Ergründet
1877.
glsfkhrini täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Bezuzspret S !2r das Vierteljahr i« Bezirk und AschbarortSverkehr M. 1.25.
außerhalb Mk. 1.85.
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Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 10 Psg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechenderRabatt.
Reklamen 15 Psg. die. Textzeile.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
Kr. 176
Ausgabeort Altensteig-Stadt.
Donnerstag, dsrr 30. Juli
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1908.
Amtliches.
Nachimpfung gegen S ch w e i n e r o t l a u f.
Nach dem Erlaß des K. Med. Koll., tierärztl. Abteilung, vom 23. Juni d. I. können, wo ein Bedürfnis sich zeigt, von jetzt an bis Oktober Nachimpfungen gegen Schweinerot- lauf vorgenommen werden.
Die Schweinebesitzer haben bis 5. August d. I. beim Ortsvorsteher ihre impfbedürftigen Tiere anzumelden. Dabei wird darauf hingewiesen, daß für Verluste durch Schweinerotlauf innerhalb der auf die Impfung folgenden 5 bezw. 12 Monate Entschädigung gewährt und somit durch Bezahlung der Jmpfgebühr eine Art Versicheruug gegen Verluste durch Schweinerotlaus erzielt wird. Weiter ist hervorzuheben, daß die Entschädigung nur für die öffentlichen, nicht auch für private Impfungen vorgesehen ist und daß bei einer Anzahl von 20 Impflingen die öffentliche Impfung in der Regel billiger zu stehen kommt als die private Impfung.
Bemerkt wird noch, daß die öffentlichen Schutzimpfungen mit dem 31. Oktober ihren Abschluß finden müssen und in der Zeit vom 1. November bis 1. März, von besonderen Ausnahmefällen abgesehen, Impfstoffe nur zu Not- oder Heilimpfungen abgegeben werden.
Fürst Bismarck als Soldat.
Zehn Jahre find verflossen, seitdem Fürst von Bismarck Herzog von Lauenburg, Generaloberst der Kavallerie, mit dem Range als Generalfeldmarschall, nicht mehr unter den Lebenden weilt. In erster Linie Staatsmann, war er doch nebenbei durch und durch Soldat. Das heutige Geschlecht kennt ihn gar nicht anders, als den Panzerreiter mit dein gelben Kragen und der Kürassiermütze oder dem Stahlhelm; vieltaufendfach ist er als solcher im Bilde verewigt, so daß sich mit dem Gedanken an den eisernen Kanzler diese Vorstellung unzertrennlich verknüpft hat.
Im Jahre 1838 trat Bismark als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Jägerbataillon in Potsdam ein, bat aber auf Wunsch seines Vaters um Versetzung zur 2. Jägerabteilung in Greifswald, um dem in seinen Besitz übergegangenen Gute Kniephof in Pommern näher zu sein. 1841 wurde er Sekonde- leutnant und im folgenden Jahre zur Landwehrkavallerie übergesührt. Um den Dienst der neuen Waffen genau kennen zu lernen, unterzog er sich einer mehrmonatigen Dienstleistung beim 4. Ulanenregiment, welches damals in Treptow und Greiffenberg in Garnison stand, und übte später wiederholt mit einem wahren Feuereifer. Noch als Ministerpräsident war es für ihn eine Freude und Erholung, gelegentlich militärischen Hebungen beizuwohnen. So schrieb er aus dem Königsmanöver 1863 bei Lebus-Buckow an seine Frau: „Um 7 Uhr ausgerückt, bis hs>2 Uhr ununterbrochen geritten, jagte wie unsinnig über Stock und Block und habe lange ketten so behaglichen Tag verlebt. Habe gar kein Zivil mit, bin auf 48 Stunden ganz Major." Während einer Hebung bei der Stargardter Landwehr-Ulaneneskadron rettete er seinen Reitknecht Hildebrand aus dem Lippehner See vom Tode des Ertrinkens mit höchster eigener Lebensgefahr und wurde dafür mit der Rettungsmedaille belohnt, welche lange Zeit das einzige Ehrenzeichen auf seiner Brust blieb. Seine Berufung zum leitenden Staatsmann hatte er dem Vertrauen des Königs zu danken, daß kein anderer wie er geeignet sei, erfolgreich die schwierigen Verhandlungen zu führen, welche sich an die vom Könige als notwendig für Preußens Machtstellung erkannte Heeresvermehrung der Volksvertretung gegenüber knüpften. Nur mit der eisernen Willenskraft und klugen Politik eines Bismarck war der hartnäckige Widerstand der Gegner zu überwinden. Indem er diese schwere Aufgabe auf sich nahm, leistete er seinem Vaterlande einen unschätzbaren Dienst und erwarb sich dessen und des Heeres Dank für alle Zeiten. Glänzend hat er bas in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Hand in Hand mit dem ihm persönlich befreundeten Kriegsminister v. Roon verhals er der Heeresreorganisation zur Durchführung und schuf so das scharfe Schwert, welches Preußen und Deutschland allerwärts zum Siege führte und die heutige Machtstellung des Reichs begründete. Nicht mit der Arbeit des Geistes und der Feder begnügte er sich. Als Major zog er im Gefolge seines königlichen Herrn im Jahre 1866 nach Böhmen und harrte hier ebenso bei Königgrätz wie 1870 bei Gravelotte und Sedan an dessen Seite auch im Schlachtengewühl aus.
Manche Staatsmänner haben ihre Herrscher ins Feld
begleitet, aber keiner, außer Bismarck, ist mit ins Feuer geritten, wer wollte es tadeln, wenn der Diplomat dem Waffengange fern bleibt? Der Schauplatz seiner Tätigkeit ist das Schlachtfeld nicht. Aber in Bismark lebte der Geist des Preußischen Soldaten, der eine besondere Anerkennung dadurch fand, daß die Order Kaiser Wilhelms II., welche ihm die Beförderung zum Gerneralobersten mitteilte, die ehrenden Worte enthielt: „Heldenmütigen Sinnes haben Sie in den großen Kriegen Ihre Schuldigkeit als Soldat getan." Schon Kaiser Wilhelm 1. hatte ihn mit dem höchsten Kriegsorden, dem Orden pour io wörits, ausgezeichnet. Wie im Kugelregen, fehlte Bismarck auch nicht bei den glänzenden Einzugsfeierlichkeiten der siegreichen Truppen nach vollbrachter Tat. Unvergeßlich unter den vielen ruhmreichen Persönlichkeiten, welche den greisen Herrscher an der Spitze der heimkehrenden Helden umgaben, wird jedem, der das Glück gehabt hat, jene Tage mitzuerleben, die gewaltige Gestalt des Ministerpräsidenten sein in seiner weißen Uniform, das Band des schwarzen Adlerordens auf der Brust, mit seinem durchdringenden Auge in strammer, soldatischer Haltung. In allen seinen Reden vor der Volksvertretung kommt sein kerniger militärischer Sinn zum Durchbruch, so in der herben Konsliktszeit und später 1887, als es sich darum handelte, das Heeres-Septennat im Reichstage durchzusetzen. Viele seiner Aussprüche sind geflügelte Worte im Volksmunde geworden. Erinnert sei an einen Satz, der auch kürzlich in den südwestafrikanischen Kämpfen seine Bestätigung gefunden hat: „Kein deutscher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer im Stich, er holt ihn ttnt eigener Lebensgefahr heraus, und umgekehrt, kein deutscher Soldat läßt seinen Offizier im Stich ; das haben wir erfahren." So sprach Bismarck vom deutschen Heere.
Bis zu seinem Lebensende ist der Altreichskanzler Soldat geblieben, Soldatenblut hat in seinen Adern gerollt von der Kindheit an, bis ihn die Nacht des Todes umfing. Mit Stolz nennt die Armee ihn daher den Ihrigen, dessen sie in Dankbarkeit stets gedenken wird.
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Tagespolitik.
Die Begegnung unseres Kaisers mit seinem königlichen Oheim, dem König Eduard von England auf Schloß Friedrichshof am 11. August erfolgt aus eine Anregung des Königs Eduard hin. Das ist in dem vorliegenden Falle allerdings beinahe selbstverständlich. Nachdem der König vor Jahren wiederholt auf der Fahrt nach Marienbad einer Begegnung mit seinem kaiserlichen Neffen ausgewichen war, hatte der Kaiser keine Veranlassung zu einer besonderen Einladung.
In der Frage derReichsfinanzresorm findet allmählich eine Annäherung zwischen Konservativen und Zentrum statt. Die von dem rheinischen Zentrumsorgan, der „Könl. Volksztg." gemachten Steuervorschläge finden die volle Zustimmung der „Deutschen Tagesztg.", die gleichzettig Organ des Bundes der Landwirte und der Konservativen überhaupt ist. Wenn die Blockeinigkeit nur nicht in die Brüche geht!
In Preußen gibt es viele Unzufriedene, welche scharfe Kritik am preußischen Staat und seiner Verwaltung üben. Anlaß zu allerlei Betrachtungen gibt neuerdings das Disziplinarverfahren, welches gegen den freisinnigen Bürgermeister Schücking in Husum eröffnet worden'ist. So hat der freisinnige Reichstagsabgeordnete Gothein einen offenen Brief an den Bürgermeister Schücking verfaßt, der die Ironie selbst ist. Spott und Haß richtet sich darin gegen die preußische Regierung und gegen den preußischen Staat oder wenigstens gegen die tonangebende Ansicht. Ein
ähnlicher Haß hat in letzter Zeit auch aus mehreren Kundgebungen Naumanns gesprochen. Aus den mannigfachen Aeußerungen und der ganzen Stimmung geht hervor, daß man eben nicht nur von „Junkern und Korpsstudenten" regiert werden will. Als kürzlich einmal in der „Nordd. Allg. Ztg." von Aenderungen im diplomatischen Dienst des Reichs berichtet wurde, hat man in der bürgerlichen Presse darauf hingewiesen, daß wieder kein Bürg erlich er dabei war. Das ist es, was das Bürgertum nicht wünscht. Man ist es müde, die „Junker" — das ist ja nun einmal dir Name für den Adligen — als die einzig würdigen Vertreter des deutschen Volkes ansehen zu sollen. Wir können nicht finden, daß diese Abneigung ganz unbegründet ist. Sie wurzelt in einem berechtigten Selbstgefühl. Es ist eine Forderung sowohl der Gerechtigkeit als auch der Staatsklugheit, diese Abneigung zu beachten. Sollten — was wir nicht wissen — sich nicht genug bürgerliche Bewerber zum auswärtigen Dienst melden, so müßte eine weitsichtige Regierung sie systematisch an sich zu ziehen suchen, wozu ja doch genug Gelegenheit gegeben wäre. Wir wollen es nicht weiter ausmalen, wie die hohe Ziffer der Adligen in den Landratsstellen, im Gardekorps, ihre ausschließliche Herrschaft im Hofdienfte empfunden wird. Auch verdient anerkannt zu werden, daß ein großer Teil des Adels ein starkes Gefühl für die aus seiner Stellung resultierenden Pflichten hat. Der Wunsch der Unzufriedenen geht ja, soweit man sieht, auch nur dahin, daß bei glesicher Tüchtigkeit und gleicher Pflichttreue der Bürgerliche dem Adligen nicht nachstehe, und daß weiter innerhalb des Bürgertums nicht in ungerechter Weise der den obersten Schichten durch studentische oder andere persönliche Beziehungen nahestehende Teil bevorzugt werde. Da die Gruppe der Unzufriedenen nun in dem Husumer Bürgermeister Schücking einen Märtyrer zu bekommen droht, muß man sich darauf gefaßt machen, daß sie in nächster Zeit an Anhängerschaft zunehmen wird, wenn nicht die Regierung ernste Vorsorge trifft, die Gründe der Unzufriedenheit, soweit sie berechtigt sind, zu beseitigen.
Der russische Ministerpräsident Stolypin begibt sich nach Norwegen. Dort trifft er wahrscheinlich mit dem von Reval nach Christiania fahrenden Präsidenten Fallieres zusammen. Die wiederholten Angaben, Stolypin werde auf Norderney eine Begegnung mit dem deutschen Reichskanzler Fürsten Bülom haben, ist anscheinend auf eine Telegramm - Verstümmelung der Worte Norwegen und Norderney zurückzusühren.
Landesnachrichten.
Akkensteig, LS. Juli.
* Vom 1. August ab sind Postpakete nach und von den Vereinigten Staaten von Amerika bis zum Gewichte von 3 Kg. (bisher nur 2 Kg.) zugelassen. Das Porto für ein Postpaket aus Deutschland nach den Vereinigten Staaten von Amerika beträgt:
bis
über
2 tzA
3 kx
4 KZ
5 ÜA
. . . . 1 Mk. 40 Psg.
. . . . 2 Mk. 10 Psg.
. . . . 2 Mk. 80 Psg.
. . . . 3 Mk. 50 Psg.
* Wie in früheren Jahren, so werden auch Heuer seitens der landwirtschaftlichen Bezirksvereine wieder Original- Simmenth aler Farren in der Schweiz angekaust, die dann an die Besteller unter Beobachtung der ausgestellten Bedingungen versteigert werden.
-n Simmersfeld, 28. Juli. Der Auskauf von Heidelbeeren durch auswärtige Händler nimmt einen regen Fortgang. Gestern wurde pro Ztr. 8 Mark bezahlt. Ta in den Wäldern noch Beeren in Masse zu treffen sind, steht den Bewohnern hiesiger Gegend noch mancher schöne Lohn für eifrige Beerensammlung in Aussicht. Möge die Nachfrage nach Beeren in seitheriger Weise sich steigern.
* Nagold, 28. Juli. Ein finsteres Geschick waltet über dem Wechsel auf der hiesigen Bezirksnotariatsstelle. Bezirksnotar Scheytt von Bondorf, der die hiesige Stelle übernehmen sollte, wurde bekanntlich vor kurzer Zeit von einem Lungenschlag getroffen. Und nun kommt aus Oehringen die traurige Nachricht, daß der von hier versetzte Bezirksnotor Oelschläger während eines Spazierganges mit seiner Familie am Sonntag von einem Schlag gerührt wurde und verschieden ist. Er hinterläßt eine Witwe mit 7 Kindern.
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