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1877.

Erscheint täglich «it «»»ushme der So«»' n«d Festtage.

Bezugspreis stt r da- Merteljahr i« Bezirk und EstzSarortSverkehr Mk. 1^5. »cherhalb Mk. 1.SS

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AllgemrmksAMiae

KE. 84.

Ausgabeort Alteusteig-Stadt.

Sonntag, d<« 1l. UprU

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

190S

Ostern.

Ostern rufet: Auferstehe Aus dem Winterschlaf, Natur!

Holder Frühling, komm und gehe,

Geh' ans Werk in Hain und Flur!

Laß die Welt nach finstern Tagen,

Wo die Lust des Lebens schmieg,

Laß sie wieder freudig fragen:

Starrer Tod, wo ist dein Sieg?

Auferstehe, auferstehe!

Dich auch weckt der Osterruf;

Aufersteh' von deinem Wehe,

Das den Tag zur Nacht dir schuf; Aufersteh' zu heitrer Klarheit,

Liebe spricht: Lebendig sei!

Ich bin Leben, ich bin Wahrheit,

Und die Wahrheit macht dich frei!

Lieb ist nicht im Grab gebunden,

Schliffs' ein Fels auch ihre Gruft;

Frei und heil von Todeswunden,

Atmet sich des Lebens Luft,

Zwingt des Zweiflers Herz zum Glauben, Und die Blinden sehen sie,

Und es hören froh die Tauben Ihrer Stimme Harmonie.

Auferstehe, banger Träumer!

Schon erwacht die junge Welt!

Auferstehe, träger Säumer!

Denn bestellt sein will dein Feld!

Die voll Mühsal und beladen Bang geharret auf das Heil

Aufersteht zu neuen Gnaden,

Nehmt am Siegesfeste teil!

Ach, der Menschheit banges Sehnen Harrt schon eine lange Nacht,

Lächelnd unter bittern Tränen,

Bis das Heil der Welt erwacht!

Komm, ersehneter Befreier,

Löse, was in Dämmerung lag,

Tag der Lieb' und Lebensfeier,

Großer Auferstehungstag!

Julius Hammer.

Ostern.

Ostern! Das hat einen Hellen, frohen, besonderen Klang. Die christliche Kirche feiert ihr höchstes Siegesfest. Was aus dem alten Evangelium wie mit schmetternden Fanfaren in die Herzen der ersten Christen klang, das ist nimmer veraltet; immer wieder erbraust und jubelt es in der christlichen Ver­kündigung: der Herr ist erständen, er ist wahrhaftig aufer­standen !

Aber, wie ein Reif in der Frühlingsnacht senkt sich dieses Aber aufs fromme Gemüt, ist denn diese Osterbotschaft wirklich etwas Lebendiges und Wertvolles für die Menschen unserer Tage? Macht sich nicht in Wort und Schrift alle mögliche Weltanschauung breit, die für das Wunder der Person Jesu Christi nur ein mokantes Lächeln übrig hat? Ist vielen sogenannten Gebildeten das offenbarungsmäßige Christentum nicht so gleichgültig geworden, daß sie's nicht einmal mehr bekämpfen? Hat der auferstandene Heiland noch einen Platz im modernen Kulturleben? Das sind

keine müßigen Fragen. Es sind Seufzer und Sorgen. Tie tägliche Not zwischen Welt und Religion spricht daraus. Resignation und Pessimismus umschleichen das grübelnde Gemüt. Aber nein! Tausendmal nein! Die krasse Schwarz­seherei wollen wir denen überlassen, die von Atomenseelen und mechanistischem Naturalismus träumen, oder die trotz allem Gerede von neuer Jch-Moral einen fortwährenden, trübseligen Persönlichkeitszusammenbruch erleben. Der gläubige Christenmensch setzt allen Hemmungen und Schwankungen des Lebens sein tapferes, freudiges Dennoch entgegen. Er braucht seinen Osterglauben nicht durch mathematische Be­weisführung zu stützen. Eine innerste Nötigung, eine tiefste Erfahrung, eine- beseligendste Gewißheit spricht unmittelbar das entscheidende, das erlösende Wort: Und Jesus ist doch auferstanden!

Das ist und bleibt der eigentliche, der wahre Osterglaube. Die zarteste und innigste Nuturpoesie von Lenzessprießen und Frühlingssonne, es mag dem ästhetisch fein empfinden­den Menschen wie ein wundervolles Labsal sein, eine erlösende Lebenskraft steckt nicht darin. Novalis brachte mit dem Frühling einenstillen weissagenden Geist unendlicher Hoffnungen" zusammen. Aber was nützt diese duftige Blüte der Mystik, nach der auch so viele übersättigte Gegenwarts­menschen greifen, wenn eine bloße weiche Stimmung dahinter steht? Wollen wir eine Hoffnung, die zwischen Sorgen und Särgen triumphierend standhält, dann kommen wir mit einem anderen Novalis-Bekenntnis viel weiter:Ich sag' es jedem, daß er lebt und auferstanden ist, daß Er in unserer Mitte schwebt und ewig bei uns ist!" Und da leuchtet er so goldig auf, der sieghafte Optimismus des Christen im Leben und im Sterben. Ja, es ist etwas Herrliches um die fröhliche, selige Osterzeit! ....

Zwei Ostermorgen!

Skizze von Karl M e z g e r-Altensteig.

In goldener Pracht war die Ostersonne aufgegangen. Auf dem Friedhof wandelten an einzelnen Gräbern trauernde Menschen. Die Sehnsucht nach den lieben Entschlafenen hatte an dem herrlichen Ostermorgen die Leidtragenden Hinaus­getrieben nach ihrer Ruhestätte. So mancher Mensch hat sein Liebstes hier ins Grab betten müssen. Doch derjenige, dessen Glaube über das Grab hinausgeht, steht nicht hoff­nungslos an der stillen Gruft seiner Lieben. Nein er weiß, an jenem ewigen Ostermorgen wird sich die Toten­gruft wieder öffnen, und zu ewigem Leben werden alle die Schläfer erwachen und auferstehen.

Ueber dem Friedhof schwebte trillernd eine Lerche empor in die weiten Fernen des Himmels. Ist dieser Lerchevflug an diesem Ostermorgen über die dunklen Totengrüfte, hinauf ins Helle, goldene Licht, nicht ein herrliches, liebliches Sym­bol der ewigen Auferstehung? Einzelne der an den Grä­bern Stehenden sahen der Lerche nach, wie sie jubelnd trillernd in dem blauen Aethermeer verschwand. Ob sie auch wohl die Sprache der Lerche verstanden?

Vor zwei nebeneinander frisch aufgeworfenen Grabhügeln standen zwei Menschenkinder. An dem einen Grab eine junge Dame in vornehmer Trauerkleidung. Sie hatte einen präch­tigen Kranz auf den frischen Hügel gelegt. Den bangen Schmerz um ein liebes Verstorbenes konnte inan deutlich von ihrem blassen Gesichte ablesen.

An dem anderen frischen Grabhügel stand ein einfach gekleideter junger Mann. Auch seine Gesichtszüge sprachen tiefe Trauer aus. Einen schlichten Strauß weißer Wald- Anemonen, die er selber in frühester Morgenstunde im Walde gepflückt hatte, legte er auf das frische Grab seines lieben Mütterleins. Sie hatte diese weißen Öftersten,e immer so gerne gehabt. Deshalb schmückte auch er ihr Grab damit.

Der junge Mann Ernst Hornbacher war Rechts­anwalt und hatte sich seit einem Jahr im Städtchen nieder­gelassen. Durch seine Menschenfreundlichkeit hatte er sich bald einen guten Ruf erworben, und hatte in seiner Praris immer vollauf zu tun. Sein Mütterchen hatte ihm den Haushalt geführt und in schönster Harmonie flössen so die Tage für ihn hin. Und nun vor einigen Wochen hatte der grausame Tod ihm sein treues Mütterlein entrissen und ihn zum einsamen Menschen gemacht.

In stummer Trauer stand er nun da an ihrem Grabe. Ach wie so nötig hätte er doch sein Mütterlein noch brauchen können.

Während die beiden jungen Menschenkinder so dastanden und in Wehmut ihrer lieben Toten gedachten, ertönten plötzlich im Städtchen die frohen Osterglocken. Der Klang derselben schreckte die beiden aus ihrer stummen Betrachtung aus. Der junge Rechtsanwalt drehte sich zum Gehen. Haben Sie auch ein Liebstes hier zur Ruhe betten müssen" fragte er im Vorbeigehen in teilnehmendem Ton die junge Dame.Ja meinen lieben Vater vor wenigen Tagen. Ich habe an ihm alles verloren. Meine Mutter starb schon als ich ein Kind noch war und nun stehe ich einsam da in der Welt" antwortete die junge Dame unter Tränen.

So haben wir beide unser Bestes hergeben müssen, ich mein liebes Mütterlein und Sie Ihren lieben Vater. Wie lieblich vereinigt ruhen hier die Beiden da unten nebenein­ander. Mutterliebe und Vatertreue!" sprach ernst der junge Rechtsanwalt und mit freundlichem Gruß ging er darauf von rem Grabe weg, um wie er es mit seinem Mütterlein gewohnt war, in die Kirche zu gehen.

* *

Der Frühling und der Sommer war ins Land gezogen Die beiden Grab-Hügel waren prächtig mit Blumen geschmückt. Auf dem einen, woran die junge Dame an jenem Oster­morgen stand, war ein kostbarer Marmorstein errichtet, wäh­rend das andere nur mit einem schlichten Kreuz geziert war. Auf beiden Rückseiten war aber das gleiche Wort einge- meiselt:Die Liebe höret nimmer auf!" Wie es kam, daß Ernst Hornbacher und die junge Dame an den Sommeraben­den sehr oft ans dem Grab ihrer Lieben zusammentrafen, wußte keines zu sagen. Eine Zusammenkunft war nie ver­abredet worden.

Er wußte bald, daß die vornehme junge Dame, die ein­zige Tochter Else des verstorbenen Fabrikanten Roller war, und daß sie, seit dem Tod ihrers Vaters ein einsames Dasein im Städchen führte. Durch das viele Zusammentref­fen an dem Grab ihrer Lieben, waren die Beiden einander sehr nahe gekommen und der junge Rechtsanwalt begleitete Else stets bis an ihre Wohnung, wenn sie vom Friedhof heimwärts gingen. Else nahm mit der Zeit die Begleitung als ganz selbstverständlich an.

Der Herbst kam und die Zusammenkunft auf dem Fried­hof hatte ein Ende. In den beiden jungen Herzen war aber den Sommer über eine tiefe, reine Liebe zu einander erwacht und immer stärker und tiefer geworden. Doch war noch von keinem der Beiden ein Wort darüber gesprochen worden. Nur wenn der junge Rechtsanwalt in das schöne dunkle Auge von Else blickte, so konnte er ohne Worte lesen, daß sie ihn liebe, und der gegenseitige Händedruck beim Abschied, hatte einem jeden deutlich auch ohne Worte gesprochen.

Der Winter trennte nun die beiden vollständig. Else hatte den jungen Rechtsanwalt nicht in ihre Wohnung ein­geladen, und er war zu bescheiden, um uneingeladen sich aufzudrängen. Nur einige Mal hatte er Else vorübergehend gesehen. Doch durch die Trennung wuchs die Liebe in bei­den Herzen, und die Sehnsucht nach Else trieb Ernst Horn- bacher oft an Elses Haus vorüber. Aber so sehnsüchtig er auch nach ihren Fenstern sah es war keine Else sichtbar.

So ging zwischen Hoffen, Zagen und Sehnen der Win­ter herum und Ostern nahte wieder heran. Es hatte ziem-