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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

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Ansgabeort Altensteig-Stadt.

Mittwoch, de« 7. April

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1S0S.

Tagespolitik

Der Reichstag hat .sich nach dem arbeitsreichen Winter-Vierteljahr gerade nur zwei volle Wochen Osterferien gegönnt und nimmt seine Beratungen am Dienstag, den 20. ds. Mts., schon wieder auf. Bis Pfingsten sind es noch 5 Arbeitswochen, in denen der Rest der vorliegenden parlamentarischen Aufgaben erledigt werden muß. Die Aus­sichten der Finanzreform sind heute noch trübe genug. Aber einigermaßen geklärt ist die Lage doch schon, und während der Osterpause wird aus dem Wege der Verständigung hoffent­lich mancher gute Schritt vorwärts getan werden. Mit einer Ausdehnung der Erbanteilsteuer auf Kinder und kinder­lose Ehegatten würden sich am Ende auch die Konservativen befreunden; nur der Bund der Landwirte erklärt auch diese Form für unannnehmbar. Doch hat er im Reichstage be­kanntlich nur wenige Vertreter.

Zum Kapitel von der ungenügenden Ein ko mm e n- besteuerung teilt die Frkf. Ztg. nachstehenden Fall mit: Ein Rittergutsbesitzer in der Provinz Posen, der etwa 3600 Morgen Land besitzt, zahlt 6 Mark Einkommensteuer, sein Kutscher 9 Mark, der Ortslehrer 31 Mk. Sorgfältig ge­führte Bücher haben kein größeres Einkommen nachgewiesen.

Der Mai-Besuch der deutschen Bügermeister in London ruft dort umfangreiche Vorbereitungen hervor. 60 000 Mark sind für die Kosten ausgeworfen worden. Den Mittel­punkt der eine ganze Woche dauernden Festlichkeiten soll ein großes Bankett in der Guildhalle bilden.

Bei den Balkanwirren findet ein kleiner Tausch­handel zum Abschluß der Händel statt. Während Oesterreich- Ungarn die Mächte formell um Zustimmung zur Annektion von Bosnien und der Herzegowina nachsucht, beantragt Rußland die Aufhebung des Artikels 29 des Berliner Ver­trages, wonach Montenegro Beschränken für seinen Seeverkehr und für Grenzbefestigungen auferlegt wurden. In Wien wird man um des lieben Friedens willen dem Anträge zu­stimmen, so daß Herr Jswolsky in Petersburg vor seinem wiederholt angekündigten Rücktritt doch wenigstens etwas erreicht hat. Die österreichisch-serbischen Handelsvertrags­verhandlungen werden voraussichtlich im Laufe dieses Monats ernstlich beginnen. Vorher sind nur noch einige formelle Angelegenheiten zu regeln.

Unter den muselmännischen Geistlichen in Konstanti­nopel ist eine lebhafte Bewegung für die genaue Beobach­tung der Vorschriften des Islam ausgebrochen. Mit diesen früher sehr gewissenhaft beobachteten Bestimmungen wird es in neuester Zeit nicht mehr so genau genommen.

Deutscher Reichstag.

ff Berlin, 4. April.

Endlich hat der Reichstag das Arbeits-Pensum, dessen Erledigung vor den Feiertagen vereinbart war, geschafft und ist am Freitag in die Osterferien gegangen. Der ganze Reichshaushalt ist noch glücklich fertig geworden, so daß für die Zeit nach dem Feste ein umfangreicher Beratungsgegen­stand ausgeschaltet ist. Die erste Sitzung nach den Ferien wird am 20. April abgehalten, auf der Tagesordnung stehen Petitionen. In der letzten Sitzung kam es zu einer be­merkenswerten Erörterung allein über die Samoa-Inseln. Staatssekretär Dernburg erklärte Folgendes: Auf Samoa handelt es sich nur um Streitigkeiten zwischen Parteien der Eingeborenen. Gegen die Weißen dort war, so lange die deutsche Herrschaft besteht, noch nie eine Erhebung gerichtet. Die Angelegenheit wird voraussichtlich ohne jede Schwierig­keiten und ohne daß ein Schuß fällt erledigt werden. Zum Gouverneur Sols darf man das Vertrauen hegen, daß Alles geschehen wird, was zum Schutz der Deutschen erforderlich ist. Bei der Abstimmung über eine Resolution des Zen­trums, die ein Verbot der Abonnenten-Versicherung von Zei- ^ tungen verlangt, ergibt sich die Beschlußunfähigkeit des Hauses. Es sind nur 185 Abgeordnete anwesend. In einer sofort anberaumten neuen Sitzung wird diese Resolution angenom­men, ebenso eine andere wegen Beseitigung der geheimen

Konduiten-Listen. Präsident Graf Stolberg wünscht den Abgeordneten kräftige Erholung, da es nach Ostern noch viel zu tun geben wird.

Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 4. April.

Die zweite Kammer beendigte am Samstag die Berat­ung des Forstetats und nahm einen Antrag betr. weiter­gehende Verpachtung der Jagden in Staatswaldungen an. In der Debatte über diesen Antrag wurde teils die Ver­pachtung sämtlicher Staatsjagden verlangt; teils aber auch die gegenteilige Auffassung vertreten, damit der Wildstand im Interesse der ländlichen Bevölkerung nicht überhand nehme. Es wurde betont, man dürfe den Förstern durch die Verpachtung der Jagden die Freude am Beruf nicht unterbinden. Finanzminister o. Geßler sagte eine weiter­gehende Verpachtung dort zu wo Liebhaberpreise erzielt werden können. Eine völlige Verpachtung würde nicht im Interesse des Publikums liegen. Die Jagdpachteinnahmen aus einer Staatswaldfläche von über 500 000 Morgen be­tragen jetzt jährlich 76 000 Mk. Aus eine Anfrage des Vizepräsidenten Dr. v. Kiene (Z.) teilte Forstdirektor v. Graner mit, daß mit Bayern über die Schonzeiten mit Ausnahme derjenigen für die Rehgaisen eine Einigung erzielt worden ist. Gewünscht wurde auch eine Einigung mit Baden und unter anderem ferner verlangt, daß die Forstwarte durch die Ausübung der Jagd, namentlich in Privatjagden, ihre eigent­liche Ausgabe, die Pflege des Waldes, nicht vernachlässigen. Das Haus erled gte sodann ohne nennenswerte Erörterungen den Bericht der Finanzkommission über die Prüfung der Rechyungsergebnisse in den Etatsjahren 1905 und 1906 und nahm den Schlußantrag an, den Nachweis der richtigen, der ständischen Verabschiedung angemessenen Verwendung der verwilligten Steuern in den Etatsjahren 1905 und 1906 für erbracht zu erkennen. Desgleichen wurde eine Resolution angenommen, worin die Regierung ersucht wird, künftig er­sichtlich zu machen inwieweit von der zugelassenen Deckungs- sähigkeit Gebrauch gemacht worden ist und welche Beträge aus Grund der verabschiedeten Uebertragbarkeit auf Rest übernommen und wie dieselben verwendet wurden. Außer­dem soll die Regierung künftig auf eine weitere Einschränk­ung der Deckungsfähigkeit und Uebertragbarkeit der zur Verabschiedung kommenden Mittel bedacht nehmen. In der nun folgenden Beratung des Gesetzentwurfs betr. Abänderung der Landesfeuerlöschordnung der den Gemeinden mit freiwilliger Feuerwehr die Erhöhung der Feuerwehrab­gabe bis zu 20 Mark ermöglicht und die Kosten für die Abräumung und Abführung des Schutts vom Brandplatze wenn sie 200 Mark übersteigen, teilweise auf die Gebäude­brandversicherungsanstalt abwälzt, wurde die Einbringung des Entwurfs allseitig begrüßt, jedoch die Aenderung einiger Bestimmungen gewünscht und deshalb beschlossen, den Ent­wurf an die Kommission für Gegenstände der inneren Ver­waltung zu verweisen. Nächste Sitzung Mittwoch, 14. April, Etat des Innern. Dauer der Sitzung 9'/sl Uhr.

Landesnachrichten.

Att-nfleig. 8. April.

' Amtsversammlung betr. Dem gestrigen Bericht aus Nagolo über die Amtsversammlung ist nachzutragen, daß es in der 5.Zeile heißen muß: die Abänderung der Statuten der Ober­amtssparkasse. Zu Punkt 5 der Tagesordnung:Gewährung eines Korporationsbeitrags zum Straßenbau Ebhausen-Min- dersbach" ist zu erwähnen, daß von den Gesamtkosten, 64 000 Mark, des Straßenbaues Ebhausen-Mindersbach aus die Markung Ebhausen 43 000 Mk., auf Markung Minders­bach 8600 Mk. entfallen. Der Gemeinde Ebhausen wird zu den Kosten des Straßenbaues st'z derselben bewilligt. Punkt 6 der Tagesordnung: Die Bewilligung eines Beitrags zum Straßenbau von der Garrweiler Brücke bis zur Kohlsäg­mühle im Zinsbachtal kam in Wegfall, da sich die Be­teiligten bekanntlich nicht einigen konnten und deshalb die Ausführung dieses Projektes in Frage gestellt ist. Dem Gesuch der Korporationsstraßenwärter um Verbesserung ihrer Dienststellung wird dahingehend entsprochen, daß ihnen im Krankheitsfall der Gehalt bis zu einem Vierteljahr unter Abzug des Krankengelds fortbezahlt wird. Dagegen wird das Gesuch um Verkürzung der Arbeitszeit und Verlänger­ung des Urlaubs abgewiesen. Ueber Punkt 11 der Tages­

ordnung wird beschlossen, bei Anschaffung von Vollblut-Sim- mentaler-Farren an die Gemeinden und Privatfarrenhalter 12 Prozent der Anschaffungskosten und die Trinkgelder zu ersetzen; daran wird aber die Bedingung geknüpft, daß der Farren zwei Jahre behalten werden muß. Wird er unnö­tiger Weise vorher weggetan, so hat der Eigentümer den Teil des Beitrags zurückzugeben, der der Zeit entspricht, in der der Farren nicht im Bezirk Verwendung gefunden hat. Dem Ziegenzuchtverein wird ein jährlicher Beitrag von 25 Mark gewährt. Auch wird für die Vertilgung der Wiesel ein Schußgeld von 20 Psg. festgesetzt.

* Falsche Gerüchte. Es ist etwas schönes um die Be­geisterungsfähigkeit, aber auch sie kann zu Uebertreibungen führen. Das bewiesen die wilden G erüchte, die gestern im ganzen Land über eine D auerfahrt des Reichs luft- schisfs verbreitet waren. In Stuttgart begann die Auf­regung. Von hier pflanzte sie sich nach allen Himmelsrich­tungen fort. Im Laufe des gestrigen Tages gab es wohl keine Stadt, keinen größeren Ort des Landes, indem nicht das Gerücht von der bevorstehenden Ankunst des Luftschiffes aufgetaucht und kurz darauf als amtliche Nach­richt mit aller Bestimmtheit kolportiert worden wäre. In Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn und anderen Orten erstiegen große Scharen Schaulustiger die Höhen und spähten nach dem Luftschiff aus. Ihre Mühe war natürlich vergebens, da Z. 1 den ganzen Tag über das Oberland überhaupt nickt verlassen und auf seiner Fahrt gegen Norden nicht ein­mal bis Laupheim, geschweige Ulm gekommen ist. Auch außerhalb Württembergs scheint das Zeppelinfieber wieder aufgetreten zu sein. Da in Karlsruhe, Frankfurt a. M., Heidelberg, Pforzheim, Freiburg, Basel, ja selbst in Straß­burg man einem Besuch entgegensah, an den sich sogar, wo Garnisonen mit größeren Exerzierplätzen stehen, die Hoffnung auf ine Landung knüpfte. Unter diesem Gesichtspunkt ist es ein Glück, daß die heutige Fahrt bis auf weiteres als die letzte angesehen werden kann, da die Mannschaften des Lust­schifferbataillons samt ihren Offizieren bereits morgen aus Oster­urlaub nach Berlin fahren und vor Ablauf von 14 Tagen nicht nach Friedrichshasen zurückkehren werden.

ff Freudenstadt, 5. April. In einer am Samstag abend hier abgehaltenen Versammlung im Dreikönigssaal, in der Rechtsanwalt Dr. Wölz über Zweck und Ziel des nationalen Liberalismus sprach, wurde der Jungliberale Verein Freuden st adt gegründet. In die im Umlauf gesetzte Liste zeichneten sich sofort 32 Mitglieder ein. Nachdem die Vorstandschaft gewählt war, sprachen noch verschiedene Red­ner und gaben ihrer Freude über das Zustandekommen des hiesigen Vereins lebhaften Ausdruck.

js Reutlingen, 5. April. Wertvolle Funde wurden am Samstag abend bei den Grabarbeiten zu einem Neu­bau am Dietweg in Betzingen gemacht. Es kamen dort näm­lich menschliche Knochen, eine Lanzenspitze und Teile eines kupfernen Pferdegehänges zum Vorschein, die aller Wahr­scheinlichkeit nach aus der Römerzeit stammen.

js Tübingen, 5. April. In dem vielumstrittenen Punkt der Alleenfrage, ob eine Unterführung der Derendingerstraße unter die Bahn möglich sei, hat sich die Generaldirektion dahin geäußert, daß diese technisch unmöglich ist, weil sie auch bei Mittelwasser im Neckar unpassierbar sein würde, da sie zu tief liegen müßte. Es kann nur eine Ueberführung in Betracht kommen da ein schienengleicher Uebergang eben­falls ausgeschlossen erscheint. Mit Anfertigung detaillierter Pläne ist die Generaldirektion beschäftigt. Die Vertreter des Heimatschutzes forderten bekanntlich immer wieder eine Unter­führung obwohl der Stadtbaumeister schon längst und immer wieder erklärt hatte, diese sei aus technischen Gründen un­möglich.

js Stuttgart, 5. April. Am 8. Mai ds. Js. findet das 100jährige Jubiläum des 7. württ. Jnf.-Regiments Kaiser Friedrich Nr. 125 statt. Bis jetzt sind ea. 12.000 An­meldungen ehemaliger Angehöriger eingegangen. Diese wer­den mittels Ertrazügen vom 7. u. 8. Mai in die Garnison verbracht. Vormittags findet ein Vorbeimarsch aller aktiven und inaktiven vor dem König statt und zwar, nicht wie ursorünglich geplant, auf dem Cannstatter Wasen, sondern auf dem Schloßplatz. Die Mannschaften selbst werden am Festtag auf Kosten des Regiments bewirtet. Etwaige Anmeldungen müssen unverzüglich an das Regie- mentsbureau gemacht werden, da der Meldetermin schon ver­strichen ist.

js Stuttgart, 5. April. Gestern abend 8 Uhr ging auf dem Leonhardsplatz ein 64 Jahre alter Taglöhner über das Straßenbahngleis, wobei er von einem Straßbahnwagen er-