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Nein beileibe nicht! Gott bewahre! Er hatte kein Hasenherz, der Hansenbauer nicht, sicherlich nicht,' darum sah er auch keine Gespenster. Der Schullehrer hat recht. Ein Mann sieht keine Gespenster.
Es schlug gerade I Uhr, als des Hansenbauer Jörg durch Weiler ging. Eben trat der Nachtwächter in' die Gasse und sang mit dröhnender Stimme: „Hört, ihre Leute laßt euch sagen, unsre Glock' hat 1 Uhr geschlagen. Eins ist not, Herr Jesu Christ, laß dich finden wo du bist!"
Nun wollte der Jörg still an ihm Vorbeigehen. Aber der Nachtwächter hielt ihm seinen schweren Knotenstock vor und fragte etwas aufdringlich: „Was laust man so spät?"
„Du hast da ein schön Sprüchlein gesungen", antwortete der andere, „laß mich weiter!" — „So — Du bist der Marte, der wieder in der Stadt ist sitzen blieben!" behauptete darauf der Nachtwächter. „Glaub's Frieder! Glaub's fest! Was der Mensch eben glaubt, das hält er auch für wahr! Glaub's fest, Frieder!" sagte der späte Wanderer und ging seines Weges.
2 Uhr schlug es auf dem Heimatkirchlein, als des Hansenbauern Jörg beim Schnapper Michel um die Ecke bog.
Als er aus dem Phalwald heraustrat und wieder umkehren wollte zu den Heidengräbern, da war's ihm, als hätte das Heimatkirchlein seinen Turm um einige Stockwerke erhöht. Dort drüben winkte es ihm am nördlichen Himmel. Ein zitternder Klang vom wohlbekannten Glöcklein traf sein Ohr. „Hansenbauer! Hansenbauer!" ries's „komm heim zu mir!" Wie sollte er dem Ruf nicht folgen. Ja, er wollte. Tort beim Kirchlein wollte er bleiben. Seine 2 Glöcklein hatten ihm zugejubelt, als sein Hochzeitszug das Torf hinausging. Seine 2 Glöcklein sollten auch um ihn klagen, wenn sie ihn einst dort hinabtragen. Tort beim Kirchlein wollte er einst den langen Schlaf tun, bei frommer Christen Grab. Nicht dort bei den Heidengräbern wollte er auf der Strecke bleiben, als einer, der seinem herben Schicksal zum Opfer fiel. Gegen sein schweres Geschick wollte er mannhaft ankämpfen. Da kam etwas angeflogen. Was war's denn? Ach — sein Käuzlein war's. Er kannte es doch gut, denn es wohnte auch unter seinem Dache. „Komm mit! Komm mit!" ries auch es seinem Hausherrn. Er wollte ja; heim zum Kirchlein und zum Hause. Dort blickt sorgenvoll ein bekümmertes Weib zum Fenster hinaus. „Er kommt! Er kommt!" verkündigt ihr das Käuzlein. Da trat ein fester Tritt auf ihre Stiege. Ter Hansenbauer kam wieder heim.
Da sang auch hier der Nachtwächter: „Hört, ihr Leute, laßt euch sagen: Unsre Glock' hat 2 Uhr g'schlagen. 2 Weg hat der Mensch vor sich. Herr, den schmalen sichre mich. Wohl um die zwei!" Da trat eine Träne in das Auge des jungen Hansenbauern und dann sagte er zu seiner Eheliebsten: „Glaub's Weib, unser Herrgott gibt sich jetzt Mühe, mich auf den schmalen Weg 'zu bringen und deshalb muß ich vorher von meinem schönen Hose fort und mit Dir in ein kleineres Laus ziehen. Glaub's fest, denn es wird wahr!" Da nahm ihn sein Weib bei der Hand und sagte mit zitternder Stimme dazu: „O Jörg, ich habe um Dich so angst gehabt! Ich will mit Dir gehen, wohin Du gehst!"
„Laß mich ruhen, hier bei Dir, nicht dort bei dem Heidengrab!" Mit diesen Worten stieg ihr Eheherr todmüde in die zweischläferige Himmelsbettlade. „Dort beim Küchlein — nicht dort bei dem Heidengrab", murmelte er noch im Schlummer. (Schluß folgt.)
Um die Reichsfin««zreform.
Die Vorgänge, die sich bei der Arbeit an der Reichsfinanzresorm abgespielt haben und noch abspielen, erregen im Lande und im Volke allenthalben Mißmut, um nicht zu sagen Erbitterung. Man hat selten ein so jammervolles, geradezu unwürdiges Schauspiel meiner solch wichtigen Frage erlebt. Regierung und Parlament sind gleichermaßen Schuld daran, daß das, was man als die Forderung des Tages, als eine nationale Aufgabe mit vieler Emphase hingestellt hat, zu einem Satyrspiel geworden ist. Die Regierung hat in einer erstaunlichen Weise die Zügel am Boden schleifen lassen und sich zu keiner Entschiedenheit auszuraffen vermocht. Und die Parteien haben sich ihrer Aufgabe ebenfalls nicht gewachsen gezeigt. Parteirücksichten und taktische Momente sind wichtiger gewesen, als die Sache, wobei man namentlich nicht außer Betracht lassen darf, daß das Zentrum fortwährend auf dem Lugmis ist, um eine Gelegenheit zu erspähen, den Block und die Blockpolitik zu zerstören und sich wieder zu Macht und Einfluß zn verhelfen. An 'und für sich kann man es natürlich einer Partei nicht verdenken, wenn sie sich an die Macht bringen will, denn das Wesen aller Parteipolitik ist das Streben nach der Macht, die es er
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Zum öfter eichisch - serbischen Konflikt:
Die von Serbie.. verlangter! Verbindungswege zum Aoriatischen Meer
Wochen-Rundschau.
Die Bauordnung in der Ersten Kammer.
Tie Erste Kammer ist am Montag wieder zusammen- getreten und hat alsbald die Beratung der Bauordnung, ihres wichtigsten Arbeirsstoffes für die nächste Zeit ausgenommen. Die Verhandlungen werden anscheinend recht gründlich geführt werden, was ja übrigens in der Bedeutung des Gegenstandes durchaus begründet ist. Die Erste Kammer hat, das zeigte sich schon gleich an dem Entwurf, wie er aus der Zwecken Kammer herausgekommen ist, mancherlei auszuseyeii. In der Einzelberatung gab es zunächst eine längere Erörterung über die Frage, ob die Ortsbausatznngen der Genehmigung durch das Ministerium des Inneren oder nur einer Vollziehbarkeitserklänmg bedürfen sollen. Die Erste Kammer nahm einen Antrag ihrer Kommission an, der das Genehmigungsrecht ausspricht, abweichend von dem Beschlüsse der Abgeordnetenkammer. Der Minister des Inneren maß übrigens dem Unterschiede zwischen Genehmigung und Vollziehbarkeit eine besonders große praktische Bedeutung nicht bei.
.Heimatschutz.
In einer letzthin in Stuttgart abgehaltenen Versammlung ist ein ivürttembergischer Bund für Heimatschutz gegründet worden, der sich namentlich die Erhaltung gefährdeter Landschastsbilder und Naturdenkmäler und der heimischen Pflanzen- und Tierwelt zur Aufgabe setzt. Es ist eine sehr löbliche Aufgabe, und dem Bunde ist eine gedeihliche Wirksamkeit wohl zu gönnen. Im Anschluß an die Versammlung trat der Lanaesausschuß für Natur- und Heimatschuh unter dein Vorsitz des Kultusministers von Fleischhauer zusammen. Diesem Landesausschuß gehören neben den Vertretern der beteiligten Vereine auch eine Reihe von Vertretern der Ministerien an.
möglichst die politischen Grundsätze der Partei zu verwirklichen. Aber wenn bei einer solchen Frage, wie der Reichsfinanzresorm das Verhalten dermaßen von den parteipolitischen Interessen bestimmt wird, ic ist das beklagenswert. Es muß übrigens anerkannt werden, daß nicht nur bei dem Zentrum, sondern auch in anderen Parteien die Parteirücksichten sicb in verhängnisvoller Weise gellend machen. So ist die Reichsfinanzresorm in den Sumpf geraten. Die Steuerkonnnission des Reichstages hat genau betrachtet, nicht die geringste positive Leistung serliggedrucht. Ueberall ist der Karren sestgeiahren worden, bei der Branntweinsteuer, bei der Tabaksteuer, teilweise auch bei der Brausteuer. In der Verlegenheit hat mau Unterkommissionerr eingesetzt, die versuchen sollen, etwas ausfindig zu machen. Die einzige „positive Leistung" ist bisher das svgenamcke Kompromiß über die Besitzsteuer. Aber dieses Kind der Steuerkommis- sion ist alsbald nach seiner Geburt von der Oeffenilichkeit gerädert, gevierteckt einfach mausetot gemacht worden. Niemand von seinen Schöpfern will mehr sich zu ihm bekennen. Man hat ja schon gleich Vorbehalte gemacht, aber nun giebt man es vollständig preis. Das Kompromiß soll nur den einzigen Zweck gehabt haben, über den loten Punkt hjnweg- zuhelfen und meckere Verhandlungen zu ermöglichen. Etwas mehr war doch wohl damit gemeint, aber nun, da es als tot angesehen werden kann, mag man das auf sich beruhen lassen. Daß es so gekommen ist, ist einmal das Verdienst der öffentlichen Meinung, die sich gegen diese Mißgeburt, gegen diese Art von Besitzsteuer mit einer ungewöhnlichen Energie auflchnt, sodann aber auch das Verdienst der Einzelstaaten, die sich gegen dielen Eingriff in ihrer Finanzhoheit und ihr Finanzwesen verwahren. Namentlich die süddeutschen Staaten, auch Sachsen, haben keine Zweifel darüber gelassen, daß das Kompromiß für sie unannehmbar isst was inan übrigens in Berlin mit gemischten Gefühlen ausgenommen zu haben scheint, weil mau eben dort gern alle Wege, selbst diesen
unmöglichen, offen gehalten hätte. Mehr «M mehr kommt' man nun wieder auf die Nachlaßsteuer zurück. Die süddeutschen Regierungen treten nachdrücklich für sie eich und die Liberalen machen sich neuerdings für sie stark, gestützt auf die zahllosen Kundgebungen, die in der Nachlaßbesteuerung den einzig richtigen Weg zu einer Lösung erblicken. Sehr bemerkenswert und wichtig ist dabei, daß sich in den Reihen der Konservativen eine Abschwächung des Wider-, standes gegen die Nachlaßbesteuerung zeigt. Ein Teil der Konservativen fühlt sich offenbar nicht wohl m dieser Situation und hat dss Empfinden, daß man sich von den Leuten des Bundes der Landwirte zu weit hat fortreißen lassen. Wenn man die Nachlaßsteuer in geeigneter Weise umgestaltet und ihr etwa die Form einer Erbnnfallsteuer gibst auch die - steuerpflichtige Summe heraufsetzt und für die Landwirtschaft gewisse Erleichterungen schaffst so kann schon jetzt mit der Zustimmung eines Teiles der Konservativen gerechnet werden, eines Teiles, der groß genug sein würde, um im Reichstage eine Mehrheit auch gegen das Zentrum zu sichern. Man ist zu der Erwartung berechtigst daß in dieser Richtung eine Lösung versucht werden wird. Dabei ist freilich eine wichtige Voraussetzung zu machen, nämlich, daß die Regierung, namentlich Fürst Bülow selbst, nun endlich ihre schwankende, unentschiedene Haltung aufgibt und sich init Klarheit und Nachdruck für diese Regelung einsetzt. Fürst Bülow soll in der letzten Zeit in seiner Stellung mit Schwierigkeiten und Gefahren zu tun gehabt haben. Alan hat behauptest daß zwischen ihm und dein Kaiser das Verhältnis ziemlich kühl geworden war, sodaß die Feinde des Fürsten Bülow Hoffnung zu haben schienen. Allein unterdessen hat sich das Verhältnis zwischen Kaiser und Kanzler, wenn es wirklich erkaltet gewesen sein sollte, wieder gebessert. Der Kaiser hat letzthin' einen langen Vortrag des Reichskanzlers entgegengenvmmeu und sich dann beim Fürsten Bülow zum Diner eingefunden,. und auch sonst sind Anzeichen vor- hcuiden,. daß der Reichskanzler zur Zeit wegen seiner Stellung nicht in Sorge zu sein braucht. Er halu also die Hände frei, und kann sich daher für die Reichsfinanzresorm einsehen. Das aber ist notwendig, und das erwartet Deutschland, das deutsche Volk von ihm.
Strafprozeßnovelle — Schiff-rhrts abgabengesetz.
Dem Reichstage ist am Montag die angekündigte Novelle zum Strafgesetzbuch zuge- gangen, die vor der geplanten allgemeinen Strafrechtsreform eine dringliche Frage regeln . soll. Insbesondere handelt es sich bei der Novelle um anderweitige Bestimmungen über die Bestrafung von Hausfriedensbruch, von Tierquälerei, Kindermißhandlung, Beleidigung, Unterschlagung und geringfügige Diebstähle. Teilweise werden die Strafen gemildert, teilweise verschärft. Das letzte gilt namentlich von Tierquälerei, Kindermißhandlnng und Beleidigung. Am wichtigsten sind die Bestimmungen über die Beleidigung, die einen stärkeren Schutz der persönlichen Ehre und des Privatlebens zum Ziele haben. Daß dieser Zweck an und für sich löblich und erwünscht isst wird kaum bestritten, aber über die Mittel und Wege und das Maß gehen die Meinungen nicht unerheblich auseinander, und es gibt hier einige Fallstricke. Darum ist vorauszusehen, daß sich gerade über diesen Teil der Novelle ein ziemlich erheblicher Streit eickspinnen ivird. — Der Entwurf eines Gesetzes über die Erhebung von Schiffahrtsabgaben ist letzthin veröffentlicht worden. Er bezweckt einmal die Beseitigung des Hindernisses, das der Art. 54 der Reichs- veifassting der Erhebung von Schisfahrtsabgaben aus den freien Strömen bietet, und trifft weiterhin Bestimmungen über die Art und Weise der Erhebung von Schiffahrtsab- gaben, die Bildung eines Zweckverbandes zwischen den beteiligten Bundesstaaten und die Verwendung der Einnahmen zur Verbesserung der Wasserstraßen. Württemberg ist daran,, wie man >o>eiß, besonders interessiert, da die Neckarkanalisation, mit dieser Frage eng zusammenhängt.
Gährmrg auf Samoa.
Auf der deutschen Südseeinsel Samoa sind Schwierigkeiten entstanden, da die Eingeborenen wegen der Nachfolge des Oberhäupllings Mataafa, der im Sterben liegst sich in die Haare zu geraten drohen und dabei auch gegen die deut- j sche Herrschaft aufsässig sind. Auf Wunsch des Gouverneurs haben daher drei deutsche Kriegsschiffe von der ostasiatischeu Station Befehl erhalten sich nach Samoa zu begeben, um bei der Bestrafung der Schuldigen und der Wiederherstellung der Ordnung milzuwirken. Alan hoffst daß das ohne Kämpfe möglich sein werde.
Kriegsgefahr.
In der Balkankrists sind die Dinge nun tatsächlich bis hart an den Rand des Krieges gekommen, und die Aussichten, daß es noch gelingen könne, den Krieg zwischen Oesterreich und Serbien zu verhüten, sind äußerst gering geworden.