X Friedrichshafen, 27. Juli. Die Reparaturen am Zeppelinschen Luftschiff sind vollendet. Das neue Gas trifft noch im Laufe der Woche ein. Der Termin des neuen Aus­stiegs wird zwar geheim gehalten, wir hören aber, daß er gegen Ende der Woche spätestens erfolgen wird, vorausgesetzt, daß die meteorologische Lage so günstig bleibt wie jetzt.

* Karlsruhe, 26. Juli. In der badischen Zweiten Kammer wurde gestern die Heidelberger Schloßfrage behandelt. Der Finanzniinister stellte für den nächsten Landtag eine Vorlage betreffend Standfestmachung der Fassademauer des Otto-Heinrich-Baues in Aussicht. Es sollen schadhafte Steine ausgewechselt, einzelne Teile erneuert und auf der Rückseite eine Stützkonstruktion angebracht werden.

X Lindau, 26. Juli. Das deutsche Kronprinzenpaar stattete heute mittag dem König und der Königin von Württemberg in Friedrichshafen einen Besuch ab.

X Aachen, 27. Juli. Ein Automobil mit einer acht­köpfigen holländischen Reisegesellschaft fuhr in rasendem Tempo auf der Strecke Heerleu-Mastricht, iin Dorfe Kunrade auf eine Mähmaschine auf. Das Automobil ging in Trümmer. Einem 8- bis 10-jährigen Mädchen der Reisegesellschaft wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt; der Chauffeur ist schwer verletzt. Auch die übrigen Personen erlitten mehr oder we­niger schwere Verletzungen.

Ausländisches.

' Kandersteg, 28. Juli. Der Stollen des Lötschberg- tunnels ist auf 1100 Meter Länge, von der Bohrstelle bis 1500 Meter vom Tunneleingang vollständig mit Schutt ge­füllt. Die Räumungsarbeiten verlangen große Vorsicht, da zwei Dynamitlager zerstört und zerstreut wurden. Mehrere Dynamitpatronen sind bei den Aufräumungsarbeiten bereits im Geröll gefunden worden. Es wurden keine weiteren Opfer zu Tage gefördert. Man fand aber verschiedene Leichenteile. Zahlreiche Arbeiter wollen abreisen, da die Arbeiten eine ziemlich lange Unterbrechung erleiden werden. Die Unternehmer verweigern jede Auskunft und untersagen streng den Zutritt zum Tunnel. Heute vormittag haben 200 Mann der Bergungskolonne die Rettungsarbeiten im Tunnel, die sich ausschließlich mit Bergung der Leichen und Verunglückten beschäftigen, wieder ausgenommen, nachdem sie gestern gegen abend aus Furcht wegen einer Dynamit­explosion und dem Grauen des Todes beim Ausfinden von Leichenteilen jede weitere Arbeit abgelehnt und aus dem Tunnel gegangen waren. Bis jetzt liegt im Spital allein die Leiche des zuerst Aufgefundenen, eines 20jährigen Vinzi. Es stellt sich jetzt heraus, daß die Masse im Innern meistens reiner Triebsand ist.

Mitau, 25. Juli. Die Stadt Telschi steht seit gestern in Flammen. Aus Libau gingen gestern Ertrazüge mit Feuerwehren und Militärkommandos dahin ab. Ebensolche Hilfe wurde auch von anderen Städten gesandt. Nach heute vorliegenden Nachrichten aus Telschi sind nur einige Häuser übrig geblieben. .

ss London, 25. Juli. Kriegsminister Haldane erklärte in einer Rede beim Festessen der südafrikanischen Zivilärzte, wenn die Engländer ihren Ruhm aufrecht erhalten wollten, müßten sie aufmerksam darauf achten, was die Deutschen tun.

' Farnborough, 25. Juli. Das englische lenkbare Militärluftschiff „Nulli secundus" unternahm gestern einen gelungenen Aufstieg, nachdem infolge Versagens des Motors 2 Versuche fehlgeschlagen waren.

X Stockholm, 26. Juli. Nach herzlicher Verabschiedung von der kgl. Familie ist Präsident Fallieres auf dem Torpedo­bootszerstörer Cassini nach Reval abgereist.

X Merok, 26. Juli. Ter Kaiser wird am Montag nach­mittag die Heimreise von Bergen aus antreten. Das Ein­treffen in Swinemünde erfolgt voraussichtlich Mittwoch vor­mittag.

Allerlei. Der Arbeiter Heuberich in Wetter-Ruhr hat auf offener Straße seine von ihm getrennt lebende Frau und dann sich selbst erschossen. — Der deutsche Protoswagen ist auf der Automobilfahrt Newyork—Paris gestem nachmittag 3 Uhr in Köln eingetroffen und hat die Reise nach Paris um 5 Uhr fortgesetzt. — Der amerikanische Thomaswagen hat gestern abend kurz nach 6 Uhr die deutsche Ostgrenze passiert.

Vermischtes.

8 Zur Hinrichtung der Grete Beier schreibt deren Rechtsbeistand: Ihr Gottvertrauen und ihr Vertrauen auf Vergebung und ein Wiedersehen mit ihrem Vater war unerschütterlich. Daher auch ihre Ruhe bei ihrem letzten schweren Gange. Nicht her Bruder des ermordeten Bräutigams, sondern ein Herr, der sich als italienischer Rechtsanwalt ausgab, hatte sich in der Gefangenenanstalt eingefunden, um „physiologische und psychiatrische Studien zu machen." Da er auch die Guillotine und den Scharfrichter photo­graphieren wollte, ist ihm sein offenbar Reklamezwecken dienendes Treiben unterbunden worden. Eine Audienz bei dem König hat nicht stattgefunden, weil dieser in Gnaden­sachen prinzipiell jede Audienz ablehnt.

8 Eine rätselhafte Entführung. Die Entführung eines Mädchens setzt in Rouille die ganze Einwohnerschaft in Er­regung. Beim Verlassen der Kirche nach Schluß der Früh­messe wurde ein 20jähriges Mädchen durch zwei Männer und eine Frau, die draußen mit dem Automobil harrten, nach dem Wagen geschleppt, der sofort davonfuhr und in der Richtung nach Paris verschwand, ohne daß dem Hilferuf des Mädchens Folge geleistet werden konnte.

8 Eine Polarzeitung. Die Macht der Presse dehnt sich jetzt immer mehr auch über die Meere aus. An Bord der großen Dampfer erscheinen Bordzeitungen, welche neben unterhaltenden und belehrenden Artikeln täglich neue Nach­richten, die durch drahtlose Telegraphie übermittelt werden, veröffentlichen. Eine eigenartige Bordzeitung hat dieser Tage das Licht der Welt erblickt, sie trägt den Namen „Polar­zeitung, General-Anzeiger für den nördl. Polarkreis, Jn- telligenzblatt für Spitzbergen und die umliegenden Ortschaften" und erscheint an Bord oes Dampfers des Norddeutschen Lloyd „Großer Kurfürst", der zur Zeit eine Polarfahrt über Schottland, Island, Spitzbergen und Norwegen macht. Die Zeitung, die in der eigenen Borddruckerei hergestellt wird, be­steht aus Beiträgen der Fahrtteilnehmer selbst.

Handel und Verkehr.

! Vom Schwarzwald. Die Heidelbeerernte ist Heuer ganz besonders reichlich ausgefallen. Die Beeren sind groß und saftig. In den Schulen wird fast überall Heidelbeer- vakanz gegeben und Jung und Alt zieht frühmorgens in den Wald, um die Beeren zu pflücken. Für das Simri werden 2.20 Mk., für. das Pfund 6—8 Pfg. bezahlt. Die Beeren werden meist für die Weinbereitung verwendet. Der Versandt nach auswärts nimmt von Jahr zu Jahr einen größeren Umsang an. Auch die Himbeerernte ist dieses Jahr gut ausgefallen; die Himbeeren werden fast durchweg von auswärtigen Händlern aufgekaust.

* Freudenstadt, 25. Juli. Viehmarkt. Zufuhr 130 Milchschweine, 10 Läufer. Es wurde nahezu die ganze Zu­fuhr abgesetzt und wurden für Milchschweine 32—50 Mark und für Läufer 60—70 Mark pro Paar bezahlt.

* Tübingen, 24. Juli. Fruchtschranne. Dinkel neu 5631 Kilo, 16.10 Mk. 15.81 Mk. 15.60 Mk., Verkaufssumme

890.53 Mk., 7 Pfg. auf, Haber neu 4906 Kilo, 19.— Mk. 18.50 Mk., 18.20 Mk., Verkaufssumme 907.67 Mk., 24 Pfg, ab, Weizen 187 Kilo, 22.60 Mk., 22.60 Mk., 22.60 Mk., Verkaufssumme 42.26 Mk., Gerste 852 Kilo, 20.— Mk., 19.66 Mk., 19.60 Mk., Verkaufssumme 167.53 Mk., 0 Pfg. ab.

' Nürtingen. Fruchtpreise vom 23. Juli. Dinkel Mk. 7.90—8.40, Gerste 9.00—9.50, Haber 8.50—9.30.

X Stuttgart, 23. Juli. (Schlachtviehmarkt.) Zuge­trieben: 31 Ochsen, 20 Bullen, 210 Kalbeln und Kühe, 381 Kälber, 611 Schweine. Verkauft: 29 Ochsen, 18 Bullen, 167 Kalbeln und Kühe, 381 Kälber, 568 Schweine. Erlös aus st? Kilo Schlachtgewicht: Ochsen: 1. Qualität, a) ausgemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual,

a) vollfleischige von 66 bis 68 Pfg., 2. Qualität d) ältere

und weniger fleischige von 62 bis 65 Pfg.; Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 82 bis 84 Pfg. 2. Qualität b) fleischige von 80 bis 81 Pfg-, 3. Qualität

o) geringere von 76 bis 78 Pfg.; Kühe 1. Qualität a) junge

gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 59 bis 69 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 39 bis 50 Pfg-, Kälber: 1. Qualität s) beste Saug­kälber von 89 bis 91 Pfg-, 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 85 bis 87 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 78 bis 83 Pfg.; Schweine 1. Qualität aj^tznge fleischige 66 bis 67 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 60 bis 64 Pfg. 3. Qual. <-) geringere von 53 bis 55 Pfg. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

X Stuttgart, 25. Juli. (Vom Wochenmarkt.) Der heutige Markt zeigte angesichts des prächtigen Wetters schon in aller Frühe ein außerordentlich lebhaftes Bild. Die Zufuhr war in allen Teilen eine recht reichliche. Für das Marktgetriebe, besonders auf dem Großmarkt, erscheint an Tagen wie am heutigen Samstag fast der Platz zu klein. In vielen Hun­derten von Körben steht das Obst um das Schillerdenkmal herum und harrt der Käufer. Aus dem Großmarkt standen Heidelbeeren im Vordergrund des Angebots, man verlangte 9—12 Pfg., auch Johannisbeeren waren reichlich vertreten. Schöne Pfirsiche kosteten 35—45 Pfg-, Aprikosen 25—40 Pfg., Aepfel 18—25 Pfg-, Birnen 20—25 Pfg. per Pfund. Für kleine Einmachgurken verlangte man 40—50 Pfg-, für größere 60—80 Pfg. per 100 Stück, für Bohnen 10—12 Pfg. per Pfund. Der Gemüsemarkt bot in schöner Auswahl feil: Weißkraut zu 25—35 Pfg-, Kohl zu 15—20 Pfg., Endivien zu 10—12 Pfg-, Blumenkohl zu 20—40 Pfg. per Stück, Rhabarber zu 10—20 Pfg. per Bund, Tomaten zu 25—35 Pfg. per Pfund. — Dem Kartoffel-Großmarkt auf dem Leonhardsplatz waren 300 Ztr. zugeführt. Preis 4—5 Mark per Zentner.

Wochenbericht der Zentralvermittlungsstelle für Obst- verwertung in Stuttgart.

Diese Woche sind eingegangen Angebote in Himbeeren aus Sittenhardt, Oberstetten, Großerlach, in Stachelbeeren aus Jlshofen, Großerlach, Weil im Dorf, Urach, Nürtingen, Mühlheim a. Bach, in Johannisbeeren aus Sulz, Dätzingen, Weil im Dorf, Urach, Nürtingen, Gaildorf, Mühlheim a. Bach, in Aepfeln aus Hepsisau, Weil im Dorf, Nürtingen, in Birnen aus Hohenhaslach. Nachfragen in Himbeeren aus Stuttgart, Otterswang, in Johannisbeeren aus Otterswang, in Preiselbeeren, Mirabellen, Aprikosen aus Besigheim. Die Vermittlung geschieht unentgeltlich. Vorschriften und For­mulare sofort und franko erhältlich.

BorarrksichtttcheV Wetter

am Dienstag, den 28. Juli. Vorwiegend heiter, trocken und warm, etwas gewitterhaft.

Veraniworlltcher Redakteur: Ludwig Lauk, Altenstrtg.

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