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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Keudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

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Ansgabeort Lltensteiß-Stadt.

Freitag, VerZ 1. Januar.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

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Allen unseren geehrten Lesern, Mitarbeitern u. Freunden wünschen wir ein

glückliches neues Jahr!

Die Redaktion.

WM" Der heutige« Nummer unseres Blattes liegt der Wandkalender für das neue Jahr gratis bei.

ZUM neuen Jahr.

Herr, lege auf mich Deinen reichen Vatersegen!

Ich weiß ja nicht, wie Du mich ferner führst.

Eins aber weiß ich — daß ein jeder Tag verloren, An dem nicht Du mein ganzes Sein regierst.

Tagespolitik.

Der Reichstag hat nach Neujahr ein ungewöhnlich großes Arbeitspensum zu erledigen. Gleichwohl findet er bei seinem Wiederzusammentritt am 12. Januar für seine Tätigkeit nur recht dürftiges Material vor. Abgesehen von den Jntiativantragen, den Interpellationen über die Hand­hebung des Vereinsgesetzes und dem Arbeitskammergesetz liegt nichts vor, womit der Reichstag sich sofort beschäftigen könnte. Alle große Vorlagen, der Etat, die Besoldungs- und die Steuergesetze re. befinden sich in Kommissionen. Die Kom­missionen werden eine sehr rege Tätigkeit entfalten müssen, um dem Plenum das erforderliche Beratungsmaterial so schnell wie möglich zu beschaffen, da die Session andernfalls sich leichr ins Endlose ausdehnen kürinte.

Der deutschen Marine hat das Jahr 1908 eine Bereicherung um 20 Schiffen, einschließlich der Torpedoboote, gebracht. Unter dem Zuwachs befinden sich die vier Linien­schiffe der Nassau-Klasse mit deni vergrößerten Deplacement von 18 000 Tonnen, nach dem Beispiel oer englischen Dread­noughts. Von diesen vier Riesenschlachtschiffen wurde die „Nassau" am 7. März, „Westfalen" am 1. Juli, „Rhein­land" am 26. September und „Posen" am 12. Dezember vom Stapel gelassen.

Ja, Herr, mein Denken, Tun und alle meine Kräfte,

Sie seien Dir geweiht, nimm Du sie hin.

Brauch Dn sie wie Du willst. Ganz ohne eig'nes Wollen Ergibt sich Dir von neuem jetzt mein Sinn.

Mein Wähnen, Wünschen, Hoffen, Harren, Lieben, Leiden — Ich leg' es alles still in Deine Hand.

Was Liebes oder Leides auch mich hat betroffen,

Du hast es stets zu meinein Heil gewandt.

Drum, wenn ich Eins nur weiß — daß, Herr, ich Dir gehöre. So kann ich ruhig meines Weges geh'n Und voll Vertrauen wie ein Kind Dich lassen walten — Ich werd' einst droben Deinen Rat verstehn.

Maria Knapp.

Messina.

Die große Handelsstadt Messina, welche von dem Erd­beben am schrecklichsten heimgesucht worden ist, gilt als eine der schönsten Städte Italiens. Messina hatte über 150 000 Einwohner und liegt malerisch an der Meerenge von Messina. Die Stadt ist modern gebaut, sie besitzt aber auch einzelne hochbedeutsame historische Baudenkmäler, unter diesen nimmt der Dom von Messina den ersten Rang ein. Der Dom von Messina soll den herrlichsten Hochaltar besitzen, welcher aus 28 antiken Säulen aus ägyptischem Granit gebildet wird. Diese Säulen sollen von dein Neptuntempel in Farno her­rühren. Auch schmücken den Altar die Statuen der zwölf Apostel; es scheint, daß der Dom von Messina von dem Erdbeben wenig gelitten hat. Den meisten Schaden trugen von den Erdbeben die Straßen Messinas davon, welche in der Nähe des Hafens liegen. Messina ist sehr bedeutend als Hafenstadt und als Handelstadt, denn im Hafen von Messina verkehren viele Tausende von Schiffen, welche so­wohl den Handel mit Sizilien vermitteln, als auch den ganzen Handel mit den Küstenstädten Afrikas, Kleinasiens und Südeuyppas stützen. Die Stadt Meffina hat eine welt­berühmte Geschichte. Messina war ursprünglich eine griechi­sche Kolonie und wurde bereits im Jahre 396 vor Christus von den Kartagern erobert. Dann ist Messina von den Griechen zurückerobert worden, siel aber 284 vor Christus in die Hände der Mamertiner, deren Raubzüge den ersten Krieg zwischen Rom und Kartago veranlaßten. Messina wurde dann eine römische Besitzung, wurde später von den Arabern erobert und ist dann im Laufe der Jahrhunderte bald Besitz der Normannen, bald Besitz der Sizilianer und auch abwechselnd der Besitz der Franzosen und Spanier gewesen. Da Sizilien später zum Königreiche Neapel gehörte, so ist es erst nach dem Sturze dieses Königreiches italienisch geworden, l« .... UL M ELTLi: M,, MM

Land esnachrichleu.

Alienfteig, 31. Dez.

* Besitzwechsel. Frau Konditor Schuhmacher Witwe hier verkaufte ihr Haus an Gärtner Zieste hier um den Preis von 17 000 Mk- -E' "»-.wnah'-w wird am i April 1909 erfolgen.

ss Vom Schwarzwald, 30. Dez. Die Fortsetzung der Bahn von Weizen bis Bonndorf soll nunmehr nicht durch eine normalspurige Bahn, sondern durch die Erstellung einer elektrischen Straßenbahn verwirklicht werden. Ansangs nächsten Jahres wird eine Versammlung der interessierten Bewohner hierüber nähere Beschlüsse fassen.

ss Eyach, OA. Horb, 30. D ez. Gestern nachmittag wurde der 36 Jahre alte, verheiratete Eisenbahnschaffner Marzel Sieger von hier, unweit des Bahnhofs von einem Güterzng erfaßt und überfahren. Er war auf der Stelle tot.

* Tübingen, 30. Dez. Die ordentlichen Schwurgerichts­sitzungen des 1. Quartals 1909 am Schwurgericht Tübingen beginnen am Montag, den 18. Januar 1909, vormittags 9 Uhr unter dem Vorsitz vom Landgerichtsdirektor Dr. Kapff.

ss Urach, 30. Dez. Am zweiten Feiertag mußten auf der Alb die Telephonarbeiter zu Hilfe gerufen werden. Durch den Raureif wurden die Telephon- und Telegrnphenleitnngen so sehr beschwert, daß eine größere Anzahl Leitungsmasten auf der Strecke Donnstetien—Feldstetlen umgerissen wurde. Diese Strecke dient dem direkten Verkehr Stuttgart— Ulm- Augsburg —München.

ss Stuttgart, 30. Dez. Gestern vormittag 8 Uhr wurde im Hose eines Hauses der Hölderlinstraße ein 55 Jahre alter Taglöhner bewußtlos und erstarrt aufgefunden, der bald nach seiner Uebersührnng ins Katharinen-Hospital starb. — Gestern nachmittag 4 Uhr siel ein 43 Jahre alter Schiefer­decker vorn Dache eines Hauses im Salzmannsweg 14 Meter hoch herab und blieb bewußtlos liegen. Er erlitt innere Verletzungen und wurde nach dem Katharinen-Hospital über- gesührt.

Stuttgart, 29. Dez. Der König von Württemberg wird anläßlich des 50. Geburtstages des Kaisers zur persönlichen Gratulation in Berlin eintreffen.

ss Stuttgart, 30. Dez. Bei der Ziehung der Reutlinger Kirchenbaulotterie fielen die Hauptgewinne auf folgende Nummern: 40 000 Mark auf Nr. 73 684, 10 000 Mark auf Nr. «2 322, 2000 Mark ans Nr. 25 400, je 1000 auf Nr. 44 390, 84 769, je 500 Mark aus Nr. 5089, 46 715, 67 131, 24150, 79 533, 97 699. (Ohne Gewähr.)

ss Stuttgart, 30. Dez. (Strafkammer.) Einein ledigen Ingenieur wurden Ende Oktober von zwei Kunden seiner Firma zwei Geldbeträge in Höhe von 850 Mk., die erst 14 Tage später fällig gewesen wären, übergeben. Der Ingenieur lieferte aber das Geld nicht ab, sondern verwendete es zur Bezahlung von dringenden Schulden. Als die Firma die Beträge am Verfalltag einkassieren lassen wollte, kam die Unterschlagung ans Tageslicht. Die Firma erstattete Anzeige und der Ingenieur hatte sich nun wegen Unterschlagung zu verantworten. Er machte geltend, er wäre jederzeit in der

Lage gewesen das Geld aufzutreiben. Er habe angenommen, seine Firma werde damit einverstanden sein, daß er das Geld varübergehend für sich behalte, wenn er es nur am Verfall­tag abliefere. Die unterschlagene Summe wurde von der Schwiegermutter des Angeklagten ersetzt. Die Strafkammer ließ -sein Schutzvorbringen nicht gelten und verurteilte ihn zu 4 Wochen Gefängnis.

ss Göppingen, 30. Dez. (Ein Weihnachtsschmetterling.) Der Hohenstaufen schreibt: Schmetterlinge, die in den Häu­sern ausgeschlüpft sind und aus der Erde gegrabene Mai­käfer sind bekannte Redaküonsgäste, die kein großes Interesse mehr erregen. Gestern aber ist uns im Tannenwald an der Hohenstaufenerstraße ein Zitronenfalter bei — 10 Grad L. in die Hände gefallen, der an dem Stamm einer Tanne saß, als ob er das ausgeschwitzte Harz nippen wollte. Heute früh flog er lustig in der geheizten Stube umher und setzte sich aus den Weihnachtsbaum.

ss Von der unteren Jagst, 30. Dezember. Während der Weihnachtsfeiertage konnte man in vielen Orten süßen Apfel­most trinken, was gewiß noch nicht oft dagewesen fein dürfte. In den letzten Wochen wurde noch da und dort gekeltert, da noch viel unverkäufliches Obst lagert, das verwendet wer­den muß, ehe es zusammenhutzelt.

ss Von der bayerischen Grenze, 30. Dez. In Jchen- hausen brachen zwei im schulpflichtigen Alter stehende Söhne des Schneiders Grenkner durchs Eis eines Altwassers uns ertranken.

* Berlin, 30. Dez. Nach einer hier eingetroffenen Mel­dung sind bei Riedfontein 23 Hottentotten wieder über die Grenze in englisches Gebiet znrückgegangen. Es heißt, daß sie beabsichtigen, zu Siinon Köpper zu stoßen. Ter stell­vertretende Gouverneur har den Highkvinmisflonär und oen Gouverneur der Kapkolonie davon in Kenntnis gesetzt.

Der Feldzagsplan gegen die Buren.

* Berlin, 30. Dez. Der sozialdemokratischen „Frank­furter Volksstimme" ist ein Schriftstück auf den Tisch geflo­gen, das eine neue Erklärung gibt zu dem vielerwähnten Feld­zugsplan des Kaise.s gegen die Buren. Fürst Bülow hatte bekanntlich schon im Reichstage erklärt, es habe sich nicht um einen eigentlichen Feldzugsplan, sondern nur um einen Aphorismen gehandelt. Dazu bemerkt die Zuschrift der „Volksstimme": „Fürst Bülow hat da nichts Falsches gesagt, aber doch das Rechte verschwiegen." Es wird dann darauf hingewiestn, daß in den Kasinos deutscher Offiziere sogen. Krirgsspiele veranstaltet werden, bei denen die Truppenteile, die Batterien usw. mit' bunten Steinchen bezeichnet werden. Die beste Lösung bei einem solchen Spiel wird als Patent­lösung bezeichnet. Eine solche Patentlösung soll es nun ge­wesen sein, und zwar eine Patentlösung des Großen General­stabs, die der Kaller als Feldzugsplan mit eigenhändigen Randbemerkung oder, wie Bülow sagt, mit Aphorismen versehen nach England gesandt hat.

ss Le Mans, 30. Dez. Wilbur Wright unternahm heule einen Flug von 1 Stunde und 54 Minuten über eine Strecke von 98 Kilometer. Die Kälte setzte der weiteren Fortführung des Fluges e: >l.

ss Budape,., 30. Dez. Der Minister des Innern suspendierte die 150 000 Mitglieder zählende Fachgenossen­schaft der Eisen- und Metallarbeiter, sowie die Fachgenoffen­schaft der Tischlergesellen wegen statutwidriger Umtriebe.

ss Port of Spain, 30. Dez. General Torres, der Castros Anhänger in Mazuro befehligte, ist in einem kleinen Boote hier eingetragen. Er erklärte, die Nebermacht gegen ihn sei zu groß, erwerde deshalb - - -stt weiter kämpken.

Die Erdbe-ent«..-ftrophe in Sizilien «nd Calabrien»

Die Erdstöße in ganz Calabrien daneru noch an, strömender l ' vermehrt das «ngeheure Elend. Prof. Pali"", ve» Direktor der römische» meteorologische» Obst. ums, vergleicht das Beben mit einem gewal­tigen S^nttelfrost der Erde. Das Observatorium hat wäs'"°nd des Bebens 500 Erdstöße verzeichnet. Ein neuer Ere >on r Heftigkeit hat gestern das Zerstörnngs- werk in Messina vollendet nnd auch die noch stehe« ge- blieben^" Mauern umgeworfen.

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