Ergründet
1877.
Arsch »int täglich «it Ausnahme der Denn- und Festtage.
Bezugspreis für daS Merteljahr im Bezirk und NachSarortsverkehr
Mk. 1.25.
«ißerhalb Mk. 1.S5.
M
8
MenMiL.M
MMblatt für
Ällgmemr5ÄMize
Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechenderRabatt.
Reklamen 18 Pfg. die Textzeile.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg
«r. 206.
Ausgabeort Altensteig-Stadt.
DormerStag, den 3. Geptenrbrr.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1908.
Bestellen Sie
unsere Zeitung
„Alls dLR TMKLU^
für den Monat September, wenn Sie noch nicht Abonnent unserer Zeitung sind.
DaS Resultat deS ReichShauShalts vo« 1907.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht das Ergebnis des Reichshaushalts von 1907.
Der Etat des Auswärtigen Amtes erfordert eine Mehrausgabe von 1 195 000 Mk. Die Aufwendungen .für die Gesandtschaften und Konsulate überschritten den Etatsansatz um 552 000 Mark. Als Vorschüsse für die geschädigten Deutschen in Casablanca waren 275 000 Mark erforderlich und 172 000 Mk. anläßlich der zweiten Haager Friedenskonferenz.
Im Reichsamt des Innern beträgt die Mehrausgabe 914 000 Mark. Die Widerherstellung der beschädigten Luftschiffhalle in Manzell, sowie des beschädigten Luftschiffes stellte sich aus 110 000 Mark.
Für das Reichsheer ist ein Mehrbetrag für fortdauernde Ausgaben von 9 819 000 Mark, für die einmaligen Ausgaben von 812 000 Mk. erforderlich. Zu den Mehrausgaben tritt eine Mindereinnahme von 361 000 Mark, so daß das Gesamtergebnis beim Reichsheer sich gegen den Etat um 10 180 000 Mark ungünstiger stellt.
Die Marineverwaltung schließt mit einem Mehraufwand für fortdauernde Ausgaben des Pensionsfonds von 5 395 000 Mk., für einmalige Ausgaben von 94 000 Mark.
Bei dem Fonds des Reichsschatzamtes beziffert sich die Mehrausgabe auf 4 721 000 Mark.
Das Reichskolonialamt erfordert eine Mehrausgabe von 146 000 Mark.
Die Verwaltung und Verzinsung der Reichsschuld schließt mit einer Mehrausgabe von 10 741000 Mk. Der Allgemeine Pensionsfonds ergab eine Minderausgabe von 2 530 000 Mark, der Reichsinvalidenfonds gab 687 000 Mark mehr aus.
Bei den unter einmaligen Ausgaben angeführten Fonds zur Gewährung außerordentlicher einmaliger Beihilfen an Beamte blieben 1444 000 Mark unverwendet.
Die Reichspost- und Telegraphenverwaltung überschritt die einmaligen Ausgaben um 630 000 Mark.
Die Einnahmen aus der Verbrauchsabgabe für Branntwein und Maischbottich überstiegen den Voranschlag um 6 405 000 Mk. Dagegen blieben die Ueberweisungen aus dem Ertrag der Reichsstempelabgabe für Wertpapiere um 13 514 000 Mk. hinter dem Voranschlag zurück.
Mehrertrag brachten die Zölle 44 380 000 Mk., die Zigarettensteuer 1207 000 Mk., die Salzsteuer 2 524000 Mk., die Schaumweinsteuer 424 000 Mk., die Brausteuer 2 028 000 Mark, die Spielkartenstempel 101000 Mk., die Wechselstempelsteuern 2 920 000 Mk., die Frachturkundenstempel 1 996 000 Mk., statistische Gebühren 179 000 Mk.
Gegen den Voranschlag blieben zurück die Tabaksteuer um 234 000 Mk., die Zuckersteuer um 201 000 Mk., die Fahrkartensteuer um 11196000 Mk., die Automobilsteuer um 1373000 Mk., die Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten um 5 672 000 Mk., die Erbschaftssteuer um 9 736 000 Mark, die Brennsteuer um 2 606000 Mk.
Die Reichsdruckerei erzielte einen höheren Ueberschuß von 47 000 Mk.
Der Postetat blieb hinter dem Voranschlag um 27 402000 Mark, die Reichseisenbahnverwaltung um 3 257 000 Mark zurück. Die Einnahmen im Bankwesen stellten sich höher gegen den Etat um 17 518 000 Mark. Die Ausgleichungsbeträge für die nicht allen Bundesstaaten gemeinsamen Einnahmen blieben hinter dem Etatsoll um 4087 000 Mark zurück.
Der Gesamtfeh lb etrag stellt sich auf 13843000 Mk.
Tagespolitik.
^)ie sozialdemokratische Partei in Groß- Stuttgart hat in einer am Montag abend abgehaltenen Versammlung mit 230 gegen 100 Stimmen die Budgetbewilligungsüddeutschersozialdemokratischer Landtagsfraktionen mißbilligt.
Der Nürnberger Parteitag der Sozialdemokratie zieht näher schon und es hat immer mehr den Anschein, als ob die „stumme Ruh" von Jena und von Mannheim auf ihm nicht sestzuhalteu sein wird. Der Konflikt hat sich sichtlich in den letzten Wochen verschärft. Nicht wegen des bißchen Hin- und Herschimpsens in den Blättern: an derlei kräftige Geistesatzung sind die Sozialdemokraten nördlich und auch südlich des Mains längst gewohnt. Aber vom Norden her wird offenbar eine Vergewaltigung des Südens versucht, und das scheinen die Genossen von Bayern, Baden und Württemberg denn doch nicht so ohne weiteres hinnehmen zu wollen. Man wird sich erinnern, daß aus den Tag seines ersten Zornesausbruchs dem „Vorwärts" die Drohung entschlüpfte: wenn die Genossen in Süddeutschland etwa um deßwillen, weil der Parteitag nun in ihren Gauen stattsände, den Norden zu majorisieren hofften, so würden demgegenüber besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen. Wer in die Bräuche der Sozialdemokraten nicht eingeweiht ist, verstand im ersten Augenblick nicht recht, was das bedeuten solle. Inzwischen sind die Braven aber in voller Arbeit und jetzt sieht man auch, wo hinaus sie wollen. Um nicht selbst vom Süden majorisiert zu werden, wollenste lieber den Süden majorisieren. Dagegen wäre an sich nichts zu sagen, wenn nur das Mittel, das sie zu solchem Zwecke anwenden, nicht einen so merkwürdig kapitalistischen Geruch hätte. Der Süden soll nämlich mit Hilfe des großen Portemonnaies der Berliner nieder- gezwungen werden. Nach den Satzungen der Sozialdemokratie hat jeder Wahlkreis das Recht, zum Parteitag drei Delegierte zu entsenden. Von diesem Recht machen natürlich bei weitem nicht alle Wahlkreise Gebrauch. Denn Delegierte kosten Diäten und trotz aller sprichwörtlichen Opferwilligkeit gibt es doch auch Wahlkreise mit bedürftigen sozialdemokratischen Organisationen. Wahlkreise, in denen die Zahl der organisierten Genossen gering und der Parteisäckel darum leer ist. Denen soll nun von Berlin aus beigesprungen werden. Die Berliner wollen sich ibres Mangels annehmen und jedem Wahlkreis seine drei Delegierten ausstaffieren Helsen. Selbstverständlich : weß Brot ich eß, deß Lied sing ich. Die Genossen, die so mit Großberlinischen Geldern ins Land der Franken fahren, übernehmen damit die gar nicht mehr stillschweigende Verpflichtung zu stimmen, wie ihre Geldgeber wollen. Im Süden scheint darüber ein starker Unwille auszukommen. Die „Münchener Post" hat am Samstag ausgeführt: durch die Massendelegatton von Parteigenossen mit gebundenem Mandat würde die brutale Gewalt an die Stelle parteigenössischer Diskussion gerückt. Das ist ganz richtig. Aber es ist sehr zu bezweifeln, daß ein solches Argument aus die radikalen Kreise der norddeutschen Großstädte Eindruck machen wird. „Für moralische Bedenken gegen derlei Delegation habe er kein Gefühl", hat erst am letzten Sonntag auf dem sozialdemokratischen Parteitag der Provinz Brandenburg der Herr Vorsitzende gesagt. Für moralische Bedenken hat die Sozialdemokratie ja auch sonst kein Gefühl bewiesen. Etwas anders läge der Fall, wenn die Sozialdemokraten des Südens, was die „Münchener Post" bei derselben Gelegenheit androht, dem. Parteitag, zu dem die Großberliner ihre Dragonaden entsenden, in ovrpors fernzubleiben erklärten. Dann würden die um Bebel, Stadthagen und den Zehngebote-Hoffmann sich den Casus vielleicht noch überlegen. Aber wie dem auch sei: die Dinge in der Sozialdemokratie sind wiedereinmal in ein recht kritisches Stadium gerückt. Auf den Verlauf des Parteitages darf man gespannt sein!
* *
Interessante Mitteilungen über die Beziehungen des Kaisers zu seinem Erzieher Geh. Rat Hinz- peter wurden im Jahresbericht des Historischen Vereins der Grafschaft Regensberg mitgeteilt. Hinzpeter hat sich in die aktuelle Politik nie eingemischt, er sprach sich dem Monarchen gegenüber auf dessen Wuusch nur in sozialen und pädagogischen Fragen aus. Er war für eine ziemlich weit ausgedehnte Sozialpolitik und größere Rechte der Arbeiter bei der Verwaltung derselben. Seiner liebenswürdigen Natur lag es nah, so viel wie möglich auf Versöhnung und verständnisvolles Einwirken und Eingehen hinzuarbeiten.
» *
»
Es taucht die Meldung auf, die Reichsregierung werde vielleicht doch noch dem Gedanken eines Petroleum-Monopols nahe treten. Es ist schade, daß sie das nicht bereits getan hat, denn dann würden wohl Vorschläge, wie z. B. der Erlaß einer Gas- und Elektrizitätssteuer, die all
gemeinen Widerspruch findet, fern geblieben sein. HeWe fließt der Haupt-Verdienst aus dem deutschen Petroleumhandel in die Taschen der nordamerikanischen Petroleumkönige. Ebenso gut, oder vielmehr noch eher, können wir diesen Gewinn uns selbst verdienen. Ein wirklich nennenswerter Protest würde darum gegen ein Petroleum-Monopol kaum erhoben werden.
Der Fischermeister Ernst, der bekannte Hauptbelastungszeuge im Prozeß Eulenburg, ist nach der Deutschen Zeitung in Folge der Aufregungen, die ihm der Prozeß bereitete, vom Verfolgungswahnsinn befallen worden. Jede Aussicht auf eine Wiedergenesung des bedauernswerten Mannes sei ausgeschlossen. Ernst ist nach Ueberzeugung der Aerzte unheilbar wahnsinnig und kann auch für einen nochmaligen Eulenburg-Prozeß nicht in Betracht kommen. Von anderer Seite wird das bestritten.
* *
*
Es ist schon häufiger die Frage aufgeworfen, ob nicht für die Uebernahme des Amtes als Mitglied des Aufsichtsrates einer Gesellschaft eine Grenze zu ziehen ist, da es schließlich auch für einen ausgezeichneten Geschäftsmann nicht leicht ist, die Lage eines Unternehmens zu übersehen, wenn er zu vielen Aufsichtsräten angehört. Im Bert. Tagebl. wird nun eine Zusammenstellung eröffnet, aus der sich ergibt, daß die größte Zahl von Aufsichtsrats- Posten die Jemand übernommen hat, 44 beträgt, während in meistens 17 Fällen Jemand Vorsitzender eines Aussichtsrates ist.
Den deutschen Schulen in den russischen Ostseepro vinz>n droht der russische Unterrichtsminister den Garaus zu machen, resp. ihnen einen völlig russischen Charakter zu geben. Früher hatte er schon solche Andeutungen gemacht, und jetzt tritt er mit seinen wahren Absichten immer deutlicher hervor. Traurig ist, daß der Minister, er heißt Schwarz, nicht nur zufällig einen deutschen Namen trägt, sondern auch wirklich deurscher Abstammung ist. Er wirft als Ausrede den deutschen Schulen Feindseligkeiten gegen Rußland vor.
* *
*
Die indische Verschwörung gegen die Englände r ist noch nicht unterdrückt. Der Eingeborene, der in dem Bomben-Attentat-Prozeß in Kalkutta seine Gefährten verriet, wurde im Zentral-Gefängnis von zwei Mitverschwörern erschossen. Wie die Schußwaffen ins Gefängnis gekommen sind, ist nicht ermittelt.
* *
*
Die japanische Regierung hat einen neuen Finanzplan ausgearbeitet, in dem das Wort Sparsamkeit dreimal unterstrichen ist. Alle Ausgaben für militärische Zwecke, Eisenbahnbauten u. s. w. die in sechs Jahren gemacht werden sollten, sollen auf elf Jahre verteilt werden. Während dieser Zeit sollen keinerlei neue Anleihen ausgenommen werden, hingegen ist die Schuldentilgung zu beschleunigen.
Landesnachrichten.
Allenlleig, 2. Septbr.
* Die Obsternte wird dieses Jahr fast allerorts eine sehr reiche. Auch unsere Gegend weist einen ganz besonders großen Obstsegen auf, so daß die Fässer einmal wieder tüchtig gefüllt werden können. Der gestrige Sturm hat an den oft überlasteten Bäumen ordentlich abgeschüttelt und leider auch manchen Ast heruntergerissen, besonders auf der Höhe und da, wo es versäumt wurde, die nötigen Stützen gut anzubringen. Für manche Bäume, die unter der Last zusammenzubrechen drohten, dürfte eine Erleichterung gerade kein Schaden sein, da ja nun die noch dicht genug hängenden Früchten umso besser gedeihen können. Um Nachfrage und Angebot zu dienen, soll, wie wir hören, über die Zeit der Obsternte in hiesiger Stadt wöchentlich ein Obstmarkt abgehalten werden. Es ist vorauszusehen, daß sich bei dem reichen Obstertrag der nahen und weiteren Umgebung ein lebhafter Handel hier entfalten wird.