und dem Schuhfabrikanten Knoll von Lauffen a. N. beide Beine so schwer verletzte, daß er ins Krankenhaus hierher geschafft werden mußte.

X Weikersheim OA. Mergentheim, 12. Juni. Bei dem gestern abend niedergegangenen Gewitter wurde auf dem Felde ein Pferd durch Blitzschlag getötet. Der in der Nähe gewesene Dienstbote erlitt Brandwunden.

* Herbrechtingen, 12. Juni. Bei der Ortsvorsteher wähl wurden von 363 Wahlberechtigten 326 Stimmen abgegeben' gewählt wurde Schultheiß Henßler in Adelmannsfelden mit 224 Stimmen.

! Biberach, 12. Juni. Während eines Hochgewitters schlug der Blitz in das Anwesen des Schultheißen in Grodt hies. Oberamts und zündete. Das ganze Anwesen ging in Flammen auf.

! Rechberghausen, 12. Juni. Gestern vormittag 10 Uhr ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Der Holzsäger Joseph Nollenmaier fuhr mit seiner Sägmaschine von hier nach Bartenbach. Als er um das Gasthaus zum Ochsen fuhr, fiel die Maschine um. Er kam unter sie zu liegen. Der Kopf wurde ihm zerquetscht und der Brustkorb einge­drückt. Er war sosorttot.

I Pforzheim, 12. Juni. Hier starb im Alter von 83 Jahren der älteste Arzt von Pforzheim und einer der ältesten Aerzte Badens überhaupt, Geh. Hosrat Thumm. Als er gestern nacht um zehn Uhr einen Kranken besuchte und ihm das Rezept geschrieben hatte, fiel er von einem Herzschlag getroffen tot über das Bett des Patienten.

* Pforzheim, 12. Juni. In der Nacht vom 10. zum 11. Juni fiel der Dienstknecht Franz Pfeiffer von Roth, vermutlich infolge Angetrunkenheit aus dem Fenster seines Schlafzimmers 5 Meter hoch in den gepflasterten Hof, direkt auf den vorderen Teil des Schädels. Er wurde als Leiche aufgefunden.

ff München, 13. Juni. An Selle des kürzlich ver­storbenen Direktors der Staatsbibliothek Dr. von Laubmann wurde der Oberbibliotheker dieser Anstalt Dr. Schnorr von Carolsfeld zum Direktor befördert.

* Berlin, 12. Juni. Die englischen Geistlichen unternahmen am Vormittage eine Rundfahrt durch die Stadt. Mittags veranstaltete die Stadt ihnen zu Ehren ein Frühstück in den mit Blumen geschmückten Festräumen des Rathauses. Anwesend war auch Minister v: Studt und Oberhofprediger Dryander. Oberbürgermeister Kirschner brachte zunächst Toaste auf die befreundeten Souveräne Kaiser Wilhelm und König Eduard aus. Er trank dann auf die Gäste und sagte, wenn die Angehörigen des hohen Berufes der Geistlichen sich der Sache des Friedens zwischen den beiden Völkern anneh­men, so gebe ihm dies die Hoffnung, daß alle Mißverständnisse endlich überwunden werden von der triumphierenden Macht der göttlichen Liebe. Minister Studt zitierte unter jubeln­der Zustimmung der Anwesenden in deutscher und englischer Sprache die Weihnachtsbotschaft, deren Erfüllung so recht eigentlich Aufgabe dieses Besuches sei. Von englischer Seite gaben der Oberbürgermeister von Glasgow, Bischof Tailor Smith und D. Carpenter dem Dank der Gäste Aus­druck. Die Stadt überreichte den Gästen eine wohlgefüllte juchtelederne Zigarrentasche mit dem in Gold geprägten Stadtwappen.

* Berlin, 12. Juni. Reichskanzler Fürst Bülow emp­fing heute zur Notifizierung der Thronbesteigung des Sultans Mohammed V hier eingetroffene türkische Sonder­gesandtschaft. Die Mission wird morgen mittag vom Kaiser empfangen. Im Anschluß an den feierlichen Empfang beim Kaiser findet zu Ehren der Sondergesandtschaft ein Diner beim Staatsekretär desAeußern, Frhr. v. Schön statt. Tew- fik Pascha, der Führer der Gesandtschaft, wird noch einige Tage in Berlin bleiben, um sich dann Ende der Woche auf

seinen Botschafterposten nach London zu begeben. Die beiden andern Mitglieder der Mission, Minister Gabriel Effendi und General Halil Pascha begeben sich nach Stock­holm.

ff Kiel, 13. Juni. Die KreuzerGneisenau" undHam­burg", die zu Begleitschiffen desHohenzollern" aus der Reise nach den finnischen Schären bestimmt sind, haben heute Vormittag mit 2 Hochseetorpedobooten die Fahrt nach Danzig angetreten.

Fürst Eulenburg.

* Berlin, 12. Juni. In Sachen des Fürsten Eulen- bürg tritt heute die aus drei Richtern bestehende Beschluß­kammer unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Splettstößer zu einer mehrstündigen Beratung zusammen. Wie verlautet, soll die Kammer dem Antrag des Oberstaatsanwalts, die vom Fürsten Eulenburg gestellte Kaution von 100000 Mk. zu erhöhen, prinzipiell zugestimmt haben. Ueber den Grad der Erhöhung war sicheres nicht zu erfahren. Gleich­zeitig soll auch das Gericht einen Beschluß gefaßt haben, die wissenschaftliche Deputation nochmals zu einem schleunigst ab­zufassenden Gutachten aufzufordern, um zu ermessen, ob es möglich ist, die Verhandlungen gegen den Fürsten in einer in kurzer Zeit anzuberaumenden Extraschwurgerichts­sitzung zu Ende zu führen. Im Anschluß an die Beratungen hatte Justizrat Wronker, der in Begleitung des Haushof­meisters des Fürsten erschienen war, mit dem Oberstaatsan­walt Dr. Preuß eine längere Konferenz.

Berlin, 13. Juni. Die Beschlußkammer des Landge­richts hat in der gestrigen Verhandlung beschlossen, die von dem Fürsten zu stellende Kaution von 100 000 Mark auf 500000 Mark zu erhöhen. Von diesem Beschluß wurde der Fürst gestern abend um 9 Uhr durch seinen Rechts­beistand verständigt. Schon um 10 Uhr war die Summe von denselben Finanzleuten, die die erste Kaution aufgebracht hatten, beschafft und dem Oberstaatsanwalt ausgehändigt. Fürst Eulen bürg ist darauf heute nachmittag nach Liebenberg abgereist. Nach dem Urteil der Aerzte ist Fürst Eulenburg noch nicht vernehmungsfähig. Das Gericht hat daher beschlossen, zunächst noch bis An­fang Juli zuzuwarten.

Ausländisches.

ff Paris, 13. Juni. Gegen den neuen Erzbischof von Bordeaux, Kardinal Amdrieu, wurde im Aufträge des Justizministers von der Staatsanwaltschaft aus Grund des Trennungsgesetzes die strafrechtliche Verfolgung angeordnet, weil er in seiner Antrittspredigt in der Kathe­drale zu Bordeaux die Katholiken zum Widerstand gegen das Gesetz ausgereizt hat.

ff Paris, 13. Juni. An der Westbahnlinie bei Colom- bes, in der Nähe von Paris, wurden 13 Telegraphendrähte, in der Gegend von Lens 7 Telegraphen- und 3 Telephon­drähte und 1 das Glockensignal der Haltestelle Sallaumines bedienender Draht durchschnitten.

ff Paris, 13. Juni. DerTemps" meldet unter Vor­behalt, wenngleich aus angeblich guter Quelle, die türkische Regierung sei keineswegs entschlossen, mit allen Mitteln selbst aus die Gefahr eines Krieges hin, ihre Herrschaft auf Kreta aufrecht zu erhalten. Sie sei geneigt, Kreta gegen eine Geldentschädigung ab zu treten und habe dies vertraulich in Athen wissen lassen. Die Türkei fordere 35 Mill., Griechenland habe bisher aber nur 15 Mill. geboten. Die Verhandlungen sollten solange als möglich geheim blei­ben, um der Türkei zu ermöglichen, wenigstens den Schein des Widerstandes zu wahren.

ff London, 13. Juni. Auf einer Konferenz von 92 Ver­bänden der unabhängigen Arbeiterpartei wurde eine Reso­lution gefaßt, in der der beabsichtigte Besuch des Kaisers von Rußland bei König Eduard scharf verurteilt und das Parteikomitee ausgefordert wird, eine große öffentliche Demonstration gegen den Besuch ins Werk zu setzen.

ff Madrid, 13. Juni. Gestern früh um 8 Uhr und vormittags um 11 Uhr wurden auch in Barcelona und Ba- dalona leichte Erderschütterungen wahrgenommen.

Täbris, 12. Juni. In Dilman im Bezirke Salmas fand neuerdings ein Zusammeustoß persischer Fidais mit türkischen Soldaten statt. Die Verluste auf beiden Seiten betrugen zehn Tote.

* London, 12. Juni. Nach hier eingegangenen Privat­nachrichten ist die antirussische Bewegung in Me­sch e d emsthast. Es wurde aus der Straße auf den russi­schen Generalkonsul geschossen. Die persischen Behörden sind außer Stande, die Ordnung aufrechtzuerhalten

Erdbeben in Südfrankreich.

* Paris, 12. Juni. In Südfrankreich wurde in der Ausdehnung von Marseille bis nach den Pyrenäen gegen 9 Uhr abends ein Erdbeben verspürt, das etwa vier Sekunden währte.

' Paris, 12. Juni. Wie aus Marseille gemeldet wird, haben die dortigen Zeitungen durch ihre Korrespondenten in der Umgebung festgestellt, daß das gestrige Erdbeben im hochgelegenen Arrondissement von Aix en Provence ern­sten Schaden angerichtet hat, weil mehrere Häuser einstürzten nnd die Bewohner verschütteten.

* Marseille, 12. Juni. Bei dem gestrigen Erdbeben sollen 60 Personen getötet und viele andere ver­wundet worden sein. Dem amtlichen Bericht des Prä­fekten zufolge soll die Zahl der Toten inLambese 14, in St. Cannat 8, inPuy-Ste-Reparade2, in Pelisanne 1 und in Rognes 12 betragen.

* Marseille, 12. Juni.Petit Marseillais" veröffent­licht in einer zweiten Ausgabe Einzelheiten aus dem Erdbebengebiet. In San Cannat sind die Häuser nur ein Trümmerhaufen, die stehengebliebencn Häuser sind stark beschädigt. Das Viertel, in dem die Kirche steht, hat am meisten gelitten. Alle Häuser in der Rue Richard sind zerstört. Bei Tagesanbruch gab der Maire Befehl, die Häuser zu räumen. Die Bevölkerung eilte in großer Be­stürzung auf die Straße. Gegen 3 Uhr morgens begann man die Aufräumungsarbeiten. Man zog etwa 10 Tote und mehrere Verletzte aus den Trümmern. In Rognes ist das Unglück noch größer als in San Cannat. Vormit­tags 11 Uhr wurden acht Leichen in das Hospital ge­schafft. Die Zahl der Opfer ist noch nicht sestzustellen. Den Zugang zum Dorf versperren große Felsmassen.

ff Marseille, 13. Juni. In St. Cannat sind durch das Erdbeben sämtliche Häuser beschädigt worden. Die Bewohner kampieren im Freien. Die Opfer des Erdbebens in Lambesc lagen bereits zumeist schon im Bett, als die Katastrophe hereinbrach. Die Straßen der Stadt und die benachbarten Wege sind verschüttet. Eine Frau ist mit ihrem 5jährigen Kind auf dem Arm getötet worden.

ff Marseille, 13. Juni. Unter Beteiligung der Be­hörden wurde heute in Rognes 13 und in Lambuc 12 Opfer der Erdbebenkatastrophe beerdigt.

Voraussichtliches Wetter

am Dienstag, den 15. Juni: Mäßig wolkig, Aufhörung des Niederschlags langsame Wiedererwärmung

Redaktion, Druck und Verlag von L. Lank in Altensteig.

das anmutige Spiel der pausbackigen Genien, die Künstlerlanne dort gebannt. Aber der ernste Ausdruck der Augen And der fast leidvolle Zug um den Mund verrieten, daß die Gedanken sich mit anderen Dingen beschäftigten, als mit den ausgelassenen Tändeleien geflügelter Putten.

Ich weiß, daß ich ikm heule abend sehen werde", dachte sie vor sich hin.Dann trennen sich wieder unsere Wege wer weiß vielleicht siir immer. Von der Zeit an, da Onkel Pastor mich zn sich nahm, habe ich unablässig das Ziel vor Augen gehabt, meine Kunst zu pflegen hauptsächlich um seinetwillen. Und als nach Blühen und Ringen das Streben mit Erfolg gekrönt war, da nahm mein väterlicher Freund mir das Ver­sprechen ab, nie mit Willen Arcos Weg zu kreuzen, ja sogar alles zu thnn, einer Begegnung ansznweichen.

-Damals bäumte jede Fiber sich gegen dieses Verlangen

am. Aber, er hatte recht, wie immer. Nur fürsorgendc Liebe gab mir die Worte mit aus den Weg:Kleine Sing- vögclchen nisten nicht in der Nähe des Adlers Horst. Manchmal verkümmern sie dann und sterben. Die Haidelerche muß frei und froh bleiben, sonst trüben sich ihre klaren Angen und ihre Lieder verstummen."

Mit einer müden Bewegung wandte Marga den Kopf zm Seite.

Dem Erkennen bin ich im Sommer auSgewichen. Er ahnt« nicht, daß hinter dem Namen Erika sich das sommerbranne schweigiame Kind barg, das in abgöttischer Liebe dem blassen Fremdling zngethan war. Wie oft habe ich damals mit dein Wunsche gerungen, irgend eine Veranlassung möchte ohne mein Znlhnn. sein Gedächtnis zu der Zeit znrückführen, da ich ihm im Mondschein meine Lieder vorsang. Ich zürnte ihm fast seines Vergessen« wegen, aber-zehn Jahre!-

Seitdem ich ihn abends hier gesehen, ist die Versuchung ihm zu sagen, daß ich es bin, fast übermächtig geworden. Die Sorge um Singvögeleins Frieden in der Nähe des Adlers ist jetzt hinfällig geworden. Die Gewißheit, daß er seine Cousine

liebt, hat mich gegen jegliche, thörichte Hoffnung gefeit, wenn ich jemals eine solche gehegt. Ein einziges Mal nur möchte ich sein Staunen darüber sehen, daßdie Haidelerche" in ihrem Fluge doch so weit gekommen. Nichts wie diese Freude wollte ich mit mir nehmen, wenn ich jetzt den Wanderstab weiter setze. Ich glaube, darnach könnte ich mich sogar freuen, daß Ellinor Dablberg,treu und beharrlich", wie Fanny behauptet, auf den Veirer wartet. Was ich ersehne, ist ja nur ein Brosam von des Reia rn Tisch. Sonst habe ich meine Kunst, meine schöne» hehre Gottesgabe. Mit dieser und dem lieben Heim im Pfarr­haus«: bin ich reich gesegnet. Klagen wäre sündhaft!"

Der große Konzertsaal war bis aus den letzten Platz gefüllt.

Wer noch einen Stehplatz erhalten hatte, den Rücken an eine Wand, oder die Schulter an eine Säule lehnen konnte, pries sein Glück.

Das Orchester hatte die Eingangsnummer beendet.

Vom Musikdirektor geleitet und vom brausenden Jubel empfangen, trat Marga jetzt bis an die Grenze des Podiums.

Sie schien über den Erdboden dahinznschweben und nie hatte man die jungfräuliche Gestalt von holderem Liebreiz mn- woben gesehen, als sie nun den Kopf mit den blonden Flechten zum Dank neigte.

Ein kurzer Blick genügte Marga, sich zu überzeugen, daß Graf Arco in einer Seitenloge saß.

Das Zeichen zum Beginnen wurde gegeben, und in un­vergleichlicher Fülle und Reinheit bahnten die klangschönen Lieder sich ihren Weg durch den Raum und entfesselten eine Begeisterung, die keine Grenze kannte. .

Das Programm war zu Ende. Immer wieder hatte die junge Künstlerin dem ungestümen Drängen, zu erscheinen, nach­geben müssen, und jetzt schickte sie sich an, noch einmal ihre herrliche Stimme hören zu lassen.

Ein unwiderstehliches Verlangen, den Augenblick im Fluge zu ergreifen, beherrschte sie.

Jetzt-jetzt!-

Ein Blick, flüchtig wie ein Gedanke, suchte die Seitenloge.

Dort lehnte der junge Graf vornübergebeugt.

Der träumerische Ausdruck, den Marga so gut kannte, lag in seinem Blick und die Lippen schienen die Bitte auszusprechen: Singe, kleine Haidelerche!"

Marga fühlte ein leises Beben durch die Glieder rieseln, aber vorbei war alles Ueberlegen, alles Zaudern.

Flüsternd bezeichnte sie dem Begleiter das Lied, welches sie singen wollte.

Die Gegenwart mit ihrer schillernden Umgebung verschwand.

Jetzt war Marga nicht die gefeierte Sängerin, der in dem lichtdnrchfluteten Saale eine beispiellose Huldigung zu teil wurde, sondern das kleine, braune Mädchen mit den nackten Füßen und dem wirren Flachsscheitel. Vor ihrem Blick dehnte sich die rot­blühende Haide. Auf einem großen, verwitterten Stein saß eine schmächtige Knabengestalt, den Kopf in die Hand gestützt, einen sinnenden, sehnsüchtigen Blick in den nachtdunklen Augen. Breil und voll goß sich das Mondlicht über die struppigen Formen der Ginster nnd das kleine Mädchen sang die alte Ballade vom Ritter Strange und Jungfer Else, das Lieblingslied des Gastes in der Haidehütte.

Auch jetzt erklangen die schönen, schwermutatmenden Stropllen von den jugendlichen Lippen hinreißend nnd ergreifend zugleich, aber der endlose Jubel, der nach Beendigung des Liedes den Saal durchArauste, ging an Margas Sinnen fast unbeachtet vorüber.

Ihr Auge suchte nur den einen Punkt.

Drüben stand Grcn Ferrari hochausgerichtet. Er winkte ihr einen Gruß zn und das alte, nie vergessene Lächeln sagte ihr. daß er jetzt wußte, wer sich unter dem Namen ihrer Heimats- blmne verbarg.

Nun war alles, alles gut!

Fortsetzung folgt.