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!lnpükteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den GberamLsbezirken Nagold, FreudensLadt, Talw u. Neuenbürg
Fernsprecher Nr. 11.
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Ks» S4.
Ausgabeort Altenfteig-Stavt.
Gamstag, drrs 3V. Januar
Amtsblatt für Pfalzgrafenwetter.
1SVS.
D« czechische Größenwahn.
Vor wenigen Tagen ist mitgsteilt worden, daß die böhmischen Postbeamten die nach dem Auslande, also nach Deutschland hineingehenden Postbeutel mit czechischen Aufschriften versehen. Sie tauften also die Namen der deutschen Städte ins Czechische um und muteten ihren Kollegen von der Reichspost und in Bayern zu, mit diesen krausen Lauten fertig zu werden. Wenn das so meiterginge und jede Nationalität in der habsburgischen Monarchie die Briessäcke in ihrer Sprache adressieren wollte, dann würde etwas Schönes herauskommen, und darum gilt für Oesterreich als Amtssprache die deutsche. Diese Verfügung der Wiener Regierung ist bis auf diesen Tag nicht ausgehoben worden, aber wie an so vieles, kehren sich die Czechen auch hieran nicht. Nicht allein die Postbeamten, überhaupt alle Beamten nichtdeutscher Abstammung in Böhmen denken, unsere Regierung in Wien ist weit und im Lande haben nur wir zu kommandieren.
Den Czechen erscheint heute Alles, was deutsch ist oder nach deutschem Wesen aussieht, als ein Greuel. Die Deutschen sollen hinaus aus Böhmen, und wenn die deutschen Städte, die heute noch bestehen, von einem Erdbeben in einen Schutthaufen verwandelt würden, der Jubel würde in Prag groß sein. Das goldene Prag ist die Brutstätte aller Deutschenhetze. Hat doch der Bürgermeister die Unverschämtheit gehabt, nach Wien zu melden, es werde in der Stadt nicht früher Ruhe geben, bevor nicht den deutschen Studenten das Farbentragen verboten sei. Wenn das zugestanden wäre, käme natürlich sofort die Forderung hinterdrein, die Prager Universität für alle Deutschen zu sperren. Man sieht aus diesem Auftreten, welchen Nutzen der im Dezember verhängte Belagerungszustand gehabt hat, nämlich gar keinen. Aus den Augen — aus dem Sinn.
Dieser Deutschenhaß in Böhmen beruht schon mehr auf krankhafter Einbildung. Wenn es ginge, müßte über die ganze „Czechen-Nation" eine große Glocke gestülpt werden, damit Niemand ansbrechen und anderweit Schaden anrichten kann. Die deutschen Böhmen haben ihren slavischen Landsleuten ursprünglich nicht das Mindeste zu Leide getan, daß sie heute sich gegen die Ausschreitungen wehren, in der Hitze des Gefechts Gleiches mit Gleichem erwidern, ist selbstverständlich nicht zu verhüten. Geduldig läßt sich eben Niemand blutig prügeln. Als die Franzosen mit ihren nationalen Abzeichen kamen, war der Jubel groß, nur auf die Deutschen wird losgehackt, weil, das ist des Pudels Kern, die deutsche Kultur der Czechen-Kultur über ist.
Von diesem tollen Fanatismus, der allein eine harte und rücksichtslose Faust zu bändigen vermag, haben wir in
der ganzen neuen Geschichte kein Beispiel. In Frankreich war in den ersten zwanzig Jahren nach dem großen Kriege die Aufregung eine außerordentliche, die Deutschen wurden hinausgebissen oder als Spione verdächtigt, aber darum konnte man doch in Pariser Schaufenstern Bilder des deutschen Kaisers und Bismarck's sehen, war an den Läden oft genug verzeichnet, inan spricht deutsch. U.nd die Pariser Hotels waren froh, wenn sie das Haus voll von deutschen Gästen hatten. In Prag verweigert mau aber den Deutschen schon die Quartiere und boykottiert Jeden, der mit Deutschen Geschäfte macht. Das Deutsche soll eben ausgerottet werden und bleiben darf nur, ivas zcechisch heißt.
Gnade Gott einem Staatswesen, in dem für die Zukunft eine solche Gesinnung den Kopf ungestört hoch tragen darf. Dies Treiben ruiniert die Wurzeln aller Macht, war es doch schon weit genug gekommen, daß czechische Soldaten ungeniert für die ebenso verrückten Serben eintraten. Wenn hier nicht bald einmal ganz energisch durchgegriffen wird, so ist das Ende ein kaum noch verhüllter Bürgerrrieg.
Württembergischer Landtag.
Die Annahme der fachmännischen Bezirksschul- Aufsicht.
Stuttgart, 28. Jan.
Tie Beratung der Volksschulnovelle wurde heute zunächst bei Art. 12 (Art. 81), der von der Bezirksschulaufsicht handelt, fortgesetzt. Häsfner (D. P.) nimmt namens seiner Fraktion zu den verschiedenen gestellten Anträgen Stellung, lieber die grundsätzliche Frage nochmals zu sprechen, sei überflüssig, nachdem das schon früher ausführlich geschehen sei. Seine Partei stehe in dieser Frage grundsätzlich auf einem anderen Standpunkt als das Zentrum. Keßler (Z.) ist zu Beginn seiner Rede völlig unverständlich, Es werden Zwischenrufe hörbar: lauler! Bei der zunehmenden Unruhe im Hause hört Keßler zu sprechen auf. Präsident v. Payer: Es ist meine Sache, für Ordnung in diesem Hause zu sorgen. Ich bitte den Herrn Redner fortzufahren. Keßler (Z.) begründet nun, etwas lauter sprechend, den Antrag des Zentrums, daß der Bezirksschulaufseher nicht von jeder Ortsschulratssitzung rechtzeitig unterrichtet zu werde» brauche. Li e- s ch i ng (V.): Auf die prinzipielle Seite gehe er nicht mehr ein. Tie fachmännische Bezirksschulaufsicht müsse durch aus dem Lehrerstand heroorgehende Staatsbeamte ausgeübt werden, und zwar sollen in der Regel ältere Volksschullehrer in Be
tracht kommen. Das neue Amt solle keine Domäne für Theologen werden. Selbstverständlich gehe man nicht soweit, zu verlangen, daß etwa den z. Zt. schon im Amt befindlichen Bezirksschnlaufsehern der Laufpaß gegeben werden solle. Hey mann (Soz.) stellt eine Reihe von Ab- änderungsanträgen. Gras-Heidenheim (B. K.): In.der Uebergangszeit sollen die erprobten seitherigen Bezirksschulaufseher beibehalten und auch ältere erfahrene Volksschullehrer zugezogen werden. Löchner (Vp.): Es ist das Gesamt- interesse der Schule ins Auge zu fassen, und dieses erfordere das Aufhören der geistlichen Aufsicht, wobei er übrigens für den Lehrerstand kein Monopol wolle. Aufsicht habe der Lehrerstand überreichlich gehabt, aber die richtige fachmännische Leitung habe ihm gefehlt. Hey mann (Soz.) begründet in längeren Ausführungen die von ihm einge- brachten Anträge und bekämpft die Anträge des Zentrums. Der Bezirksschulaufseher werde für die Entwicklung des württ. Volksschulwesens in Zukunft der allerwichtigste Faktor sein. Kultminister v. Fleischhauer: Dieser Artikel gebe — neben der Regelung der Ortsschulaufsicht — dem Entwurf sein charakteristisches Gepräge. Die vorgesehene Aendcrung sei im Interesse der Schule geboten und werde von allen Parteien mit Ausnahme des Zentrums als notwendig anerkannt. In dem größeren Teil von Deutschland sei diese Reform bereits durchgeführt: Württemberg hole nur Versäumtes nach, wenn es jetzt Nachfolge. Der Reden seien nun genug gewechselt; die Frage sei spruchreif. An Ihnen ist es nun, meine Herren, durch eine möglichst einmütige Beschlußfassung den Bemühungen der Regierung denjenigen Rückhalt zu geben, dessen sie bei der weiteren Behandlung des Entwurfs zur Lösung der wichtigen Frage bedarf. (Lebh. Bravo!) Nach verschiedenen Bemerkungen des Abg. Weber (Z.), der insbesondere gegen den Abg. Lö chner polemisiert, macht Berichterstatter Tr. Hie der (D. P.) rückschauend einige Bemerkungen zur Haltung der verschiedenen Fraktionen. Schrempf (B. K.) nimmt ebenfalls — unter ziemlicher Unruhe des Hauses — zu verschiedenen heute gehörten Einwänden Stellung. Für den Bezirksschulaufseher sei eine akademische Bildung unerläßlich. Möge der große Schritt, den der Landtag zu tun im Begriffe sei, sich als segensreich erweisen! Hierauf erfolgt die Abstimmung. Die Koinmissions- anträge werden im wesentlichen angenommen. Tie Resolutionen werden mit der von Heymann beantragten Einschaltung angenommen. Hier wird abgebrochen. Fortsetzung morgen vorm. 9 Uhr. — Schluß nach halb 8 Uhr.
L«- f e s « M t
Wer eine Wohltat nicht mit Dankbarkeit vergilt, trübt selbst die Quelle sich, die ihm den Durst gestillt.
I. Hamwer.
Hohe Schule.
Roman von C. von Tornau.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Die Fremde hatte in wenigen Minuten den Talboden er» reicht. Die Angst beflügelte ihre Schritte. Schon lagen vor ihr hie ersten Häuser des Dorfes: sie bog um den Müblenteich herum, der am Eingang des Dorfes sich ausdehnte und strebte der Hauptstraße, an der das Wirtshaus lag, zu. Dort mußte aller Wahrscheinlichkeit nach der Arzt noch weilen, der sich in diesem Sommer hier aufhielt, um Unterhandlungen wegen des von ihm zu gründenden Scuiaforiums emzuleiten — da ritt ja der Knecht aus dem Wirtshaüse gerade das eine Wagenpferd zur Schwemme, den konnte sie fragen.
„Ist Doktor Luders noch zu Hause?" rief sie dem Burschen schon von weitem zu.
„Nein. Fräulein, der ging vor ein paar Minuten dort hinaus spazieren!" sagte der Knecht gemütlich, als sie näbergekommen war. Er zeigte mit dem Daumen nach der entgegengesetzten Seit« des Dorfes.
„Nach den Ruinen zu?" fragte die Dame angstvoll.
Der junge Mensch nickte phlegmatisch.
«Steigen Sie sofort ab!" befahl die Fremde in einem Tone, der gar keine Widerrede anskommen ließ. „Rasch! Rasch!" rief sie mit dem Fuße aufstampsend, als er einen Augenblick erstaunt zögerte.
Der Knecht stieg schwerfällig von dem breiten Rücken seines Gaules, der nur eine leichte Decke trug. Und dann sperrte er Mund und Augen in maßlosem Erstaunen weit auf — feme.
fremde Fräulein, das schon seit einer Wvche mit ihrer alten Tante sin Dorfe wohnte und im WirtShanse seines Herrn speiste, war auf einen Meilenstein gesprungen und hatte sich von da aus ans den Rücken des Pferdes geschwungen. Eine Sekunde später jagte die leichte, weiße Gestalt die Dorfstraße hinunter und Roß und Reiterin verschwanden in der von dem Jungen angegebenen Richtung. Der Knecht besann sich ein paar Minuten mit schreckensbleicher Miene. Dann rannte er mit großer Angst im Herzen hinter seinem Schecken her — das Fräulein war doch am Ende nicht plötzlich verrückt geworden?
Fünf Minuten später parierte die kühne Reiterin ihr Pferd neben der Herrengestalt im leichten, grauen Sommeranzng, die fröhlich pfeifend auf einem Feldwege jenseits des Dorfes dem nahen Walde zuschritt. Atemlos glitt sie von dem Pferde und stand neben dem sehr erstaunten Arzte, der seinen Augen kaum traute.
„Aber, mein gnädiges Fräulein! Was soll denn das bedeuten?" rief er lachend. Er wollte im neckenden Tone fortfahren, aber sie schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. Bei ihrer hastigen, angstvollen Erzählung verwandelte sich seine Miene erst in tiefen Ernst, dann in unverhohlene Bewunderung. Er war sofort umgekehrt und schritt eiligst, aber trotzdem aufmerksam zuhörend. neben ihr her. dem Dorfe wieder zu. Sie führte das Pferd am Zügel uns übergab es jetzt dem herbrieilenden Knechte, der es mit erleichtertem Aufatmen wieder in Empfang nahm. -»Q - - -
„Einen Augenblick!" bat Dr. Lüders, vor der Tür des Wirtshauses stehen bleibend. Er eilte in sein Zimmer hinauf und kam nach wenigen Minuten mit seiner Jnstrnmententasche und einem Päckchen Verbandzeug zurück. Mit ein paar Worten unterrichtete er den herbeigekommenen Wirt und erteilte ihm verschiedene Aufträge. Dann eilte er an der Seite seiner Fahrerin schweigend weiter. „Die Sonne meint es heute gut!" brummte er dabei. „Und bei solcher Hitze ist ein Schlangenbiß doppelt gefährlich-Wenn der Mann mit dem Leben davon
vrtvutttt rr rv einzig uno allem Zonen, srauie« JE
Astier!"
Achtes Kapitel.
„Dsonore, ms ckere enksnt, was maktN Sie da? W,ß» sitzen auf die Balkon bei die große ebLleur — il k«it desucvup woin« cbsuck ici?"
„Ich warte auf den 'Dr. Lüders, liebe Mademoiselle; er wollte mich zu einem kleinen Spaziergang abholen und mir zu» gleich Nachricht von seinem Patienten bringen."
„Ab! Das sein etwas anderes! Aber er geht viel besser
Ihr protöAS; Sie brauchen sich nicht mehr zu maken ckes sonci, für ihn. Wenn ich denke, wieviel er hat ertragen in die ersten Tagen — e'Stsit stlreux, pauvre komme! Und Latz « Sie dankt sein Leben ganz allein — von» »ves le eours^e <1e keo votre pere, mou ercksutl"
Das junge Mädchen, das bisher an der mrdrigen Brüstung der Veranda gelehnt hatte und auf die Dorfstraße hiuabbtickte, wandte sich mit ungeduldigem Achselzucken um.
„Sagen Sie nur das nicht immer. Mademoiselle!" versetzt sie ein wenig verstimmt. „Es ist doch wahrhaftig nichts Große» daran, einem Verunglückten die erste Hilfe zu bringen, wenn man Gelegenheit dazu hat! Das ist etwas so Natürliches. - Und noch um etwas anderes muß ich Sie bitten, liebes, gutes Tantchen — denn Sie wissen es doch, und vergessen es dabei immer wieder, vaß ich hier Ihre demütige Nichte bin, die Sie unter Ihre mütterliche Obhut genommen haben — wäre rS nicht besser, Sie versuchten mich du zu nennen, wenn Sie mich vor Fremden aureden? Mau nennt sich doch nun einmal in Deutschland unter Verwandten nicht Sic — das muß sonst anffallen!"
Die alte Französin, die filetstrickend am Fenster des kleinen Wohnzimmers saß, blickte mit einem hilflosen Lächeln auf.
„O. dies du!" seufzte sie; „ich kann nicht werden fertig mit es: aber ich werde Sie — dir — nennen m» nie« serr oft; peut-Stre gs suttir» — clu reste je ne coinprenck« PL8 en