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1877.

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Bezugspreis für das Vierteljahr i» Bezirk und Äüa-barortSverkehr M. 1.-5.

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bet einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bet Wiederholungen entsprechenberRabatt

Reklamen 15 Pfg. die Lextzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreüet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

«r. 136.

Avsgabeort Altensteig-Stadt.

Dienstag, de« 15. Juni.

Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

1SVS.

Amtliches.

Die Vornahme der diesjährigen Vor Muster­ung des Pferdebestands im Bezirk Nagold findet statt:

Am Dienstag, den 15. Juni vorm. 7 Uhr in Nagold auf dem Platz vor den siädt. Schulen für die Stadtgemeinde Nagold.

Am Mittwoch, den 16. Juni vorm. 8 /» Uhr in Mindersbach vor dem Rathaus für die Gemeinde Min­dersbach.

Am 16. Juni vorm. 9 Uhr in Rotselden vordem alten Hirsch am Weg nach Ebhausen für die Gemeinde Rotfelden.

Am 16. Juni vorm. 10 Uhr in Ebershardt vor dem Gemeindebackhaus für die Gemeinde Ebershardt.

Am 16. Juni vorm. ^/»11 Uhr in Wart vor der Kirche für die Gemeinden Wart, Gaugenwald und Wenden.

Am 16. Juni nachm. Uz >2 Uhr in Bern eck vor dem Rathaus für die Gemeinde Berneck.

Am 16. Juni nachm. 3 Uhr in Ebhausen auf dem Platz vor dem Hause des Kaufmanns Rall für die. Ge­meinde Ebhausen.

Am Donnerstag, 17. Juni vorm. 9 Uhr in Unter- fchwandorf vor der Wirrschaft zur Eiche für die Ge­meinde Unterschwandorf.

Am 17. Juni vorm. 9'/» Uhr in Oberschwan­dorf vor dem Gasth. z. Hirsch für die Gemeinde Ober­schwandorf.

Am 17. Juni vorm. 10 ^ Uhr in Bei hingen auf dem Platz bei der Kirche für die Gemeinde Beihingen.

AM 17. Juni vorm. 11 Uhr in Bösingen vor der Wirtschaft zum Rappen für die Gemeinde Bösingen.

Am 17. Juni nachm. 2 Uhr in Hailerbach vor dem Rathaus für die Gemeinde Haiterbach und die Teil­gemeinde Altnuifra.

Am Freitag, 18. Juni vorm. 8 Uhr in Rohrdorf auf dem Platz vor dem Gasth. z. Ochsen für die Gemeinde Rohrdorf.

Am 18. Juni vorm ^9 Uhr in Walddorf vor dem Rathaus für die Gemeinde Walddorf und die Teilgemeinde Mohnhardt.

Am 18. Juni vorm. 10 Uhr in Egenhausen vor dem Rathaus für die Gemeinde Egenhausen.

Am 18. Juni vorm. 11 Uhr in Spielberg vor dem Rathaus für die Gemeinde Spielberg.

Am 18. Juni nachm. 2 Uhr in Alten steig vor dem neuen Schulhaus für die Gemeinden Altensteig und Garrweiler.

Am Samstag, 19. Juni vorm. 10 Uhr in Ue der­be rg vor dem Gasthaus z. Hirsch für die Gemeinden Ueberberg und Altensteig-Dorf.

Am 19. Juni vorm. 11'/^ Uhr in Ettmannsweiler vor dem Gasth. z. grünen Baum für die Gemeinden Ett­mannsweiler und Beuren.

Am 19. Juni mittags 12 Uhr in Simmersfeld auf dem Platz vor der Kirche für die Gemeinden Simmers­feld und Fünfbronn.

Znr Kretafrags.

Von Kreta spricht man wieder ziemlich viel. Unziemlich viel. Die vier europäischen Schutzpatrone, deren Kreta sich erfreut, nämlich England, Frankreich, Italien und Rußland lTeutschland und Oesterreich haben imKonzert der Mächte" bei der ProgrammnummerKreta" bekanntlich die Flöten hingelegt und spielen nicht mehr mit), planen die Zurück­nahme der Schutztruppen, und dann beginnt möglicherweise neuerdings in Kreta der Bürgerkrieg zwischen Christen und Muselmännern, richtiger: zwischen Griechen und Türken. Denn ber nationale und nicht der religiöse Gegensatz übt schließlich die entscheidende Wirkung auch auf die kretische Frage wie in den sonstigen Balkanwirren. Die Insel Kreta ist ein un­ständiger Brocken, der den Streit schon lohnt. Sie übertrifft an Bodenfläche das Großherzogtum Hessen, ist freilich viel dünner besiedelt und hat nur etwa 350 000 Einwohner, von denen etwa zwei Drittel Griechen sind. Gebirgsstöcke bis zu fast 2500 Meter durchziehen das Land. Aber diese unwirt­lichen Gebiete werden ausgeglichen durch die reichen Niede­rungen und die üppigen Küstenstädte mit guten Häfen, wo Wein, Oel und Seide üppig gedeiht. Leider wuchert auf !

Kreta auch der Rassenhaß stark. Unter griechischer und ost- römischer Herrschaft, sogar im-venezianischen Besitz der mittel­alterlichen Zeit fühlten sich die Kreter ihren politischen Vor­mächten immer stammverwandt. Gegen die Türken aber haben sie sich im vorigen Jahrhundert immer wieder auf­gelehnt, und sie werden wahrscheinlich wieder zum Aufstand schreiten, sobald die Türkei Miene macht, der Insel den alten Zustand bedingungsloser Eingliederung in das Osmanenreich aufzuzwingen. Auf griechische Unterstützung rechnen sie dabei wohl auch, neben dem Einschreiten der Mächte. Griechen­land hat den Zuwachs der bulgarischen Machtstellung nicht ohne Neid gesehen. Es gibt wohl Griechen, die für Maze­donien nichts weiter wollen, als daß ihren Landsleuten dort Gelegenheit zu gesichertem Erwerb gegeben ist. Aber es fehlt auch nicht an Panhellenen, die den Sieg der Türken im letzten Griechenkrieg schon wieder verschmerzt haben und die auf Mazedonien ebensosehr wie auf Kreta Anspruch er­heben. Und wenn bei einer Entscheidung durch Waffenge­walt abermals die Türken siegreich bleiben sollten, so wird zuguterletzt, das hofft die spekulative Gruppe, Europa das kleine Hellas nicht im Stich lassen. Mit den Jungtürken ist freilich in nationalen Dingen nicht zu spaffen. Enver Bey hat dieser Tage erklärt, daß sie sich eine Losreißung Kretas keineswegs gefallen lassen werden. Lieber sei ihnen der Krieg, und dann werde man sehen, daß sie nicht nur gegen Konstantinopel, sondern auch gegen Athen rasch und schlagfertig vorzugehen wüßten. Einige Schwierigkeiten würde eine kriegerische Verwicklung im gegenwärtigen Zeitpunkt u d unter solchen Umständen den Jungtürken freilich doch be­reiten. Ihre mazedonische Armee ist ohne Zweifel ein scharfes Instrument, das sie sofort wirksam handhaben könnten. Es ist auch möglich, daß die bulgarischen und serbischen Banden in Mazedonien den Jungtürken nicht in den Rücken fallen würden, wenn diese gegen die Griechen marschierten. Aber heikel bliebe die Lage doch, und eine starke Besatzung müßte in Mazedonien immerhin Zurückbleiben, für alle Fälle. Außer­dem läßt sich gar nickt Voraussagen, wie ein solcher Krieg jetzt im Innern der Türkei ausgenommen werden würde. Es kann sein, daß gegenüber der äußeren Gefahr der Wider­streit zwischen Alttürken und Jungtürken sich legt, und daß sich das gesamte Osmanentum wie ein Mann auf den Feind wirft. Es kann auch nicht sein. Die jungtürkische Herrschaft beruht vorläufig noch, nicht auf dem Volkswillen, sondern auf der Miltärgewalt einer führenden Oberschicht. Sie kann umkippen, wenn sie durch eine auswärtige Aufgabe von ihrem Standpunkt im Innern abgezogen wird. Vielleicht ist gerade diese Unsicherheit des Ausgangs eine Bürgschaft für die friedliche Lösung der kritischen kretischen Angelegenheit.

Tagespolitik.

Die Finanzkommission des Reichstags war zur Feststellung ihrer Berichte am Samstag zu einer längeren Sitzung vereint. Mit Ausnahme der Sozialdemo­kratie waren die Kommissionsmitglieder aller übrigen Par­teien zu der Sitzung erschienen. Nachdem der Vorsitzende, Abg. v. Richthofen, denjenigen Mitgliedern, die während der Pfingstferien die Berichte ausgearbeitet, gedankt und des Göppinger Unfalles des Z. 2 gedacht hatte, erklärten die Vertreter der freisinningen und der nationalliberalen Partei, daß sie zwar ihre Unterschriften unter den Bericht setzen würden, auch soweit sie sich an der Beratung nicht beteiligt hätten, daß sie aber den Vorwurf der Geschäfts­ordnungswidrigkeit erneuern und dagegen Protest erheben müßten. Der Vorsitzende erwiderte, man dürfe die Zeit der Kommission nicht vergeuden und daher auf die Geschäfts­ordnungsfragen nicht eingehen. Die Mehrheit müsse jedoch nach wie vor erklären, sie könne nicht zugeben, daß sie die Geschäftsordnung verletzt habe. Auf Antrag eines Zentrums­abgeordneten wurde die Erklärung des Präsidenten in ^ den Bericht ausgenommen. Mit diesem kleinen Geplänkel war dieser kleine Gegenstand erledigt und man schritt zur sach­lichen Behandlung der Tagesordnung. Der Bericht über die Tabaksteuer wurde verlesen, und sn bloo angenommen. Es folgte der Bericht über die Brausteuer. Diese sowie die Berichte über die Nachlaßsteuer des Erhrechts des Staates, die Mühlen-Umsatzsteuer, den Kohlenausfuhrzoll usw. ge­langten zur Annahme. Auf Wunsch der Nationalliberalen werden die Namen der Referenten aus den Berichten gestrichen.

Aus allen Teilen des Reiches werden Kund­gebungen von Vereinen, Verbänden, Gemeinden und Körperschaften gemeldet, die gegen einzelne Beschlüsse der Rumpfkommission gerichtet sind. Es ist nahezu unmöglich, alle einzelnen Resolutionen zu registrieren. Auch gegen die -Reichsumsatz- und Wertzuwachssteuer protestierten unter anderem der Städtetag für die Provinz, Sachsen. Viele Proteste richten sich vor allen Dingen gegen die Glühkörper- und Mühlenumsatzsteuer, gegen den Kohlenausfuhrzoll und die Nachsteuer auf Spiritusfabrikate.

Zum Wiederzusammentritt des Reichs­tags schreibt dieNordd. Allg. Ztg.": Der Reichstag ist sich bewußt, daß er über eine, Lebensfrage des Deutschen Reiches zu beraten uüd zu entscheiden haben wird. Ueber die Dringlichkeit des Gebotes, noch in diesem Sommer 500 Millionen Mk. neuer Einnahmen gesetzlich sicher zu stellen, besteht nirgends im Lände ein Zweifel. Gelingt es infolge der widerstrebenden wirtschaftlichen und politischen Interessen nicht, im Laufe der nächsten Wochen zu einer Einigung zu gelangen, so wird der Widerhall eines solchen Versagens bei den Wählern aller bürgerlichen Parteien ein äußerst starker sein . . . Mit größter Erwartung blickt das ganze deutsche Volk auf die nunmehr beginnenden Verhandlungen seiner Vertreter. Von ihrem Ausgange werden die gesamten weiteren Beziehungen der politischen Parteien unter einander und dieser wiederum zu den Verbündeten Regierungen ab­hängig sein. Von ihrem Ausgange wird es ferner abhängen, ob das deutsche Reich noch länger an dem jetzigen Zustande ungesunder Reichsfinanzen kranken muß, oder ob es sich auf der Grundlage eines geordneten Finanzwesens den großen Aufgaben widmen kann, die die Zukunft birgt.

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Der erste Sekretär des in außerordentlicher Mission in Berlin weilenden Botschafters Tewfik Pascha äußerte sich zur Kretafrage unter anderem folgendermaßen: Wir sind in Konstantinspel ganz ruhig und haben kein Verständnis für die Beunruhigung, die an anderen Stellen wegen des Schicksals der Insel zu bestehen scheint. Von einer Abtretung dieses Besitztums an Griechenland kann gar keine Rede sein. Die Mächte find über diesen unseren Standpunkt genau unterrichtet. Was unsere innere Lage angeht, so wächst sich die Nation in erfreulicher Weise von Tag zu Tag mehr in die konstitutionelle Lage hinein und das Parlament tut bereits wichtige und fruchtbare Arbeit. Der Sultan ist ein modern denkender, aufgeklärter Monarch. Er schließt sich nicht ängstlich von seinem Volk ab. Daß wir die Mission, die Generaloberst v. d. Goltz bei uns erneut übernehmen will, mit herzlicher Freude begrüßen, brauche ich nicht beson­ders zu betonen. Ueber die näheren Umstände, unter denen dieser so hervorragende deutsche Offizier wieder in den Dienst meines Vaterlandes tritt, sind wir jedoch nicht unterrichtet."

Württemkergischer Landtag.

' Stuttgart, 12. Juni.

In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer kam es bei der Beratung des Etats der Bodenseeoampfschiffabrt zu einer ausgedehnten Debatte über das Beschwerderecht und die Koalitionsfreiheit der staatlichen Beamten und Unter­beamten. Die Sache ist aus den Verhandlungen der Finanz­kommission im wesentlichen bekannt: Der Anlaß war eine von den Unterbeamten der Bodenseedampfschiffahrt in einer öffentlichen Versammlung angenommene Resolution, in der sie erklärten, daß sie zu ihrem Vorgesetzten, dem Dampf­schiffahrtsinspektor Bethge, kein Vertrauen mehr haben können wegen verschiedener Vorkommnisse, die dem Inspektor von seinen Untergebenen zur Last gelegt oder insinuiert wurden. Aus Veranlassung des Ministeriums hat sodann die General­direktion der Staatseisenbahnen die Sache untersuchen lassen, und die Folge war, daß vier Unterbeamte der Bodersiee- dampfschiffahrt disziplinarisch mit Geldstrafen belegt und daß außerdem ein Ministerialerlaß hinausgegeben wuroe, in welchem die Unterbeamten auf den ordentlichen Beschwerde­weg verwiesen und unter Androhung von Disziplinarstrafen die Vorbringung von Beschwerden durch den Eisenbahner­verband untersagt wurde. In Verbindung mit dieser An­gelegenheit wurde auch die angebliche Strafversetzung von zwei Eisenbahnbeamten am Stuttgarter: Hauptbahnhof be-