meinützigen Ballgesellschaft und das Schloß Hellen­stein mit seinen Sammlungen.

Die Militäranwärternot.

Vom 5. bis 8. Juni ds. Js. hält der Bund deutscher Militäranwärter, der seinen Sitz in Berlin hat und in 26 Landes- und Provinzinalverbänden nahezu 74000 Mitglieder zählt, in der Liederhalle seinen XVII. Bundestag. Die Tagesordnung befaßt sich u. a. ganz besonders auch mit der Anstellungs­not der versorgungsberechtigten Unteroffiziere. Rund 1000011000 Militäranwärter aus Deutschlands Heer und Marine beanspruchen eine Anstellung. Wie ungünstig die Anstellungsverhältnisse in den letzten Jahren, speziell auch in Württemberg, ge­worden, sind, dürfte daraus hervorgehen, daß z. B. bei dem Württ. Armeekorps mindestens 600 Militär anwärt er auf Einberufung bezw. Anstellung im Zivildienst warten. Dabei ist aber noch zu berücksichtigen, daß eine weitere, erheblichere Zahl, des langen Wartens müde oder aus anderen Gründen, aus dem Militärdienst ausgeschieden ist und in irgend einem Privatdienst weiter, aber vergeblich auf eine Zivilversorgungsstelle wartet.

Das Recht auf vorzeitige Kündigung eines Darlehens bei unpünktlicher Zinszahlung erlischt durch langjäh­rige Nichtausübung.

Dem Reichsgericht lag unlängst folgender in der Deutschen Juristenzeitung" veröffentlichte Fall vor: Für den Kläger ist seit 1902 auf dem Grundstück des Beklagten eine Hypothek von 15 000 Mk. mit drei­monatiger Kündigung eingetragen, die aber bei pünktlicher (d. h. innerhalb 14 Tagen nach Fälligkeit erfolgenden) Zinszahlung erst im November 1912 erfolgen darf. Der Beklagte hat die Zinsen niemals pünklich bezahlt. Der Kläger hat ihm deshalb im Februar und September 1908 gekündigt. Am 13. Juni 1910 hat er mit Klage gedroht und am 15. Juni 1910 auf Rückzahlung des ganzen Kapitals geklagt. Das Reichsgericht hat die Klage abgewiesen mit etwa sagender Begründung:Für die Fälle, in denen die sog. kassatorische Klausel (d. h. die Bestimmung, daß Unpünktlichkeit einer Zinszahlung den Gläubiger bezw. Vermieter berechtigt, sofortige Kapitalbe­zahlung bezw. Räumung der Wohnung zu verlangen) vereinbart sei, sei von dem Reichsgericht in einer Reihe von Entscheidungen der Grundsatz ausge­sprochen worden, daß der Berechtigte sein Recht ver­liere, falls er nicht innerhalb eines angemessenen nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge zur Ueber- mittlung der Erklärung an den andern Teil aus­reichenden Zeitraumes Gebrauch mache. Dieser Grundsatz kommt hier freilich nicht zur Anwendung, da hier die unpünktliche Einzahlung lediglich das Recht gebe, mit gesetzlicher Frist zu kündigen, es könne deshalb hier von einem für den Schuldner be­sonders lästigen Schwebezustand keine Rede sein. Aber dies schließe nicht aus, in dem hier vorliegen­den Falle aus mehrjähriger Duldung unpünktlicher Zinszahlung zu folgern, daß nach Treu und Glauben der Gläubiger erst dem Schuldner Mitteilen müsse, daß er nicht mehr gleiche Nachsicht üben wolle.

Stuttgart, 4 .Juni. Der 18. Verbandstag des Vereins deutscher Lokomotivführer (Reichsverband e. V.) wurde heute morgen im Saalbau des Eng­lischen Gartens eröffnet. Nach der Begrüßungsan­sprache des Verbandsvorsitzenden Sperlbaum hieß der Bezirksvorsitzende in Württemberg, Da­niel, die Gäste herzlich willkommen. Aus dem Vorstandsbericht heben wir hervor: Der Verband zählte Ende 1908 27 342 Mitglieder, am Schlüsse des Jahres 1911 jedoch 37 512. Der Zuwachs be­trägt mithin in den drei Jahren 10 170 Mitglieder. Vom 1. Januar bis 1. April d. I. wurden allein 9350 Mk. für Darlehen und 6662 Mk. 68 Pfg. für Rechtsschutz und Unterstützungen ausgegeben. Wie in den Vorjahren, so wurde auch 1911 die Eingabe wegen reichsgesetzlicher Regelung der Dienst- und Ruhezeiten erneuert. Ein Erfolg dürfte neben der Uebergabe zur Berücksichtigung an den Reichskanzler auch der sein, daß nun die Stellen der Lokomotiv­führer und Heizer im Jahre 1912 um je 800 ver­mehrt werden. Nach den jüngsten Erklärungen des Herrn Ministers ist eine Kommission eingesetzt, welche noch bestehende Härten in den Bestimmungen über Dienst- und Ruhezeiten ändern und sonstige Erleichterungen schaffen soll. Hoffentlich wird hier etwas geschaffen, womit man zufrieden sein kann, falls der reichsgesetzlichen Regelung zu große Schwie­rigkeiten entgegenstehen sollten. Im Jahre 1911 betrugen die Einnahmen Mk. 82 523,43, die Aus­gaben 63 067,23. Das Vereinsvermögen beträgt Mk. 198 902.95, mithin gegen das Vorjahr Mk. 19 465.20 mehr. Die Kasse des Erholungsheims für deutsche Lokomotivbeamte weist einen Bestand von Mk. 29 259.80 auf. Die Entwicklung des Er­holungsheims, das im letzten Jahr von 1196 Per­

sonen mit 10 106 Wohnlagen besucht war, wird als recht günstig bezeichnet. Die wesentliche Tätigkeit des Vereinsausschusses lag auf dem Gebiete der Sta­tistiken, die wichtigste Statistik war die über Dienst- und Ruhezeiten.

Stuttgart, 6. Juni. Am 16. Juni d. I. ver­lassen die Infanterieregimente! 119 und 125 die Garnison, um auf dem Münsinger Truppenübungs­platz die großen Hebungen abzuhalten. Die Hebungen endigen am 13. Juli, an welchem Tag die Standorte bezogen werden. Die Truppen werden in Extrazügen hin und zurück befördert.

Reutlingen, 5. Juni. Die drei jungen Leute, die gestern die verunglückte Automobiltour nach Met­zingen unternahmen, sind drei Webschüler. Der Chauffeur, der getötet wurde, ist aus Ebingen ge­bürtig und heißt Mattes. Die Webschüler kamen ganz unverletzt davon, während die Verletzungen der Kellnerin nicht lebensgefährlich sind. Der Fa­brikant, dem das Automobil gehört, war mit seiner Frau und einigen andern Damen von Nürtingen hierher gefahren. Hier kehrte der Chauffeur in das Gasthaus zum Waldhorn ein, wo dje Webschüler in ihn drangen, eine Fahrt nach Pfullingen auszufüh­ren. Schließlich ließ sich der Chauffeur durch die Bitten der vier jungen Leute zu der Unglücksfahrt verleiten.

Honau, 5 Juni. Es verlautet wieder einmal, daß der Staat beabsichtige, mit demnächstigem Ab­lauf der Pachtzeit das Forsthaus Lichtenstein, in dem bekanntlich der Wirtschaftsbetrieb stattfindet, zu verkaufen. Die Nachricht hat, wie in den Mer Jah­ren, so auch diesmal wieder große Erregung verur­sacht, denn man fürchtet, daß der Verkauf unter Urn- ständen vor sich gehen könnte, bei denen ein Wirt­schaftsbetrieb für die Zukunft ausgeschlossen wäre und fürchtet eine Unterbindung des Fremdenver­kehrs. Der Albverein soll bereits die nötigen Schritte getan haben.

Göppingen, 6. Juni. In der Fabrik von Ge­brüder Hommel, zwischen Salach und Kleinsllßen, brach heute nacht aus noch nicht aufgeklärter Ursache, vermutlich aber durch Brandstiftung, Feuer aus, dem das ganze Fabrikgebäude mit einem Schaden von mindestens 30 000 Mk. zu mOpfer fiel. 25 Per­sonen sind, da der Betrieb völlig ruht, brotlos ge­worden. Die Besitzer sind versichert.

Göppingen, 5. Juni. Zum Besuch des am 16. Juni in Göppingen stattfindenden 21, Bundestags des Württ. Kriegerbunds wird auf den württemb. Staatsbahnstrecken eine Fahrpreisermäßigung in der 4. Klasse mit Beschränkung auf die bei diesem Anlaß auszufllhrenden Sonderzüge in der Art ge­währt, daß den Reisenden, die sich über ihre Zu­gehörigkeit zum Württ. Kriegerbund durch das Bun­desabzeichen oder eine Bescheinigung der Ortsbe­hörde ausweisen, die Benutzung der Sonderzüge zum Preis von 1,75 Pfg .für 1 Kilometer der ein­fachen Fahrt gestattet wird. Die Ermäßigung wird nur gewährt, wenn die Hin- und Rückfahrt in den Sonderzügen erfolgt. Auf die Familienangehörigen der Kriegerbundsmitglieder erstreckt sich die Ermäßi­gung nicht. Die Strecken, auf denen Sonderzüge ver­kehren, und der Kurs dieser Sonderzüge werden durch Aushang auf den Stationen bekannt gegeben werden.

Gaildorf, 5. Juni. Wie auch in unserem Kocher­tal der heurige Futterertrag bewertet wird, zeigte der gestrige Futterverkauf der Fürstl. Bentheimschen Wiesen, bei dem für Waldwiesen ein Erlös bis zu 80 k. per Morgen, im Eesamtdurchschnitt 45 Mk. pro orgen erzielt wurde.

Von der Tauber, 4. Juni. Der 22jährige Sohn des Kunstanstaltsbesitzers Rudolf Albrecht hat im Krankenhaus Rothenburg o. T. seine in den zwan­ziger Jahren stehende kranke Braut Fanny Vils- meyer, die er besucht hatte, und sich selbst erschossen. Die Ursache der Tat ist noch nicht bekannt.

Aus Welt und Zeit.

Braunschweig, 4. Juni. Der 20jährige Hilfsge­richtsschreiber Helling tötete heute nachmittag in einem benachbarten Wäldchen seine Geliebte, die 15jährige Lucie Niklaus durch zwei Schüsse in die Schläfe und ins linke Auge. Darauf erschoß sich Hel­ling selbst. Der Grund zur Tat ist in der Weigerung der Eltern des Mädchens zu suchen, das Verhältnis zwischen den beiden jungen Leuten zu dulden. Die Tat ist mit Einverständnis des Mädchens erfolgt.

London, 5. Juni. Als im Militärlager zu Al- dershot Pferde in die Schwemme geritten wurden, stürzte ein Pferd mit einem Husaren des 19. Regi­ments. Ein Kamerad sprang ihm zu Hilfe. Beide erhielten Hufschläge von dem wild gewordenenPierd und gingen unter. Ein Sergeant ging bei einem Rettungsversuch ebenfalls unter. Ein Leutnant, der nach den Untergesunkenen untertauchte, bemühte sich ohne Erfolg. Äls er wieder auftauchte, war er

bewußtlos und erholte sich erst nach Anwendung von künstlicher Atmung.

Budapest, 5. Juni. Das ungarische Abgeordneten­haus nahm unter ungeheurem Tumult der Oppo­sitionsparteien die Wehrvorlagen an. 60 Polizisten waren in den Sitzungssaal berufen worden, um 21 Abgeordnete, Anhänger der Justh- und der Kossuthpartei hinauszuführen.

Budapest, 5. Juni. Ungefähr 60 Abgeordnete der Opposition begaben sich unter Führung der Grafen Appony und Justh korporativ in die Nach­mittagssitzung des Abgeordnetenhauses. Schutzleute wollten jedoch die ALgeodneten, die gestern yder heute aus dem Sitzungssaal weggeführt worden waren, den Eintritt in das Abgeordnetenhaus ver­wehren. Die Abgeordneten drängten die Schutz­leute beiseite und begaben sich in den Sitzungssaal, wo sie ihre Plätze vor der Eröffnung der Sitzung einnahmen. Als dies dem Präsidenten Tisza ge­meldet wurde, ließ er, wie am Vormittag, die Ab­geordneten aus dem Sitzungssaal entfernen, worauf auch die übrigen Mitglieder der Opposition das Ab­geordnetenhaus verließen. Bei Eröffnung der Sit­zung berichtete Präsident Graf Tisza über diesen Vorfall und begründete seine Handlungsweise. Hierauf wurde die Beratung über die Militärstraf­prozeßordnung fortgesetzt und die Vorlage angenom­men. Die Oppositionspartei reichte an das Prä­sidium des Abgeordnetenhauses eine Eingabe ein, in der sie die Verletzung der Immunität durch den Grafen Tisza anzeigt, der sie unter Anwendung von Gewalt aus dem Sitzungssaal entfernen ließ, wo­durch das Jmmunitätsrecht aröblich verletzt worden

sei.

Budapest, 5. Juni. Wegen der in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses verübten Lärm­szenen wurden auf Grund der Beweise des Jmmuni- tätsausschusses Julius von Justh zur Ausschließung von insgesamt 45 Sitzungen verurteilt. Poloniy, Lovaszi und Eitner wurden von weiteren 15 Sit­zungen, insgesamt 25, ausgeschlossen. 29 andere Mitglieder der Justh-, Kossuth- und Volkspartei wurden von 15 Sitzungen ausgeschlossen und die Abg. Szalay, Lehel. Hedervary, Hervath und Graf Mi­chael Esterhazi sind, da sie zum erstenmal wegen Lärmens zur Verantwortung gezogen wurden, ver­urteilt worden, dem Hause Abbitte zu leisten.

Konstantinopel, 5. Juni. Da die Pforte einen Landungsversuch der Italiener in Smyrna oder südlich von Scalanova befürchtet, erfolgen gegen­wärtig größere Truppenkonzentrationen in der Gegend von Smyrna. Die ganze zweite Division von Konstantinopel wird nach Smyrna geschickt. Die drei dort konzentrieten Divisionen sollen ein Armee­korps bilden, dessen Kommando der frühere Mariner minister Mahmund Muchtar übernehmen soll. Es verlautet, -daß auch die Redif-Division aus Amasia einen Mobilmachungsbefehl erhalten soll.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Zuffenhausen, 6. Juni (Telegr.) Der in einem hiesigen Steinbruch beschäftigte Arbeiter Marquardt hatte sich vor einigen Tagen mit einem Pickel in den Fuß gehauen und mußte sich ins Bezirkskranken­haus begeben. Von dort wird mitgeteilt, daß sich der Fuß verschlimmert hat und abgenommen werden mußte.

Allmannsweiler OA. Saulgau, 6. Juni. (Telegr.) Als der Forstwart Jaag in den Wald ging und das geladene Gewehr von der linken Schulter in die andere legen wollte, fiel es zur Erde, schlug gegen einen Baumstamm und entlud sich. Die ganze Ladung drang Jaag in den rechten Unterschenkel, dessen Weichteile 20 cm lang voll­ständig aufgerissen wurden. Der Unglückliche konnte sich noch mühselig nach seiner Behausung schleppen; dort brach er bewußtlos zusammen.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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