dann in die Tagesordnung eingetreten. Nach Vorlage der Rechnung betragen die Einnahmen 89 Mk. 66 Pfg-, die Ausgaben 53,05 Mk. und bliebe somit ein Kassenbestand von 36 Mk. 61 Pfg. Von diesem Kassenbestand sind aber in diesem Monat schon wieder für Unterstützungen 20 Mk. 65 Pfg. gegeben, so daß gegenwärtig noch 15,96 Mk. in der Kasse sind. Bei dem Privatsparverein sind angelegt Stand am 1. Jan. 1909 609 Mk. 80 Pfg., somit beträgt das gesamte Vermögen 625 Mk. 76 Pfg. Bei den vorgenommenen Wahlen wurde Vorstand, Kassier und Ausschuß per Akklamation wiedergewählt. Da ein weiterer Antrag von Seiten der Vorstandtschaft und der Mitglieder nicht vorlag, nahmen die Verhandlungen einen schnellen Verlauf und konnte die Versammlung bald wieder geschlossen werden. Der Krankenunterstützungsverein ist eine wohltätige Einrichtung und für Luxuszwecke wird nicht ein Pfennig verausgabt, sondern nur für Unterstützung der Mitglieder. Leider wird dies von der Einwohnerschaft immer noch zu wenig eingesehen.
-n. Ebhausen, 1. Febr. Vereinssekretär Fischer von Reutlingen hielt gestern nachmittag im Waldhornsaal einen Vortrag über die Bestrebungen der evangelischen Arbeitervereine. Die Versammlung war gut besucht von Arbeitern, aber auch von selbständigen Handwerkern und sonstigen Arbeitgebern. Der Redner fand für seinen fließenden Vortrag, in dem er namentlich auf das Bestreben der evangelischen Arbeitervereine hinwies, friedliche Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern herbeizuführen, bei den zahlreichen Zuhörern geneigte Ohren. Am Schluß seiner guten Ausführungen wurde ihm lebhafter Beifall gezollt. Seiner Bitte, auch hier durch Gründung eines Zweigvereins die Bestrebungen der evangelischen Arbeitervereine zu fördern, wurde entsprochen, insofern eine schöne Anzahl der Beteiligten den Beitritt zum Verein erklärte. H. Fischer versprach, in Bälde wieder zu kommen, um noch im einzelnen die Angelegenheiten des hiesigen Zweigvereins zu regeln. Obwohl auch Gegner des evangelischen Arbeitervereins an der Versammlung teilnahmen, so erfolgte trotzdem kein Widerspruch zu den Ausführungen des Redners, der am Schluß zur freien Diskussion aufforderte.
* Conweiler, 1. Febr. Gestern abend brannte das kleine Wohngebäude der Katharine und Christian Altergott nieder. Brandstiftung wird vermutet.
js Wildbad, 1. Febr. Ein allzu leichtgläubiger und nicht besonders gewandter städtischer Arbeiter ließ sich in Pforzheim von der Liebenswürdigkeit einer Schönen von Degerloch einnehmen, daß er sie nach dein ersten Sehen zum Besuch und zur Heirat einlud. Das Mädchen ließ sich auf die Sache ein, machte mehrere Besuche und wußte bei diesen von ihrem verliebten Anbeter etwa 1000 Mark herauszulocken. Jetzt hat der Arbeiter das Nachsehen.
* Herrenberg, 2. Febr. Bei der mit der am Samstag und Sonntag veranstalteten 4. Gau-Geflügel-Ausstellung verbundenen Sitzung des Gauverbands-Ausschusses wurde beschlossen, den Gauverband aufzulösen.
' Tübingen, 1. Febr. Das hiesige Schöffengericht verurteilte Freiherrn Wolf von der Osten-Sacken wegen Demolierung einer Laterne zu 3 Tagen Gefängnis.
js Urach, 1. Febr. Auf der Straße nach Hülben hat bei der Steinquetscherei ein Handwerksbursche ein Mädchen von Hülben mit dem Messer bedroht und ihm die Barschaft abgenommen.
ss Stutttgart, 1. Febr. Der Polizeibericht schreibt: In einer Wohnung in Cannstatt kam am Samstag vormittag ein 14 Jahre altes Mädchen dem geheizten Ofen zu nahe, so daß seine Kleider Feuer fingen. Das Mädchen erlitt schwere'Brandwunden, an denen es im Karlolgakrankenhaus gestorben ist. In einer Wirtschaft am Leonhardsplatz wurde am Samstag nachmittag ein 20 Jahre alter
Das Leben soll die Erde sein,
Darin die Weisheit Wurzel schlägt,
Und pflanzt ihr drin den Kern nicht ein.
Wächst auch kein Baum, der Früchte trägt.
Badenstedt.
Hohe Schule.
Roman von C. von Dorna u.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Neuntes Kapitel.
Das Wetter batte sich nach dem heftigen, nächtlichen Gewitterregen schnell wieder aufgeklärt, nur die Hitze hatte nachgelassen, und Mensch und Tier empfand das als Wohltat nach der hohen Temperatur der letzten Wochen. Schöne, klare Sommertage zogen über das stille Dörfchen in seinem lieblichen Waldeskranze, und ihr sonniger Frieden senkte sich in Herz und Sinn. In einem unendlich wohligen Einerlei glitten diese Sommertage an Lola vorbei, und ihre Gefährten empfanden gleich ihr den ganzen Zauber nordischer Sommerpracht. Bergen mußte noch immer den stark entzündeten Arm in der Schlinge tragen rwd litt zeitweise noch sehr heftige Schmerzen, aber doch beklagle er keinen Augenblick mehr den verhängnisvollen Zufall, der ihn nach diesem abgelegenen Erdenwinkel verschlagen hatte. Er dachte auch nicht mehr an Abreise und batte dem Freunde, der ihn in Ungarn zur Jagd erwartete, telegraphisch abgesagt. Wunschlos, traumhaft friedlich, reihten sich die Tage; schon eine Woche war vergangen, seit er zum erstenmal an des Doktors Seite auf der Torfstraße unter dem Pfarrhaus« gestanden und die weiße Gestalt oben auf dem Balkon in dem grünen Rahmen von wildem Wein erschien. - Wie ihm doch schließlich der prächtige Doktor gefiel «it seinem unversieglichen Humor und dem klaren, weltkundigen Wesen! Er und die lebhafte alte Französin mit ihrem köstlichen Radebrechen der deutschen Sprache bildeten das belebende Element
Kellner von seinem Tischnachbar aus Unvorsichtigkeit mit einem Revolver in den rechten Oberschenkel geschossen.
* Stuttgart, 31. Januar. Der auf Grund des neuen Parteistatuts gewählte engere Ausschuß der Volkspartei hat sich heute konstituiert. Zum Parteivorsitzenden wurde gewählt Prof. Hoffmann, zum stellvertretenden Vorsitzenden Chefredakteur Schmidt, zum Kassierer Gemeinderat Fischer, zu Schriftführern Rechtsanwalt Payer II und Stadtgeometer Kercher.
ss Stuttgart, 1. Febr. Bei den württembergischen Zollstellen sind an Trauben zur Weinbereitung in der Zeit vom 1. August bis 31. Dezember 61.627 (im Vorjahr 97.465) Doppelzentner verzollt worden. In den drei vorausgegangenen Jahren waren es 64.682 bezw. 103.367 bezw. 56.622 Doppelzentner. Bei einer Verwendung von 150 Kg. Trauben zu einem Hektoliter Wein entspricht die letztjährige Traubeneinfuhr einer Weinmenge von 41.085 (im Vorjahr 64.976) Hl., während die inländische Weinernte sich auf 244.326 (174.002) Hl. belief.
! Stuttgart, 1. Februar. Die Gründung eines Vereins zur Wahrung der Interessen des gesetzestreuen Judentums wurde am letzten Samstag in einer zahlreich besuchten Versammlung im oberen Museum beschlossen. Düse Vereinsgründung wurde namentlich auch im Hinblick auf die in Aussicht stehende neue israelitische Kirchenverfassung als notwendig erachtet. Der neue Verein will unter den Israeliten Württembergs demnächst eine lebhafte Propaganda entfalten.
js Stuttgart, 1. Febr. Das Württembergische Laudes- versicheruugsamt hatte im Jahre 1908 einen Anfall von 160 Rekursen, wozu 29 aus dem Vorjahr übernommene kommen. Davon entfallen 105 auf Versicherte und 84 auf Versicherungsträger. Erledigt wurden durch Urteil 122 und auf andere Weise 17 Fälle, sodaß 50 unerledigt blieben. In den durch Urteil erledigten Fällen wurden die Entscheidungen der Schiedsgerichte bei Versicherten 46 und bei Versicherungsträgern 25mal bestätigt und bei Versicherten 22 und Versicherungsträgern 29mal aufgehoben bezw. abgeändert.
js Horrheim O.A. Vaihingen, 1. Februar. Samstag Nacht, etwa uni 1 Uhr, hatte der hiesige Nachtwächter im Ort einen Wagen mir angespanntem Pferd gefunden. Da von einein Fuhrmann weil und breit keiire Spur war, stellte er das Pferd im Gasthof zum „Engel" ein. Schon mit Tagesanbruch kam von Sch. der Eigentümer mit seinem Sohn um sein Fuhrwerk zu suchen; er hatte bei Schnee und Mondschein Rößlein und Wagen verloren. Die Freude beim Wiedersehen seines Eigentums war groß und wohlgemut fuhren sic in aller Stille der Heimat zu.
js Gerlingen, 1. Febr. Der 14jährige Sohn des Landwirts Roth, der die Realschule in Korntal besucht, ging, am Samstag von der Schule weg nach dem Beckheimer Hof, um Schlittschuhe zu fahren. Der See war jedoch erst ausgeeist worden und die Eisfläche, die sich inzwischen wieder gebildet hatte, besaß noch nicht genügende Tragfähigkeit. Der Knabe brach ein und ertrank. Die Leiche konnte erst am Sonntag geborgen werden.
ss Gaildorf, 1. Febr. Gestern mittag ist in dem als Schul- und Rathaus dienenden Gebäude in Laufen hies. Oberamts Feuer ausgebrochen. Das gesamte Mobiliar des Lehrers ging zu Grunde. Die wichtigsten Rathausakten, ebenso Kasse und Bücher des Darlehenskaffenvereins blieben erhalten. — Hiezu wird von anderer Seite noch gemeldet: Heute Sonntag mittag kurz nach 12 Uhr brach in dem freistehenden Schul- und Rathaus in Laufen a. K. auf bis jetzt unaufgeklärte Weise — man redet von einem Kamindefekt — Feuer aus, welches das Gebäude bei dem starken Schnee- sturm bis ans den Grund einäscherte. Die Lehrersfamilie konnte an Fahrnis nur retten, was sie auf dem Leibe trugfi die Akten des Rathauses wurden zwar aus dem Gebäude gebracht, sind aber so zerstreut, daß vieles fehlen wird und
ihrer Tafelrunde. Denn die vier so wunderlich hier zusammen- geführten Menschen hatten sich am Tage nach Berqcns erstem Ausgange beim Mittagessen im einzigen Gasthofe des Dorfes, in dem die beiden Herren Wohnung genommen batten, zusammengefunden und bildeten seitdem eine sehr fröhliche, kleine Tischgesellschaft. Was sonst im Dorfe noch von erholungsbedürftigen Lehrern, kleinen Beamten oder einzelnen Damen wohnte, verfertigte das einfache Mittagsmahl selbst oder teilte es mit den jeweiligen Quartierwirten, lind die wenigen Passanten, die dies weltentrückte Fleckchen Erde aufsnchten, aßen im niedrigen, verräucherten Wirtsbaussaale, während die kleine Gesellschaft des Dr. Luders sich im Garten den Mittagstisch bereiten ließ. Da saßen sie nun täglich um die Mittagsstunde unter den herrlichen, alten Linden im angeregten Geplauder, nnd die brave Wirtin trug das Beste herbei, was Küche, Keller und Garten lieferten, und freute sich der vornehmen, nie feilschenden Gäste — die waren bisher rar gewesen in Walddorf!
Die Vormittage verbrachte die alte Französin stets im Pfarrgarten oder auf ihrem Balkon, und ihre Nichte leistete ihr dabei getreulich Gesellschaft. Am späteren Nachmittag wurden dagegen täglich weite Spaziergänge oder kleine Ausflüge gemacht; Mlle. Hsricourt fühlte sich durch die erquickende deutsche Waldlnft so gestärkt, daß sie sich fast immer an diesen Partien beteiligen konnte. Sie war dann unermüdlich im drolligen Wortgefecht mit dem jungen Arzt, wobei sie mit ihrem gebrochenen Deutsch seiner gewandten Dialektik doch nie gewachsen war und sich schließlich nur retten konnte, indem sie ihn mit einer Flut stürmisch hervorgesprudelrer französischer Sätze überschüttete. Die verstand dann wieder der Doktor nicht, und das schauderhafte Französisch, in dem er zu antworten versuchte, ritz die alte Dame zu größter Heiterkeit hin, worauf für kurze Zeit das Kriegsbeil zwischen den beiden begraben wurde, um bei der Nächsten Veranlassung wieder hervorgeholt zu werden.
Oft erst spät am Abend kehrten die vier Wanderer von ihren genußreichen Ausflügen Hei«, «nd sie trennten sich nicht ohne
vernichtet ist. Auch den Grundbuchakten wurde übel mitgespielt. Der Kassenschrank des Darlehenskassenvereins befindet sich mit seinem ganzen Inhalt, Büchern, Schuldscheinen und etwa 1600 Mk. bar Geld unter einer Schutt- und Feuermasse im Erdgeschoß, wohin er vom zweiten Stock herabstürzte. Gebäudeschaden ca. 20 000 Mk.
js Gmünd, 1. Febr. Gestern ist im Alter von 89 Jahren der Senior der württembergischen katholischen Geistlichkeit, Pfarrer Thaddäus Heilig, der seit 1893 hier als Pensionär in der Klösterlesgasse lebte, gestorben.
js Unterurbach OA. Schorndorf, 1. Febr. Das vor einigen Jahren neuerbaute Wohnhaus des Maurers Maier brannte gestern abend völlig nieder.
ss Ulm, 1. Febr. Im Lokal der Polizeiwache hat sich gestern der Elektrotechniker Vogelmann aus Heilbronn in dem Augenblick erschossen, als seine Personalien festgestellt werden sollten. Er war wegen eines Zechbetrugs zur Anzeige gebracht worden.
js Ulm, 1. Febr. Gaißböcke fressen in der Regel Grünzeug, in Wiblingen hat aber einer Zwanzigmarkscheine gefressen. Bei einem dortigen Wirt kam der Gaißbock in die Wirtsstube, die eben leer war und spürte das Plätzchen auf, au dem der Wirt sein Geld verwahrte. Die raschelnden Banknoten erregten die Freßlust des Bockes und er fraß drei Zwanzigmarkscheine. Beim Vertilgen eines vierten wurde der sonderbare Gast überrascht und, als man das Unheil merkte, das er angerichtet, sofort geschlachtet, um wenigstens die Nummern der Scheine zu erlangen. Es gelang dies aber nicht, denn das Papier war schon zu sehr verlaut.
Schneefälle und Verkehrsstörungen.
* Pfalzgrafenweiler, 2. Febr. Durch den anhaltenden reichlichen Schueefall und die Schneeverwehungen mußte gestern der Postverkehr mit Dornstetten eingeschränkt werden; von den regelmäßigen Fahrten mußten zwei ausfallen. Heute hofft man, die regelmäßige Verbindung wieder herzustellen.
' Calw, 1. Febr. Durch großen Schneefall sind in den Fabriken die auswärtigen Arbeiter nur in kleiner Zahl erschienen. Der Verkehr ist vielfach gehemmt.
js Sulz a. N., 1. Febr. Auch hier hat die Schneeverwehung zu einer Eiustellung des Postverkehrs geführt. Die Fahrten nach Roseuseld mußten unterbrochen werden. Ferner ist die Post zwischen Aisteig und Dornhan heute früh nicht gefahren.
ss Oberndorf, 1. Febr. Seit Samstag wütet hier mit kurzen Unterbrechungen ein heftiger Schneesturm. Der Bahnschlitten warf in den Straßen der Stadt meterhohe Wälle auf. In den Höhenorten Beffendorf, Hoch-Mössingen- Fluorn u. s. w. mußte Mannschaft aufgeboten werden, um den an Bahnschlitten gespannten Pferden, die im Schnee versanken, mit Schaufeln vorzuarbeiten. Der Schnee liegt dort stellenweise über zwei Meter hoch. Die Postfahrterr nach und von Alpirsbach konnten gestern nicht aus geführt werden.
ff Schramberg, 1. Febr. Wir verzeichnen seit Samstag riesige Schneefälle. Die am Sonntag abend von Oberndorf abgehende Post mußte in Waldmössingen liegen bleiben, weil sie wegen der ungeheuren Schneemasse nicht mehr weiter konnte. Das P ostaut o m o bil von Rottweil nach Schramberg blieb mehrmals imSchnee st ecken und kam schließlich mit zwei Stunden Verspätung hier an. Heute morgen ist keine Post hier ab gegangen, weil die Straßen noch nicht gebahnt sind. Die Bahnzüge trafen mit 1 '-2 Stunden Verspätung hier ein. Der erste Zug mußte in Schiltach Stadt aus dem Schnee herausgeschaufelt werden. Auf dem hiesigen Bahnhof wird seit heute morgen 3 Uhr an dem Beseitigen der Schneemassen gearbeitet.
eine Verabredung für den nächsten Tag. Und dann zogen sich die beiden Damen in ihre Wohnung zurück, und Doktor und Patient steuerten ihrem Wirtshause zu — elfterer ebenso über» sprudelnd beiter und gesprächig, wie vom frühen Morgen an. der andere meist still nnd nachdenklich, die Eindrücke des Tages noch einmal durchlebend. Er war sich noch nicht bewußt, worin eigentlich für ihn der wunderbare Zauber dieser Sommertage ruhte — er gab sich ihm ohne Skrupel, ohne nähere Prüfung hin, und der stolze, in allen Vorurteilen seines Standes befangene Aristokrat vergaß gänzlich, sich klar zu machen, daß er noch nie in seinem Leben so harmlos vertraulich mit Leuten aus einer andern Lebenssphäre, von denen er doch im Grunde genommen so gut wie garnichts wußte, verkehrt habe.
Die beiden Damen waren sehr sparsam mit Mitteilungen aus ihrem Leben, und Bergen würde es für die unzarteste, unritterlichstt Indiskretion gehalten haben, sie durch Fragen zu gröberer Mitteilsamkeit anzuregen. Wozu auch? Das schöne Mädchen mit dem fremdländisch klingenden Namen, das doch so echt deutsch war im Aeußern und Wesen, trug unverkennbar den Ausdruck eines hoben, reinen Geistes, und auch bei.der heitersten Unterhaltung umgab sie ein Hauch kühler, selbstbewußter Zurückhaltung. Dies klare, offene Auge batte nichts zu verbergen; dieser liebliche Mund wäre einer Lüge unfähig gewesen, nnd die leichte Herbheit, das Abgeschlossene ihres Charakters war das Resultat einer tadellosen Erziehung — das heißt einer Erziehung, wie sie Herr von Bergen verstand und für eine vornehme Frau unerläßlich fand: in äußerster Zurückhaltung, geschaffen einzig und allein für das Hans und die Familie, streng abgegrenzt nach außen, in Unkenntnis. fern von allen den modernen Bestrebungen und Neuerungen, die das Wesen echter Weiblichkeit erschüttern wollen. Gott sei Dank! Davon batte dies liebliche Frauenbild nichts — klar, kühl und lauter war es, wie der Mondschein, der jetzt allabendlich seinen Feenschleicr über die schlummernde Erde senkte
-O! diese wundervollen Mondnächte nach den lieben, schönen
Sommerabendeu! Wie Balsam legten sie sich «nf die Angen.