c>. Wann soll das Heugras gemäht werden? Trotz frühen Frühjahrs ist das Wiesengras noch nicht reif zur Ernte. Die letzten kalten Wochen haben das Wachstum sehr gehindert. Allerdings ist das Gras hoch gewachsen. Aber die langen Grashalme irrigem Das sog. Bodengras fehlt noch, weshalb ein zu frühes Abmähen die Ernte beeinträchtigt. Wenn auf den fruchtbaren Regen jetzt die nötige Sommer­wärme folgt, wird diese Wunder wirken. Deshalb mögen unsere Landwirte mit dem Abmähen der Wiesen noch zuwarten, denn jetzt erst wäckst das wert­volle Gras hinzu, das bei der Heuernte ausschlag­gebend ist. Schon unsere Väter haben als Termin der Heuernte Sommer-Johanni (24. Juni) ange­sehen. Das mögen unsere Landwirte in ihrem eige­nen Interesse auch noch so halten.

scd. Mutmaßliches Wetter. Die Depressionen, die sich der Reihe nach aus dem Atlantischen Ozean folgen, ziehen zumeist nördlich von uns vorbei, wodurch die Wetterlage in Süddeutschland andauernd den sogenannten Rückseitencharakter erhält und veränderlich bleibt. Für Freitag und Samstag ist noch unbeständiges, zu Gewitterstörungen geneigtes und mäßig warmes Wetter zu erwarten.

(!) Kreuzottern. Zu unserer gestrigen Notiz wird uns geschrieben: Verhältnismäßig häufig zeigt sich Heuer, wie dies fast immer nach heißen Jahren der Fall ist, das eine und andere Exemplar der Kreuzotter, der einzigen Giftschlange Deutschlands. Vorsicht bei der Wahl des Lagerplatzes und beim Baden an steinigen Ufern ist geboten. Zwar ist die Kreuzotter scheu und ergreift beim Nahen des Men­schen fast immer die Flucht, aber sie ist reizbar und stechlustig, wenn sie sich angegriffen glaubt. So wurde am 25. Dezember 1885 ein 15jähriger Tou­rist am Wilden See in die Hand gebissen. Er starb tags darauf. Also Vorsicht beim Wandern an stei­nigen Stellen!

Untertalheim OA. Nagold, 5. Juni. Der Krie­gerverein hatte sich mii einem von der Gemeinde hie­zu bewilligten Beitrag eine Donnerkanone von einer Firma in Focking in Bayern angeschafft, um damit an festlichen Anlässen schießen zu können. Das Probeschießen fand gestern vormittag in Anwesen­heit des Sohnes der die Kanone liefernden Firma statt. Beim Oeffnen des Verschlusses wird, wie bei einem Jnfanteriegewehr, die Geschoßhülse ausge­worfen. Das zur Verwendung bestimmte Pulver lag so neben der Kanone, daß die nach mehreren Schüssen heiß gewordene Hülse auf das teilweise zerkleinerte Pulver fiel und dieses sowie noch weitere daneben befindliche Sprengpulver in einer Menge von 10 Pfd. entzündete. Wie bereits kurz gemeldet, explodierte das Pulver und der ganze Platz war in eine Rauchwolke gehüllt. Durch die Explosion wurden sämtliche Anwesende, mit Ausnahme des ebenfalls anwesenden Ortsvorstehers Klink und einem kleinen Kinde, teilweise sehr schwer verbrannt. Am meisten wurde, nach einem näheren Bericht desGesellschaf­ters" Straßenwart Eduard Schlotter betroffen, des­sen Kleider in Brand gerieten. Er sprang den Berg hinunter zum Pfarrhaus, wo seine Kleider gelöscht wurden. Verbrannt sind ihm hauptsächlich Füße, Arme und Kopf. Er schwebt in Lebensge­fahr. Ferner erhielten Brandwunden der Vorstand

Tyrann Lhre.

88) Roman von K. Lubowski.

(Fortsetzung.)

Indessen ringt Wachenhusen in schwerem Kampf um ein Menschenleben . Offenbar will das Mädchen, dessen Oberkörper er mit dem linken Arm über Wasser hält, nicht gerettet sein. Sie wehrt ihm ab mit müden, kraftlosen Bewegungen allerdings, aber sie hemmen und hindern ihn doch. Endlich hören sie auf. Die Glieder werden starr, und das Haupt, über dem die Fülle dunkler Locken liegt, sinkt haltlos zurück. Die Greisin betet immer noch. Und gerade als sie an den Vers kommt:

Wie sie nun draußen zitternd steh n.

Da läßt der Herr das Heil gescheh'n, trägt Wachenhusen die Gerettete ans Land.

Ein Dutzend Hände strecken sich ihm entgegen, um die Last in Empfang zu nehmen. Ganz still ist es umher. Die lauten Reden verstummen und die Neugier zieht sich scheu zurück. Ein stiller, .hei­liger Anblick. Auch der Schluß des Osterliedes geht darin unter. Das blasse, junge Gesicht, aus dem eine mitleidige Hand die Locken, die gleich einem schweren Schleier die Züge verhüllten, zurückstreicht, redet eine gewaltigere Sprache.

Wachenhusen möchte seine Todesangst und Ver­zweiflung hinausschreien, denn er sieht jetzt erst, wen er gerettet hat.

Wohin mit ihr?

Seine Hände zittern und die Gedanken wollen ihm nicht gehorchen. Die Umstehenden bemerken seine Aufregung zwar, aber sie wundern sich nicht darüber. Wenn einer, kochheiß vom Reiten, in das

des Kriegervereins Wilhelm Nafz und Bäcker Lo­renz Kläger. Diese beiden besaßen die Geistes­gegenwart, sich sofort an Ort und Stelle ihrer eben­falls in Brand geratenen Kleider zu entledigen. Nafz erhielt schwere Brandwunden im Gesicht, Klä­ger an den Händen. Dem Steinhauer Engelbert Lutz wurden die linke Gesichtshälfte, sowie die Haare bis zum Hutrand verbrannt. Leichtere Brandwun­den zogen sich noch Clemens Lutz, Schneider, Johan­nes Müller, Schäfer, Anton Klink, Gemeinderat und der Sohn des Lieferanten zu. Aerzliche Hilfe war in kurzer Zeit zur Stelle.

Neuenbürg, 6. Juni. Die Einnahmen im Haus­halt der Amtskörperschaft sind auf 91000 Mk., die Ausgaben auf 198 000 Mk. von der Amtsversamm­lung festgesetzt worden. Der ALmangel soll durch eine Umlage von 101 000 Mk. und durch Restmittel in Höhe von 6000 Mk. gedeckt werden. Ferner wurde beschlossen, für das Krankenhaus zwei Liege­hallen und zwei Gartenhäuschen zum Aufenthalt für die Kranken zu erstellen.

Württemberg.

Württembergischer Städtetag.

Heidenheim, 5. Juni 1912.

Vor Eintritt in die geschäftlichen Verhandlungen begrüßte Oberbürgermeister Jäkle den gestern zum erstenmal in Heidenheim versammelten würt- tembergischen Städtetag und hieß die Vertreter herzlich willkommen. Zum Jungdeutsch­landbund und der Reichsflugspende nimmt der Städtetag den Standpunkt ein, daß städtische Bei­träge nicht gewährt werden sollen, daß damit aber eine persönliche Unterstützung seitens der Stadtvor­stände nicht ausgeschlossen sein soll. Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die Aufstellung ge­meinsamer Nergebungsgrundsätze für öffent­liche Arbeiten. Hierüber wurde bereits in einem früheren Städtetag verhandelt, und Ulm er­hielt den Auftrag, einheitliche Preislisten auszu­arbeiten. Diese Arbeiten sind, wie Bürgermeister Dr. G ö b e l - Heilbronn dem Städtetag mitteilt, abgeschlossen, so daß man nun zur Aufstellung ge­meinsamer Vergebungsgrundsätze übergehen kann, deren Notwendigkeit anerkannt wird. Der Städte­tag hält eine gesetzliche Regelung nicht für wün­schenswert, vertritt vielmehr den Standpunkt, daß die Städte diese reine Eemeindeangelegenheit selbst zu regeln haben. Beschlossen wird auf Antrag des Oberbürgermeisters Dr. Göbel-Heilbronn, die Stadt Ulm zu bitten, die Aufstellung einheitlicher Ver­gebungsgrundsätze unter Zuziehung der Bauämter der im Städtetag vertretenen Städte auszuarbeiten. Einen breiten Raum in den gestrigen Verhand­lungen nahm der Antrag Ludwigsburg betr. Aen - derung der Gemeindesteuerrechte ein. Allseitig wurde die Reformbedürftigkeit der bestehen­den Steuergesetzgebung anerkannt. Neben der Er­höhung der Gemeindeeinkommensteuer bis zu 75 Prozent der staatlichen Einheitssätze, wie sie ein bei der Regierung in Vorbereitung befindlicher Gesetz­entwurf vorsieht, wurde hauptsächlich die stärkere Heranziehung des Kapitals durch Erhöhung des

eiskalte Element hineinspringt, kann es gar nicht anders sein.

Wohin mit ihr?" wiederholt jemand an seiner Seite die Frage, an die sich sein Inneres klammert, um vor all diesen Menschen wenigstens einen Rest von Fassung zu bewahren.

Da reißt er sich mit starker Anstrengung zusam­men. Eine wilde Freude packt ihn, den Mann, der einst sein Freund war, demütigen zu können und damit vor sich selbst die Rechtfertigung der schweren Beleidigung, die er ihm ins Gesicht geschleudert hat, zu bewirken.

Leutnant von Tarenberg," lallt er mit müder Zunge,gebt ihm Nachricht!"

Ein paar Jungen stürzen eilfertig davon. Unter ihnen der kleine Bäckerjunge, der Nora sofort wieder erkannt hat. Die Frauen machen sich an der Bewußt­losen zu schaffen. Sie frottieren den starren Körper mit ihren dicken, selbstgewebten Schürzen. Nur Wachenhusen steht untätig dabei und sieht in das regungslose, wunderschöne Gesicht des Mädchens, das er liebt, auch jetzt noch, trotz allem, was geschehen ist. Ein alter Mann schiebt sich an ihn heran.

Herr Leutnant sollen nach Haus gehen und einen ordentlichen Schnaps trinken vor die innerliche Erwärmung," rät er bescheiden.

Wachenhusen schüttelt den Kopf. Er muß zuvor wissen, ob sie lebt.

Die Minuten verstreichen langsam. Da endlich zuckt Noras kleine weiße Hand auf und tastet nach dem Herzen hin. Gleich darauf sinkt sie wieder schlaff und matt zurück. Aber das Gesicht erscheint nicht mehr so erschreckend starr und spitz, wie vordem. Wachenhusens Verzweiflung ist nach der Bewegung,

Steuersatzes von 1 auf 1^ Prozent in der Debatte befürwortet, ebenso eine Erhöhung der Hundesteuer. Z: r Erwägung wurde auch die Einführung einer Katz^nsteuer und einer Ansichtspostkartensteuer ge­stellt. Von einer diesbezüglichen Petition wurde jedoch Abstand genommen, und der Städtetag einigte sich dahin, seinerseits eine Denkschrift über die Fort­entwicklung des Gemeindebesteuerungsrechts in Württemberg auszuarbeiten und der Staatsregie­rung übergeben zu lassen. Zu diesem Zweck soll, um eine ganz hervorragende Arbeit zu bekommen, ein aus dem Gebiet des Steuerwesens theoretisch und praktisch ganz besonders erfahrener Mann zu ge­winnen versucht werden, welcher bis zur Fertig­stellung dieser Arbeit ausschließlich im Dienste des Städtetags tätig zu sein hat. Zur Auswahl dieses Mannes wird eine engere Kommission, bestehend aus den Stadtvorständen der Städte Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Reutlingen, Eßlingen, Heidenheim und Feuerbach gebildet. Die Kosten für die Ausarbei­tung der Denkschrift sollen auf die im Städtetag ver­tretenen Städte nach der Bevölkerungszahl umgelegt werden, voraussichtlich wird es sich um ca. 2 Pfg. pro Kopf der Bevölkerung handeln. Diesbezügliche Anträge werden den in Frage kommenden Ge­meindekollegien in nächster Zeit zur Beschlußfassung unterbreitet. Auf Antrag von Tuttlingen wird die Unterstützung der Eingabe der Stadt Stuttgart betr. die Aufhebung des Einfuhrverbots für Schlachtvieh vom Städtetag unterstützt. Nach den dem Stadtvorstand von Stuttgart gewor­denen Informationen ist es zweifelhaft geworden, ob der Entwurf eines Gesetzes betr. Neuregelung der Pensionsverhältnisse der Körperschaf tsbs- a m t e n und Unterbeamten und ihrer Hinterbliebe­nen'dem gegenwärtigen Landtag noch zur Beratung zugehen wird. Der Städtetag nimmt hiervon mit Bedauern Kenntnis und beschließt, in letzter Stunde nochmals bei dem K. Ministerium vorstellig zu wer­den, den Gesetzentwurf dem Landtag vorzulegen. In der betr. Eingabe soll zum Ausdruck gebracht werden, daß die Nichteinbringung bei sämtlichen Ge­meinde- und Körperschaftsbeamten, sowie besonders bei den Unterbeamten eine herbe Enttäuschung Her­vorrufen müsse und daß besonders letztere eine staat­liche Regelung ihrer Pensionsverhältnisse sehnlichst erwarteten. Würde diese Hoffnung getäuscht, so müßte dies eine starke, im Hinblick auf die bevor­stehende Landtagswahlbewegunq nicht erwünschte Beunruhigung in diesen Kreisen verursachen. Die Stadt Stuttgart wird am 1. Oktober d. I. eine Polizeischule einrichten, welche, wie Ober­bürgermeister Lautenschlager dem Städtetag mitteilt, auch den andern Gemeinden des Landes zugänglich gemacht werden soll. Als Unterrichts­geld für die auf drei Monate berechneten Kurse wird der Betrag von 30 Mk. in Rechnung zu nehmen sein. Oberbürgermeister Jäkle gibt als Vor­sitzender des heutigen Städtetages der Befriedigung der Gemeinden über dieses Entgegenkommen der Stadt Stuttgart Ausdruck. Nach dem im Hotel Ochsen eingenommenen Mittagessen besichtigten die Teilnehmer noch einzelne Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten der Stadt, darunter das Fllr- sorgeheim, die Arbeiterwohnungskolonie der Ge-

> die vielleicht nur sein Auge gesehen hat, stiller ge­worden. Nun kann er nach Hause gehen . Man bringt ihm die vorher abgeworfenen Sachen herbei. Er vergißt zu danken. Mechanisch legt er sie an und stolpert heimwärts, schwankend und unsicher, als wenn jemand im Dunkeln über loses Flachland geht. Er durfte nicht länger bei ihr bleiben. Der Ehren­rat hat das Duell genehmigt und das erste Wieder­sehen mit Tarenberg nach jenem schrecklichen Augen­blick muß mit der Pistole in der Hand stattfinden. So weit ist es erst morgen in der Frühe.

Eine Viertelstunde später ist Tarenberg zur Stelle. Die wirren Reden der Jungen und Noras Abwesenheit im Jnspektorhaus, das er sofort nach beendetem Dienst aufsuchte, um sich die Fortsetzung des unterbrochenen Gespräches zu erzwingen, be­seitigen jeden Zweifel an dem, was sie stotternd und wichtig mit erhitzten Gesichtern erzählen.

Und jetzt sieht er sie vor sich. Star und still. Die Lippen blutleer und leicht geöffnet, als wenn sich ihnen soeben erst der Schrei des Entsetzens über die Menschen, die sie so weit gebracht haben, ent­rungen hätte.

Er winkt ein paar Männer heran.

Bringt eine Tragbahre!" befiehlt er. Seine Stimme ist ganz ruhig.

Sie haben schon an etwas Aehnliches gedacht und vom Gärtner nebenan die Holzbürge, mit der sie Erde und Dünger auf die Frühbeete schaffen, herbei­geholt. Tarenberg zieht den Mantel aus und deckt ihn über das schwere, feuchte Holz. Dann bettet er die regungslose Gestalt darauf.

(Fortsetzung folgt.)