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bet einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. bi;

einspaltige Zeile; bei Wiederholungen rntsprecheuberRabatt

Reklamen 15 Pfg. die Lextzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberanrtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

«» 198.

AvSgaVeort Altensteig-Stadt.

Donuerttag, de« 86. August.

Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

1969.

Amtliches.

Die Schultheißenämter der an die Schwarzwald - Wasserversorgung angeschlossenen Gemeinden werden vom Kgl. Oberamt beauftragt die bezirkspolizeilichen Vor­schriften, wie solche in der oberamtlichen Bekanntmachung vom 5. April 1904, Gesellschafter Nr. 68, enthalten sind, wieder auf ortsübliche Weise zu veröffentlichen, der Wasserver- geutung ernstlich entgegenzutreten und hierüber Eintrag m das Schultheißenamtsprotokoll zu fertigen.

Auf Grund dieser Vorschriften ist jeder Mißbrauch und jede Verschwendung des Wassers unter­sagt. Insbesondere ist verboten: das Fließenlassen des Wassers aus Privatleitungen oder Brunnen zum Verschwelten des Kübelgeschirrs, die Entnahme des Wassers zum Wässern der Gärten und Wiesen, sowie zur Güllenbereitung, das Offenlassen der Auslaufhahnen besonders im Winter zur Ver­hinderung des Einfrierens der Leitung und die Unterlassung der Reparatur undicht gewordener Hahnen und Röhren; desgleichen der Betrieb hydraulischer Motoren durch die Wasserleitung.

Die Benützung des Wassers für Kühlapparats von Branntwein, Bier, Milch, Fleisch, für Entrahmungsapparate usw. darf nur nach vorher eingeholter Erlaubnis des be­treffenden Ortsvorstehers und mit äußerster Sparsamkeit ge­schehen.

Auch ist die Einrichtung von Wasserstahlpumpen, die Erstellung von Eisgerüsten, der Betrieb von Luftventilatoren, Waschmaschinen und dergl. durch die Wasserleitung für unzu­lässig erklärt. Sollte für mißbräuchliche Verwendung oder Verschwendung des Wassers begründeter Verdacht vorliegen, io ist nach tz 2 des Statuts für die Benützung der Schwarz­waldwasserversorgung vom 20. Oktober 1900 der betreffende Ortsvorsteher berechtigt, durch Schließen des Haupthahnens den Wasserbezug zeitweise zu entziehen.

Die Friederisgesellschaft und die Kammer der StarrdeSherreu.

Wir werden um Aufnahme des Folgenden gebeten:

Der württembergische Staatsanzeiger berichtet über den Verlauf der Verhandlungen wie folgt:

Graf Uxkull berichtet namens der Finanzkommission über die Eingabe der Deutscheu Friedensgesell- schaft um Verwilligung einer Subvention für das Inter­nationale Friedensbureau in Bern und für die Deutsche Friedensgesellschaft in Stuttgart. Der Redner erstattet über Geist, Zweck und Ziel der Friedensbewegung ausführlich Vortrag. Die Finanzkommission ist der Ansicht, daß die vorliegende Sache zunächst das Reich berührt. Sie kann dem Beschluß des anderen Hauses aufErwägung" sich nicht anschließen, besonders deshalb, weil der am 15. und 16. Mai ds. Jrs. in Stuttgart abgehalteneDeutsche Friedenskongreß" durch seinen Verlauf und seine Beschlüsse dem Ansehen und der Würdigung der Bestrebungen der Friedensgesellschaft, soweit diese nach dem Programm über­haupt anzuerkennen gewesen wären, in hohem Grad ge­schadet hat. Antrag:Kenntnisnahme".

^ Frhr. v. Wöllwarth: Ich habe, leider nicht als Soldat, aber als Sanitätsmann zwei Feldzüge mitgemacht, habe die Schrecken des Krieges gründlich kennen gelernt, und doch sage ich, ich würde nicht um viele tausend Mark die Erfahrung hergeben, die ich in diesen Feldzügen gemacht habe. Nur im Krieg lernt man sich selbst und die Menschen kennen. Ich könnte Namen nennen von Offizieren, die im Frieden als sehr schneidig und forsch galten, die aber im Granatfeuer sehr klein wurden, während sehr bescheidene, mlle Männer sich als Helden entpuppten. Da Graf Zeppelin gegenwärtig ein großer Mann geworden ist, >o will ich Ihnen aus einem Gedicht, das er mir zurückließ, aks er nach Amerika in den Feldzug.ging, einiges vortragen:

Ich bin Soldat,

Mann rascher Tat,

Muß im Kampf,

Muß im Pulverdampf Prüfen den Mut In Gefahren Ruhigen Blick wahren.

Den Mann muß ich sehen,

Sein Herz verstehen,

Wie vor dem Feinde er steht,

Wenn er dem Tode entgegengeht.

In einer der letzten Nummern derWürtt. Krieger­zeitung" ist ein vortrefflicher Aussatz gekommen:Kriegerischer Geist oder ewiger Friede!" Darin heißt es u. a.:Gegen die Pflege des Gedankens vom ewigen Frieden muß mit aller Kraft Front gemacht werden. Es ist ausgesprochener Selbstmord, den kriegerischen Geist in unserem Volke zu töten. Wir würden zum Spielball der Laune jedes Feindes gemacht. Es kann einen dauernden Frieden niemals geben, so lange wir Menschen bleiben mit menschlichen Fehlern und Schwächen; es kann einen ewigen Frieden nicht geben, so­lange noch die verschiedenen Nationen ihre Ziele verfolgen." Ich beantrage, über die Eingabe zur Tagesordnung überzugehen. (Beifall.)

Graf v. Uxkull: Einen kriegerischen Geist im Frieden kenne ich nicht. Ich kenne Gottvertrauen, Vaterlandsliebe und Mut. Diese drei Eigenschaften muß der Soldat haben, das andere wird sich finden.

Präsident v. Zeller: Ich begrüße alle Bestrebungen, welche darauf hinwirken, den Krieg seltener zu machen. Aber die Wege, welche die Internationale Friedensgesell- schast einschlägt, kann ich nicht billigen. Auch das Ziel das sie zunächst erstrebt, scheint mir unerreichbar. Vor einem internationalen Gerichtshof können nur kleine, ver­hältnismäßig unbedeutende Fragen zur Lösung kommen, nicht aber Fragen, welche die Existenz einer Nation angehen.

Präsident Dr. v. Sandberger: Ich möchte doch ein Wort einlegen für den Kommissionsantrag auf Kenntnis­nahme. Wir können uns nickt wohl einen Verein denken, der auf Kriege hinwirkt, wohl aber einen Verein, der aus Frieden hinwirkt. In dieser Gegenüberstellung schon liegt doch ein gewisses Recht für diese Vereine, welche die Idee ' des Friedens in ihrer Weise vertreten. Ich habe auch an vielen Kundgebungen dieser Friedensgesellschaft keine Freude, man hört dort so oft Töne einer weichlichen, unklaren und verschwommenen Humanität (Sehr richtig!), welche überden großen Ernst wegsieht, der im Untergrund des Völkerlebens von Zeit zu Zeit machtvoll und unwiderstehlich hervordringt. Man hört da auch so manche Töne eines Kosmopolitismus, hinter dem das Gefühl für Kraft, Ehre, Würde, für die Notwehr des eigenen Vaterlandes zurücktritt. Man hört namentlich auch manchesmal Rufe einer politischen Agitation, welche die Gesichtspunkte verwirrt. Trotz alledem möchte ich unterscheiden zwischen dem, was der letzte Zweck dieser Ger sellschaften ist, und dem, was die einzelnen Friedensgesell­schaften in ihren Versammlungen kündgeben. Das letztere unterliegt mit Recht vielfacher Kritik, das erstere aber, glaube ich, ist ein Gedanke, dem man nicht widersprechen kann. Die Friedensbestrebungen sind jetzt ein Jahrhundert alt, und die Wirkungen sind nicht ausgeblieben. Ich betrachte z. B. den Haager Kongreß schließlich als eine Frucht davon, daß dieses Ideal des Friedens so laut proklamiert worden ist. Ich bin auch nicht der Meinung, daß den Kriegsgefahren ein schwächlicher, matter Sinn sollte gegenübergestellt werden. Ich hoffe und wünsche, unsere Nation wird sich Mut und Kraft erhalten. Aber davon unabhängig ist die Frage: Sind nicht Bestrebungen doch zu unterstützen, welche das Ideal des Friedens kräftig vertreten? Als Mann der Kirche könnte ich ohnehin dem Antrag nicht zustimmen, über diese Bitte einfach zur Tagesordnung überzugehen. Ich bin dazu berufen, auf die Seite mich zu neigen, wo man die Erhal­tung, Stärkung, Dauerhaftigkeit des Friedens vorzube­reiten sucht.

Präsident v. Mosthaf: Wir haben Frieden und die Segnungen des Friedens, seitdem wir ein kriegerisches und waffenstarkes Volk sind. (Sehr richtig!) Aus der Geschichte müssen wir lernen, daß wenn wir auf einen obligatorischen Schiedsgerichtshof angewiesen wären, der doch wohl seine Instruktionen erhielte von den auf ihm vertretenen Regie­rungen, Deutschland verraten und verlassen wäre. (Sehr richtig!) Die deutsche Nation hat ihre Friedensliebe in einer fast vierzigjährigen Friedensperiode bewiesen und braucht, um diesen Beweis zu stärken, sich nicht den Bestrebungen der Friedensgesellschaft anzuschließen.

Nach einer weiteren Bemerkung des Berichterstatters Graf Uxkull wird der Antrag jdes Frhrn. von Wöll­warth auf Tagesordnung mit Mehrheit angenommen.

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Zur Sache selbst nur so viel: Als die Deutsche Friedensgesellschaft die Bitte um eine Subvention den beiden Kammern vorlegte, konnte sie kaum auf rasche Erfüllung ihres Wunsches hoffen. Es konnte sich, genau besehen, nur um einenFühler" handeln, der da ausgestreckt wurde, um die Stimmung zu erkunden. Der

Zweck ist erreicht worden: die Zweite Kammer hat unsre Bitte der Regierung zur Erwägung anheim gegeben; die Erste Kammer hat beschlossen, über unser Gesuch zur Tages­ordnung überzugehenzu einem Zeugnis über sie". Wer die Zusammensetzung des Herrenhauses kennt, der konnte kaum etwas anderes erwarten. Was man aber er­warten könnte, das wäre die Selbstbescheidung, mit der man sich hüten sollte, von Dingen zu reden, die man nicht kennt. Ich bin überzeugt, daß Graf Uxkull keine einzige der Ver­sammlungen des Stuttgarter Friedenskongresses mitgemacht hat, und daß er wohl kaum eine unserer Resolutionen gründ­lich gelesen haben kann, sonst könnte er nicht behaupten, daß durch den Verlaus und die Beschlüsse dieses Kongresses dem Ansehen der Friedensgesellschaft in hohem Grad geschadet worden sei. Wir haben unbefangene Zeugen genug, die bereit sind, gerade den Ernst und die Würde der Verhand­lungen, durch die sich dieser Kongreß auszeichnete, zu erweisen. Frhr. v. Wöllwarth aber sollte dem Roß, das er reitet, entschieden etwas mehr Zügel anlegen. Wie kann ein Mann, der sich bewußt ist, auf der Höhe der Menschheit zu wandeln, sich eine solch offenbare Ungeschicklichkeit zu­schulden kommen lassen, daß er erklärt, nur im Krieg lernt man sich selbst und die Menschen kennen! Armer Sokrates, der du meintest, friedliche Bürger durch die gnotcki ssauton mitten im Frieden zur Besserung aufrufen zu können. Wenn aber Frhr. v. Wöllwarth ein Kriegsgedicht des Grafen Zep­pelin zitiert, um uns Friedensfreunde zu entwaffnen, so müssen wir erklären, daß wir den Vers nicht übel finden, daß mir aber auch, abgesehen vom Krieg, Gelegenheiten ge­nug kennen, wo man den Mannesmut, den das Gedicht des Grafen preist, beweisen kann. Aber nichts als einen schlechten Geschmack können wir in der Anerkennung finden, den der Freiherr bem bekannten Aufsatz zollt, der in der Württ. Kriegerzeitung" mit der Ueberschrift:Kriegerischer Geist oder ewiger Friede!" erschienen ist. DieserAufsatz" ist imBeobachter" Nr. 158 unter der SpitzmarkeKriegs­bonzen" Wort für Wort widerlegt worden. Wir möchten Herrn von Wöllwarth die genaue Lektüre dieser Entgegnung warm empfehlen. Schmerzlich berührt hat uns das Votum des Präsidenten v. Zeller, der zwar die Bestrebungen be­grüßt, die darauf hinwirken, den Krieg seltener zu machen, aber die Wege, die wir einschlagen, nicht billigen kann, und das Ziel, das wir zunächst erstreben, für unerreichbar hält, da vor einem internationalen Gerichtshof nur kleine Fragen, nicht aber Existenzfragen gelöst werden können. Ich bin überzeugt, daß der Herr Präsident anders urteilen würde, wenn er unsere Bestrebungen genau kennen würde, wenn er z. B. wüßte, daß wir Friedensfreunde seit fünfzehn Jahren die Anerkennung des statua guo durch die Großmächte als Grundlage der Friedfertigung Europas betrachten. Wenn aber eine Nation Grund haben kann, Kleinigkeiten auf dem Weg des Rechts schlichten zu lassen, so hätte sie noch viel schwerere Gründe in Fällen, wo ihre Existenz auf dem Spiele steht, das Recht anzurufen, das unter allen Umständen mehr Garantie zur Sicherung der nationalen Wohlfahrt bietet, als die barbarische und blutige Selbsthilfe, bei der man eben auch den Kürzeren ziehen kann. Aber gerade dadurch, daß wir von der Anerkennung des statua guo ausgehen und die Wege zeigen, auf denen die Auswanderung reguliert werden sollte, suchen wir die Existenz­fragen am Entstehen zu verhindern. Präsident v. Mosthaf aber tut unrecht, wenn er meint, daß wir die Segnungen des Friedens unserer kriegerischen und waffenstarken Art zu danken haben. Der Friede ist uns erhalten worden nicht wegen unserer Rüstung, sondern trotz unserer Rüstung. Oder ist es nicht auffallend, daß Rußland, als es gerüstet war und eine starke Kriegsflotte besaß, in einen blutigen Krieg verwickelt wurde, während es jetzt, da seine Rüstung am Boden liegt, im tiefsten Frieden bleibt. Was sagt aber Herr v. Mosthaf dazu, daß wir in Süddeutschland zu der Zeit, da wir schwach waren", vom Jahr 1814 bis 1866 Frieden hatten, also 51 Jahre lang. Uebrigens ist die 40jährige Friedensperiode, von der zugunsten Deutschlands so viel Wesens gemacht wird, sowohl durch den Chinafeldzug, als auch durch den Hererokrieg unterbrochen worden. Wenn aber Präsident v. Mosthaf die Fragen, um die es sich handelt,'einigermaßen gründlich studiert hätte, so wüßte er, daß der obligatorische Schiedsgerichtshof, den wirerstreben, seine Instruktionen eben nicht von den Regierungen erhielte, daß er vielmehr an ein auch von Deutschland zu akzeptierendes Völkerrecht gebunden wäre. Sehr dankbar dagegen sind wir dem Präsidenten v. Sandberger, der bei aller Kritik, die er an einzelnen in der Friedensgesellschaft laut werdenden Tönen übt, doch im ganzen die Tendenz unsrer Arbeit billigt und die Erreichung des Ziels,