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1877.

Fernsprecher Nr. 11.

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Gutes neues Jahr!

G. H.

Wenn sich die Sonne anschickt, von ihrer langen Reise aus dem fernen Süden zu uns zurückzukehren, so ist's uns zumute, wie wenn sich ein guter Freund, eine liebe Freundin nach langer, banger Trennungszeit wieder auf dem Weg zu uns befindet, zwar noch weit entfernt, aber doch mit jedem Augenblick unserem Herzen näher kommend! Wie wir lieben Besuch festlich vorbereiten und die Person selbst würdig empfangen, so wollen wir's uns nicht nehmen lassen, auch die Wiederkehr unserer Sonne mit Jubel, Sang und Klang zu feiern. Die Alten haben's uns vorgemacht, und wir machen es ihnen gerne nach.

Die Indier feierten den Tag der wiederkehrenden Sonne in ihrem Pongolfeste. Schon einen Monat vor dem 32. Dezember wurde von jeder Familie ein mit Kürbisblumen geschmückter Altar errichtet, täglich Kuhdünger darauf ge­trocknet (die Kuh ist dem Hindu heilig), und dieses also ge­weihte Brennmaterial sorgfältig aufbewahrt. Mittels d»S-

Eo««tag, de« 3. Januar.

Amtsblatt für Pfalzgrasenweiler.

L90S.

selben wurde in der Frühe des Sonnenwendetages Milch und Reis gekocht, und alles wartete in größter Spannung auf das erste Aufsprudeln der Speise; denn in der Art desselben erblickten die Leute ein Wahrzeichen für das neue Jahr. konAvi, ponZol! (es kocht, es kocht!) er­tönte es plötzlich freudig aus allen Kehlen. Die Götter emp­fingen ihren Opferantcil, und die ganze Familie setzte sich nieder zum frohen Mahle. Den andern Tag wurde den Kühen dasselbe Mahl bereitet, derweil sie im Schmucke be­malter und vergoldeter Hörner frei in den Wegen oder in der Flur umherspazierten. Ein Bild des Himmelsgottes Indra wurde am Abend auf das Feld getragen; die Brammen warfen das Los, um hieraus Weissagungen für den Gang des kommenden Jahres zu schöpfen. Die Leute besuchten einander, erfreuten sich durch Geschenke und wünschten ein-, ander eingutes Pongol," zu deutsch: ein gutes, gesegnetes neues Jahr.

Merkwürdig, wie die Ideen von Völkern zu Völkern weiterleben bezw. wie bei verschiedenen Völkern dieselben Vorstellungen entstehen! Gemütlich sitzen bei uns die Freunde in der Neujahrsnacht beim Punsch beisammen. Mit dem Zwölfschlag erheben sich die Gläser: Prost Neujahr, prost Neujahr! erschallt es von allen Seiten, und: kling, kling! tönen die Punschgläser nach. Aber plötzlich werden alle von

kaltem Schrecken erfaßt,-ein Glas ist beim Anstoßen

zersprungen. Zwar an sich ein kleines Unglück, aber das Vorzeichen von etwas Schrecklichem, das dessen harrt, deß Glas zersprungen. Vergleiche hiezu die Weissagung aus dem Aufkochen des Milchreises bei den Indiern! Und auch das Ziehen von Neujahrslosen hat sich, besonders in Ge­meinschaftskreisen, bis in unsere Zeit herein erhalten. Der verstorbene, rühmlich bekannte Vorsteher der oberländischen Gemeinde Wilhelmsdorf, Joh. Ziegler, Direktor des dortigen Knabeninstituts, zog mehreremal hintereinander die Losung: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt rc." und hat aus diesem Psalmwort die Namen der einzelnen Gebäude seiner weitverzweigten Anstalt geschöpft.

Wenn die Römer zu Ehren ihres alten Ackerbaugottes Saturn kurz vor der Sonnenwende ihre Saturnalien feierten, wobei zwischen Herrschaften und Dienerschaften die Rollen - gewechselt wurden, so begingen die Gernranen ihr Juel-Fest der rückkehrenden Sonne zu Ehren. Es war das längste aller ihrer Feste, denn es währte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar. Es find dieheiligen zwölf Nächte", die in manchen Gegenden ihren geheimnisvollen Nimbus noch nicht völlig verloren haben. Die Männer schlachteten der Göttermutter Freia zu Ehreir einen Eber, indes die Frauen dem Sonnengott Wodan aus seinem Mehl runde Bretzeln buken,Sonnenräder", die Vorfahren unserer Bretzeln, ein Abbild des Sonnenlaufes und der Sonne selbst. Dieses Gebäck wurde Freunden und Verwandten als Ge­schenk überreicht, übergebliebene Brocken den pflügenden Menschen und Pferden zu essen gegeben; dabei gings hoch her mit Tanz, Gelage, Sang und Klang. Wie mußte es den Sonnengott erfreuen, seine getreuen Menschenkinder über seine Wiederkehr so froh zu wissen! Und wie herb mochte dieser Jubel den nordischen Riesen, den Feinden Wodans (den Winterstürmen) in den Ohren klingen, ihnen, die sich jetzt noch so sicher in der Herrschaft über die erstarrten und schneebedeckten Lande wähnlen! Darum aus! gejauchzt und gewettert, schlaget Schilde und Gewaffen zusammen, daß es weithin durch die Wälder schallt. Dräuhen die Riesen noch so sehr, es muß doch Frühling werden!)

Mancher der alten Gebräuche lebt noch in unfern Zeiten fort. Wenn der Bursche seiner geliebten Maid das Neujahr anschießt, die Knaben von Zwerenberg am Sylvesterabend ihren Fackelzug halten und aus den Höhen des Nagoldtales usw. die Neujahrsfeuer lodern, alles das bedeutet, ohne

daß sich die also Feiernden dessen bewußt sind, eine Huldig­ung an die wiederkehrende Sonne und dient nach altem Glauben zugleich als Abschreckung der finstern Mächte, welche sich des neuen Jahres gleich zu Anfang desselben bemächtigen wollen. In mythologischem Lichte gewinnen noch so manch andere Gebräuche um die Neujahrszeit eine Bedeutung: während der 12 heiligen Nächte kein Garnabhaspeln, außer über der Dunglege, alte Schuhe verbrennen u. a. m.

Mögen wir an der Jahreswende das Alte vergessen und uns hoffnungsvoll nach dem strecken, was vor uns liegt! Möge besonders die immer wiederkehrende Sonne tiefer, reiner Menschenliebe, wie sie uns in der Weihnacht in so hehrer Weise versinnbildlicht ist, unser Herz, Haus, Gemeinwesen und Volk erfassen und erwärmen! So ge­weiht und gesegnet können wir dem neuen Jahr mit seinen Sorgen und Mühsalen getrost entgegensehen.

Ein Jahr!

Fürwahr

Ein Blättchen kaum Am Zeitenbaum.

Und doch so breit.

Unendlich weit!

So manch Geschick,

Weh oder Glück Hat's schon gebracht.

Drum nimm's in acht!

Ein Rückblick.

Ein bewegtes Jahr liegt hinter uns, und wenn »ir uns daran machen die Summe der Begebenheiten zu ziehe», so finden wir, daß es des Unerfreulichen bei Weitem mehr gibt als des Erfreulichen. In unserem engeren Vaterlande Württemberg freilich haben wir, was die Politik anlangt, nicht zu klagen. Nur die Finanzlage ist nicht gut, wie überall in den deutschen Bundesstaaten. Die wirtschaftliche Krisis und andere Ursachen haben das bewirkt, und leider muß gesagt werden, daß diese Krisis ihr Ende noch keines­wegs erreicht hat, sondern nach wie vor empfindlich auf weiten Schichten des erwerbstätigen Volkes lastet und vielen, viel zu viel Sorgen ö* . Sorgen macht. Aber das Schlimmste scheint doch uverstanden zu sein; wenigstens wollen sachkundige Beobachter Ansätze zur Besserung deutlich wahrnehmen. Die Besserung würde zweifellos rascher sich geltend machen, wenn nicht die Weltlage voller Schwierig­keiten und Gefahren wäre. Das alles wirkt natürlich auf das deutsche Reich wie auf alle seine Glieder. Im klebrigen können wir in Württemb mit dem vergangenen Jahre zufrieden sein. Es hat un» sogar viel Freudiges gebracht. Am 25. Febr. feierte unser König seinen 6S. Geburtstag, und landauf, landab hat die Bevölkerung daran herzlichen Anteil genommen und bekundet, wie eng das Band zwischen Fürst und Volk im Schwabenlande ist und wir grvß die Verehrung, die sich der König durch seine milde, fürsorgende, weitherzige, wahrhaft konstitutionelle Art gewonnen hat. Eine stolze Freude für alle war dann de- des Grafen Zeppelin, der seine große Lebensarben a mancherlei Schicksalen und Enttäuschungen von'* einem so glänzenden Erfolge gekrönt sah. Der furchtbare Schlag, der ihn mit dem Untergange seines Luftschiffes am 5. August aus dem Felde bei Echterdingen trat, hat diesen Sieg nicht schmälern können. Im Gegenteil o ein Mann scharte sich das deutsche Volk um den g . .. Erfinder und verschaffte ihm durch eine Sam reiche Mittel zur Fortführung seines Unternehmens. . ar eine wahrhaft nationale Bewegung, bei der das württembergische Volk in vorderster Reihe stand. Nichts Schöneres, nichts 6-rbrbenderes hat es im vergangenen Jahre in Deu. w g als diese gewaltige Aeuße-

rung nationalen Zinnes, imoonaler Einmütigkeit, nationaler