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1877.
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Ssnnt«gr-Aurg«rbe: Ssirntagrblatt"
- ^ Sonntags-Anzeiger und Fannlien-Zeitnng für die Bewohner des Schwarzwaldes. .... .. . .-
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Kr. «S.
Ausgabeort Alteusteig-Stadt.
Sonntag, den LS. April
Amtsblatt für Psalzgrafeuweiler.
1S0S.
Sonntagslied.
Seele, meine müde Seele,
Angftbeladen, werde still!
Spähe, wie die Taube Noah,
Ob das Wasser weichen will.
Ob der Oelbaum wieder grün wird,
Ob der Friedensbogen strahlt.
Ob sich wieder Gottes Himmel Tröstlich in den Wassern malt.
Ach, solange Sterne schimmern Und ein Veilchen schüchtern zagt,
Kannst du dir das Leben zimmern,
Das getrost ein Morgen wagt.
Ob du tausend Sonnenstrahlen Oder einen einzigen hast —
Ei, so ist der volle Himmel Immer doch bei dir zu Gast!
Gustav Schüler.
Der erste Schultag
von I. Morlok, Wörnersberg.
Motto:
„Was sinnig die Mutter wecket und pfleget Mit heiterstem Spiel und Lied,
Was ihre Liebe schützend umheget,
Wirkt segnend fort bis ins tausendste Glied!"
Fröbel.
So lange schon ist von diesem Tage geredet worden. Der Mutter hatte das Herz geklopft und ihrem Kinde auch, als Ranzen und Tafel ins Haus kamen, welche der Liebling nun 7 Jahre lang zur Schule tragen sollte. So ein wichtiger Lebensabschnitt! Alle haben schon davon gesprochen: Die Großeltern, die Eltern, die Geschwister und die älteren Spielkameraden — sie alle hatten in das Wort einen ganz besonderen Sinn gelegt. Immer schauten dabei zwei große Augen den Sprechenden an und wollten in seinen Mienen lesen, ob es ihm wirklich auch ernst damit sei, was er da von der Schule und dem Lehrer erzähle. Der Großvater hatte nur geschmunzelt. Ihm lag der erste Schultag am weitesten zurück, deshalb hatte er auch nur alles Liebe und Gute von diesem Tage in Erinnerung; aber seinem „Augapfel" hatte er doch eine mächtig große Zuckertüte geschenkt, damit er auch auf diesen Tag sich freuen möchte. „Warte, wenn du einmal in die Schule mußt"! so hatte seit Wochen des Nachbars Fritz immer angefangen, wenn er seinem Spielkameraden von der Schule erzählte. Nur der Vater war so verständig gewesen und hatte gesagt: „Kind, das merk dir nur: die Schulzeit wird immer die. schönste Zeit in deinem Leben sein, wenn du fröhlich deine Pflicht tust und dich willig einordnest".
Wie aufgeregt sind daher nun die Kleinen an diesem Tage! Mit welcher Ungeduld wurde er erwartet! Bringt er doch einen Wechsel in das Alltagsleben der Kinder. Veränderungen sind ja den Kindern lieb. Warum sollen sie also diese für sie so wichtige Veränderung nicht mit einer gewissen Spannung erwarten? Endlich ist auch noch die Stunde herangekommen, wo man die Tafel unter den Arm
Georg Friedrich Haendcl Zu einem 150. jährigen Todestage.
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nehmen darf und zum erstenmale nun den Weg macht, den man von jetzt an 7 Jahre lang so oft gehen soll. Vom Vater folgt ein stiller Segenswunsch, die Mutter geht mit herzlichem Gebete diesen ersten, schweren Gang im Leben ihres Kindes. Nun sollen für den Liebling also die Sorgen beginnen! Manche der Kleinen sind auf einmal ganz stolz geworden und wollen sich nicht niehr führen lassen. Sie zählen sich von jetzt an zu „den Großen." Andere aber halten heute noch fester als sonst die liebe Mutterhand und mit Herzklopfen lun sie ihren ersten, ernsten Gang. O könnte man doch bei den späteren, schwereren Gängen auch noch so die Mutterhand fassen können! Wie gut ist's, wenn dann ihr Rat einem zur Seite steht oder wenigstens ihr Vorbild die Richtschnur gibt!*
Auch dem Lehrer merkt man es an, daß heute auch für ihn ein ganz besonderer Tag ist. Er steht in einem „besseren Rock" in seinem Schulzimmer. Heute sollen ja wieder „Rekruten" kommen! Wen er wohl bekommt? fragt er sich im Stillen. Auch das Schulzimmer will feine „neuen Bürger" freundlich begrüßen. Deshalb hängen heute überall Bilder, welche gleich gefallen und einladen sollen. Kahle Wände wirken ja abstoßend! So wird dann das Schulzimmer wenigstens den Neulingen gleich gefallen. Aber auch der Lehrer will sein Bestes tun, die Kommenden, von denen manche mit Tränen in den Augen eintreten, für sich zu gewinnen. Möge es ihm gleich bei allen gelingen! Möchten aber doch vorher schon die Eltern zu der Erkenntnis gekommen sein, daß der Lehrer kein Polizeibeamter ist, zu dem die Leute eben kommen müssen, sondern daß er ein Erzieher, Miterzieher der Kinder und als solcher ein Freund deren Eltern sein will. Ohne das volle Vertrauen der Eltern ist eine segensreiche Wirksamkeit des Lehrers unmöglich. Wie kann aber derselbe auf das Kind gut einwirken, wenn dasselbe zu Hause witzige oder gar bissige Bemerkungen über ihn hört! Die fleißigste Schulerziehung kann nicht gedeihen, wenn im häuslichen Leben des Kindes vielleicht das ger«de Gegenteil von dem ausgeübt wird, was die Schule empfiehlt. Beide, Schule und Haus, können einander nicht entbehren. Wenn daher die Eltern richtig dächten, so würden sie ihre Kinder nicht nur in die Schule schicken, weil das eben der Staat so haben will, sondern sie
vielmehr auch Daheim erziehen und den Lehrern auf alle mögliche Weise in die Hände arbeiten, denn die Erziehung ist Sache der Familie; von der geht sie aus und dahin kehrt sie größtenteils zurück. Für einen mißratenen Sohn oder eine gefallene Tochter werden doch von jedermann — und von Gott!! — doch wohl in erster Linie auch deren Eltern verantwortlich gemacht! Die Schule ist nicht an allem Schuld! Jedem Neueintretenden wird vom Lehrer sein Sitzplatz angewiesen. Dieser Unterschied zwischen dem freien Spielräume der Kinder im Elternhause und dem schmalen Sitzplätzchen in der Schule! Nach der Größe und Körperbeschaffenheit mit Rücksicht aus etwaige körperliche Gebrechen (Kurzsichtigkeit, Schwerhörigkeit) ordnet der Lehrer seine Leutchen. Auf dem Schoße der Mutter wurde die Erziehung in den ersten 6 Jahren größtenteils schon vollendet; von jetzt an will der Lehrer auch dabei mithelfen. Zwar haben die Kinder ja schon manches gelernt, wenn sie in die Schule gebracht werden. Sie fragen so vieles, auf das die Eltern oft die Antwort schuldig bleiben müssen. Viele Eltern bestreben sich daher auch, die kindliche Wißbegierde zu befriedigen, aber sehr häufig auf ganz verkehrte Weise. Statt das Kind einfach in Feld und Wald zu rühren, um dort die Wirklichkeit beobachten zu lassen, gibt man ihm Bücher mit unrichtigen und oft unschönen Bildern; statt es zum Ameisenhaufen, Bienenstände oder Vogelneste zu geleiten, trillt man ihm Sprüche und Berschen ein. Vor dem siebenden Lebensjahr aber ist alle Kopfarbeit ein unnatürlicher Zustand. Möchten sich alle Eltern und Leser merken, was einst ein berühmter Schulmann sagte: „Eine frühe Anstrengung tötet die Kinder; sie ist das Grab ihrer Talente und ihrer Gesundheit." — Die Eltern treten wieder aus dem Schulzimmer und lassen den Lehrer nun allein mit den Kindern. Manches Auge blickt ihnen bekümmert nach. Ja es gibt Kinder, welche eben wieder mit der Mutter wollen. Es wird ihnen eng im fremden Haus beim fremden Mann. Nun kommt's auf den Lehrer an, ob er sich die Herzen erobern kann! Und wenn er dies versteht und mit einem kleinen Scherz oder einer lustigen Geschichte beginnt, dann lachen ihn die allerliebsten Sümmchen an und heiterer Sonnenschein kommt in die bekümmerten Mienen. Die Eisdecke schmilzt; bald ist der Herr Lehrer „ihr Mann"! Die Namen der Kleinen werden wieder erfragt. Mancher sagt ihn so leise, als ob er damit ein lange gehütetes Geheimnis verrate. Andere sind mutiger und geben eine frische, fröhliche Antwort. Diejenigen, welche sich von der „Gasse" her nicht schon kennen, stellen sich auf Wunsch und unter Mithilfe des Lehrers einander vor. Man betrachtet miteinander das Schulzimmer. Nun es sieht ja zur allgemeinen Zufriedenheit gar nicht übel darin aus. Es hat ja auch Bilder darin, wie zu Hause in der Stube. Aber nun hinaus! Ter Lehrer weiß, daß seine Leute auf der harten Schulbank noch nicht lange sitzen können. Draußen macht nun die Klasse einmal ein Spiel miteinander. Ist das ein Jubel gleich, wenn man auf einmal nun so viele Spielkameraden beieinander hat! Es ist ein großer Nachteil für die Kinder, wenn sie keine Gespielen haben. Ja es ist unstreitig, daß Kinder sich gegenseitig schneller finden und alles lieber voneinander annehmen, als von größeren Leuten. Daher hat man auch in der häuslichen Erziehung schon viel gewonnen, ivenn die älteren Geschwister den jüngeren zum Muster aufgestellt werden können. Darum, Eltern, erzieheteuer erstes Kind recht gut, es erzieht euch dann die andern! Den Dienstboten sollten die Kinder so wenig als möglich anvertraut werden. Jedes andere Geschäft eher abtreten, als das der Kindererziehung. Erziehen ist zwar freilich nicht leicht, es strengt an und reibt auf.
Der erste Tag in der Schule wird vom Lehrer zu einem Tage der Freude und möglichst zwangloser Beweglichkeit gemacht. Der Lehrer zeigt sich den Neueingetretenen zunächst als Freund und sucht um jeden Preis das Vertrauen der Kleinen sich zu gewinnen. Nun wollen die