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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
»r. 17S.
Aasgabeort Altensteig-Stadt.
Mittwoch, de« 4. August.
Amtsblatt für Pfalzgrafeaweiler.
isos.
Würtlembergischer Landtag.
Die Bolksschulnovelle.
js Stuttgart, 2. August.
Die Zweite Kammer begann heute nachmittag bei vollbesetzter Tribüne die Beratung der abweichenden Beschlüsse der Ersten Kammer zur V o l k s s ch u ln o v ell e. Dr. Hieb er (D. P.) erstattete den Kommissionsbericht. Die Erste Kammer hat beschlossen, daß ein Zwang zum Eintritt in die Hilfsschulen nicht stattfinden kann. Die Kommissionsmehrheit ist gegen diesen Zusatz, den sie für unnötig hält. Schrempf (BK.) befürwortete den Beschluß des anderen Haistes. Minister v. Fleischhauer bemerkte, grundsätzlich'seien alle gegen einen Zwang in der Ueberzeugung, daß das Institut den Hilfsschulen sich nur auf dem Wege der Freiwilligkeit einleben könne. Er gebe anheim, dem Beschluß des anderen Hauses beizutreten. Haußmann (Vp.) meinte, an sich sei der Zwang gut, doch müsse man schonend Vorgehen. Hey mann tSoz.) betonte, der Beschluß des anderen Hauses habe nicht bloß formelle Bedeutung und sei nicht so harmlos. Die Hilfsschulen für Schwachbegabte sollten in möglich breiterem Umfang zur Einführung kommen. In dem Zwang könne er nichts Verwerfliches sehen. Der Kommissionsantrag wurde gegen die Stimmen des Zentrums, der Konservativen und des Bauernbunds angenommen. Den abweichenden Beschlüssen zu den Art. 2, 2a, 3a und 4a wurde ohne Debatte abgestimmt. Zu den Art. 3 und 4 betr. die Höchstschülerzahl für eine Klasse bezw. Lehrstelle sowie das Zahlenverhältnis der ständigen und unständigen Lehrer hat das andere Haus dem Regierungsentwurf zugestimmt, wäbrend die Kommission beantragt, auf dem Beschluß des Hauses betr. die Verminderung der Höchstschülerzahl zu beharren. Wolf (BK.) beantragte, dem Beschluß der Ersten Kammer zuzustimmen. Man könne kein Gesetz machen, das sich erst in einem Menschenalter durchführen lasse. Dr. Hieber (D. P.) erklärte, seine Partei halte eine weitere Herabsetzung der Schülerzahl für berechtigt. Hildenbrand (Soz.) hob hervor, auch der Regierungsentwurf bleibe zunächst noch Reform. Nicht in allen Gemeinden ließe sich sofort die Höchstschülerzahl von 70 praktisch durchführen. Löchner (V.) beantragte eine Resolution, wonach das Gesetz spätestens bis 1920 durchgeführt werden soll und zwar im Verordnungsweg, sobald der bestehende Lehrermangel gehoben ist. Minister v. Fleischhauer erklärte, durch diesen Antrag würden seine Bedenken abgeschwächt. Ob eingehalten werden könne, müsse er allerdings bezweifeln. Zunächst könne er dem Kommissionsantrag nicht zustimmen. Dr. Elsas (V.) meinte, die Verminderung der Schülerzahl erleichtere die Gewinnung neuer Schüler. Dr. W o lf (B. K) vertrat nochmals kurz seinen Standpunkt. Es sei besser, in 25 Jahren das Gesetz entsprechend zu ändern, wenn die Voraussetzungen dazu vorliegen. Nach weiterer Debatte wurde der Kommissionsantrag mit 49 gegen 39 Stimmen der Rechten angenommen, ebenso der Antrag Löchner. Hier wurde abgebrochen. Morgen Vormittag Fortsetzung. Schluß der Sitzung 7 Uhr.
Lanvesnachrichten.
Altensteig, S. August.
(Einges.) Am letzten Sonntag hielt der Krankenunterstützung sverein seine halbjährliche Versammlung im Gasthaus zum Rößle ab. Dieselbe war leider sehr schwach besucht. Nach Vortrag der Rechnung betragen die Einnahmen 135 Mk., die Ausgaben 101 Mk. 40 Pfg., es bleibt somit ein Kassenbestand von 33 Mk. 60 Pfg. An Unterstützungen wurden ausbezahlt für 10- Fälle 92 Mk. ^0 Pfg. Da außer dem Kassenbericht kein weiterer Gegenstand zur Beratung vorlag, wurde die Versammlung bald wieder geschlossen. Möchten die Mitglieder das nächstemal pünktlicher und zahlreicher erscheinen.
js Neues vom Postdienst. Den Postanstalten ist eine schonende Behandlung der Sendungen mit Tafelobst usw. stuvie der Eiersendungen erneut zur Pflicht gemacht worden. Auch die Sendungen mit lebenden Tieren sollen mit besonderer Sorgfalt behandelt werden. Fensterbriefumschläge dürfen nach einer Verfügung des Reichspostamtes zur Versendung von Einschreibbriefen nicht verwendet werden, weil das Fehlen jeglicher Aufschrift auf dem Fensterbriefumschlag
es ermöglicht, die ursprüngliche Briefeinlage (mit der Aufschrift) durch eine andere zu ersetzen.
Pfalzgrasenweiler, 2. August. (Korr.) Vom schönsten Wetter begünstigt, beging am gestrigen Sonntag der hiesige Radsahrerverein seine Banner weihe, mit der zugleich ein Rennen verbunden war. Das Fest wurde mit der üblichen Tagwache eingeleitet und morgens früh um 5 Z Uhr begann das Rennen auf der Straße nach Hallwangen, welches sehr gut besucht war. Das Resultat desselben ist wie folgt:
Im Neulingsfahren: Br omm er-Vaihingen a. F. 1. Preis, B u r k h a rd t-Vaihingen a. F. 2. Preis, Lutz- Pfalzgrafenweiler 3. Preis, Heß-Hörschweiler 4. Preis, Mehl-Oberschwandorf 5. Preis.
Im Erstfahren: Wolf-Mayer- Stuttgart 1. Preis, Herder -Vaihingen a. F. 2. Preis, Schmid -Pfalzgrafenweiler 3. Preis, Axt-Lützenhardt 4. Preis, Späth-Freudenstadt 5. Preis.
Im Hauptfahren: Schmid -Tübingen 1. Preis, Saur- Stuttgart 2. Preis, Wurster-Cristofstal 3. Preis, Wittich -Lützenhardt 4. Preis, Wild -Lützenhardt 5. Preis.
Vereinsfahren: Schmidt Ehr. 1. Preis, Lutz Heinrich 2. Preis, Klenk Karl 3. Preis, Lutz Gottl. 4. Preis, Saiber Eugen 5. Preis.
Langsamfahren: S ch w ei k ert-Altensteig 1. Preis, Spät -Freudenstadt 2. Preis, Dölker -Walddorf 3. Preis, Stickel-Walddorf 4. Preis, W a l z-Walddorf 5. Preis.
Corsofahren: Radfahrerverein Hochdorf 1. Preis, Radfahrerverein Sulz 2. Preis.
Der Festzug, darunter schön geschmückte Wagen mit den Festdamen, machte die Runde durchs Dorf nach dem Festplotz, wo sich bald ein frohes Festtreiben entwickelte. Abends fand im Sternensaal ein Ball statt, bei dem die Radler noch tüchtig das Tanzbein schwangen, und erst nach Mitternacht, zwar ermüdet, aber befriedigt nach Hause gingen.
js Wildbad, 1. August. Hier wurde der Bäckergeselle Heck aus Cannstatt festgenommen, der sich zwar bei seinen Kollegen als Freund und Biedermann aufspielte, sie aber bestahl wo er nur konnte. Er verschmähte es auch nicht, in die Schlafkammern anderer Bäckergesellen zu schleichen und die Portemonnaies zu leeren.
js Wildbad, 2. August. Wie in der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien beschlossen wurde, übernimmt die Stadt am 1. Januar die Bergbahn in eigenen Betrieb.
js Reutlingen, 1. August. Gestern abend ist das fünfjährige Kind des Glasers Künstler von einem Latrinenwagen überfahren worden. Es starb in den Armen des Fuhrmanns, der es aufhob, dem aber keine Schuld beizumessen ist.- js Stuttgart, 2. Aug. (Strafkammer.) Unter der Anklage des Diebstahls und der Hehlerei standen der 19 Jahre alte Bäcker Johann Weizmann von Valdern und der ledige Metzger Karl Jenner von Erdmannshausen vor der Strafkammer. Die beiden hatten ausgemacht, Fahrräder zu stehlen. Zu diesen: Zweck durchstreiften sie die Stadt. Am 20. Juni stahl Weizmann ein vor dem Hauptpostamt stehendes Fahrrad, vier Tage darauf ein weiteres Fahrrad auf dem Hofe des Gewerkschaftshauses und ein drittes Fahrrad aus dem Hofe des Bezirkskommandos. Die Fahrräder veräußerte Jenner an Fahrradhändler. In einem Fall unterschrieb er eine Erklärung, daß er rechtmäßiger Besitzer des Fahrrads sei. Jenner, der gegenwärtig drei Monate Gefängnis verbüßt, wurde zu der Gesamtgefängnisstrafe von sieben Monaten verurteilt. Weizmann erhielt wegen vier Fahrraddiebstählen fünf Monate Gefängnis.
ss Heilbronn, 1. August. Zum 38. Kr ei s tu rn fe st hatte die Stadt festliches Gewand angelegt, besonders das Rathaus. Im Laufe des Nachmittags trafen in Extrazügen die Turner ein und bezogen ihre Quartiere, die zum Teil als Massenquartiere in den Schulen, den Kasernen usw. hergerichtet waren. Abends fand auf dem Festplatz die Eröffnungsfeier statt, die durch Musik- und Liedervorträge eingeleitet wurde. Sodann begrüßte G.-R. Rosengart die Festversammlung namens der Stadtverwaltung und gab einen Rückblick über die Turngeschichte Heilbronns, insbesondere die Anteilnahme der Heilbronner Turnerschaft an der Freiheitsbewegung von 1848. Er hob dann die Bedeutung der Turnerei für Körper und Geist hervor und schloß mit einem „Gut Heil!" auf die schwäbische Turnerschaft. Rechtsanwalt Göhrum hieß die Gäste namens der Heilbronner Turnerschaft willkommen. Dann erfolgte die Uebergabe der Bundesfahne an die Stadt Heilbronn, deren Vertreter, Rechtsanwalt Rosengart sie mit dem Gelöbnis, sie in treuer Obhut
zu behalten, entgegennahm. Hieraus wurden eine Reihe von Verleihungen von Ehrenurkunden seitens des Kreises an verdiente Turner bekannt gegeben. Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt: Kommerzienrat Rich. Bürk-Schwenningen, Math. Aug-Ulm, Heinrich Hermes-Tübingen, Turnlehrer Rettenmaier- Stuttgart, Friedr. Nägele- Stuttgart, Jak. Mann-Cannstatt, Ernst Schwarz-Eßlingen, Ed. R a u - Göppingen. Im Namen der Geehrten dankte Schwarz-Eßlingen und schloß mit einem „GutHeil" auf das Vaterland.
js Ulm, 2. August. Der Ballon „Ulm" des oberschwäbischen Luftschiffahrtsvereins, der am Samstag abend zehn Uhr hier aufgestiegen war, landete nach zwölfstündiger Fahrt gestern in der Nähe von Wien glatt.
js Biberach, 2. August. Der nun seit 15 Wochen hartnäckig geführte Weißgerber st reik endete mit der vollständigen Niederlage der Gehilfenschaft, die heute die Arbeit zu den alten Lohnsätzen wieder aufnahm. Die Arbeiter verpflichteten sich noch, in der Schwäb. Tagwacht eine Erklärung zugunsten der Meister abzugeben, da in dieser Zeitung Artikel gegen letztere mit unrichtigem Inhalt erschienen waren.
js Ravensburg, 2. August. Der prakt. Arzt, Tr. med. Martin Mattes ist auf einer Tour nach Dornbirn von einem etwa drei Meter hohen Felsen abgestürzt und hat eine so bedeutende Kopfverletzung erlitten, daß der Tod alsbald eintrat.
* Von der Iller, 31. Juli. Beim Baden in der Iller ist gestern der katholische Pfarrer Albrecht von Lauben ertrunken.
„ZtPPMn 3".
* Friedrichshafen, 2. August. Unmittelbar nach der Rückkehr der Ingenieure von der Frankfurt-Kölner Fahrt wird in Manzell die lieber führung des Gerippes des „Z. 3" von der Land- in die schwimmende Reichshalle bewerkstelligt werden. Alsdann beginnt mit größter Beschleunigung die Montage der Gondeln und Motoren sowie der Propeller und Steuervorrichtungen. Gleichzeitig wird mit dem Ueberziehen und Anpassen der äußeren Hülle der Anfang gemacht, was etwa 14 Tage beansprucht. Die Teile der Spitze und des Endes, sowie die 26 Planen des Lustschiff-Rumpfes liegen hierzu bereit. Bis gegen den 20. August wird auch dieses Luftschiff, das bekanntlich zunächst auf der Frankfurter Jla stationiert werden soll, flugbereit sein.
* Frankfurt, 2. August. Der Samstag, Sonntag und Montag waren Tage goldener Ernte für die Jla. Man schätzt die direkten Einnahmen mit den Tribünengeldern auf mindesten 130 000 Mk. Dazu kommen die indirekten aus dem Getränkekonsum usw. Am Samstag allein wurden an den Kassen 28 000 Karten verkauft, außerdem wurden 20 000 Tickets von Dutzendbillets abgegeben. Dazu kommen die Inhaber von Dauerkarten. Aehnlich war der Besuch am Sonntag und heute früh. Was die Straßenbahn betrifft, so besagt da eine vorläufige Meldung, daß sie am Samstag und Sonntag etwa achtmalhunderttausend Personen beförderte.
js Dresden, 2. August. Auf der Vogelwiese brach gegen 6 Uhr abends Großfeuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um sich griff und in kurzer Zeit 60 Zelte, 10 Karussells usw. einäscherte. Der gesamten Feuerwehr Dresdens gelang es gegen 7 Uhr den Brand einzudämmen. Ob Menschenleben zu beklagen sind, ist noch nicht festgestellt.
js Dresden, 2. August. Wie bis 9 Uhr abends festgestellt ist, sind bei dem Brand auf der Vogelwiese 10 Personen schwer und 60 leicht verletzt worden. Getötet wurde jedoch niemand. Das Feuer ist jetzt bewältigt. Der 3. Teil der Vogelwiese ist niedergebrannt.
* Berlin, 2. August. Das Berliner Tageblatt meldet aus Frankfurt a. M., Bleriot sei von der Ausstellungsleitung für ein H onorar von 2000 Mk. pro Tag für die Internationale Luftschiffahrtsausstellung verpflichtet worden. Dort soll er täglich mit seiner Flugmaschine Flugversuche ausführen.
* Kiel, 2. August. Der Kaiser kehrt am 7. August von seiner Nordlandsfahrt nach Kiel zurück und wird am 8. August mit dem Zaren, der von England kommt, in Kiel Zusammentreffen. Die Fährt des Zaren nach Kiel erfolgt wieder durch den Kaiser Wilhelms-Kanal und zwar mit den weitgehendsten Sicherheitsmaßregeln. Am Tage