scheinend einige Gegenstände des Fremden znr Festftellnng seiner Personalien zurück. Hierüber erzürnt, oerfolgte der Mann auf dem HZrnwege Huber und schlug diesen mit einem Prügel von hinten derart auf den Kovf, daß er heute früh im Krankenhaus in Stuttgart, wohin er gebracht werden mußte, verschied. Huber ist etwa 28 Jahre alt und seit einem Jahre verheiratet.
ff Stuttgart, 8. Juni. Ein hiesiges Dienstmädchen hat in der Nacht zum 4. Juni heimlich geboren. Das angebliche totgeborene Kind vergrub sie auf dem Bopser. Sie holte es aber dort wieder und verbrannte die Leiche im Waschkücheherd.
ff Marbach, 8. Juni. In Beilstein ist die Scheuer des Maurers Fischer, die schon längst baufällig war, bei einer Reparatur des Daches eingestürzt und hat Fischer unter den Trümmern begraben. Er ist schwer verletzt heroor- gezogen worden.
ss MSnfingen, 8. Juni. Mit welchen Schwierigkeiten die doch zu einem glücklichen Ende geführte Heimfahrt des Zeppelinschen Luftschiffes von Göppingen aus zu kämpfen hatte, beweist u. a. ein Inserat, der Lustschiffbaugesellschaft Zeppelin im hiesigen Albboten, worin mitgeteilt wird, daß aus dem Luftschiff in der dortigen Gegend verschiedene Gegenstände als Ballast ausgeworfen wurden. Die Gesellschaft bittet, solche Teile aus dem Luftschiff nach Auffindung an einen Laupheimer Spediteur abzuliefern, der sie zu sammeln und nach Friedrichshafen zu senden hat.
X Offenau OA. Neckarsulm, 8. Juni. Gestern abend kurz vor sieben Uhr ist der elfjährige Sohn des Valentin Mantel beim Baden im Neckar ertrunken. Trotz eifrigen Suchens konnte die Leiche bis jetzt noch nicht gefunden werden.
X Friedrichshafen, 8. Juni. Der englische Luftflottenverein soll die Absicht gehabt haben, ein Zeppelinsches Luftschiff zu erwerben. Die Luftschiffbau-Zeppelin G. m. b. H. hat nun, wie die „Hamburger Nachrichten" melden, aus eine von Hamburg aus ergangene Anfrage mitgeteilt, daß sie vorerst nicht daran denken könne, Luftschiffe für das Ausland zu liefern, da sie mit nationalen Mitteln arbeite und deshalb zunächst den Bedarf im Inland decken müsse.
X Berlin, 8. Juni. Um die drohende Gesamtaussperrung von 3500 Arbeitern der Borsigschen Lokomotivfabrik in Tegel zu verhindern, fanden gestern bis in die Abendstunden hinein Verhandlungen des Arbeiterausschusses mit der Direktion statt. Ein befriedigendes Ergebnis wurde nicht erzielt.
Gordon-Benuett-Rennen der Lüfte.
Die am Sonntag zur Ausscheidungsfahrt für das Gor- don-Bennett-Rennen in Essen a. R. aufgestiegenen dreizehn Ballons sind nunmehr alle glücklich gelandet. 1. Ballon Hildebrand, Führer Dr. Bröckelmann, gelandet in Kehl in Baden; 2. Ballon Otto von Guericke, Führer Leutnant Holt- hoff v. Gutmann, gelandet in Tauberbischofsheim ; 3. Ballon Elberfeld, Führer Meckel, gelandet bei Würzburg; 4. Ballon Schlesien, Führer Dr. Kempten, gelandet in Werneck bei Kitzingen; 5. Ballon Hamburg, Führer Hauptmann v. Aber- eron, gelandet südl. von Kitzingen; 6. Ballon Abercron, Führer Oberleutnant v. Goldmann, gelandet in Gräfenberg (Obersranken) ; 7. Ballon Schröder, Führer Schröder, gelandet in Miltenberg (Unterfranken). Die übrigen Ballons, die eine weniger weite Fahrt machten, sind wie folgt gelandet: Dresden bei Niederursel-Frankfurt a. M., Ballon Riedinger bei Ruppertshofen unweit Sanktgoarshausen, Ballon Bamler bei Frankfurt a. M., Ballon Overstolz in Schönau a. d. Saale (Unterfranken), Ballon Zähringen bei Limburg, Ballon Segler, Führer Erbslöh, bei Breithardt unweit Schwabach.
Die Unruhe« auf Samoa.
Berlin, 8. Juni. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Vizeadmiral Körper, der aus Anlaß der Unruhen mit dem Kreuzergeschwader nach Samoa entsandt wurde, sandte einen Bericht, wonach nach den administrativen Maßnahmen des Gouverneurs das Erscheinen des Geschwaders eine tiefgehende Wirkung ausgeübt hat und die meisten Häuptlinge den Wunsch nach einer friedlichen Beilegung des Streites haben, sodaß ein Buschkrieg vollständig vermieden ist. Der Admiral hat im Namen des Kaisers eine Bekanntmachung an die aufständischen Häuptlinge erlassen, worin den Aufständischen von Sawai Vergebung zugesagt wird, falls sie sich ergeben und ihr Anführer Lauaki sich mit seinen Anhängern zur Bestrafung stellt. In der Tat stellte sich Lauaki nach der ihm gestellten Frist am 1. April mit sechs Häuptlingen. Zwei weitere Häuptlinge wurden in Gewahrsam gebracht. Damit sind die Unruhen auf Samoa vollkommen unterdrückt. Der Admiral betont ferner, daß die Unruhen im entferntesten nicht gegen den Gouverneur gerichtet waren. Es gebe keinen besseren Beweis für das Ansehen Dr. Solfs, als daß er Lauaki und dessen 800 Anhängern vor Apia allein entgegentrat, ihn abkanzelte und ihm seine Kriegserklärung zerrissen vor die Füße warf und ihn dadurch zur Umkehr bewegte. Er wandte damit unnennbares Unheil von Apia und der Kolonie ab. Ueber die Entstehung und den Verlauf der Unruhen wird der demnächst erwartete Bericht des Gouverneurs Aufschluß geben.
Ausländisches.
' London. 8. Juni. Ter „Standard" schäumt vor Wut über die „unpatriotischen Engländer", die anstatt die sozialpolitischen Einrichtungen Deutschlands zu studieren, vaterlandsfeindliche Reden halten. Er fragt: Was würde man in Deutschland sagen, wenn die englische Regierung Herrn Bebel oder andere sozialistische Führer, die das Land besuchten und dort die deutsche Flottenpolitik verurteilten, solche Ehrungen erwiese, wie sie die deutschen Staatssekretäre den englischen Besuchern erwiesen haben. Diese Ehrungen seien lediglich eine Falle gewesen, die den Besuchern gelegt worden sei, um sie für Deutschland günstig zu stimmen und den Eindruck hervorzurufen, daß England von Deutschland nichts zu befürchten habe. Auf diese Art solle England eingelullt werden, und alle Engländer, die Deutschland besuchen, sollten verlockt werden, als Apostel der Verminderung der englischen Rüstungen tätig zu sein.
jf London, 8. Juni. In der heutigen Sitzung des Pressekongresses hielt Staatssekretär Grey eine Rede, in der er die Auf r ech t er h al tun g des Flottenstandards als die wichtigste Frage nicht nur für die Engländer in der Heimat, sondern auch für alle überseeischen Besitzungen mir Selbstverwaltung bezeichnet?. Seine ganze Tätigkeit gehe dahin, das Reich zu konsolidieren und zu entwickeln und Streitigkeiten mit anderen Nationen soviel als möglich zu vermeiden. Die Presse könne viel zur Förderung dieser Bestrebungen, das Reich zu stärken und ihm den Frieden zu erhalten, beitragen. Er wolle auf den Ernst der am Samstag von Lord Rosebery gehaltenen Rede Hinweisen, von der er j edes Wort unterschreibe.
X Petersburg, 8. Juni. Die Frau des Generals von Stössel soll zur Verantwortung gezogen werden, weil sie während ihres Aufenthaltes in Port Arthur 15 000 Rubel Wohltätigkeitsgelder kassierte, ohne über ihren Verbleib Belege beizubringen.
* Pera, 8. Juni. Angesichts der fortdauernden Unterstützung der hamidistischen und arabischen Umtriebe durch die
englische Regierung Aegyptens, die soeben dem von den Jungtürken abgesetzten Emir von Mekka zur Flucht verhalf, während der totgesagte Chef der Kamarilla unter Abdul Hamid, Jzzet Pascha, tatsächlich zur Zeit in England weilt, fordert die türkische Presse den offenen Anschluß der Türkei an den Dreibund.
Zur Kretafrage.
* Berlin, 8. Juni. In einer Unterredung mit einem Mitarbeiter des „Berl. Tagebl." äußerte sich Enver Bey über die weitere Entwicklung der kretischen Frage nicht sonderlich optimistisch. Die gesamte Tendenz all der feinen Mittel und Mittelchen, mit denen man den kretischen Krebsschaden zu beschwichtigen oder doch zu verdecken sucht, ohne ihn heilen zu können, beweise, daß man diese türkische Insel doch von der Türkei l ostrenne n möchte. Man wage nur nicht, das letzte entscheidende Wort in dieser peinlichen Angelegenheit zu sprechen, und man tue gut daran. Eine Grenze habe die größte und langmütigste Geduld eines Staates, der seine eigene Unabhängigkeit und seine militärische Ehre wahren will. Und diese Grenze heiße in der Türkei Kreta. A b f i n d u n g s m aß n a hm e n finanzieller Art seien ausgeschlossen. Die Entscheidung überlasse auch die Türkei loyal und liberal dem einsichtsvollen Ermessen der Mächte. Kommt es aber zum äußersten — und ich glaube fast, daß alles dahin drängt — so würde eine Losreißung Kretas den Krieg bedeuten. Enver Bey schloß mit dem Hinweis auf die kürzlich erwiesene Schlagfertigkeit der türkischen Armee, die ebenso schnell und in ebenso tadelloser Verfassung Athen erreichen würde wie Stambul.
X Athen, 8. Juni. Von zuständiger Seite wird entschieden in Abrede gestellt, daß Griechenland jemals bei der türkischen Regierung wegen der Entsendung von türkischen Truppen nach Kreta sondiert habe.
Handel und Berkehr.
* Stuttgart, 8. Juni. Dem heutigen Großmarkt waren etwa 1000 Körbe Kirschen zugeführt. Preis 8—12 Pfennig per Pfund. Prestlinge kosteten 40—70 Pfg. per Pfd.
-voraussichtlicher Wetter
am Donnerstag, den 10. Juni: Wenig bewölkt, trocken, warm.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lau!, Altensteig.
Mache sie rein und schone sie! Diesen Auftrag erteilt sich jede Hausfrau selbst, wenn es gilt „Waschtag" zu halten. Eine doppelte Aufgabe: Blendend weiß soll die Wäsche sein und doch nicht durch scharfe Substanzen oder zu energische Behandlung des Gewebes angegriffen werden. So schwierig diese Frage scheint, so einfach ist deren Lösung: allerdings heißt es dann mit der veralteten Waschmethode brechen und sich dem jetzt allgemein in Aufnahme gekommenen neuen idealen Waschmittel „Perfil" zuwenden. Dieses wunderbare, absolut selbsttätige Präparat wäscht und bleicht zu gleicher Zeit; ohne Reiben und Bürsten, ohne jede Mühe und Arbeit, also ganz von selbst, nur durch einmaliges halbstündiges Kochen macht es die Wäsche blütenweiß, frisch und duftig, wie von der Sonne gebleicht. Die Hausfrau steht staunend da, wenn sie die überraschende Wirkung sieht und dabei feststellt, wie sehr die Wäsche geschont wird. Millionen Hausfrauen haben die Vorzüglichkeit von „Persil" erprobt und mögen es nicht mehr entbehren.
Ertragen-? innczuhalten. — Müdigkeit vorickützeud, sagte ick ihm: Gute Nacht, und ging in mein Zimmer."
Eine Zeitlang sänviegen beide.
Draußen siel der Sckmcc in dicken Flocken. Schon lag er fo hoch in den Straßen, daß jeder Lärm gedämpft wurde. Weder Wagengerassel noch Fußtritte waren hörbar. So drang es nicht hinaus, daß ein Wagen vor dem Zause hielt, auch nicht, daß er halten blieb, nachdem der Fahrgast ansgestiegen und im Hausflur verschwunden war.
„So war es und so ist eS geblieben", unterbrach Fanny flüsternd die entstandene Panse. „Verlange nicht, daß ich um etwas betteln soll, von dem ich im Voraus weiß, daß es mir abgeschlagen wird. Lieber vergehen!"
Erika batte den Kovf gebeugt und Thräue um Thräne lief über das junge Gesicht.
„Könnte ich Dich doch überzeugen, Fanny, daß Baron Hannibal bereut, die voreiligen Worte gesprochen zn haben. Glaube mir, seine Neigung wird Dir einst voll und ganz gehören, wenn Du es willst. Mache es ihm doch nicht so schwer, umzukehren. Laß die Milde, die jeder Frau zu Gebote steht, walten, daß auch Deine Seele von dem beengenden Druck befreit wird, der Deine Lebensfreude im Banne hält. Sieh, Fanny, es giebt ja nichts Schöneres, als zngefügte Kränkungen zu vergeben, nichts Beglückenderes, als das eigene Ich mit all seiner Selbstsucht und Selbstgerechtigkeit aufzugeben und denen den Weg zn ebnen, die man — lieb hat. Halte nicht die Schranken künstlich aufrecht, die Euch trennen, herzliebe Fanny. — Reiße sie herunter und sei ganz Du."
Eine Hand hob den schweren Thürvorhang etwas in die Höhe. Der Eintretende blieb jedoch stehen, als er Fanny sprechen hörte.
„Du irrst, Erika. Wir tragen beide kein Verlangen nach einer Verständigung. Hannibal und ich werden uns immer
! Fremde bleiben. Wo keine Liebe ist, muß man sie nicht hervor- ! brmgen wollen. Alle Unnatur rächt sich."
! Lautlos fiel der Vorhang wieder herab, ohne daß die beiden i es bemerkten.
j Die Kaminuhr schlug zwölf.
! „So spät", fuhr Erika auf. „Ich muß fort, Liebe, »er Wagen j warten. Ich werde an Euch beide viel denken. So lasse
I ich Euch nicht. Noch «ins, Fanny", sagte sie schüchtern und wandte ! das Gesicht zur Seite, „Du thust ein verdienstliches Werk, wenn Du Dich Deiner Schwägerin mehr annimmst. Habe ein Auge auf sie und stehe ihr bei. daß sie von dem „Schatten" befreit werde. Sie wehrt sich so gut es geht, soviel weiß ich mit i Bestimmtheit, .aber ob die eigene Kraft hinreicht, bin ich nicht , sicher. Laß es nicht geschehen. Fanny. Wenn ich sott bin. will j ich Dir die Sache schriftlich auseinandersetzen, es ist besser so. i Dann wirst Du sehen, daß Du Deine Macht in die Wagschale für das Gute und Richtige legst. Lebe wohl!"
In dem hell erleuchteten Zimmer vor dem Salon stand ! Hannibal, noch im Mantel, an einen Pfeiler gelehnt.
Als seine Frau und Erika eintraten, strich er sich über die Stirn, als besinne er sich, weshalb er hier sei.
„Ich habe mir erlaubt, die Droschke fortzuschicken, die Sie für den Heimweg benutzen wollten, Fräulein Erika — Mein Wagen bringt Sie nach Hause, der ist beguemer und wärmer."
„Tausend Dank, Herr Baron, dann ist es keine Kunst, mutvoll Schnee und Kälte Trotz zn bieten. Gute Nacht!"
Die Thür hatte sich kaum hinter Erika geschloffen, als Fanny sich ihrem Manne zuwandte.
„Ich danke Dir", sagte sie freundlich und streckte ihm di« Hand entgegen.
„Bitte", klang es kalt zurück und ohne die Hand zu berühren, wandte er sich mit einer kurzen Verbeugung zum Gehen
„Gute Stacht!"
„Gute Nacht!"
Damit trennten sie sich.
Fanny suchte wieder ihren Platz vor dem Kamin auf. Das Leben dünkte ihr fast unerträglich.
Könnte sie doch für beide den Mißgriff wieder gut machen und die Freiheit zurückzaubern!
Wollte sie denn die Freiheit? Von Hannibal fort? — Nein! Wäre ihm damit gedient? — Kaum!
Aber das Leben, wie beide es täglich durchkämpsten, verzehrte Kraft und Mut. — Die Menschen hielten sie für klug, aber kalt und lieblos, und wie schwankend war sie jetzt geworden, seitdem die bittere Herzeusnot sie drückte.
Fanny beugte den Kopf und weinte bitterlich.
Fortsetzung folgt.
Vermischtes.
8 Eine zeitgemäße Scherzfrage lesen wir in der Tübinger Chronik: Warum wurden unsere Reichsboten gerade jetzt zur Besichtigung des neuen Reichsluftschiffes nach Friedrichshasen eingeladen? Um ihnen zu zeigen, wie willig es jedem Steuerdruck gehorcht!
8 Ein Kampf mit der Kirche. Die gräfliche Familie Camarido in Portugal prozessiert mit einem Jesuitenorden, den sie der Erbschleicherei beschuldigt. Vor einiger Zeit starb die Gräfin Camarido, ihr Vermögen von 50 Millionen Franks fast ganz der Kirche hinterlassend. Die Verwandten behaupten, die Gräfin sei von den Jesuiten umgarnt worden.
8 Der Hufschmiedssohn als Erzbischof. Der zum Erzbischof von München ernannte Domdechant Franz Xaver Bettinger in Speyer ist der Sohn eines Hufschmiedes aus Landstuhl in der Pfalz. Er wurde am 17. September 185S geboren, in Innsbruck und Würzburg studierte er, 1873 wurde er geweiht.