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Zlnzeig«np»«1» sei einmaliger Ein- ückung 10 Pfg, bi> etaspaMge Zeile; sei WiederSolunae- -nLsprechend er Rabatt

Reklamen IS Pjg. die Textzetle.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

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Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Freitag, de« S. April.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1SOS.

WM* Die nächste Rümmer erscheint des Karfreitag wegen erst am Samstag.

Amtliches.

Die Frühjahrskontrollversamm lung en finden im Bezirk Freuden st adt statt:

1. Konirollbezirk Pfalzgrafenweiler, Montag den 26. April 1909 nachmittags 2 Uhr am Rathause in Pfalz­grafenweiler. Hiezu die Kontrollpflichtigen der Gemeinden Kreßbach, Durrweiler, Edelweiler, Grömbach, Herzogsweiler, Pfalzgrafenweiler, Wörnersberg.

2. Kontrollbezirk Besenfeld, Dienstag den 27. April 1909 vormittags 9 Uhr vor dem Gasthaus zum Lamm in Besenfeld. Hiezu die Kontrollpflichtigen der Gemeinden Besen­feld, Erzgrube, Göttelfingen, Hochdorf, Hutzenbach, Jgels- berg, Röt, Schwarzenberg.

D«r Saatenstand im Deutsche« Reiche.

Die Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrats ist in der Lage, melden zu können, daß die schlimmsten Be­fürchtungen der Landwirte hinsichtlich der Wintersaaten sich jetzt beim Eintritt der ersten Frühlingstage glücklicher Weise im allgemeinen als unbegründet erwiesen haben. Die Mehr­zahl der gleichmäßig über das gesamte Produktionsgebiet des Inlandes verteilten Berichterstatter, deren Zahl über 1000 beträgt, hat der Preisberichtstelle Ende März mitgeteilt, daß der Stand der Wintersaaten, selbst auch der spätgesäten, wider Erwarten besser ist, als man bisher zu hoffen gewagt hatte. Verhältnismäßig am günstigsten lauten die Berichte aus dem norddeutschen Flachlande, abgesehen von den Ueberschwem- mungsgebieten, während die Berichte aus dem Südwesten und Süden Deutschlands nicht so hoffnungsfreudig gestimmt sind. Wenn somit auch das Schlimmste abgewendet zu sein scheint, so ist somit der Stand der Wintersaaten keineswegs allgemein befriedigend, geschweige denn gut, namentlich die späten Saaten sind infolge der schwierigen Herbstverhältnisse nach wie vor schwach entwickelt, und ausschließlich von der Gunst des Frühlings, besonders von dem Fernbleiben der Nachtfröste, wird es abhängen, ob die Wintersaaten sich ge­sund und kräftig entwickeln werden, und ob Umpflügungen, die jetzt von der Mehrzahl der Berichterstatter, besonders auch aus der Provinz Sachsen wider Erwarten nicht oder nur wenig für erforderlich gehalten werden, doch noch in größerer Ausdehnung stattsinden müssen. Bisher wird nur in Hessen-Nassau und der Rheinvrovinz mehrfach mit größeren Umpflügungen gerechnet. Die Vegetation ist, zumal bei dem

außergewöhnlich langen Winter, zu wenig vorgeschritten, um schon ein sicheres Urteil zu gestatten, waren doch die Saaten zur Zeit der Berichterstattung an verschiedenen Stellen noch von Schnee eingehüllt oder standen noch unter Wasser. Der auffallend wenig nachteilige Einfluß des strengen Winters auf die Saaten wird darauf zurückgeführt, daß der Boden bei dem wiederholt eingetretenen Tauwetter fest ge­froren blieb und daß das Wasser nicht eindringen konnte, und daß bei dein letzten langen Frost die Saaten durch eine starke Schneedecke geschützt waren. So wird aus Schlesien berichtet, daß die im Herbst infolge der Trockenheit nicht gekeimten Körner stellenweise unter der Schneedecke aufge­gangen seien, und aus Posen wird mitgeteilt, daß im Treib­hause angestellte Keimversuche ergeben haben, daß der Roggen lebenskräftig durch den Winter gekommen ist. Vereinzelt wird sogar darauf hingewiesen, daß die späte Saat gerade wegen ihres unentwickelten Zustandes verhältnismäßig durch den Frost weniger gelitten habe, als frühe Saat. Die Früh­jahrsbestellung ist noch weit im Rückstände, vielfach um zwei bis vier Wochen gegen normale Zeiten.

Tagespolitik.

Mit dem fortschreitenden Frühjahr mehren sich die An­zeichen auf eine günstigere Gestaltung der wirt­schaftlichen Konjunktur. Der Unternehmungsgeist rührt die Schwingen, die Arbeitslosigkeit nimmt ab. So ist es als ein erfreuliches Symptom zu begrüßen, daß z. B. die Zahl der Arbeitslosen in der Berliner Holz-Industrie gegenwärtig nur 1990 beträgt gegen 4000 um die gleiche Zeit des Vorjahrs. Das deutsche Erwerbsleben beruht eben im Großen und Ganzen auf einer viel zu gesunden und soliden Basis, als daß es dauernd erschüttert 'werden könnte. Wirtschaftliche Krisen so katastrophaler Natur wie in andern Ländern sind bei uns ausgeschlossen.

Fürst Bülow, dem jetzt so viele Zustimmungs-Kund­gebungen zugehen, erfährt von Seiten des Z e n t r u m s fort­gesetzte Angriffe. Solche richtete der Abgeordnete Rören in einer Kieler Zentrums-Versammlung gegen den Kanzler. Herr Rören sagte dort u. a. : Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der Kampf gegen das Zentrum noch weiter getrieben. Doch das Zentrum braucht den Kampf nicht zu fürchten: Wenn wir mit einem Kanzler wie Bismarck die Sieger waren, so werden wir auch noch mit der schwächlichen Schaukelpolitik eines Büloiv fertig.

Von einer Begegnung des Reichskanzlers Fürsten v. Bülow mit dem italienischen Minister des Auswärtigen Tittoni ist anläßlich der gegenwärtigen Italien-Reise des Kanzlers die Rede. Wir würden uns freuen, wenn die beiden miteinander befreundeten Staats­männer auch in diesem Jahre wieder eine persönliche Aus­sprache haben könnten. Das Vertrauen auf die Dreibund­freundlichkeit Italiens ist doch bedenklich ins Wanken geraten, seitdem Fürst Bülow in seiner Reichstagrede über die Aus­wärtige Politik des Dritten im Bunde mit keiner Silbe gedachte.

Die wirtschaftliche Bedeutung Deutsch­lands in Marokko wächst und befestigt sich. Der Sultan Mulay Hafid bestätigte einer deutschen Firma die Minen-Konzession, die er ihr noch vor seiner Anerkennung durch die Mächte verliehen hatte. Diese Konzessions-Er­teilung ist in erster Linie der loyalen Marokko-Politik der deutschen Reichsregierung zu danken. Andrerseits hat sie allerdings auch einen metallischen Beigeschmack, der bei muhamedanischen Verhältnissen nun einmal unvermeidlich ist. Die deutsche Firma hatte dem Sultan eine größere Summe geliehen, die dieser nicht zurückzahlen konnte. Der Sultan beeilte sich darauf, die Konzession zu bestätigen: denn er braucht nun das Darlehen, das ihm die Firma als einen Vorschuß auf spätere Abgaben überläßt, nicht wieder heraus­zugeben.

Die Auflösung der amerikanischen Standard Oel Company, dieses Riesentrusts, der willkürlich und rücksichtslos die Petroleum-Preise der ganzen Welt vorschrieb, ist in den Bereich der Wahrscheinlichkeit gerückt. Die Regie­rung in Washington hofft einer Meldung desB. T." zu­folge, daß ihre Klage beim Bundesgericht in St. Louis, in der die Auflösung des Trusts in kleinere Gesellschaften ver­langt ivird zum Erfolge führen werde.

Landesnachrichten.

ZMerrsteig, 8. April.

setzv. Der Ausschuß des Schwarzwaldvereins hat in der Sitzung die am 6. April in der Linde stattfand, die dies­jährige Reklame für die Hebung des Fremdenverkehrs zum Gegenstand seiner Beratungen. Es wurde beschlossen, auch dieses Jahr wieder, die von der Stadtgemeinde bewilligten Mittel in gleicher Weise wie bisher für Zeitungsreklame zu

L « fefrcu cy t.

Wer die Wirklichkeit des Lebens mit der poesieersüllten Innenwelt in innigsten Einklang zu setzen weiß, gelangt da­hin, daß ihm das prosaische Dasein den Reiz eines Märchens gewinnt.

Steinmehflratze Nr. 111

Moderner Kriminalroman von Hans Hyan. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

' XL

Er fand das Gaus ohne weiteres. NM zog er di« Browning-Pistole aus dem Futteral, das am Riemen unter «Ml Rock an der rechten Seite saß, hervor und machte sie ichußferttg. Er war nicht gewillt, irgend einem, wer es Auch sei, zu weichen und hätte kein Bedenken getragen, in meser Lage einen Angreifer niederzuschießen.

Der Hausflur war offen. Fallgräbe schlich durch die Dunkelheit lautlos wie eine Katze. Er kam über den Hof, m der Linken seine Taschenlaterne und jeden Moment be- reft, durch einen Druck auf den Batterieknopf Licht in me Szene zu bringen in der rechten Hand den Browning.

Aber nichts stellte sich ihm entgegen. Stufe für Stufe kam er die Treppe hinauf, ließ an jeder Tür seine Laterne kurz aufleuchten und fand schließlich in der dritten Etage *ln Kärtchen mit dem NamenMartha Kanzle'.

^ Nun stand er wieder in der Finsternis und lauschte; aber er hörte nichts.

Drunten im Hause gab es nach einiger Zeit einen «rach, als würde irgend etwas umgeworfen. Auch Stimmen wurden laut. Aber das mußte in der untersten Etage, wenn nicht gar im Keller sein.

Berthold Fallgräbe wartete noch ein Weilchen, dann

zog er einm feingearbeiteten englischen Dietrich mit ver­stellbarem Bart aus der Tasche und hatte, seine Laterne ausflammen lassend, in kurzer Zeit die Tür geräuschlos geöffnet. Sie ging nach innen auf. Der Detektiv drückte sie, langsam den Fuß oorstreckend, vorsichtig auf.

Alles, was ihm an Seelenkraft, an Energie und Geistesgegenwart innewohnte, wurde wach in diesen Se­kunden vor einer Tür, hinter der auch für ihn vielleicht die höchste Gefahr lauerte.

Er ging in den Korridor der Wohnung hinein und war einen Moment im Zweifel, ob er die Tür hinter sich schließen sollte. Am Ende unterließ er es. Es war zwar auf die Hausbewohnerschaft nicht viel zu rechnen, immerhin aber änderten sich die Chancen eines Kampfes, den er jeden Moment bestehen zu müssen glaubte, sobald fremde Elemente sich einmischten.

Doch alles blieb füll. Links stand die Tür zur Küche offen; drin wenig armseliges Gerät, aber keine Menschen­seele. Rechts war eine verschlossene Tür, die dem Klinken­druck nicht wich. Geradeaus, am Ende des Korridors war auch eine Tür; wie sich Fallgräbe überzeugte, nur an­gelehnt.

Diese mit derselben Vorsicht wie vorhin öffnend, trat er in ein schmales Zimmer, in dem überhaupt keine Möbel standen. Und hier sich rechts wendend, kam er an die andere Tür des vom Korridor aus verschlossenen Zimmers, das von hier aus ebenfalls nicht zu öffnen war.

Fallgräbe legte sein Ohr an das Holz und es war ihm, als wenn irgend ein unbestimmbares Geräusch heraus­dränge, dessen Charakter er sich nicht erklären konnte. Aber je länger er hinhörte, desto klarer wurde er sich über den Ursprung dieser seltsamen Töne . . . Wieder traten ihm die Schweißtropfen auf die Stirn und sein Herz klopfte zum Zerspringen: Er zweifelte jetzt keinen Augenblick mehr, daß darin hinter der Tür jemand röchelte . . . Ein Sterbender? . . .

Und die Gedanken, die in solchen Momenten ja das Tausendfache ihrer gewohnten Bahn zurücklegen, zeichneten dem Detektiv mit grausiger Klarheft das Bild auf, daß er da drinnen finden würde: den von den Verbrechern hierher

gelockten und überfallenen Beamten, verröchelnd, sterbend, in seinen letzten Zügen . . . und er, Fallgräbe war schuld daran, er hätte ihn warnen können! Reiten hätte er ihn können, wenn er nur rechtzeitig an ihn herangetreten wäre und nicht um eines persönlichen Erfolges willen mit seiner Wissenschaft zurückgehalten hätte! .. .

Aber noch schien Leben in dem Manne zu sein. Er atmete ja noch, er gab ja noch Töne von sich! Noch war es vielleicht Zeit, Hilfe zu bringen . . . Und ohne sich erst Mühe mit seinem Nachschlüssel zu geben, rannte der Detektiv wie ein Sturmbock gegen die Tür, die schon unter dem ersten Anprall aus den Riegeln flog und ihm den Weg ins Zimmer freigab.

Da lag im weißen Scheine der Taschenlaterne mitten zwischen umgestürzten Stühlen und Möbelstücken ein Mann am Boden, mit dem Gesicht nach unten, an Händen und Füßen wie ein Knäuel zusammengeschnürt . . .

Im nächsten Augenblick war Fallgräbe bei dem Ge­fesselten, drehte ihn zur Seite und sah, daß äußerlich wenigstens keine Verwundung vorhanden war.

Der halb Bewußtlose kam zu sich und machte eigen­tümliche Bewegungen mit den Kiefern.

Aha, geknebelt!" sagte Fallgräbe, und holte mit ge­schicktem Griff den aus einem Taschentuch zusainmen- gedrehten Knebel aus dem Schlunde des Hingestreckten, der sicher in nicht allzulanger Zeit dieser brutalen Be­handlung erlegen wäre. Dann zerschnitt das Messer des Detektivs die Waschleine, die Arme und Beine des Kriminalkommissars fesselte, und von Fallgräbe gestützt, erhob sich der Beamte ächzend, um dann wieder erschöpft auf einen Stuhl niederzusinken.

Das war zu viel!" murmelte er.

Fallgräbe ließ ihn sich erholen, er brachte ihm in einem Topf, den er in der Küche fand, etwas Wasser und sobald Kommissar Schultz davon getrunken hatte, wurde er sichtlich kräftiger. Das erste, was er sprach, war eine Verwünschung derjenigen, die ihn in diesen hilflosen Zustand versetzt hatten.

Aber ich werde sie schon fasten", murmelte er,die lang' ich mir. und webe ibnenl"