sowie Abordnungen der Städte, deren Ehrenbürger er ist, zur Besichtigung des Luftschiffes geladen ; es sind dies die Städte Friedrichshafen, Stuttgart, Konstanz, München und Worms. Am 4. September kommen sodann die Mitglieder des Reichstags hieher; es haben sich bereits 110 Reichstagsabgeordnete angemeldet.
js Friedrichshafen, 24. August. Von maßgebender Seite wird mitgeteilt, daß die Fahrt des „Z. 3" nach Berlin bereits in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag angetreten wird, um für etwaige Zwischenfälle hinreichend Zeit für eine programmäßige Ankunft in Berlin übrig zu behalten.
* Koburg, 24. Aug. Die Herzogin von Sächsen-Koburg- Gotha ist heute Nachmittag auf Schloß Reinhaursbrunn von einem Sohn glücklich entbunden worden.
ss Berlin, 24. August. Der Reichsanzeiger veröffentlicht ein Gesetz über die Haftung des Staates und anderer Verbände für Amtspflichtverletzungen von Beamten bei der Ausübung der öffentlichen Gewalt. Das Gesetz tritt am 1. Oktober 1909 in Kraft.
' Berlin, 24. August. Das Luftschifferbataillon wird noch im September mit einem neuen Luftschiff, das den Namen „Groß 3" führen soll, an die Oeffentlichkeit treten. Der Luftkreuzer wird nicht nur an Größe, sondern auch an Widerstandsfähigkeit alle seine Vorgänger übertreffen. Er wird eine Länge von 86 Meter haben. Die Gondel, die 9 Meter lang ist, wird mit vier Motoren mit je 75 Pferdestärken ausgerüstet.
' Bünde i. Wests., 20. August. Infolge der neuen Tabaksteuer sind nach der „Südd. Tabakztg." in den letzten 14 Tagen allein in Westfalen und dem angrenzenden Tabakindustriegebiet ca. 900 Tabakarbeiter brotlos geworden.
Ausländisches.
^ ' Steckborn, 24. Aug. Seit einigen Tagen weilt hierein? Prager Familie, bestehend aus den Eltern und zwei Töchtern, in der Sommerfrische. Die Eltern wollten die jüngere, erst 13jährige Tochter, auf einige Zeit nach Geien-
Schon eine halbe Stunde lang währte die Verfolgung; man befand sich in einer entlegenen Vorstadt. Die enge Straße war einsam und nur selten begegnete man einem Passanten. Vorsichtig, leise, unhörbar auftretend, schlich der Polizeibeamte dem Verdächtigen nach, wie ein schußbereiter Jäger dem Wild. Hätte sich der Unbekannte nicht in einem Zustande befunden, der ihn wahrscheinlich allen Sorgen und kleinlichen Bedenken entrückte, die hin und wieder doch in der stillen Nacht laut tönenden Schritte seines Verfolgers hätten ihm auffallen müssen.
Der Eifer und das Interesse des Kommissars hatten sich während der Verfolgung immer mehr angefacht. Seine Augen funkelten wie die eines Raubtiers, das seiner Beute nachspürte, und der Gedanke, daß er doch vielleicht einer Spur nachging, die ihn zu dem Urheber des Verbrechens führen konnte, jagte ihm heiße Schauer durch den Leib.
Der Kommissar näherte sich einem niedrigen,^ einstöckigen Hause, aus dessen geöffneten Fenstern der Lärm verschiedener durcheinander sprechender Stimmen auf die Straße hinausdrang, das hin und wieder von dem Aufschlagen aneinander klappernder Billardbälle unterbrochen wurde. Der Beamte kannte das Haus gar wohl; es war eine übelberüchtigte Kneipe, in der die untersten Schichten aus der Bevölkerung der Vorstadt: Hausierer, arbeitsscheue Baga- ounden, Handwerksburschen, die lieber „walzten", als daß lw sich nach regelmäßiger Tätigkeit umsahen, ferner Kutscher und Arbeiter eines großen Abfuhr!nstituts und andere Entgleiste, die keiner regelrechten anständigen Tätigkeit mehr oblagen, mit Vorliebe verkehrten.
Rasch drückte sich der Polizeibeamte in den Torweg bes Nachbarhauses, denn nun sah er, wie der Betrunkene oon drüben, im Zickzack torkelnd, herüberkam und auf die Tür der Spelunke zustenerte, durch die er dann auch richtig verschwand.
Hofen in Pension geben und begaben sich daher, wie der „Neuen Konstanzer Abendzeitung" mitgeteilt wird, am Sonntag dorthin, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Unterdessen machten die beiden Schwestern einen Spaziergang nach einem nahen Walde. Die 13jährige Tochter verließ, angeblich auf wenige Augenblicke, ihre ältere Schwester und begab sich in ein nahes Dickicht, wo sie sich mit ihres Vaters Revolver erschoß. Das hübsche, trotz seines jugendlichen Alters körperlich sehr entwickelte Mädchen soll die Tat aus Liebeskummer begangen haben.
jf Maisons Lafitte, 24. Aug. Das Luftschiff Bayard- Clement ist jetzt völlig aus dem Wasser gezogen. Man hofft, daß es in vierzehn Tagen wieder aufsteigen kann.
* Stockholm, 24. August. Gestern abend kamen mit dem Dampfer „Soithiod" von Lübeck 112 Hafenarbeiter hier an. Es sind meist junge Leute aus Westfalen und der Rheinprovinz. Am Landungsplatz waren große Arbeitermassen versammelt. Aber der Platz wurde von der Schutzmannschaft abgesperrt.
jf Sofia, 24. August. Aus Anlaß des 42. Jahrestages der Verteidigung des Schipkapasses fand in Rustschuk die Enthüllung eines Freiheits-Denkmals — des ersten in Bulgarien — statt. Anwesend waren rumänische und sämtliche überlebende bulgarische Freiwillige von 1877.
* Konstantinopel, 24. August. Der türkische Staatsrat hat nunmehr seine definitive Zustimmung zum Weiterbau der Bagdad-Bahn gegeben.
* Salonik, 24. Aug. Divisionsgeneral Dschawid Pascha ist mit zwei Bataillonen und Gebirgsgeschützen nach der Gegend von Diakowo abgegangen, um den Rest des Widerstandes der aufrührerischen Bergstämme der Albanesen zu brechen.
Zur Gaswerkexplosion in Genf.
* Genf, 24. August. Der Dienst des Gaswerks ist vollständig eingestellt. Auf der Unglücksstätte sind Geistliche beider Konfessionen anwesend, um den Verwundeten und tödlich Verletzten Trost zu spenden. Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle der Gasexplosion haben die ganze Nacht fortgedauert. Die Gesamtzahl der Toten beträgt dreizehn; es sind drei Ingenieure, ein Werkmeister und neun Arbeiter, deren Leichen bis 9 Uhr vormittags alle geborgen waren. Unter den Toten befindet sich der Pariser Ingenieur Parville, der im Augenblick der Katastrophe die Gasfabrik besuchte.
jf Genf, 24. Aug. Als das Feuer den großen Gasometer ergriff, gelang es zum Glück im letzten Augenblick, das Gas abzustellen. Die Panik entstand hauptsächlich, als der Ruf erscholl, daß auch der große Gasometer in die Luft stiegen werde. Die Wirkung der Explosion war auf der offenen Straße so stark, daß ein beladenes Fuhrwerk samt den Pferden vollständig umgekehrt wurde, derart, daß die Pferde auf dem Rücken lagen und der Fuhrmann unter den Wagen flog.
* Gens, 24. August. Der hiesige deutsche Generalkonsul stattete heute dem Stadtpräsidenten einen Besuch ab, um ihm im Namen der deutschen Regierung das Beileid zu der gestrigen Katastrophe auszudrücken. Nach Aussage eines Arbeiters, der im Moment der Explosion sich in einer Kanalanlage befand, soll die Explosion infolge Entzündung von Gas durch Funken, die bei Steinarbeiten an der Kanalanlage hervorsprangen, herbeigeführt sein.
Das erste Luftmaschinenwettrennen in Reims.
Die Stadt Reims veranstaltet vor ihren Mauern das erste regelrechte Luftmaschinen-Wett- rennen. Fast alle berühmten Flieger: Bleriot, Tissandier, Sommer, Guffro, Curtiß, Santos Dumont, Latham, Dela- grange, De Rue, Leblanc, Farman, Lambert u. s. w. sind anwesend. Ein vollkommen neuer Name, Lefebvre, ist auf allen Lippen. Vor dem Monat Juli hat er noch nicht
geflogen und nun hat er die besten Fliegresultate bei dem schlechtesten Wetter aufzuweisen. Der Wettbewerb um den großen Preis der Campagne im Betrag von 50 000 Frs. wird am Mittwoch, Donnerstag und Freitag ausgetragen. Der Gordon-Bennett-Preis kommt am Samstag zur Entscheidung. — Der Präsident der Republik kommt heute nachmittag um vier Uhr in Begleitung mehrerer Minister hier an und wird schon um 6 Uhr das Fluggelände wieder verlassen.
kretische Frage.
jj Konstantinopel, 24. August. Der Ton der merkwürdig geheimnisvoll behandelten Note der Schutzmächte an die Pforte ist ungewöhnlich scharf. Es wird darin einfach vorgeschrieben, was die Türkei zu tun habe. Eine Gebietsgarantie für Griechenland wird darin nicht erwähnt, jedoch rund heraus gesagt, daß ein Krieg verhindert werden müsse. In einem solchen Tone ist selbst der alten Türkei gegenüber nicht gesprochen worden, weshalb die Note auf die Salonikier Machthaber, die sich in Maßlosigkeiten gefielen, wie ein Blitzschlag wirkte.
W ' London, 24. Aug. Die Schwierigkeiten auf Kreta sind noch lange nicht unterdrückt. Die Entfernung der griechischen Flaggen von den Festungen aus Kanea und Kändia durch die Truppen der Schutzmächte war das Zeichen zur allgemeinen Hissung der nationalen Griechenfahne durch die Privatbevölkerung. Nach der „Daily Mail" flattern zur Zeit auf Kreta 247 blaue Kreuz-Flaggen auf öffentlichen Gebäuden, darunter eine auf der Festung Rutimo, 800 auf Schulen und unzählige aus Privatgebäuden. Dies bestätigt hier die Auffassung, daß die Kretawirren noch keineswegs überwunden sind.
Ein Schiffsunglück.
jf Buenos Aires, 24. August. Ein argentinischer und ein deutscher Dampfer stießen am Eingang des Hafens von Montevideo zusammen, der eine davon sank. Es sollen 150—300 Personen, meist Frauen und Kinder, ertrunken und nur wenige Passagiere gerettet sein. Der Kapitän versuchte Selbstmord zu verüben, wurde aber daran verhinoert.
jf Buenos Aires, 24. August. Es steht nun fest, daß bei dem Zusammenstoß der argentinische Dampfer „Columbia" gesunken ist. Näheres über den deutschen Dampfer ist nicht bekannt.
jf London, 24. August. Nach einer Lloyd-Meldungaus Montevideo ist der deutsche Dampfer, der mit dem gesunkenen argentinischen Dampfer „Columbia" kollidierte, der Dampfer des „Nordd. Lloyd" „Schlesien", der ebenfalls bei dem Zusammenstoß Beschädigungen erlitt.
Handel und Berkehr.
* Nagold, 23. August. Stroh wurde verkauft zu 1.80 Mk., Heu zu 3,20—3,50 Mk.
-u. Nagold, 24. August. Der heurige Jahrmarkt war gut besucht. Die Zufuhr an Einstellvieh übertraf die des letzten Marktes weit bezüglich der Menge; dagegen fehlte Fettvieh. Da aber Kaufsliebhaber fehlten, blieb der Handel gedrückt, der Umsatz flau. Sehr stark besucht war der Schweinemarkt. Die Nachfrage nach Jungschweinen war eine lebhafte. Rasch wurden fast sämtliche Jungschweine abgesetzt zu 25 bis 55 Mk. das Paar Milchschweine, während Läufer 60—100 Mk. dem Paar nach galten.
BorarrSfichtticher Wetter
am Donnerstag, den 26. August: Mäßig wolkig, kein wesentlicher Niederschlag, warm.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Alteusteig.
Der Kommissar beglückwünschte sich im stillen, daß er die Vorsicht gebraucht hatte, für den Abend und die Nacht eine Verkleidung anzulegen. Er trug einen seiner abge- brauchtesten Anzüge, ein abgeschabtes Jackett, das ihm im Laufe der Jahre sehr eng geworden war, dazu ein Paar sehr kurze, geflickte Beinkleider und eine Schirmmütze; um den Hals hätte er ein wollenes Tuch gebunden. Um sich vollends unkenntlich zu machen, hatte er seine Augenbrauen geschwärzt und einen dunklen Vollbart angelegt.
Er wartete etwa zehn Minuten, versicherte sich durch einen Griff in die Tasche, daß er auch seinen Revolver bei sich führte, und trat dann erwartungsvoll ein. Der längliche, aber schmale, durch Petroleumlampen schlecht beleuch- wie Raum war gut gefüllt. An dem Billard, das in der Mitte des Lokals stand und die Hauptzierde desselben bil- dete, lehnten drei Burschen. Sie hatten aufgehört, Zuspielen und blickten nach einem der schmierigen einfachen Holzasche hinüber, an dem, wie Kommissar Hirt mit einem verstohlen prüfenden Blick beim Eintritt bemerkte, der von chm Verfolgte Platz genommen hatte. Ein allgemeines Ge- sprach schien sich mit dem neuen Gast beschäftigt zu haben, wurde aber offenbar durch Hirts Eintritt unterbrochen. Der Kommissar aber tat durchaus unbefangen, nahm an einem kleinen, unbesetzten Tische Platz, der in der entlegensten Ecke, seitwärts am Büffet stand, und bestellte einen „Dop- pel-Luft mit Pomeranzen".
Alle Gäste blickten neugierig und mißtrauisch nach dem neuesten Gaste hin, den niemand kannte. Der aber nahm von niemand Notiz, trank einen kräftigen Schluck von dem vor ihn hingestellten Schnaps und vertiefte sich dann in die Lektüre eines schmierigen Zeitungsblattes, das auf dem Tisch gelegen hatte.
Das Gespräch kam wieder in Gang.
„Sage 'mal, Karl," nahm einer von den drei Burscher
am Billard das Wort und blickte mit ostentativer Bewunderung zu dem vor einem gefüllten Bierglase Sitzenden hinüber, der seinen Hut unternehmend auf ein Ohr geschoben hatte — „sage 'mal, Karl, du hast dich Wohl neu ein« zepuppt?"
Der Angeredete nickte stolz und sah sehr selbstgefällig an seinem Rock und Beinkleid hinunter.
„Habe ich auch. Sitzt er nicht fein — Was?"
Der Betrunkene erhob sich schwerfällig und Pacht« schwankend ein paar Schritte. ' ' ' V'""' V" . ä ^
„Hast wohl geerbt, wie?" fragte ein änderet lachend. ..
Karl nickte eifrig und kehrte wieder torkelnd zu setzA» Stuhl zurück, auf dem er sich gemächlich niederließ.
„Wirklich?" fragte ein dritter. „Menschenkind, von we« denn?"
„Na, von einer alten Tante, von wem denn fönst. Tausend Märker habe ich geerbt," lautete die lallend gegebene Antwort.
Alle blickten erstaunt, teils voll Neid, teils mit un
gläubigem Mißtrauen, zu dem Prahlenden.
Verschiedene Ausrufe wurden laut.
„Unsinn! So'n Bären lasten wir uns nicht aufbinden. Na, dann gib doch was zum besten, Karl!"
Der letzte Ausruf fand allgemeinen Beifall, denn alle schrien zum Teil aufspringend und den angeblichen glücklichen Erben umringend: „Ja, denn gib doch was zum
besten, Karl!"
„Tu ich auch!" rief dieser prahlerisch, und sich zum
Schenktisch wendend, hinter dem der Wirt in Hemdsärmeln und blauer Schürze thronte, gebot er: ,,'ne Lage Bayrisch!"
Der Enthusiasmus war groß. Als das Bier gebracht worden war, erhoben alle ihre Gläser und stießen lärmend an: „Karl Kraßnick soll leben!"
Fortsetzung