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1877.

T^chsirÄ LLgkrch mit AuSush«e der Tome- nnd Festtage.

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-l-paLteiischs Lageszeituna und Zlnzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. I'ceuenbürg.

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Ausgabeori ?>ltenstrig-Staür.

Donnerstag, de« 8. April.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

Arreh letzt nseh

könne« Bestellungen auf unsere Zeitnng

Ans den Tannen

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für das II. Quartal 1909 gemacht werden.

VE" Die bereits erschienenen Nummern wer­den gerne »achgeliefert.

Amtliches.

Freiherr v. Gültlingen, Major und Eskadronchef wurde die Erlaubnis zur Anlegung des verliehenen Ritter­kreuzes 1. Klasse des Großherzoglich Sächsischen Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken erteilt.

Tagespolitik.

Der Kaiser und die Kaiserin, sowie Prinz Oskar von Preußen werden sich am 13. ds. Mts. vormittags von Station Wildpark aus nach Venedig begeben, wo am 14. ds. Mts. die Ankunft erfolgt und von wo die Majestäten und der Prinz auf der Jacht Hohenzollern am 16. ds. die Reise nach Korfu antreten.

Im Kampf um die Nachlaßsteuer tritt der konser­vativeReichsbote" mit steigender Entschiedenheit für dieselbe ein. In seine: letzten Nummer schreibt er: Es wäre dringend zu wünschen, daß die Konservativen sich nach Ostern ent­schließen möchten, ihren Widerstand fallen zu lassen und für die Erbschaftssteuer in einer der Regierungsvorlage ähnlichen Form zu stimmen. Wie uns aus dem Lande von konserva­tiven Männern mitgeteilt wird, hält man auch in den Kreisen konservativer Landwirte die Haltung der Konservativen nicht für richtig. Man muß immer bedenken, daß jede Form, die in das Steuersystem der Einzelstaaten eingreift, also auch die Matrikularbeiträge, als eine Verstärkung der Einkommensteuer unzulässig ist und eine andere Steuer, die das vermeidet und den Besitz sicherer trifft als die Vorlage, gibt es nicht und weitere direkte Steuern können jetzt nicht in Betracht kommen, das sollte man bedenken; nur unter der Voraussetzung ist an das Zustandekommen der Reform zu denken, daß man 400 Millionen aus indirekten und mindestens 100 Millionen aus direkten Steuern herausholt.

Zur Lage in Samoa wird amtlich gemeldet: Die von dem Ehef des Kreuzergeschwaders und dem Gouverneur Dr. Sols eingeleiteten Maßnahmen haben nach einem am Mon­tag aus Apia eingetroffenen Telegramm zu dem Erfolg ge­führt, daß die Rädelsführer der unruhigen Samoaner ohne Anwendung von Gewaltmaßregeln gefangen genommen worden sind. Das Gesamtgeschwader wird nunmehr eine Rundfahrt um die Insel vornehmen, von welcher der Gou­verneur und der Chef des Kreuzergeschwaders die Sicherung des wieder hergestellten Friedens erwarten.

Jni englischen Unterhaus erklärte Kriegsminister Haldane in Beantwortung verschiedener Anfragen über lenk­bare Luftschiffe auf dem Festlande, soweit er unterrichtet sei, beabsichtige Frankreich 5 Schuhhallen für lenkbare Luftschiffe zu bauen. In Deutschland sollten 6 Luftschiffe gebaut sein und 6 weitere gebaut werden. Der Kriegsminister fügte diesen Mitteilungen hinzu, daß die englische Regierung den Bau einer 2. Schutzhalle in Aldershett außer der bereits vorhandenen erwäge.

Die allgemeine Wehrpflicht führt auch Spanien'ein. Der Dienst bei der Fahne dauert 3 Jahre, bei der Reserve elf Jahre, bei der Landwehr vier Jahre. Durch zahlreiche Beurlaubungen wird der aklive Dienst aber tatsächlich auf 28 Monate ermäßigt.

I andesnachrichten.

js Tübingen, 6. April. In vergangener Nacht ist der Professor der Mathematik an der naturwissenschaftlichen Fa­kultät der Universität Dr. Hermann v. Stahl gestorben. Er war 1843 in Hessen geboren, und hat 23 Jahre hier eine fruchtbare Lehrtätigkeit entfaltet.

js Lustnau, 6. April. Der dieser Tage abgebrannte Gasthofzum Adler" war ein altes Gebäude, das eine Ge­schichte hatte. So kann man in dem WerkDie Musenstadt Tübingen" von Dr. Maier Pfullingen lesen, daß der Adler in der sogenanntenLustnauer Schlacht" am 8. März 1819 von Tübinger Burschenschaftern gestürmt wurde, wobei es sogar schwere Verwundete gab. Die Lustnauer wurden da­mals von den Burschenschaftern in siebenjährigen, der Adler sogar in ewigen Verruf erklärt. In Tübingen wurde Sturm geläutet und die Bürgerschaft gegen die sensenbewehrten Lust­nauer zu Hilfe gerufen. Der durch den Brand verursachte Schaden soll ca. 60 000 Mk. betragen.

js Schramberg, 6. April. Gestern nachmittag trieb ein Luftballon von Oberndorf über unsere Hochebene. Gegen ^4 Uhr ging er dann zwischen Dunningen und Sulgau beim Dumelhof nieder. Die Insassen waren vier bayrische Offiziere, die gestern früh um 9 Uhr in München aufge­stiegen waren. Um sich nicht der Nacht anvertrauen zu müssen, ließen sie den Ballon niedergehen.

js Stuttgart, 6. April. In dem Prozeß gegen den verantwortlichen Redakteur des S imp liz issimus wegen Beleidigung der badischen Regierung wurde heute vormittag von der Strafkammer des Landgerichts Stuttgart das Urteil gesprochen. Der verantwortliche Redakteur Hans Kaspar Gulbransan wurde zu 400 M k. Geldstrafe und Tragung der Kosten verurteilt. Ferner wurde dem badischen Ministerium und der Generaldirektion der badischen Staatseisenbahnen die Befugnis zugesprochen, den verfügenden Teil des Urteils im Simplizissimus, der Karls­ruher Zeitung und im Staatsanzeiger für Württemberg zu veröffentlichen.

! Stuttgart, 6. April. Der Verteidiger im Simpli- zissi mus-Prozeß, Rechtsanwalt Konrad Haußmann, hat gegen das heute verkündete Urteil Revision eingelegt.

js Stuttgart, 6. April. Gestern vormittag nahm sich hier ein 65 Jahre alter Mann" dadurch das Leben, daß er sich die linke Halsschlagader durchschnitt. Aus dem hiesigen Hauptbahnhof wurde gestern vormittag einem 29 Jahre alten Heizer der rechte Fuß abgefahren.

* Stuttgart, 5. April. DemSchwäb. Merkur" zufolge ist das württembergische Ehreninvalidenkorps, das auf vier Invaliden zusammengeschmolzen war, nach 102jähri- gem Bestehen aufgelöst worden.

js Stuttgart, 6. April. Unter dem Vorsitz von Graf Linden fand gestern im Oberen Museum eine Besprechung von Männern verschiedener politischer Richtung statt über eine Kundgebung, durch die zum Ausdruck kommen soll, daß das Zustandekommen und die Beschleunigung der Reichsfinanz reform in weiten Kreisen unseres Volkes als vaterländische Notwendigkeit empfunden wird. Es soll im Laufe der nächsten Woche eine große Versammlung statt­finden, bei der Fachmänner und Politiker über die Reichs-' finanzreform sprechen werden. Im Anschluß daran soll dann eine Adresse an den Reichskanzler oder Reichstag ab­gesandt werden.

js Stuttgart, 7. April. In Sachen der Reichs­finanzreform wird die geplante Versammlung im Festsaal der Liederhalle am Donnerstag den 5. April statt­finden. Den einleitenden Hauptoortrag hat Prof. K.ind er-

Kein Geld ist vorteilhafter angewandt, als das, um welches wir uns haben prellen lassen, denn wir haben da­für unmittelbar Klugheit eingehandelt.

Schopenhauer.

Steinmehstraße Nr. 111

Moderner Kriminalroman von Hans Hy an.

Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Fallgräbe nickte und tat, wie der Wirt ihm sagte. Nur Sing er auf dem Hofe nicht geradezu, sondern er orientierte sich, seine elektrische Taschenlaterne, deren Batterie für Stunden ausreichte, hervorholend, über die Örtlichkeit.

Auf diesem Kernen Hof, der nach drei Seiten bebaut war, stand an dem Zaune, der ein großes, noch unbebautes Terrain abgrmzte, der Müllkasten. Dieser erlaubte mit Bemremlichkeit, den Zaun, dessen Schutznägel, wie sich Fall­grabe sofort überzeugte, an mehreren Stellen niedergedrückt waren, zu übersteigen.

. Am Nu war der Detektiv auf dem Müllkasten und überblickte daS im ungewissen Dunkel liegende Terrain, bas jedenfalls nach der Straße zu durch Drahtzäune ab­gesperrt war. Er dachte daran, seine Mütze zurückzulassen und von hier aus der Spur des Kommissars zu folgen; boch «ms einen Augenblick nur beschäftigte ihn diese Idee, dmm sah er ihre Unmöglichleit ein, weil es ja absolut nicht lestzustellen war, wohin sich der Beamte mit seinen Be­wettern gewendet hatte. Auch mußte es auffallen drinnen § 1 , Lokal, wenn er fein Getränk und seine Mütze im Stich ließ.

Deshalb ging er schnell wieder hinein, zahlte sein Bier «nd stülpte die Postmütze auf daS rüüichblonde Haar, dabei »ach dnn Wirte hin fragend:

o -t -W^uicht solch großer, breitschultriger Herr vor einiger «eit hier?"

Der Wirt nickte.Ja ... is aber schon wieder weg."

Wo er hin is, missen Sie nich?"

Wie soll ich denn das wissen! Er hat sein Bier aus- jetrunken, und dann is er jegangen wie jeder andre."

Na, waren denn nich noch ein paar andre bei ihm?"

Der Wirt blickte über die Gläser seiner blauen Brille hinweg auf den Fragenden; es war kein Zweifel, daß er Bescheid wußte und mit den Verbrechern, die den Kom­missar Schulz hier erwartet hatten, dasselbe Spiel spielte oder wenigstens auf ihrer Seite war. Statt zu antworten, fragte er jetzt dagegen:

Wer soll denn noch dabei jewesen sind?"

Na, ein paar Bekannte von mir, die wollten den Herrn hier erwarten."

So", meinte der Wirt,ja, hier jewesen sind ja noch welche, ob sie aber gerade aus den gewartet haben, kann ick wirklich nich sagen ... Zu mir kommen zu viel Leute... Wenn ick da jedem aufpassen sollte, der hier sein Glas Bier trinkt . . ."

Er nahm eine Partie Gläser vom Schanktisch und spülte sie in dem dahinter an der Wand stehenden Bottich.

Berthold Fallgräbe verließ das Lokal.

Draußen stand er einen Augenblick ratlos . . . Jetzt hatte er womöglich eine furchtbare Dummheit begangen! Wenn es ihm nun nicht gelang, den Ort aufzufinden, wohin der Kommissar verschleppt werden sollte, so war es nicht ausgeschloffen, daß ein Verbrechen geschah, das er hätte verhindern können!

Kalter Schweiß trat dem Detektiv aus die Stirn, hinter der wie rasend die Gedanken an einem Plane hämmerten, wie er dem Kommissar Hilfe bringen konnte. Ja, jetzt hatte er's: Unter den Verbrechern, die damals in der Blumenbude saßen, war doch die Rede gewesen von einem Mädchen, in dessen Wohnung der Kommissar gelockt werden sollte ... Wie hieß sie doch ... So intensiv, als es nur seine Verstandeskrast irgeird zuließ, nachdenkend, spornte der Deteküv sein vorzügliches Gedächtnis derart,

! Laß eS anfangs den Vornamen und dann auch den ' Vatersnamen wieder hergab: Maria K ,ke hieß das Mädchen!

Aber wie fand er nur in der Eile ihre Wohnung, die sicher in keinem Adreßbuch verzeichnet stand und ain Ende nicht einmal auf dem Polizeirevier zu ermitteln war? . . . Und selbst wenn dies möglich gewesen wäre! Zu alledem blieb ja gar keine Zeit! Selbst wenn er jetzt auf die Polizei gelaufen wäre und Hilfe geholt hätte, das alles hätte ihm wenig oder gar keinen Nutzen gebracht!.. Während damit die Zeit verging, fiel der Kommissar in einen Hinterhalt und kam womöglich ums Leben! . . .

Das fürchterliche Bild jenes Mordes, das er in der Septembernacht von seinem Fenster aus beobachtet hatte, stieg wieder vor Berthold Fallgräbe auf; wie Angst und Reue packte es ihn, daß er schon damals, trotzdem er das Schrecknis vom ersten bis zum letzten Augenblick mit an­gesehen, die Mordtat nicht hatte verhindern können. . . . Jetzt sah er wieder ein solch schauerliches Bild vor sich, er sah eine ganze Schar von Verbrechern sich auf einen pflichttreuen Beamten stürzen, der sein Leben aushauchte unter den Knüttelhieben und Messerstichen dieser Rotte.

Nein, nein, das durfte nicht geschehen! Er mußte die Wohnung jener Maria Kanzke ausfindig machen! Und in dem Gefühl, daß hier die höchste Leistung seiner Kraft und seines Willens nötig war, entwickelt sich plötzlich in seinem Gehirn mit einer gar nicht geahnten Leichtigkeit die Lösung dieser Frage . . . Vielleicht brachte ihn auch der Anblick eines Mädchens darauf, das ihm in diesem Augenblick entgegenkam. . .

Er trat an das ärmlich gekleidete Mädchen heran »nd sagte höflich:

Verzeihen Sie gütigst, wissen Sie zufällig, wo hier eine gewisse Maria Kanzke wohnt?"

Das Dtädchen lachte:Was wollen Sie denn von die?"

Ohne sich eine Sekunde zu besinnen, log der Detektiv:

Ich bin Teilnehmer eines Lotterievereins; das Fräu­lein spielt in unserem Verein und hat einen namhaften Betrag gewonnen."

Dabei langte er in die Tasche und drückte dem Mädchen eine Mark in die Hand.

Me sah sich daS Geldstück im Lichtschein einer Laterne erst genau an. dann sagte sie: