Zu unseren Bildern.
Das Parsevalsche Luftschiff.
Der größte Konkurrent des Grafen Zeppelin (wenn inan von einer nationalen und idealen Sache so sagen darf), ist der bayrische Major August von Parseval, der Konstrukteur des sog. „unstarren" Luftschiffes, das vor kurzem so glänzende Probefahrten um Berlin herum unternahm, und alle Aussicht hat vom Staate übernommen zu werden. Eine Eigenart des Parsevalschen Aeroftaten besteht darin, daß seine sämtlichen Teile, außer der Gondel und dem Motor, lose, zusammenlegbar und transportabel, d. h. „unstarr" sind. Bei diesem Flugschiff sollen Entleerung und versandfähige Verpackung, sowie andererseits Auspackung, Füllung und vollständige Montierung ungefähr nur eine Stunde dauern. Die Prallform wird beim Parsevalschen Luftschiff dadurch erreicht, daß Luftsäcke, sog. Ballonetts, die in die Gashülle eingebaut sind, von der Gondel aus durch Ventilatoren bis zu einem gewissen Ueberdruck mit Luft ausgepumpt werden; an jedem Ende des Ballons befindet sich ein solches Bal- lonett. Man wird der weiteren Entwicklung dieses Luftschiffes, so lange Männer von dem Genie seines Erfinders und der äronautischen Erfahrung seines Führers, des Hauptmanns a. D. v. Krogh, der Sache ihre Kräfte weihen, mit demselben Vertrauen entgegensetzen können, das das gesamte deutsche Vaterland dem Vorkämpfer des „starren" Systems, dem Grasen Zeppelin entgegenbringt.
Zu den
Kaisermanövern 1SV8.
Der Schauplatz der in kurzer Zeit beginnenden Kaisermanöver dieses Jahres liegt im lothringischen Hügelland, zwischen oen Vogesen, der französischen Grenze und einer ungefähren Linie Metz—Saargemünd—Zabern. Wenn auch natürlich die supponierte Kriegslage noch nicht bekanntgegeben ist, so berechtigen doch die Gestaltung des Geländes und die durch die nahe Grenze bedingte Einschränkung der Bewegungsfreiheit zu der Annahme, daß es sich um den Vormarsch einer Partei, des 15. Korps, in westlicher Richtung handeln wird, während dem 16. Armeekorps die Aufgabe zufaller^ dürfte, dieses zu verhindern.
Zunächst gilt es, die Saar zu überschreiten, die mit ihrem vielverzweigten Nebenflußsystem ein bedeutendes Hindernis bildet. Gelingt der Uebergang, so bieten andere Flußtäler, wie das der Seille und der Nied, dem aus Metz Zurückweichenden neue Positionen.
Auch das Ueberschreiten der Vogesen dürfte für einen so großen Truppenkörper, wie ihn ein ganzes Armeekorps darstellt, eine wenn auch sehr lehrreiche, so doch überaus schwierige Aufgabe bilden.
Prinzregent Luitpolt auf einem Ausfluge.
Die Umgebung des greisen Prinzregenten Luitpold von Bayern, die mit ihm in den schönen Augusttagen dieses Jahres in Hohenschwangau weilt, ist erfüllt von dem jugendlichen Eindruck und der außerordentlichen Körper- und Geistesfrische des 87jährigen Fürsten. Vor allen anderen Beschäftigungen liebt der Priuzregent während seiner sommerlichen Erholung die Jagd; wenn das Wetter nicht gar zu arg wird, bewegt er sich in der freien Natur. Manchmal durchstreift er diese zu Fuß, nur von ganz wenigen Getreuen begleitet. Mitunter aber schwingt er sich aufs Roß und unternimmt, wie unser Bild zeigt, größere Ritte in die herrliche Berggegend Oberbayerns.
Der „Hauptmann von Köpenick".
Der Schuhmacher Wilhelm Voigt, der sich für alle Zeiten den Beinamen „Hauptmann von Köpenick* erworben hat, ist begnadigt und auf freien Fuß gesetzt worden. Voigt hatte, wie wohl noch in jedermanns Erinnerung lebt, am 16. Oktober 1906 in der Uniform eines Hauptmanns eine Anzahl von Soldaten eines Berliner Garderegiments irritiert sich ihnen gegenüber als Vorgesetzter aufgespielt, und war mit ihnen vor das Rathaus des nahe bei Berlin gelegenen Städtchens Köpenick gezogen und hatte dort den Bürgermeister wegen angeblicher .Unstimmigkeiten* in derStadtkasse festnehmen lassen; dann hatte er die Kasse „revidiert* und war mit ihr verschwunden. Am 26. Oktober morgens 8 Uhr erfolgte dann seine Verhaftung. Bei der Verhandlung gegen ihn ergab sich ein wahrhaft tragisches Lebensbild. Der in seiner Jugend wegen eines Verbrechens mit harter Strafe Belegte hatte nirgends Arbeit finden können und war von der Landes-
Schwarzwälder Sonntagsblatt.
Polizeibehörde ständig ausgewiesen worden, so daß es ihm unmöglich gemacht worden war, trotz seiner guten Vorsätze ein anständiger Mensch zu werden.
Allerlei.
8 Die Zwiebeln bei den Alten. Die Zwiebeln oder Lauche gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Ganz besonders wurden sie von den Aegyptern kultiviert und genossen, ja der Porree stand bei ihnen in göttlichem Ansehen. Aber auch gerade in den Nilniederungen werden die Zwiebeln am größten und geschmackvollsten. In Aegypten lernten auch die Kinder Israel die Zwiebelst gern essen, sie hatten sich so an den Genuß derselben gewöhnt, daß sie sich auf ihrem Zuge durch die arabische Wüste nicht nur nach den „Fleischtöpfen*, sondern auch nach dem „Lauch, Knoblauch und den Zwiebeln" Aegyptens zurückwünschten (4. Mos. 11, 5). Der griechische Geschichtsschreiber Herodot gibt uns einen Begriff von dem Verbrauch der Zwiebeln, des Knoblauchs und Meerrettichs der Aegypter. Er führt nämlich an, daß ägyptische Arbeiter bei dem Bau einer Pyramide für 1600 Talente, das sind 6 590 400 Reichsmark, der obengenannten Gewürze verbrauchten. Nur den Priestern der Isis war der Genuß des Knoblauchs und der Zwiebeln verboten. Die Aegypter gebrauchten die Zwiebeln als Mittel gegen Ansteckung bei Pest und ähnlichen Krankheiten, und diesen Ruf behielt das Gewächs bis ins
Mittelalter auch in Deutschland. Auch bei den alten Griechen standen die Zwiebeln in hohem Ansehen. Eine gewöhnliche Suppe der Griechen war die aus Knoblauch und Salz bereitete. Der Porree bildete eines ihrer Hauptnahrungsmittel. Auch die Römer kultivierten die Zwiebeln. Knoblauch genossen besonders die Aermeren, die Schiffer, Sklaven und Soldaten. Es war bei diesem Volke ein feststehender Aberglaube, daß der Genuß des Knoblauchs den Soldaten mehr Mut verleihe. Auch unter den Galliern und den Deutschen waren die Laucharten bekannt. So nennt der Epistolograph Apollinaris Sidonius (ft 484 n. Ehr.) die Burgunder, die um diese Zeit am Rheine wohnten, „langhaarige, sieben Schuh hohe Patrone, welche viel essen und nach Lauch und Zwiebeln riechen.*
Ratgeber.
Preißelbeergelee. Reife, gewaschene Preißelbeeren werden über gelindem Feuer so lange gekocht, bis sie weich sind. Man schüttet sie auf ein aufgespanntes Tuch und läßt den Saft durchlaufen. Auf einen Liter Saft rechnet man 800 Gramm Zucker, gibt beides zusammen wieder aufs Feuer und kocht den Saft unter fleißigem Abschäumen zur Geleedicke ein.
Im Koffer zerdrückte Kleider sollte man nie auszuplätten versuchen. Man tauche ein Stück von demselben Stoff wie das betreffende Kleid in heißes Wasser, drücke es aus und überstreiche die gedrückten Stellen damit. Dann hängt man das Kleid in die freie Luft, aber ja nicht in die Sonne. Alle Druckstellen hängen sich während des Trocknens „aus*.
Wilhelm Voigt.
Zur Begnadigung res „Hauptmanns von Coepenick.
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Landwirtschaftliches.
Konservierung der Milch. Die Konservierung der Milch macht besonders im Sommer oft große Schwierigkeiten. Immer kommen neue Mittel in den Verkehr, die die Milch vor dem Verderben mehr oder weniger gut schützen. In neuerer Zeit hat das Wasserstoffsuperoxyd als Konservierungsmittel von sich reden gemacht und das „Buddisieren* der Milch ist in Dänemark, Schweden und England besonders für Kinder- und Spitalmilch sehr in Aufnahme gekommen. Das Verfahren besteht darin, daß pro Liter Milch ungefähr 1—1,3 Kubikcm. 30 o/cfiges bezw. 10—13 Kubikcm. 3 °/,figes Wasserstoffsupperoxyd zugesetzt werden und die Milch sodann in verschlossenen Gefäßen 3—5 Stunden lang auf 52" C. erhitzt wird. Die Milch soll dadurch eine Haltbarkeit von 8—14 Tagen erhalten ohne einen auffallenden Geschmack zu bekommen. Man will die Erfahrung gemacht haben, daß die buddisierte Milch bei verschiedenen Leiden (Magenkrankheiten, Typhus rc.) besonders gut vertragen wird. Da lebende Tuberkelbazillen in ihr nicht Vorkommen, ist sie auch als Kindermilch geeignet. Manche Aerzte ziehen sie der pasteurisierten vor, weil sie teilweise die Eigenschaften der rohen Milch hat. Die Kosten stellen sich ziemlich hoch; zu den nötigen Einrichtungen kommen die Ausgaben für das Wasserstoffsuperoxyd und für die Lizenzgebühr. Außer der oben beschriebenen Anwendung des Wasserstoffsuperoxyds gibt es noch zwei andere Arten der Anwendung. Besser als der Zusatz von Konservierungsmitteln ist es auf jeden Fall, durch peinlich reine Gewinnung und Behandlung der Milch eine größere Haltbarkeit derselben zu erzielen. Daß dies möglich ist, geht u. a. daraus hervor, daß ein deutscher Passagierdampfer auf seiner Fahrt nach Newyork frische Milch, die frei von Konservierungsmitteln ist, braucht. Um derartige Milch zu gewinnen, ist, wie schon wiederholt erwähnt, vor allen Dingen eine entsprechende Stalleinrichtung (reiner, luftiger Stall) nötig. Vielerorts kommt das holländische Aufstallungsverfahren zur Anwendung. Viel reinere Milch als in dem besteingerichteten Stalle läßt sich, wie Behring nachgewiesen hat, auch bei Stallhaltung durch das Melken im Freien, wie es in Holland und Frankreich (hier auch im Winter) üblich ist, erzielen. Sehr wichtig ist auch die richtige Auswahl der Kühe. Die Milch im Euter enthält oft schon viele Bakterien. Dr. Trommsdorf in München hat ein Verfahren entdeckt, Kühe zu erkennen, welche gesunoheits- schädliche Bakterien im Euter beherbergen. Das Verfahren besteht darin, daß die gefährlichen weißen Blutkörperchen und Drüsenzellen durch Zentrifugieren ausgeschleudert werden und so ihre Menge bestimmt werden kann (Milcheuterprobe). In München ist diese Methode beim Lebensmittel-Untersuchungsamt im Gebrauch. Da bei solchen kranken Kühen meist auch der Milchertrag zurückgeht und sie durch die Hand des Melkers den ganzen Stall infizieren können, liegt es im Interesse des Landwirtes, diese Kühe durch öfteres Ausmelken (nach den übrigen!) zu heilen oder, wenn dies nicht möglich ist, auszumerzen. Außer gesundem Vieh, Reinlichkeit im Stalle, sind wie schon oft erwähnt, Reinlichkeit oes Melkers, des Milchgeschirrs, zweckmäßige Behandlung der Milch rc. für die Haltbarkeit der Milch unerläßlich.
Juristischer Briefkasten.
A. G. in B. Begeben Sie sich mit Ihrer Frau behufs Abschlußes eines Ehevertrags zu einem Notar oder auf das Amtsgericht. Die Uebertragung Ihrer Sachen auf Ihre Frau ist zwar an sich zulässig, indem Sie mit ihr einen entsprechenden Vertrag schließen, jedoch können Ihre etwaigen Gläubiger diesen anfechten, wenn die Uebertragung in der Absicht geschieht, Ihre Gläubiger zu benachteiligen.
Rätselecke.
Rätsel:
Wenn du mich von vorne liest, helf ich meistenteils verschließen; Liest du mich nun umgekehrt, wirst du wohl mich gern genießen.
Bilderrätsel.
Auslösungen aus letzter Nummer.
Rätsel: abziehen.
Bilderrätsel: Unser Leben ist ein Traum.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Lank in Altensteig.