wonach die Vorgänge in Casablanca beiderseits be­dauert und die Streitigkeiten einem Schiedsgericht unter­breitet werden.

Deutschland und der Bureukrieg.

Um Klarheit darüber zu geben, ob die Buren vor dem südafrikanischen Kriege Hilfe von Europa erwarteten, ver­öffentlicht das BurenblattVolkstem" in Pretoria eine Reihe von Telegrammen, die von dem damaligen Vertreter der Südafrikanischen Republik im Haag, Dr. Leyds, vor Aus­bruch der Feindseligkeiten in Pretoria einliefen.

Dr. Leyds berichtete, das; er ein ungünstiges Interview mit dem französischen Minister des Aeußern gehabt habe, während der deutsche Minister des Aeußern der deutschen Freundschaft für die Buren Ausdruck gegeben, jedoch hinzu­gefügt habe, daß Deutschland im Falle eines Krieges nicht zu helfen vermöge, weil England das Meer beherrsche. Er sprach die-Hoffnung aus, daß Transvaal bereit sein werde, jedes Zugeständnis zu machen, welches sich mit seiner Ehre vertrage. Die Burenrepublik informierte sodann Dr. Leyds von dem Empfange der Forderung der Witwaters Rand-Wahlkommission und bezeichnte diese Forderung als unfreundlich. Sie forderte Dr. Leyds auf, sich darüber zu vergewissern, wie Frankreich und Deutschland sich im Falle eines Krieges verhalten würden. Dr. Leyds antwortete, beide Staaten seien den Buren freundlich, jedoch nicht ge­neigt, praktische Hilfe zu bieten.

Ein späteres Telegramm von Dr. Leyds war noch deutlicher. Es lautete:Erwartet nichts von den Groß­mächten. Freunde in England ermahnen Euch dringend, der Schaffung eines oasus bviii aus dein Wege zu gehen." In einem weiteren Telegramm heißt es:Hoffnungslos, Hilfe zu erwarten, wenngleich Aussicht auf russische Inter­vention." Ein Telegramm vom 27. September 1899 riet zu der Entsendung des Ultimatums und eines daraus fol­genden Angriffs, ehe England bereit sei. Ein derartiges energisches Vorgehen werde vorzüglichen Erfolg haben. Zu Anfang desselben Monats informierte Dr. Leyds die Buren­regierung, daß der Zar für Transvaal sehr interessiert sei, und er hoffe, daß er sich anschicke, Schwierigkeiten zu machen. Schließlich kam das letzte Telegramm vor Ausbruch des Krieges Es lautete:Europa ist sehr gegen England. Alle Welt wundert sich, weshalb Transvaal Zeit verliert."

Aus diesen Mitteilungen geht soviel hervor, daß die deutsche Regierung den Buren keinen Zweifel darüber ge­lassen batte, daß die Buren sich im .Kriegsfall nicht auf sie stützen könnten.

jj London, 9. Nov. In Liverpool sind 2 Personen an der P e st erkrankt. Eine der Erkrankten befindet sich auf dem Wege der Besserung.

js New Hort, 9. November. Der P o st m e i st e r Edward Morgan ist von einem gutgekleideten Mann auf der Straße durch einen Revolverschuß schwer verletzt worden. Der Täter hat sich selbst sofort durch drei Revolverschüsse in den Kopf getötet.

Die Prager Krawalle.

-ss Wien, 9. Nov. Die Neue Fr. Presse meldet aus Prag: Der akademische Senat der deutschen Univer­sität hat beschlossen, zu demissionieren, wenn die Regieruug nicht umgehend die Miß stände in Prag beseitige und den deutschen Studenten die Ausübung ihrer gesetzlichen Rechte ermög­liche. Der Senat der deutschen technischen Hochschule hat einen ähnlichen Beschluß gefaßt.

Englands Hoffnung.

sj London, 9. November. Bei dem Diner zu Ehren des neuen Lordmayors sagte der erste Lord der Admiralität, Mc. Kenna, er sei zu dem Ausspruch berechtigt, daß niemals in der Geschichte das Land eine stärkere Flotte als im gegen­wärtigen Augenblick gehabt habe. Die Aufgabe, die Herrschaft zur See zu behaupten, sei schwer. England besitze diese Herrschaft zur Zeit und hoffe, sie für alle Zeiten zu behalten.

Holland und Venezuela.

ss Haag, 9. Nov. In der 2. Kammer teilte der Mi­nister des Aeußern mit, daß der Gouverneur von Curacao ihn in Kenntnis gesetzt habe, daß Präsident Castro die in der holländischen Note vom 3. September gestellten Forde­rungen nicht erfüllt habe. Er habe infolgedessen dem Gouverneur telegraphiert, daß die Regierung jeder Ver­pflichtung gegen Venezuela ledig sei und den Gouverneur beauftragt, das Verbot der Ausfuhr von Waffen nach Venezuela einstweilen auszugeben. Für die Regierung bestehe nun kein Hindernis, die diplomatische Korrespondenz mit Venezuela bekannt zu geben.

js Haag, 9. November. Die Antwort des Präsi­denten Castro auf die 2. niederländische Note ist heute der hiesigen Regierung zugegangen.

Die Balkan Wirre«.

ss Konstantinopel, 9. Nov. Blättermeldungen zufolge findet die Eröffnung des Parlamentes am 28. November statt.

Konstantinopel, 8. Nov. Der Sultan machte be­kanntlich vor einiger Zeit der Nation ein Geschenk, dessen angeblicher Steuerwert jährlich 400 000 türkische Pfund be­tragen sollte. Nach einer Mitteilung der ZeitungSer- vet-i-Funun" hat nun das Finanzministerium bei der Jn- ventaraufstellung der geschenkten Güter eine unangenehme Entdeckung gemacht. Fünf Achtel des Landbesitzes waren bereits Regierungsland, aber ungesetzlicher Weise durch Agop Effendi, den früheren Finanzminister, aus die Zivilliste des Sultans übertragen worden. Der Rest der Ländereien ist so mit Hypotheken und mit Pensionszahlungen belastet, so daß er dem Staatsschätze kaum die Hälfte dessen einbringen dürfte, was man von ihm erwarte! hatte. Die Zeitung Jkdam" und andere türkische Journale verlangen eine ge­naue Untersuchung und erklären, daß die Großmütigkeit des Sultans durch die Enthüllungen in ein merkwürdiges Licht gestellt werde.

js Konstantinopel, 9. Nov. Heute nachmittag hielten die bulgarischen und türkischen Delegierten ihre 6. Sitzung ab, in der auch der Direktor der Orientbahnen, Groß, an­wesend war. Dieser erkläre, über die Interessen der Orient­bahnen nicht durch die Pi nie, sondern nur direkt mit Bul­garien verhandeln zu woll^i, und stützt sich aus ein hierauf bezügliches früheres Verlangen Bulgariens.

ss Rom, 9. November. Der serbische Minister des Aus­wärtigen, Milowanitsch, ist hier eingetroffen.

Handel und Verkehr

* Herrenberg, 7. Nov. Auf dem Schweinemarkt waren zugeführt: 168 Milchschweine, Erlös pro Paar 3045 Mk; 46 Läuferschweine, Erlös pro Paar 5094 Mk. Verkauf: gut.

* Tübingen, 6. Nov. Obst- uud Kartoffelbericht. Aepfel 3.804 Mk. pro Ztr. 1 Ztr. Kartoffel 2.002.40 Mk. Zufuhr 80 Sack. Bahnhof. 1 Wagen Aepfel und Birnen pro Ztr. 3.403.60 Mk.

ss Stuttgart, 7. November. (Schlachtviehmarkt.) Zuge­trieben: 29 Ochsen, 20 Bullen, 257 Kalbeln und Kübe, 183 Kälber, 565 Schweine. Verkauft 27 Ochsen, 13

Oh! Du überschätzest das. Glaubst du, ich habe es dem Vater nicht gesagt? Ich sagte ihm, welch ein Spie­ler von Stauffen ist. Ich erzählte ihm auch, daß Theo von Stauffen setzt schon als mein zukünftiger Gatte darauf­hin Schulden machte und das ganze GÄd in einer Nacht verlor. Das alles habe ich gesagt!"

Das hast du gewagt?"

»Ja!"

Mie sehr mußt du mich lieben! Ich weiß gar nicht, ob ich so viel Liebe verdiene."

Sie lagen eben in, Schatten eines der Schleppschiffe. Ta beugte Smiles ihren Kopf zu sich hin und küßte ihre Lippen; sie saugte sich in diesem Kusse fest.

Du weißt ja nicht, wie lieb ich dich habe!" hauchte sie.

Und was hatte er zur Antwort gegeben?"

Er sagte, ich hätte nicht das Recht, dieses zu beur­teilen. Ich müsse als sein Kind ihm gehorchen, und später dann dem Gatten!"

Wirst du mir auch in allem gehorchen?" neckte er sie.

Dir ja! Was du verlangst, was du forderst, alles soll dein sein."

Sie lagen sich wieder in den Armen. Da klangen aus weiter ,Terne nahende Ruderschlkge.

(Fortsetzung folgt.»

Vermischtes.

tz Neues über den Rege«. Jeder Mensch wird schon bemerkt haben, daß der Regen niemals gleichmäßig fällt, sondern daß er gewissen Schwankungen unterworfen ist, die sich ani besten mit den Schwankungen der Temperatur oder des Windes vergleichen lassen. Wie Hitze und Kälte oder wie der Wind, so schwillt der Regen bald an, bald läßt er wieder nach eine Tatsache, um die mau sich bisher in

den Kreisen der Meteorologen eigentlich ziemlich wenig ge­kümmert hat. Man begnügte sich damit, die Gesamtmenge des gefallenen Regens zu messen und sie sestzustellen. Will man aber die Schwankungen des Regens und ihre Bezieh­ungen zu Luftdruck, Temperatur und Wind feststellen, so muß man Apparate haben, die in der Tat jeden einzelnen Tropfen, der fällt, aufzeichnen. Einen derartigen Apparat, der sehr einfach ist, hat W. Gallenkamp konstruiert. Der Apparat besteht aus einem einfachen Knierohr, wie man es in den Ausgüssen der Küchen in ähnlicher Weise, allerdings in größerem Maßstabe, hat. Dieses Knierohr wird stets so weit gefüllt, daß es bis zum Ueberlaufen voll von Wasser ist. Fällt nun durch den Auffangtrichter Regen hinein, so läuft für jeden Tropfen, der einfällt, ein anderer ab, und diese Tropfen schlagen auf eine Wippe, die einen elektrischen Kontakt schließt, der wieder auf einen Schreibstift wirkt, so daß dieser auf einem auf einer Trommel befindlichen Papier jeden Regentropfen registriert. Je dichter nun der Regen fällt, desto dichter werden auf dieser Trommel die Punkte und man kann so den Verlauf der Schwankungen des Regens ganz genau verfolgen. Die angestellten Beobachtungen haben gezeigt, daß diese Schwankungen des Regens mit denen der Luft in engem Zusammenhänge stehen.

8 Der Geruch der Steine. Der eigentümliche Geruch mancher Steine beim Zusammenschlagen zweier Stücke, wie man ihn besonders bei Quarzstücken leicht beobachten kann, ist, wie wir in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift lesen, nach sorgfältigen Untersuchungen von I. und A. Pic- card ans Zersetzung von Spuren organischer Stoffe (z. B. Fette) zurückzuführen, die infolge der an der Stoßstelle er­zeugten Wärme eintritt. An ganz frischen und nicht be­rührten Bruchflächen tritt der Geruch nicht auf. Der Ge­ruchsinn ist demnach empfindlich genug, um auf die ange­gebene Weise die geringsten Verunreinigungen der Gesteins­oberfläche zu bemerket!.

Bullen, 150 Kalbeln und Kühe, 183 Kälber, 497 Schweine. Erlös aus '/s Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qualität, a) ausgemäschtete von bis> Pfg., 2. Qual. 1) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual, a) vollfleische, von 66 bis 67 Pfg., 2. Qualität d> ältere und weniger fleischige von 64 bis 65 Pfg.; Stiere und Iungrinder 1. Qual, n) ausgemästete von 81 bis 83 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 78 bis 80 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 74 bis 77 Pfg; Kühe 1. Qual, a) junge­gemästete von bis Pfg., 2. Qualität 1>) ältere gemästete von 59 bis 68 Pfg., 3. Qualität e) geringere von 38 bis 48 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 90 bis 92 Pfg., 2. Qualität d) gute Saug­kälber von 86 bis 88 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 80 bis 84 Pfg.; Schweine 1. Qualität a) junge fleischige 71 bis 72 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 70 bis 71 Pfg. 3. Qual, o) geringere von 65 bis 66 Pfg. Verlauf des Marktes: Kälber lebhaft, sonst mäßig belebt.

Konkurse.

Nachlaß der Creszentia geb. Heim, Witwe des Bauern Joseph Bock in Ringschnait. Johann Georg Griesinger, Maurermeister in Münsingen. Nachlaß der am 8. August 1908 in Dischingen ledig gestorbenen Elisabeths Kleber. Adam Dieterle, Bauer aus dem Römerhof, Gde. Rott­weil. Pauline Schmidt, Handelsfrau in Bietigheim a. E. Max und Elsa Kohn, Kaufmannseheleute in Nagold. Wilhelm Gröner, Schreinermeistersehefrau, Karoline geb. Rothfuß in Kullenmühle, Gde. Herrenalb.

Voraussichtlich«- Wetter

am Mittwoch, den 11. November: Langsamer Uebergang zu regnerischem Wetter bei verhältnismäßig milder Tenrperatur.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig La uk, Altensteig.

Eingesandt.

(Ohne Verantwortung der Redaktion.)

Bei der eingetretenen Kälte sei es einem eifrigen An­hänger des Eissportes erlaubt, zu bitten, daß die Eis bahn möglichst bald, am besten ohne jede Verzögerung, in Stand gesetzt werden wolle. Es wäre schade, wenn wir auch nur um eine Stunde dieses herrlichen und gesunden Sportes ge­bracht würden. Selbst wenn es jetzt zu einem Wetterum­schlag kommen sollte, ist nichts verloren, dann ist wenigstens für die nächste Kälteperiode schon vorgesorgt.

Ein eifriger Schlittschuhläufer.

' Eine Bananenart (Knsa), die als eine der imposan­testen Zierpflanzen die deutschen Gärten und Anlagen schmückt, aber leider durch ihre Empfindlichkeit im Winter dem Gärtner manche Sorge bereitet, ist Llnsa Lnssts. Diese altbeliebte Dekorationspflanze erhält jetzt eine Neben­buhlerin in der japanischen Banane Klima saponioa, die mindestens ebenso schön, aber viel anspruchsloser ist. Diese prächtige Musaart läßt sich in kühlen Räumen bei einiger Sorgfalt sogar im Keller überwintern, da sie im Winter alle Blätter einzieht und im nächsten Jahre mit großer Ueppigkeil neu treibt. Es ist das eine Neuheit, die ivohl in den nächsten Jahren in unseren Gärten größere Ver­breitung finden wird.

Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. Oder schickt die Nummer mit den Abhandlungen über diese Musaart den Interessenten auf Wunsch kostenlos.

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8 Japanische Sprichwörter. In der Halbmonatsschrift Aus fremden Zungen teilt W. M. Jbler eine Reihe japa­nischer Sprichwörter und Sinnsprüche mit, von denen die folgenden wiedergegeben seien:

Ein Frosch im Brunnen weiß nichts vom großen Weltmeere.

Schwalben und Sperlinge verstehen nichts von den Plänen der Kraniche und wilden Gänse. (Die Kleinen können die Pläne der Großen nicht erfassen.)

Auch der 'Fuß des Leuchtturmes ist finster.

lieber ihre eigene Person sind auch Wahrsager unwissend.

Weidenzweige bricht kein Schnee. (Sie sind nachgiebig.)

Auch in der Hauptstadt gibt es Bauern.

Aus Kaulquappen können nur Frösche werden. (Der Apfel fällt nicht weit vom Stamme.")

Der Löwe schickt sein Junges ins Tal; lasse das Kind reisen, welches du liebst. (Außer Hause gewinnt man Lebens­erfahrung.)

Wer von der Großmutter erzogen ist, ist um 300 Mon (Mon ist die kleinste japanische Kupfermünze im ungefähren Werte von ein fünftel Pfennig) billiger. (Weil er ver­zogen ist.)

Smaragd und Kristall glänzen nur, wenn sie geschliffen

sind.

Auch das Besteigen des höchsten Berges beginnt vom Tale aus.

Berate dich mit einem anderen, und wäre es nur dein eigenes Knie.

Selbst ein Bauer, der ein Packpferd führt, sieht in guten Kleidern anständig aus.

Verachte die Geringen nicht: auch ein Zoll langes Insekt hat einen halben Zoll Verstand.

Mancher kommt zwar in Lumpen, aber sein Herz ist von Brokat.