auf die Seite der Regierung vorgekommen. Die Kriegsoperationen sind vorläufig eingestellt. Der Verkehr mit Rußland stockt vollständig.
ff Fort Worth (Texas), 4. April. Durch einen großen Brand ist hier ein großer Komplex von Wohngebäuden im Umfange von 7 Häuservierteln in der Länge und 4 in der Breite zerstört worden. Unter den zerstörten Gebäuden befinden sich etwa 100 Wohnhäuser, sowie die Maschinen- werlstütte und die Magazine der Texas-Pacific-Eisenbahn, 4 Kirchen und 2 Schulen. Um Plünderungen zu verhindern, durchziehen Militärpatrouillen die Stadt.
Zur Lösung des österreichisch serbische« KonstMes.
ij Belgrad, 4. April. Der Oesterreich-ungarische Gesandte Graf Forgach teilte dem Minister des Aeußern, Milowanowitsch, mit, Oesterreich-Ungarn sei bereir, sofort Handelsvertragsverhandlungen aufzunehmen. Milowanowitsch erividerie, der nächste Ministerrat werde die serbische Ver- handlungsbasis fesistellen und die Delegierten ernennen.
Die Sanktion der Annexion durch die Mächte.
Wie verlautet, wird die österreich-ungarische Regierung demnächst eine Note an die Berliner Signatur- mächte riebten und sie darin um die Anerkennung der Annexion Bosniens und der Herzegowina ersuchen. Den bereits getroffenen Vereinbarungen gemäß wird diese Anerkennung ohne weitere Schwierigkeiten von allen Mächten ausgesprochen werden. Hinsichtlich der Frage, ob lrotzdem noch eine Konferenz staltfinden soll, ist noch nichts Endgültiges entschieden. Daß die Konferenzfrage neuerdings wieder von irgend einer Seite in den Vordergrund gerückt worden sei trifft nicht zu. Die deutsche Regierung insbesondere steht auf dem Standpunkt, daß zwar eine Konferenz nicht mehr nötig sei, daß sie aber einbernfen werden mag, falls ihr lediglich die Aufgabe zngewiesen wird, die vorher unter den Mächten getroffenen Vereinbarungen zu sanktionieren.
ff Paris, 4. April. Einer Meldung der „Agence Havcis" zuwige glaubt man, dc.ß Frankreich und England das Ersuchen Oesterreich-Ungarns, die Annektierung Bosniens und der Herzegowina anzuerkennen, günstig beantwortet haben.
Kein Thronwechsel in Belgrad!
Das Wiener „Fremdenblalt" schreibt: Wie wir auf Grund maßgebender Aufschlüsse sestzustellen vermögen, entbehren die Gerüchte von einem unmittelbar bevorstehenden Thronwechsel in Serbien jeder tatsächlichen Grundlage.
Neues vom früheren serbischen Thronfolger.
Nach verschiedenen Nachrichten aus Belgrad ist es am Freitag zwischen dem Prinzen Georg — dem früheren Kronprinzen — und dem Minister Pasitsch zu einem sehr scharfen Konflikt gekommen. Pasitsch habe, so wird berichtet, dem Prinzen Vorstellungen gemacht, weshalb er nicht, wie er ihm (Pasitsch) und dem russischen Gesandten versprochen habe, Serbien sofort verlasse, da seine Aufnahme in die russische Armee gesichert sei. Prinz Georg soll geantwortet haben: Ich verlasse Serbien jetzt auf keinenFall. Ich sehe, daß die radikale Partei die Absicht hat meinen Vater zu stürzen und mich auszuweisen und mit dem armen jungen Alexander dasselbe Jntriguenspiel zu führen, das Sie und Ihre Anhänger schon gewohnt sind. Ich erkläre nochmals, daß ich in einigen Tagen nach Nisch übersiedeln und dort bestrebt sein werde, nicht bloß die gegenwärtige Unzufriedenheit mit dem radikalen Regime nicht zu besänftigen, sondern dieselbe vielmehr noch weiter zu entflammen, um wenigstens den radikalen Machthabern und dieser armseligen Skuptschina- majorität zu zeigen, daß das O f,f iz i e rk o rp s in Serbien doch der beste Hüter der nationalen In
teressen ist/ Nach der Unterredung habe sich Pasitsch zum König begeben und ihm erklärt, daß diese Haltung des Prinzen Georg eine große Gefahr für die innere Ruhe desLandes bedeute.
Vermischtes.
8 Die Sehnsucht eines Tagesschriftstellcrs. Zu den ausgezeichnetsten deutschen Journalisten um die letzte Jahrhundertwende gehörte Pascal David, der langjährige Chefredakteur der „Straßburger Post", der unermüdliche Vorkämpfer des Deutschtums in den Reichslanden, der aufopferungsstarke, hingebungsvolle, uneigennützige Förderer junger journalistischer Talente. Die Zahl derer, die ihm, dem zu Rat und Tat stets Hilfsbereiten, Dank schulden, ist Legion. Niemand klopfte ganz vergeblich bei ihm an. Für jeden hatte er etwas Besonderes, dem einzelnen Wertvolles zu sagen. Soeben erst veröffentlicht eine der Tagesschriftstellerei zugewandte, in einer Kleinstadt wohnende Dame einiges aus seinen Briefen, und wir können uns nicht versagen, wenigstens eine Stelle daraus auch unseren Lesern mitzuteilen, die zugleich charakteristisch ist für die gesamte deutsche Journalistenwelt. David schrieb: „Ich kenne das Leben und Treiben in diesen kleinen Städten und — jetzt lachen Sie nicht! — ich sehne mich darnach .... In stillen Stunden, wenn ich des Nachts nicht schlafen kann, oder wenn ich einmal einen einsamen Spazierritt mache, dann male ich es mir ganz herrlich aus, wie ich mein Leben einrichten würde, wenn ich so glücklich wäre, ein Viertel des großen Loses zu gewinnen. Dann würde ich in eine kleine Stadt ziehen und keine Zeitung mehr lesen, nur das Wochenblatt dieser kleinen Stadi. Ich würde täglich 4 Stunden spazieren gehen, meine Kinder erziehen, mich mit Literatnr beschäftigen und Romane schreiben. In Gesellschaft würde ich nicht gehen, mich überhaupt möglichst für mich halten. Ach, wie ich mich nach diesem Dasein sehne! lieber solche
goldne Träume schlafe ich dann ein und-am nächsten
Morgen um 6 Uhr geht es wieder los von morgens 7 Uhr bis nachts 11, 12, 1, 2 . . . Haufen von Zeitungen, Depeschen, Briefen, Unterredungen, Erkundigungen, Beschwichtigungen, Aufklärungen, immer alles in voller Hetzjagd, niemals einen Augenblick der Sammlung, der Einkehr in das eigene Gemüt. Die Meinen sehe ich eigentlich nur beim Essen und dann bin ich müde und abgehetzt. Ein eiliger Spaziergang oder -ritt, eine kalte Dusche, ein Bündel Zigarren, — das ist das Ausfüllsel für die Muße. Ach, was wird man nervös und abgespannt bei diesem unaufhörlichen Rennen und Jagen. Wenn ein Kind auf dem Hofe schreit oder ein Kutscher die Peitsche knallt, so empfinde ich das Geräusch wie einen Schlag auf den Kopf!" — Wer dieses liest, wird vielleicht fortan ein garn klein wenig Rücksicht oder Nachsicht üben in seinem etwaigen Verkehr mit Männern der Presse. Wenigstens können diese nichts sehnlicher sich wünschen. . .
-r. Das Aufsucheu der Verwundeten durch Hunde. In verschiedenen Staaten sind praktische Erfahrungen über die Verwendung von Hunden zum Aufsuchen von Verwundeten auf dem Schlachtfelde gemacht worden. Sie ergaben, daß nicht alle Hunde für diesen Zweck in gleicher Weise zu gebrauchen sind. Am zweckmäßigsten sind die schottischen Schäferhunde, die „Collis". Nachdem in Deutschland wiederholte Versuche die Eignung der Hunde zum Aussuchen von Verwundeten an schwer zugänglichen und verborgenen Stellen gezeigt hatten, wurde die Verwendung von Sanitätshunden offiziell eingeführt und eigene Instruktionen für deren Behandlung ausgearbeitet. Jeder Compagnie der Jägertruppen wurden zwei solcher Hunde beigegeben. In Ober-Kottendorf am Rhein besteht z. Z. eine eigene Zuchtanstalt für Jägerhunde. Auch in Oesterreich wurde eine ständige Einrichtung für Sanitätshunde in zwei Jägerregimentern geschaffen. Die in Oesterreich
übliche Methode der Ablichtung der Hunde erstreckt sich auf 2 Perioden, eine wenige Monate währende in der Kaserne, eine zweite 6—8 Monate dauernde im Feld. Das Auffinden der Verwundeten markiert der Hund durch das „Tot erbellen". Schließlich werden Hebungen im schwierigen Terrain und bei ungünstigen Beleuchtungsverhältnissen unternommen. In der französischen Armee besteht die Methode darin, daß der Hund das Auffinden der Verwundeten nichr durch Bellen anzeigt, sondern daß er einen dem Verwundeten gehörigen Gegenstand, die Mütze oder dergleichen, zurückbringt, eventuell einem Krankenträger den einzuschlagenden Weg weist. Im Burenkrieg und im russisch-japanischen Krieg hat die Verwendung von Sanitätshunden gute Dienste getan.
Splitter.
Nur iver eigene Melodie hat, darf auf die Welt pfeifen.
Wenn das Häschen um Hilfe schreit, wachsen der Häsin Krallen.
^Mndlich durch der Wolken Dunkel Bricht der Sonne Heller Strahl,
Und in hoffnungsreichem Lichte Glänzen freundlich Berg und Tal.
Leise regt sich's in der Tiefe,
Drängt mit Macht zum lichten Schein;
Was bisher im Keim geschlummert,
Sprießt hervor zu frohem Sein.
Drum, wenn in des Winters Banden Bange Deine Seele lag,
Heb' vertrauend nun die Blicke —
Dir winkt auch ein Frühlingstag.
Was hier welkend mußte fallen,
Neu befruchtend edle Saat,
Wirkt im Strahl der ew'gen Sonne Segen nach des Höchsten Rat.
Maria Knapp.
Handel und Verkehr.
' Tübingen, 2. April. Fruchtschraune. Dinkel 3179Kilo
10.80 Mk., 16.68 Mk., 16.40 Mk., Verkaufssumme 530.34 Mark, 31 Pfg. auf, Haber neu 10 617 Kilo, 19.— Mark,
17.81 Mk., 17.20 Mk., Verkaufssumme 1891 Mk. 38 Pfg. 23 Pfg. auf, Weizen 96 Kilo, Mk. 27.—, Mk. 25.08, M. 24.—, Verkaufssumme Mk. 24.09 —Pfg. auf, Gerste2291 Kilo, Mk. 20.—, Mk. 19.77, Mk. 19.60, Verkaufssumme Mk. 452.96, 15 Pfg. ab.
' Heilbronn, 2. April. (Ledermarkt am 31. März 1909.) Die Zufuhren dürften sich auf annähernd 30 000 Kg. beziffern. Der Markt wickelte sich im großen und ganzen ruhig ab, was weniger durch Preisrückgang, als dadurch verursacht wurde, daß in Wildhäuten ziemlich viel untergeordnete Ware vorhanden war. Gute Sorten fehlten fast vollständig. Am schlanksten ging Sohlleder ab. Kalbleder war in guten Sorten beliebt, während geringere nur langsam Absatz fanden. Schafleder verkehrte in matter Haltung Verkauft und amtlich vermögen wurden: Sohl- und Vacheleder 3340 Kg., Schmal- und Oberleder 18 472 Kg., Zeugleder 967 Kg., Kalbleder 633 Kg., zusammen 23,412 Kg. mit einem Gesamtumsatz eingeschlossen Schafleder und rohe Ware von etwa 90 000 Mk. Nächster Ledermarkt, Dienstag den 18. Mai.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altenstet-.
Hreichs immer zweifelhaft, da kaum anzunehmen war, daß sich der Kommissar ohne Rückendeckung in solche Gefahr wagen würde.
Berthold Fallgrube beobachtete scharf die Passanten und war jeden Augenblick darauf gefaßt, noch andere Kriminalbeamte, wenn auch in einer Verkleidung, zu erblicken.
Doch die wenigen Leute, die die zum Teil noch unbe- baute Sttaße passierten, machten ihm keineswegs den Eindruck, als stünden sie mit der Polizei in Verbindung: und obwohl gegen seinen inneren Glauben, mußte sich Berthold Fallgrube doch allmählich zu der Erkenntnis bekehren, daß der Kommissar Schultz, der ein sehr starker und beherzter Mann war, sich allein in diese Höhle gewagt hatte.
Indessen mit all dem Nachsinnen und Denken verging die Zeit, ohne daß die durch die rot verhangenen Fenster tn mattem Licht schimmernde Kneipe sich geöffnet hätte. Und da Fallgrube schließlich nicht einsah, was ihn: bei feiner Verkleidung ein Hineintreten in jenes Lokal schaden könnte, beschloß er, hier nicht länger zu warten.
. AIS er in das Lokal eintrat, sah er in dem elenden, schlecht erhellten Raume nur ein paar dürftig gekleidete Männer und ein paar Weiber sitzen, die vielleicht auch ihren Beruf außerhalb des Gesetzes hatten, ihn aber momentan wenig interessierten. Von dem Kommissar oder den beiden ihm bekannten Verbrechern sah er keine Spur.
ES stand für Fallgräbe fest, daß die drei — dem: er zweifelte nicht, daß Pritzel und Nusselwilhelm den Kommissar hier erwartet hatten — die Kaschemme auf einem anderen Wege als über die Straße verlassen hatten. Und wie er sich das Lokal daraufhin ansah, wurde er inne, daß es nur eine Möglichkett gab, es nach hinten hinaus zu verlassen: Wenn man nämlich um den Schanktisch herum die dahinterliegenden Räume bettat.
Dort mutzte jedenfalls auch der Ausgang nach der Toilette sein, die sich bier, wie in derartigen Lokalen merst, auf dem Hofe befinden mochte. . . ^
Der Detektiv ließ sich Bier geben, trank mit heimlichem Schauder einen Schluck von dem ungenießbaren Gebräu Md. bat dann den Wirt, einen dicken Menschen in gestreckt«
Weste und defekten Hosen, der seine entzündeten Augen mit einer blauen Brille schützte, um den Schlüssel.
Der Mann deutete nach dem Ausgang hinter dem Ladentisch und sagte: „Hier rum. und dann gehen Sie hinten Lurch'n Korridor rechts auf den Hof geradezu!" (Fonsetzung folgt.)
Vermischtes.
Die krankhafte Spielwut. Von einer Spielerleidenschaft wird schon im Altertum, ja bereits in den Veden der Inder berichtet. Mancherlei Gründe sind im Laufe der Zeit angeführt worden für die Leidenschaft des Spielers. Die Lust, rasch Geld zu gewinnen, die Erregung, in welche der Spieler versetzt wird, die Neugier, die Spannung über den Ausgang, die Freude an Ueberraschungen u. s. w. Alles dies sind aber Eigenschaften, die im normalen Leben des Menschen immerfort Vorkommen und vielleicht nur beim Spiel eine Steigerung erfahren. Neben dem Leidenschafts-, dem Gelegenheits- und Gewohnheitsspieler haben nun die französischen Aerzte Danville und Sollier noch eine dritte Categarie von Spielern gesetzt, die krankhaften. Sie führen zum Beweise dessen zwei Krankengeschichten an, wo im Verlauf von Geistesstörungen diese unstillbare Leidenschaft zu spielen auftrat. Im ersten Fall handelte es sich um einen stark hysterischen Mann, der jedesmal, wenn seine Hysterie zum Ausbruch kam, mit unwiderstehlicher Gewalt an den Spieltisch gezwungen wurde. Er spielte solange, bis er alles Geld verloren hatte und auch seelisch und körperlich zusammenbrach. Wenn sich sein Nervenleiden besserte, Hütte auch sein Verlangen zu spielen auf, das wieder kam, sobald seine Hysterie wieder ausbrach. Bei dem anderen Kranken, war die Spielwut das wesentlichste Sympton der geistigen Erkrankung. Als Grund dafür gab er an, daß er durch das Spiel ungeheuer reich werden wolle. Offenbar litt der Mann an Größenwahn, er wollte durchaus ein berühmter.
großer Mann werden und glaubte dies durch Spielen am betten betätigen zu können, indem er hoffte, dadurch besonders reich zu werden.
Der gefällige Freund. — Der bekannte flämische Schriftsteller de Geyier hatte, abgesehen von seiner literarischen Beschäftigung, noch eine andere Einnahmequelle, er war nämlich Besitzer einer Pfandleihanstalt in Antwerpen.
Eines Nachts, nachdem er schon längst eingeschlafen, wurde er telephonisch angerusen. Aergerlich stand er auf. „Was ist denn los?" fragte er nicht,gerade besonders liebenswürdig.
„Ach, lieber de Geyter," ließ sich die Stimme eines Freundes vernehmen, von dem bekannt war, daß er sich häufig in Geldverlegenheit befand, „sagen Sie mir doch, wie spät es ist."
„Warum sehen Sie denn nicht nach ihrer Uhr, anstatt mich mitten in der Nacht zu stören?" rief de Geyter wütend.
„Darum möchte ich Sie eben bitten, denn meine Uhr ist ja bei Ihnen versetzt," lautete die Antwort.
Geyter hing stillschweigend den Hörer wieder an und legte sich schlafen' Da ihm die Gewohnheiten seines immer erst spät in der Nacht heimkommenden Freundes bekannt waren, so wartete er bis zum Morgen, denn er wußte, daß jener dann im ersten Schlafe lag. Um sechs Uhr morgens telephonierte er in die Wohnung seines Quälgeistes und ließ ihm durch die Wirtin sagen, er möge sofort ans Telephon kommen, denn er hätte ihm eine wichtige Mitteilung zu machen.
Als der andere mürrisch und schläfrig endlich ans Telephon kam, sagte de Geyter im liebenswürdigsten Tone der Welt: „Sie baten mich vorhin, Ihnen zu sagen, wie spät es ist. Ich habe soeben nach Ihrer Uhr gesehen und tÄe Ihnen mit, daß es jetzt gerade sechs Uhr ist."