Montenegro paßt sich den Wünschen der Möchte an.

* Cettinje, 6. April. Der italienische Gesandte überreichte gestern ein Schreiben mit dem Vorschlag, seine Regierung mit der Beilegung der bestehenden Schwierigkeiten zu betrauen. In der Antwortnote erklärte Montenegro, daß Antwort den Charakter eines Handelshafens behalte. Monte­negro passe sich den Entscheidungen der Mächte an betreffs des Art. 2b. Eine Abschrift der Note ist den Signatar­mächten überreicht worden. Mit Rücksicht auf die An­passung an die Wünsche der Mächte glaubt man hier, daß die Angelegenheit beigelegt wird und der Pflege guter freundschaftlicher Beziehungen mit Oesterreich-Ungarn nichts mehr im Wege stehe.

' Belgrad, 6. April. Die Unterhandlungen des Grafen Forgach mit Milowanowitsch wegen des neuen Handelsvertrages finden bereits statt. Eine Basis ist jedoch noch nicht gefunden.

' Belgrad, 6. April. Eine New-Uorker Finanzgesellschaft machte der serbischen Regierung einen Vorschlag zum Bau eines Kanales über die Flüsse Donau, Morawa und Vadar. D:r Kanal sollte b e i Saloniki ins Meer münden.

* Belgrad, 6. April. Der frühere Kronprinz Georg hat sich entschlossen nach London zu reisen und einige Zeit in England zu verbringen. Hiesige Blätter be­haupten zwar, er werde die Universität Oxford oder Cam­bridge besuchen; dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit. Er wünscht in kurzer Zeit nach Serbien zurückzukehren und in der serbischen Armee weiter zu dienen.

Vermischtes.

' Ein Geistlicher als Operettenkomponist. Aus London wird berichtet: In dem Gemeindehaus des Dörfchens Bishop- stoke hat eine eigenartige Premiere stattgefunden. Eine Truppe von Dorfschauspielern brachte das Werk des Reo. S. N. Sedywick, des Pfarrers von Bishopstoke zur Urauf­führung. Die Schöpfung des geistlichen Herrn führte den TitelLos des Schutzmannes" und ist eine lustige Operette, die mit Humor das Leben, die Leiden «nd Freuden der Wächter der Ordnung in einem Bauerndorfe schildert. In bunter Folge ziehen Szenen vorüber, in denen die Schwächen der männlichen Ordnungswächter für die Küchenkünste der Dorfschünen geschildert werden, diese Schwächen, die schließ­lich so weit gehen, daß sie selbst dem trügerischen Glück der

Ehe nicht entfliehen. Sowohl das Textbuch als auch die

Musik, die zeigt, daß der Komponist oft und gern die Ope­retten Sullivans gehört hat, sind die Schöpfung des wackeren Dorspfarrers, der es sich auch nicht nehmen ließ, mit dem Laktstock in der Hand seine Operette selbst zu dirigieren.

tz Gestohlene Erfindungen. Ein Uhrmacher, namens Huntsmann, hatte sich in der Nähe von Sheffield eine

Fabrik gebaut, um dort nach einer von ihm selbst erfunde­nen Methode Stahl herzustellen. Das Geheimnis war sehr wertvoll; denn es stellte einen Prozeß dar, wie er bei der Stahlfabrikation noch niemals benutzt wurde. Doch Hunts­mann hatte wenig Furcht, daß einer seiner Rivalen das

Geheimnis entdecken könnte, denn er benutzte nur erprobte und ergebene Leute; außerdem wurden die Tore seiner Fabrik stets vor Fremden gehütet. In einer bitterkalten Winternacht nun, als der Wind auf der Landstraße wütete und der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fiel, erschien ein zerlumpter, fast erstarrter Landstreicher vor der Tür der Fabrik und bat kläglich um die Erlaubnis, sich an den Schmelzöfen ein wenig wärmen zu dürfen. Eine zeitlang bat er umsonst, denn der Türwächter war unerbittlich; schließlich aber ließ er ihn doch ein, unv kaum war der

Fremde in die Nähe der Oefen gekommen, als er erschöpft zu Boden sank und sofort einschlief. Indessen schlief der Bursche nur mit einem Auge, und mit dem andern Auge beobachtete er eifrig die Männer bei ihrer Arbeit, so daß er eine Stunde später, als er die Fabrik mit Worten der Dankbarkeit verließ, Huntsmanns Geheimnis mit sich nahm. Noch interessanter ist die Geschichte eines Apothekers, der in einem kleinen Laden der Fleet Street in London wohnte und das Geheimnis der künstlichen Herstellung von Zitronen­säure entdeckt hatte. Er war auf seine Erfindung so eifer­süchtig, daß er sie mit niemand teilen wollte, sondern allein in seinem kleinen Laboratorium arbeitete. Eines Abends, als er mit seiner Entdeckung schon ziemliche Fortschritte ge­macht, verschloß er sein Laboratorium und verließ seine Ar­beit ein Weilchen, fest überzeugt, es könne niemand während seiner Abwesenheit dort hineindringen. Doch er hatte ohne einen ungebetenen Gast gerechnet, der durch den Kamin sich in das Laboratorium schlich und die Zeit so gut be­nutzte, daß er sich, als er wieder in den Kamin kroch, die Zubereitung der Zitronensäure vollständig zu eigen gemacht hatte. In ähnlicher Weise wurde auch die Fabrikation des Weißblechs in England bekannt, ein Geheimnis, das der Erfinder, ein Holländer, ein halbes Jahrhundert lang ängst­lich gehütet hatte. Ein gewisser James Sherman wollte es um jeden Preis entdecken. Er ging nach Holland, wußte sich in die Fabrik einzuschmuggeln und brachte das Geheim­nis nach England mit. Eine Erfindnng, die nie verraten wurde, isr die Bereitung des Chartreuse-Likörs, für die man den Mönchen dieses Kloster einmal, jedoch vergeblich, 4 Mill. Mk. geboten hat.

8 Wie erhöht man die- und Trinklust ? Ein sauber gedeckter Tisch reizt den Appetit und ein hübsch und wohl­gefällig aufgetragenes Gericht schmeckt noch einmal so gut. Die Bedeutung des ganzen äußeren Eindruckes des Tisches wie der einzelnen Speisen und Getränken wird immer noch zu sehr unterschätzt. Man braucht kein Meissener Porzellan, kein goldenes und silbernes Gerät, um ein dem Auge ge­fälliges Mahl herzurichten und aufzutragen:

Mit wenigem lebt glücklich, wem als Zierde auf kleinem Tisch des Vaters Salzfaß blinkt" sagt schon der alte Horaz. Ein wenig Geschmack und eine geschickte Hand verstehen auch mit den geringsten Mitteln eine einladende Tafel zu arrangieren und Speisen nnd Ge­tränke in appetitlicher und verlockender Gestalt vorzusetzen. Ein einfaches Butterbrot und eine Tasse Kathreiners Malz­kaffee schmecken dann oft besser als die teuersten Leckerbissen und was die Hauptsache ist, man wird von solcher Kost nicht krank, sondern bleibt dabei gesund, frisch und arbeits­freudig.

Gedankensplitter.

Nicht jedem Menschen zeigt der Spiegel sein wahres Gesicht.

* *

*

Stille Wasser sind tief aber nicht immer ruhen Perlen auf ihrem Grunde.

Handel und Verkehr.

' Rentlinger Fruchtmarktpreise vom 3. April. Kernen Mk. 12.30, Gerste 9.3010.30, Haber 9.009.50, Unter!. Dinkel 8.408.70, Alber Dinkel 8.008.20, Mischling 11.20 per Ztr.

* Uracher Fruchtschranne vom 3. April. Gerste 9.80 bis 10 Mk., Haber 9.2010 Mk., Dinkel 8.308.60 Mk. per Zentner.

" Kirchheim u. T., 6. April. Dem gestrigen Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt: 250 Farren, Preis pro Stück 3007W Mk.; 95 Ochsen. 250575 Mk., 156 Kühe, 240520 Mk.; 365 Kalbinnen und Rinder 140 bis 650 Mk.; 24 Kälber, 7090 Mk; 130 Läuferschweine

2662 Mk; 450 Milchschweine 1926 Mt. Gleichzeitig fand die Frühjahrsprämierung für ausgezeichnete Farren statt. Der Handel ging, trotzdem viele Marktbesucher am Platze waren, flau. Ein Grund dürfte darin zu suchen sein, daß die Frühjahrsfuttergewächse infolge der anhaltenden Kälte noch gar keine Aussicht bieten.

' Ulm, 6. April. Bei der gestrigen Versteigerung von 3500 Häuten und 5300 Kalbfellen durch die Verkaufskom- missionen von Ulm, Augsburg, Biberach, Ravensburg, J-up und Vlaubeuren wurden folgende Preise erzielt: für Kuh­häute 5059 Pfg-, Kalbelhäute 585-9*/, .Pfg., Rinds­häute 5359*/- Pfg., Ochsenhäute 5157 Vs Pfg-, Slier- häute 41'/54*/s Pfg., Farrenhäute 41*,51*/, Pfg., Kalbfelle unter 12 Pfd. das Stück 103110 Pfg., über 12 Pfd. 7598 Pfg-, Kalbfelle mit Kopf 8090*/, PK- Die Preise gelten pro Pfund. Ware muß nach Kasseler Be­stimmungen beschaffen sein.

* Niederstetten, 6. April. Der gestrige Viehmarkt war sehr schwach befahren. Da der Markt gerade in die dring­endsten Saatgeschäfte fiel. Fettvieh war nicht vorhanden. Das Geschäft vollzog sich zu gleichbleibenden niederen Preisen. Am Schweinemarkt kosteten das Paar 40 bis 57 Mk.

Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutsche« Laudwirtschaftsnns

vom 30. März bis 5. April 1909.

Es stellten sich die Preise für inländisches Gelrcide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (ff-) bezw. Weniger () gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurt M. 242*, (-j-2*/s) 185 () 187*/, ()

Mannheim 252'-? (-j-2*/,) 185 () 185 ()

Straßburg 240 () 195 () 192*/, ()

Stuttgart 250 (-j-5) 187 ,J>2 2 ) 190 ()

München 252 () 180 () 184 ()

Konkurse.

Friedrich Dohl, Bäcker in Neubulach. Friedrich Steimke, Bauer auf dem Burrainhof, Gemeinde Diefenbach, dessen Ehefrau Friederike geb. Brüstle daselbst. Adolf Kropp, Kaufmann in Nagold, Inhaber der Firma Christian Gropp, Wildbrethandlung in Pforzheim.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, AltenÜeig.

Allen voran!" ist die Devise, welche sich die M eg g e nd 0 rf e r-B l ä tt e r, München" von jeher gestellt haben. Getreu diesem Grundsatz Hab n sich Redaktion und Verlag entschlossen, diese erstklassige Zeitschrift für Hu­mor und Kunst abermals einer gründlichen Neugestaltung zu unterziehen und den Inhalt noch interessanter, vielseitiger und anziehender zu gestalten als bisher. So sollen denn fortan neben dem bekannten Inhalt auch hervorragende Kunstwerke der Malerei als prächtige vollseitige Titelbilder in sorgfältiger farbiger Wiedergabe Aufnahme finden, während der literarische Teil durch aktuelle Themen, soweit sie in den Nahmen der Zeitschrift passen und der Politik fernbleiben, bereichert wird. Die uns vorliegende erste Nummer dieser neuen Epoche beweist zur Genüge, daß die Leitung der Zeitschrift die sich gestellte Aufgabe in glänzender Weise ge­löst hat. Wer noch nicht Abonnent ist und sich dafür inte­ressiert, wie dieMeggendorfer" jetzt ansschauen, der lasse sich sofort eine Gratis-Probenummer vom Verlag München, Theatinerstraße 47 zusenden. Ter seitherige billige Preis von Mk. 3 pro Quartal ist trotz der beträchtlichen Ver­besserungen nicht erhöht worden, ivaS nur durch die hohe Abonnentenzahl des beliebten Blattes als möglich erscheint.

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