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1877.
KAgKch «tt «uSa«-«e der Norm- und Festtage.
Bezugspreis für daS Merteljahr i« Bezirk und S?schbarsrtSverkehr Mk. 1.25.
außerhalb Mk. 1.85
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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
«x. 137.
Ansgabeort Altensteig-Stadt.
Mittwoch, de« 16. Juni.
Amtsblatt sSr Pfalzgrafenmetler.
1969.
Tagespolitik
Die neuen Steuer Vorschläge der Regierung bestehen einer halbamtlichen Meldung der „Köln. Zlg." zufolge in Nachstehendem: Als Ersatz für den Ausfall, den die Aenderung der Erbanfallsteuer bedeutet, ist an erster Stelle die Besteuerung der Feuerversicherungspolice mit i,z vom Tausend der versicherten Summen geplant. Als Ertrag hieraus sind 40 Millionen Mark veranschlagt. An zweiter Stelle steht die Erhöhung der Emissionssteuer und die Erhöhung der Wechsel-Stempelabgaben auf Wechsel, die länger als 3 Monate umlaufen. Tann die Besteuerung des Schecks, wobei der Postscheckverkehr frei bleiben soll, damit dessen Entwicklung nicht notleide. Endlich ist noch an Stelle der Wertzuwachssteuer eine Steuer auf den Umsatz von Grundstücken (Liegenschafts-Akzise) geplant, wie verlautet, in Höhe von '/, Proz. Der Parfüm-Steuer, deren Entwurf seit mehreren Jahren in den Akten des Reichsschatzamts begraben lag, werden auch die Regierungen zustimmen. Der Ertrag ist auf 8 Milt, veranschlagt. Gegen die Besteuerung von Feuerversicherungs-Policen werden lebhafte Einwände erhoben. Es sei Pflicht der Regierung, so sagt man, den Versicherungstrieb zu fördern, nicht aber ihn durch Steuerauflagen zu lähmen. Tie geplante Schecksteuer erregt gleichfalls großen Unwillen, da für die Abänderung der Erbanfallsteuer soviele Ersatzanfteuern vorgeschlagen werden, so scheint die Regierung aus der Besteuerung des Erbanfalles nur 20 bis 30 Millionen Mark ziehen zu wollen, statt der ursprünglich beabsichtigten 100 Mill. — Ob sich auf dieser Grundlage die Konservativen zur Bewilligung der Erbanfallsieuer bereit finden lassen werden, muß sich schon in den nächsten Tagen Herausstellen. In verschiedenen freisinnigen Blättern wird betont, daß der Liberalismus der Regierung auf dem von ihr eingeschlagenen Wege nicht folgen könne.
Die R ie s en - P r v t estv ers am mlun g im Zirkus Schumann zu Berlin hat sich nicht mit einer Abmehrkundgebung gegen die von der Finanzkommission des Reichstags gefaßten Steuerbeschlüsse begnügt, sondern unter dem Namen: H a n s a b und für G e w er b e, Handel und Industrie einen Bund gegründet, der im gemeinsamen Interesse des Gewerbes, des Handels und der Industrie alle gegen diese Erwerbsstände gerichteten Angriffe und Schädigungen abwehren, positive Vorschläge zum Schutze dieser Stände machen und auf Ausgleichung von Gegensätzen in seinen Reihen hinwirken soll. Demgemäß soll der neue Bund auch bei der Vorbereitung von Wahlen für den Reichstag und die Einzellandtage in Aktion treten. Der neue Hansabund, der sich die alte Hansa zum Vorbild nimmt, stellt eine Gegenorganisation gegen den Bund der Landwirte dar, der etwa 300 000 Mitglieder zählt. Der Hansabund hofft, sehr bald über die doppelte und dreifache Mitgliederzahl verfügen zu können. — Die Gründung des Hansabundes erfolgte durch die einstimmige Annahme einer von den Vorsitzenden der Versammlung, Geh. Justizrat Rießer, eingebrachten Resolution. Zur Begründung seiner Resolution führte der Vorsitzende u. a. folgendes aus: Handel, Gewerbe und Industrie sind sehr wohl im Stande, dem Bunde der Landwirte eine gleich starke Organisation entgegenzusetzen. Der neue Bund kann der Menge die Masse, der Kraft die Macht entgegenstellen. Wir können und werden das erreichen, indem wir nicht einen Bund der Verbände gründen, sondern allen deutschen Männern, welche kaufmännisch, gewerblich oder industriell tätig sind, den Eintritt ermöglichen. Es ist ein Jahresoeitrag von nur 3 Mk. in Aussicht genommen. Der Bund aber, der aus dieser Versammlung erwachsen wird, soll in Erinnerung an den früheren Schutz- und Trutzbund deutscher Kaufleute dessen Namen tragen und bei Freund und Feind zu Ehren bringen. Vermögen Sie Deutschlands Handel und Industrie in dieser entscheidenden Stunde aufzurütteln, vermögen Sie in endlich geeinter Form den geeinten Gegnern entgegenzutreten, dann kann diese Stunde zu einem geschichtlichen Wendepunkt für das deutsche Bürgertum werden.
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Eine Gesellschaft deutscher Landwirte macht gegenwärtig eine Studienreise durch Frankreich, um dortige landwirtschaftliche Betriebe kennen zu lernen. Sie
werden auch Paris berühren. Für diesen Besuch ist von französischer Seite ein offizieller Empfang durch den Ackerbauminister vorgesehen.
Tie c n gli s ch e n Arb e it e rsü hr e r , die kürzlich Deutschland bereisten, haben sich unser Land nicht durch die Parteibrille angesehen. Ter Abg. Barnes berichtet in den „Daily News" über die erstaunlichen Fortschritte Deutschlands auf sozialem, technischem und industriellem Gebiete und meint, dieser Fortschritt sei hauptsächlich auf „Gründlichkeit, Tüchtigkeit und ein wenig Zwang" zurückzuführen. Tie hauptsächlichsten Charakterzüge des deutschen Lebens seien Ordnung, Arbeit und das Bedürfnis, sich frei zu entfalten. Sehr deutlich äußert sich ein Teilnehmer der Reise, Ramsay Macdonald, über die angebliche Engländerfeindlichkeit und die „Ueberfallsgelüste" der Deutschen. Er betont, daß die Deutschen von den friedlichsten Absichten gegenüber England erfüllt seien; er machlekeinen Hehl daraus, daß ihm das Treiben der englischen „Searemongers" (Angstkrämer) schwere Bedenken einslöße. Besonders peinlich war ihm die Beobachtung, daß England infolge dieses Treibens in den Augen der Deutschen eine komische Figur spiele. „Die Deutschen machen sich über uns und über unsere Panik nicht wenig lustig," sagte er, „die von unserer gelben Presse geschürte Agitation gegen Deutschland mit ihren lächerlichen Begleiterscheinungen hat die Wirkung gehabt, die deutsche Militärpartei zu überzeugen, daß wir uns fürchten, daß wir entartete Nervenschwächlinge sind, und daß unser fortwährendes Gerede über die mächtige Flotte, die wir bauen sollen, keine Beachtung verdient. Die Leute, die bei uns diese Panik erzeugen und schüren, schädigen die Sache des Friedens weit mehr, als alle „Klein-Engländer" zusammengenommen. Wir haben in Deutschland nur Liebenswürdigkeit und Zuvorkommenheit zu sehen bekommen; die Aufmerksamkeit, mit welcher unsere Wirte uns überall begegneten, setzte uns manchmal geradezu in Verlegenheit."
Die türkische Regierung ließ den Schutzmächten Mitteilen, daß die Zurückziehung der Besatzungstruppen von Kreta im gegenwärtigen Augenblick einer Angliederung Kretas an Griechenland gleichkäme. Rußland und England, Frankreich und Italien sind darauf in erneute Erwägungen eingetreten. — Die griechischen Angaben über militärische Rüstungen der Türkei entbehren vorläufig der tatsächlichen Grundlage.
Laudesnachri chten.
Altensteig, 18 . Juni.
* Vom 18. bis 25. Juni lassen die Postanstalten bei den Zeilungsabonnenten durch die Postboten und Briefträger die Abonnements-Quittungen für das kommende Vierteljahr (1. Juli bis 30. September) vorzeigen. Damit im Bezug keine Unterbrechung Antritt, bitten mir unsere geehrten Leser das Abonnement auf unsere Zeitung: „Aus den Tannen" rechtzeitig zu erneuern.
Lehrerkouferenz. (Korr.) Gestern fand hier unter dem Vorsitz des Bezirksschulinspektors Schott die erste Hauptkonferenz dieses Jahres statt. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war ein Vortrag von Pfarrer Beutt er aus Rotenberg über das Thema: „Neue Ziele, neue Wege im Notengesangunterrichr." Durch eine daran anschließende Lehrprobe mit hiesigen Schülern wollte er seine neue Methode noch näher erklären. Hierauf folgte ein Vortrag von Schullehrer Dürr von Ueberberg über „Die Behandlung der Sprachlehre nach dem neuen Lehrplan" und den Schluß bildete ein Referat von Mittelschullehrer Dieter le von Nagold über: „Heimatkunde im Blick auf eine neu zu verfassende Oberamtsbeschreibung." Das gemeinsame Mittagessen war ine Gasthof zum grünen Baum, in dessen Saal auch die Verhandlungen stattfanden.
Pfalzgrafenweiler, 14. Juni. (Korr.) Gestern abend hielt der hiesige Schwarzwaldbezirksverein im Gasthof zum Schwanen seine Jahresversammlung ab. Die Versammlung war gut besucht und wurde durch den seitherigen Vorstand Herrn Oberförster Frey eröffnet, worauf der Rechenschaftsbericht des Kassiers, Herr Schultheiß Decker, gegeben wurde. Nach demselben schließt die Kasse
mit einem Ueberschuß von rund Mk. 150 ab. Mit freudigem Tank wurde die Kunde ausgenommen, daß Herr Sanitätsrat Tr. Levi dem Verein die schöne Summe von Mk. 50 überlassen habe. Es erfolgten sodann die Neuwahlen, bei welcher Gelegenheit Herr Oberförster F r ey eine Wiederwahl entschieden ablehnte und an dessen Stelle Herr Sägwerksbesitzer Fezer per Aklamation gewählt wurde. Ebenso wurden die früheren Ausschußmitglieder wiedergewählt. Hierauf folgte ein interessanter Vortrag des Herrn Pfarrer Walker über Andreas Hofer. Beginnend mit der Schilderung der damaligen Zustände der Staaten, speziell unseres jetzigen deutschen Reiches, führte uns der gewandte Redner an der Hand einer Karte alle die Vorgänge vor Augen, die den großen Sohn seines Volkes Andreas Hofer in seiner wohlverdienten Ehrung erscheinen ließen. Der Vorstand dankte dem Redner innig und es brachte ihm die ganze Versammlung ein kräftiges Waldheil zu. Zum offiziellen Schluß der Versammlung gab der Vorstand bekannt, daß für die nächste Zeit einige Ausflüge geplant seien. Es kam der Wunsch zum Ausdruck, daß die Beteiligung eine recht große sein möge. Nun begann der gemütliche Teil. Die Musikkapelle Lützenhardt gab ein Streichkonzert, das die Anwesenden hoch befriedigte. Abwechslungsweise wurden gemeinschaftliche Lieder gesungen, auch kamen einige gut gelungene Quartetts zum Vortrag, und mit einem Tänzchen wurde der schöne Abend geschloffen. Mit hoher Befriedigung ist diesmal jedes Vereinsmitglied geschieden, mit dem Bewußtsein, einen genußreichen Abend im Schwarzwaldverein erlebt zu haben. Es dürfte dies auch ein Ansporn sein, daß Mitglieder und Fernstehende sich wieder mehr zum Schwarzwaldverein hingezogen fühlen.
Erzgrube, 14. Juni. (Korr.) In der Nacht vom Sonntag auf Montag hat Meister Reinecke dem Hühnerstall eines hiesigen Bürgers einen Besuch abgestattet uns bei dieser Gelegenheit 9 Hühner als „Opfer" ausersehen, wovon er 4 Stück mit abgebissenem Kops zurückließ und die anderen 5 wahrscheinlich in seine heimatliche Klause schleppte.
js Freudenstadt, 14. Juni. Gelegentlich des gestern hier stattgefundenen Journalisten- und Schriftstellertages ist von Redakteur Wallishauser aus Hechingen die Anbringung einer Gedenktafel für die Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen angeregt worden. Bekanntlich ist die Fürstin Eugenie, eine edle Wohltäterin, die letzte aus der älteren zollerischen Linie, deren hundertster Geburtstag in diesem Jahre noch unter allgemeiner Anteilnahme der hohenzollerischen Bevölkerung und der Anverwandten aus dem kaiserlichen, fürstlichen und rumänischen Hohenzollernhause gefeiert worden ist, im Hotel Post in Freudenstadt gestorben. Diese historische Tatsache will nun ein heute hier zusammengetretenes Komitee, dem u. a. Stadtschultheiß Hartranft, Redakteur Wallishauser, Verleger Kaupert und Regierungsrat Ehrenberg-Wiesbaden angehören, durch eine Gedenktafel festhalten. Der Gedanke wird sicherlich bei der hiesigen Einwohnerschaft wie im Zollerland ungeteilte Zustimmung finden.
js Dunningen OA. Rottweil, 14. Juni. Der 35jährige Fuhrknecht Martin Bihl, der beim Birkschen Kalkwerk in Trossingen beschäftigt ist, kam am Samstag mittag auf der Straße Dunningen—Rottweil unter sein mit Backsteinen beladenes Fuhrwerk. Die Räder gingen ihm über den Kopf, wodurch er getötet wurde.- Erst später wurde er in seinem Blute liegend ausgefunden. Die Pferde waren eine kleine Strecke weiter gegangen und dann stehen geblieben.
* Stuttgart, 14. Juni. Friedrich Sp ech t, der bekannte Tiermaler, ist hier in seinem 70. Lebensjahr gestorben.
ss Obereßlingen, 14. Juni. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag drang ein Dieb in die Wohnung des Privatiers Metzger hier ein und stahl mehrere Kleidungsstücke, nachdem er sich vorher an Wein und Kuchen gütlich getan hatte. Als die Bewohner erwachten, wollte er sich entfernen, wurde aber von mehreren zufällig von einer Hochzeit nach Hause gehenden hiesigen Einwohnern entdeckt, abgefaßt und der Polizei übergeben. Der Dieb ist der 35 Jahre alte Gipser August Brücker von Denkendorf. Er war erst vor kurzem aus dem Zuchthause entlassen worden, wo er 1 2 Jahre wegen versuchten Raubes und Mordes zugebracht hatte.
ss Gerlingen OA. Leonberg, 14. Juni. Bei der am 12. ds. stattgehabten Generalversammlung des Darlehens- kaffenvereins wurde wegen Deckung des durch die Unterschlagungen des früheren Rechners Schweizer entstandenen Verlustes ein Ausgleich dahin getroffen, daß ein namhafter