Schwarzwalder Sonntagsblatt.
Allerlei.
Der FröÜte SckatL.
Ein Märchen von Marie Stephan.
GS war einmal ein König, der hatte ein großes Land, ein prächtiges Schloß und viele Kostbarkeiten an Gold. Silber und Edelsteinen; doch fehlte ihm das Beste — ein Erbe. Er hatte kein Kind und dachte oft voll Sorgen daran, wer einst nach ihm Herr all dieser Schätze sein werde. Der König war weise und liebte sein Volk: es lag ihm daher am Herzen, einen zu finden, der würdig wäre, die Krone zu tragen und seinem Volke nicht nur ein Herrscher, sondern auch ein Vater zu sein.
Er ließ ein Gebot: „Der Jüngling, welcher den größten Schatz sein eigen nenne, solle sein Nachfolger werden!" Herolde durchzogen das Reich und verkündeten überall des Königs Wort. Es war ein Tag festgesetzt worden, an dem die Jüngling« erscheinen und ihren Schatz zeigen sollten. Biel Volk strömte neugierig herbei, und der weite, reichgeschmückte Thronsaal war dicht gefüllt. Nahe am Thron standen vier Jünglinge, des Königs harrend; nicht weit von ihnen sah man einige dicht verhüllte Tischchen. Aller Augen richteten sich darauf, gespannt, welch kostbare Schätze sich nun dort auftun würden.
Heller Trompetenton verkündete das Nahen des Königs, Herolde schritten ihm voran und stellten sich zu beiden Seiten des Thrones auf. Voll Ehrfurcht grüUe bas Volk, und Nefes Schweigen herrschte tm Saale. Auf einen Wink des Königs trat der eine Jüngling heran und neigte sich tief. Ein Diener trug das nächste Tischchen herbei, und als er dessen Hülle herunterzog, ertönten laute Ausrufe der Bewunderung ringsum. Gold und Edelsteine lagen in so reicher Pracht beisammen, daß die Augen schier geblendet wurden von ihrem Glanz. „O, hoher Herr', meinte der Jüngling und ein stolzes Lächeln glitt über sein Angesicht, „sieh, hier zu deinen Füßen habe ich ausgebreitet, was ich meinen größten Schatz nenne; schau alle die Herrlichkeiten, weit kannst du die Welt durchschweifen, ehe du ihresgleichen findest.' „Du hast recht, mein Sohn', meinte der König ernst: „meine eigenen Schatzkammern bergen nicht, was diesem gleich stünde.'
Mit feinem Anstand trat der zweite Jüngling heran: „Herr und König', sprach er mit Würde, „nichts Ähnliches habe ich zu zeigen; du, der weiseste aller Herren, weißt aber am besten, wie vergänglich diese Schätze sind: ich habe daher einen gesucht, den mir keine Gewalt entreißen oder zerstören kann. Gering ist noch die Zahl meiner Jahre, aber reich der Schatz des Wissens, den ich mir bereits erworben. Schau her', meinte er weiter und zog dabei die Hülle von dem zweiten Tischchen, „du kennst die Schriften all der weisen Männer; sieh, ihre Gedanken sind bereits mein festes Eigentum geworden.' — „Du hast ein gutes Teil erwählt', meinte der König und lächelte ihm freundlich zu.
Nun trat der dritte herzu; er verneigte sich mit wenig Geschick, aber seine hohe, kräftige Gestalt ragte weit über die andern hervor. „Mächtiger Herrscher', sprach er mit lauter Stimme, „schön ist wohl Reichtum und Wissen': keines von beiden kann ich dir weisen; aber braucht nicht der, der ein ganzes Volk führen und lenken soll, eine kraftvolle Hand und mutigen Sinn?" Während er sprach, hatte ein Diener die Hülle von dem dritten Tische genommen, und kostbare Siegeszeichen, die das Herz eines jeden Jägers oder Kriegers mit Wonne füllen konnten, kamen zum Vorschein. „Sieh, hier liegen die Proben meiner Kraft und meines Mutes.' Mit Bewunderung schaute das Volk auf den Tisch; auch der König nickte mit Beifall und sprach: „Mut und Kraft sind schöne Zierden eines Herrschers.' Mit stolzem Gefühl trat der Jüngling zurück^
war der hohe Preis nicht so gut wie sein? Wodurch hätte er von dem vierten verdrängt werden können, der nur mit leeren Händen gekommen war?
Nun schritt dieser vor: „Edler Herr', sprach er mit ruhiger Bescheidenheit, „es mag wohl vermessen scheinen, wenn auch ich mich um den köstlichen Preis bewerbe: nichts dergleichen wie die anderen kann ich dir bringen. Mein irdisch Gut ist gering; wohl liebe ich das Wissen, was ist aber meine Gelehrsamkeit im Vergleich zu der Weisheit anderer Männer! Mein Arm ist stark, mein Herz voll Mut; wie viele gibt es aber, die mir auch darin überlegen » sind?! Doch, wenn du hoher, edler Herr, gestattest, will ich dir bringen, was mein höchstes Gut ist.' Zeige es, mein Sohn", meinte der König freundlich. Der Jüngling schritt hinaus und kam bald zurück, ein altes Mütterchen an seiner Hand führend. „Schau, mein treues, liebes Mütterlein', sagte der Jüngling nun; „ihr Herz voll selbstloser, unerschöpflicher Liebe wäre mir nicht feil um alle Güter der Welt." „Wohl dir, mein Sohn", rief der König voll Glück, „du hast mir den größten Schatz gezeigt und sollst dereinst König sein auf diesem Thron."
8 Der gefangene Gemeinderat. Ein Geschichtchen, das den Vorzug hat, buchstäblich war zu sein, eines urfidelen Beigeschmacks aber nicht entbehrt, darf weiteren Kreisen nicht vorenthalten werden. Sitzen da vorige Woche die Gemeindeväter in Oettlingen OA. Kirchheim mit ihrem Vorstand bei eifriger Beratung im Rathaussaal zusammen, als vom Polizeidiener ein Zigeuner wegen eines Diebstahls vorgeführt wurde. Da der Stationskommandant zufällig im Ott anwesend war, sollte sofort der Transport nach Kirchheim erfolgen. Solange dieser noch ein Dienstgeschäft im Ort erledigte, blieb der Zigeuner unter Aufsicht des Ortspolizisten im Wartezimmer, das vor dem Ratssaal gelegen ist. Plötzlich drangen einige weitere braune Gesellen in das genannte Lokal ein, um die Unschuld des Inhaftierten zu beteuern, eine ebenfalls miterschienene Vertreterin des schönen Geschlechts drehte flugs den in der Ratssaaltür steckenden Schlüssel um und der ganze hohe Rat war gefangen gesetzt. Diesen Moment der Verwirrung benützten sämtliche Zigeuner zur Flucht. Der ursprünglich Verhaftete konnte aber sofort wieder, die andern kurz nachher fefkgenommen werden. «Bei den im Ratssaal Gefangenen fehlte es aber nicht an ergötzlichen Szenen und Befreiungsversuchen. Der eine rief nach der Feuerwehrleiter, wieder ein anderer aber wollte die Türe sprengen. Beide Mittel kamen jedoch, nachdem die Anstifter dieses genialen Streiches in Gewahrsam waren, nicht mehr in Anwendung, und die unter so eigenartigeu Umständen unterbrochene Gemeinderatsnuung löste sich schließlich in allgemeinem Wohlgefallen aut.
Landwirtschaftliches.
Einfluß des Putzens der Kühe auf die Milchergiebigkeit. (Nachdruck verboten.) Es ist zwar eine alte Erfahrung, naß „gut geputzt halb gefüttert" ist; leider erscheint es aber oft sehr nötig, daß dieser Erfahrungssatz wiederholt durch die Wissenschaft bestätigt wird. Ueber diesbezügliche Versuche äußert sich Dr. Lipschütz in den Berichten des landw. Instituts zu Königsberg. Im ersten Versuch handelte es sich um acht in gleicher Laktation stehende Kühe, welche in der ersten Versuchswoche zweimal täglich gründlich geputzt wurden, in der zweiten und dritten Versuchswoche ungeputzt blieben, um dann in der vierten Woche ebenso wie in der ersten behandelt zu werden. Durch Vergleichung der Resultate der
ersten und vierten Woche mit der zweiten und dritten wurde der Einfluß der fortschreitenden Laktation ausgeglichen. Es ergab sich, daß bei vier Versuchstieren eine geringe Steigerung, bei den vier andern Tieren eine geringe Abnahme in der Milchleistung zu verzeichnen war. Die durchschnittliche Zunahme pro Stück und Tag stellte sich auf nur 0,035 Kg. Da der Versuchsansteller dieses ungünstige Resultat der Beunruhigung der Tiere durch zweimaliges Putzen zuschrieb, so entschloß er sich zu einem zweiten Versuch in gleicher Anordnung, nur mit dem Unterschiede, daß nunmehr nur einmal täglich geputzt wird. Der Mehrertrag stellte sich nun auf 0,516 Kg. pro Stück und Tag gegenüber demjenigen der Periode, in der nicht geputzt wurde. Frühere Versuche von Prof. Dr. Backhaus und von dem Direktor des kaiserlichen Gutes Zarskoje Sselo bei Petersburg hatten ebenfalls eine Ertragssteigerung durch Putzen, und zwar um ca. 7 Proz., ergeben. Diese Versuche fanden hier also ihre Bestätigung. Ist der Mehrertrag, den man bei Milchkühen durch Putzen erzielt, auch nur gering, so sollte dennoch das Putzen nicht vernachlässigt werden, weil die Haut als Respirationsorgan ein wichtiger Faktor für die Gesunderhaltung unserer Tiere ist und schon aus diesem Grunde eine sorgfältige Pflege rechtfertigt. Ein allzureichliches. Putzen erscheint freilich nicht zweckmäßig da durch dasselbe ;die Haut gar zu stark gereizt wird.
Rätselecke.
Rätsel.
Mein Labsal war es in der Einsamkeit,
War Freund und Lehrer mir zu gleicher Zeit.
Ein Zeichen noch hineingesteckt, voll Grimm Manch Schüler haßt's, bei Freunden ist es schlimm. Und wird ein Zeichen noch hineingebracht, —
So herrscht's im Volk fast mit Gesetzesmacht.
Bilderrätsel.
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