jungtürkischen Partei an. Der politische Charakter des Verbrechens ist zweifellos.
js Petersburg, 21. Juli. Heute morgen ist von den Teilnehmern an dem Automobilrennen Newyork-Paris der amerikanische Thomas-Wagen in Moskau angekommen.
! Petersburg, 21. Juki. Auf dem Amur zwischen den Städten Nikolajew und Chabarowsk ereignete sich heute durch einen Wirbelsturm, der bei einem Gewitter plötzlich auftrat, eine schreckliche Katastrophe. Eine Barke, die mit ausgewiesenen Chinesen besetzt war, wurde von dem Orkan erfaßt und sank in wenigen Minuten. 84 angebundene Chinesen, 5 Soldaten und der Steuermann ertranken.
js Kopenhagen, 21. Juli. Bei der Galatafel für den Präsidenten Fallieres hielt König Friedrich eine Ansprache, m der er die Ueberzeugnng aussprach, daß der herzliche Empfang Fallieres ein Beweis sein werde für die Gefühle der Freundschaft und der Sympathie, die er und sein Volk für das französische Volk empfänden. Der König trank auf das Wohlergehen Frankreichs und der französischen Regierung. Präsident Fallieres oankte für den freundlichen Willkomm und betonte die herzliche Sympathie, mit der man ihm in Kopenhagen entgegengekommen st!. Er schloß mit dem Wunsche, daß die Jahrhunderte alten Freundschaftsbande zwischen den beiden Ländern sich von Tag zu Tag befestigen möchten. Er trank auf den König, die Königliche Familie, die Größe und das Glück Dänemarks.
* Kopenhagen, 21. Juli. Präsident Fallieres begab sich heute nach Roskilde, wo er in der Domkirche am Sarge des Königs Christian IX. einen Kranz niederlegte. Nach seiner Rückkehr gab Präsident Fallieres in der französischen Gesandtschaft ein Frühstück, an dem der König und die Königin, die Mitglieder der königlichen Familie, die Minister und viele Würdenträger teilnahmen. Nachmittags besuchte der Präsident das Rathaus, wo er vom Oberpräsidenten Oldenburg begrüßt wurde. Fallieres dankte mit einer kurzen Ansprache.
* Konstantinopel, 21. Juli. Die jung-türkischen Drohakte und Attentate im Bereich des 3. Korps in Saloniki dauern fort. In den letzten Tagen ist der Oberleutnant Nazim in Saloniki verwundet, ein Kavallerieoberstleutuant in Serres und der Mutessariff von Vibra sind ermordet worden.
* Konstantinopel, -20. Juli. Das Kriegsministerium bestellte 15 000 Kavallerie-Karabiner bei Mauser in Oberndorf.
* New-Uork, 21. Juli. Auf Haiti wird eine Revolution befürchtet. Amerikanische, englische und französische Kriegsschiffe sind.dort eingetroffen.
* Keetmanshoop, 21. Juli. Staatssekretär Ternburg trifft heute, aus dem Süden kommend, zur Eröffnung der Bahnlinie Seeheim-Keetmanshoop hier ein.
Allerlei. In Nymphenburg ermordete der Sergeant Rettinger von der Münchener Luftschifferabteilung seine der Niederkunft entgegensehende Geliebte, die 22 Jahre alte Maria Huber durch mehrere Messerstiche. Dann warf er sich vor einen Schnellzug. Er wurde buchstäblich zerfetzt. — Auf der Zeche „Carolus Magnus" ereignete sich ein neues Unglück. Bei den Aufräumungsarbeiteu erfolgte ein Einsturz, wobei zwei Bergleute schwer verletzt wurden. — Der im Hause Gitschinerstraße 26 in Berlin wohnhafte Kaufmann Engel wurde dieser Tage tot in seinem Bette aufgefunden. Da man Strangulationsmarken an seinem Halse entdeckte, ist ein Mord nicht ausgeschlossen. Engel verkehrte viel in homosexuellen Kreisen. Er befand sich in den letzten Tagen in Geldschwierigkeiten. — Die in der Pestalozzistraße in Berlin wohnende Witwe Stiller vergiftete ihre beiden Kinder und suchte sich dann aus gleiche Art zu töten. Während bei den Kindern Hilfe vergebens war, konnte die Mutter schwerkrank nach dem Krankenhause gebracht werden.
Harte Sorgen um die Zukunft sollen sie zu dem furchtbaren Schritt geleitet haben. — Bei einer feldmäßigen Uebung wurde ein Tiroler Kaiserjäger der Garnison Bregenz erschossen. — Im Expreßzug Köln-Paris wurden einein russischen Staatsrat die Brieftasche mit Ausweispapieren und mehrere tausend Franken gestohlen. — Eine etiva 100 Mann starke griechische Bande hat am letzten Samstag das bulgarische Dorf Ribarci angegriffen, 13 Gehöfte verbrannt und 25 Personen, darunter Frauen und Kinder, getötet und 5 Personen verwundet.
Vermischtes.
8 Was eine Auffahrt des Zeppelinschen Luftschiffes kostet. Das Zeppelinsche Luftschiff liegt zwar zur Zeit noch, fast seiner ganzen äußeren Hülle entkleidet, in der Halle und dürfte erst in etwa 10 Tagen wieder völlig repariert sein, und dann wird immer noch einige Zeit vergehen, ehe eine neue Auffahrt unternommen werden kann. Aber es dürfte doch trotzdem von Interesse sein, mitzuteilen, was die Füllung und der Betrieb des Ballons kosten. Der Ballon wird bekanntlich mit Wafferstoffgas gefüllt, das zum größten Teil aus der chemischen Fabrik Griesheim bezogen wird. Ein Kubikmeter dieses Gases kostet 60 Pfg. Da nun ca. 12,000 Kubikmeter zur Füllung gebraucht werden, so kostet die einmalige Füllung des Ballons rund 7200 Mk. Die Motors verbrauchen in der Stunde etwa 60 Kilogramm Benzin, was einer Ausgabe von etwa 30 Mark entspricht. Die gesamten Betriebskosten (ohne die für das Personal) dürsten sich demnach auf zirka 200 Mark pro Stunde belaufen.
8 Der Erfinder des Turnerabzeichens. In der Franks. Ztg. wird daran erinnert, daß der „Erfinder" des Abzeichens der dutschen Turner, des einfachen F in Kreuzform, der „hessische Turnväter", Heinrich Felsing in Darmstadt war. Das von ihm erdachte Turnzeichen, dem Jahns Wort: „Frisch, fromm, froh, frei, Das andere Gott besohlen sei!" zu Grunde liegt, tauchte zum ersten Male auf einer Fahne auf, die Felsing am 27. August 1844 bei der Enthüllung des Ludwigs-Denkmals in Darmstadt dem Schülerturnverein überreichte. Es dauerte längere Zeit, ehe sich die Neuerung allgemein einbürgerte.
* Eine unnötige Tierquälerei ist es — so wird der „ Neck. Ztg." geschrieben — die Tauben drei Wochen einzusperren. Abgesehen davon, daß während dieser Zeit die meisten Eier und Jungen dieser Tiere jämmerlich zu Grunde gehen, muß es für diese vorzüglichen Segler der Lüfte, auch wenn sie regelmäßig und reichlich mit Wasser und Futter versorgt werden, eine furchtbare Qual sein, während der heißen Jahreszeit drei Wochen im engen Schlage und in erstickend heißer Luft eingeschlossen zu sein. Und warum diese Maßregel? „Weil die Tauben zur Erntezeit schädlich sind", sagen Gedankenlosigkeit und Unverstand. Aufmerksame Beobachter wissen aber, daß die Tauben gerade jetzt die nützlichsten Vögel sind. Mit dem Getreide sind auch die Unkräuter reif geworden und haben ihre zahlreichen Sämchen auf dem Acker ausgestreut. Da sind gerade die Tauben die eifrigsten Vertilger des Unkrautsamens; sie fressen dabei freilich auch Weizen, Roggen und Gerste. Man kann aber leicht beobachten, daß sie nur bloße Körner auflesen, die weder vom Landwirt, noch von der Aehrenleserin gesammelt und nutzbar gemacht werden können, vielmehr später keimen und als Unkraut den Acker aussaugen. Dieselbe dreiwöchentliche Qual wiederholt sich für die armen Tauben während der Frühjahrs- und Herbstsaat. Aber auch in dieser Zeit wiegt der Nutzen, den diese Tiere stiften, den geringen Schaden vollständig auf. Denn erstens lesen diese fleißigen Vögel auch wiederum vor, während und nach der Saat viel Unkrautsamen auf, zweitens fressen sie, da sie nicht scharren, nur die obenaufliegenden Körner, die, wenn sie je keimen, wenig widerstandsfähige Pflanzen liefern, welche durch
Kälte oder Trockenheit ohnedies leicht zu Grunde gehen, und drittens verteilt sich der Verlust bei allgemeiner Saat auf die ganze Flur, so daß bei dem einzelnen Besitzer von einem nennenswerten Schaden kaum geredet werden kann. Es liegt also kein Grund vor, die über die Tauben verhängte Sperre in dieser Ausdehnung, jedenfalls nicht über die Erntezeit, aufrecht zu erhalten. Auf allen Rathäusern sollte mit diesem alten Schlendrian gebrochen werden.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisberichtsstelle des deutschen Landwirtschaftsrats vom 14. bis 20. Juli 1908.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-st) bezw. Weniger (—) gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer Frankfurt M. 216 (-stl) 192'/z (—) 175 (—)
Mannheim 222'/. (°st3'>) 197 (-st3) 173 (-st3)
Straßburg 227'/,(-st5) 187s - (—5)- 190 (—) Stuttgart 230 (-j-2) 183 (—)
München 231 (st-1) 193 (—) 183 (-st2)
Handel und Verkehr.
* Reutlingen. Fruchtschranne vom 18. Juli. Dinkel, Unter!. Mk. 7.70—8.60, Dinkel, Alber 7.70—8.00, Haber 8.20—9.00, Gerste 9.50—10.00.
* Uracher Fruchtschranne vom 18. Juli. Haber 8.50 bis 8.70 Mk., Dinkel 8.10—8.20 Mk.
VorarrSfichtttcheS Wittrr
am Donnerstag, den 23. Juli: Ziemlich heiter, trocken und
warm.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Mensteig.
Eine seltene Gelegenheit zu einer billigen Ferienreise nach Venedig und an den Gardasee bietet Professor Miller Stuttgart in Verbindung mit einer Orientfahrt. Um den staunenswert billigen Preis von 80 Mark fährt man mit Sonderzug von München nach Venedig und zurück bis Innsbruck oder Kufstein, erhält volle Verpflegung für sechs Tage, Gondelfahrten, Fahrt auf dem Gardssee und ist jeder Sorge enthoben. In Venedig kann man an dem einen Abend das großartige Sommernachtskonzert mit Promenade auf dem Markusplatz, welcher der schönste der Welt ist, am anderen Abend ein Gondelfest mitmachen, an den Vormittagen die Sehenswürdigkeiten von Venedig besuchen, an den Nachmittagen das Badeleben auf dem Lido sich ansehen, wo die Saison jetzt ihren Höhepunkt erreicht hat und zur Zeit alle Hotels überfüllt sind, ein Beweis, wie beliebt gerade in dieser Jahreszeit der Aufenthalt in Venedig ist. Die Reise dauert vom 3.—8. August. Anmeldungen werden noch entgegengenommen von Professor Miller, Stuttgart, Stafflenberg- straße 54.
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Menschen zu kennen. Für zehn Reichspfennige. Dreißig Minuten hinter Berlin.
8 Auch der andere, der bist du! Im Tagebuch seines Heimgartens schreibt Peter Rosegger folgende tröstliche Altersverse nieder: „Was die Erde mir geliehen, fordert sie jetzt schon zurück. Naht sich, mir vom Leib zu ziehen, sanft entwindend, Stück für Stück. — Umsomehr als ich gelitten, umso schöner ward die Welt. Seltsam, daß, was ich erstritten, sachte aus der Hand mir fällt! — Umso leichter als ich werde, umso schwerer trag' ich mich. Kannst du mich, du reiche Erde, nicht entbehren?, frag' ich Dich. — Nein, ich kann dich nicht entbehren, muß aus dir ein' andern bauen, muß mit dir ein' andern nähren; soll sich auch die Welt anschauen; doch getröste dich in Ruh', auch der andere, der bist du!"
8 Eine Hochzeit im Walde fand westpreußischen Blättern zufolge in Rakau statt. Da Braut und Bräutigam Försterskinder sind und von Jugend auf im Walde gelebt haben, wollten sie auch im Walde ihr Hochzeitsfest feiern.
8 Wohltäter der Menschheit. Im Allg. Anzeiger für Ermsleben im Mansfelder Gebirgskreis wird folgendes Inserat veröffentlicht: Oeffentliche Quittung. Zur Unterstützung bedürftiger Kinder auf der Schulreife sind mir 10 Pfg., in Buchstaben zehn Pfennig zugegangen, die in gerechter Weise auf neun unterstützungsbedürftige Kinder und zwei Mütter verteilt worden sind.
8 König Eduard entthront! Alan denke nicht gleich an das Schlimmste, mit Revolution in England, die dem König den Thron seiner Väter gekostet hat. Noch ist König Eduard, wie ihn der französische Botschafter in London genannt hat, der grüße Diplomat der Welt. Aber alle diplomatischen Erfolge haben nicht verhindern können, daß er als Modekönig abgesetzt worden ist. Man ahmt nicht mehr alles sofort nach, was König Eduard trägt. Früher nahm
man alles unbesehen und die Hauptsache war, daß „er" es trug. Nun nimmt man kaum noch Notiz davon. Der König soll das bitter empfinden, und die Bitterkeit ist umso größer, als es gerade ein Franzose ist, der ihm das Modezepter entwunden hat; es ist der Herzog Orleans, der schon lange darauf wartete, König Eduards Stelle einzunehmen. Mit dem französischen Königs- oder Kaiserthron ist es noch nichts, und so nimmt er lieber Platz als Modekönig — bis auf weiteres.
8 Eine hochsommerliche Räubergeschichte geben Pariser Blätter zum besten. Ein abenteuerlustiger junger Mann machte die Bekanntschaft zweier eleganter Damen, die ihn in seine Wohnung begleiteten. Kaum hier angekommen, wurde er von den Dämchen überwältigt und gefesselt. Dann machten sie sich an das Ausplündern, das ihnen 500 Fr. eintrug. Mit dem Wunsche, sich nicht die Zeit lang werden zu lassen, verabschiedeten sich die Räuberinnen von dem Ueb erlisteten, der sich erst nach einiger Zeit der Fesseln entledigen konnte.
8 Blattläuse an Zimmerpflanzen. Am besten lassen sich Blattläuse an Zimmerpflanzen mit Tabakwasser vertreiben, '/i Kilogramm vom geringsten Tabak mit 2 Liter kochendem Wasser überschüttet, läßt man einige Tage stehen, bis die Flüssigkeit braun gefärbt ist. Mit diesem Wasser werden die Blätter so viel als möglich von der untern Seite her bespritzt. Sind nach dem ersten Bespritzen nicht alle Blattläuse verschwunden, so wiederholt man das Bespritzen noch ein oder zwei Mal. Die Läuse verschwinden vollständig, ohne daß die Pflanzen Schaden nehmen. Zum Herstellen der Tabakbrühe kann man natürlich auch Zigarrenstummel oder dergl. verwenden. Zweckmäßig ist es auch, die verlausten Pflanzen kopfüber in die Brühe zu tauchen. Man stellt sie dann beiseite und läßt die Brühe erst etwas einwirken, um die Pflanzen nach einigen Stunden mit reinem Wasser abzu
spritzen oder nochmals einzutauchen. Das Verfahren muß nach Bedarf wiederholt werden.
Trintenlassen erhitzter Pferde. Wenn ein erhitztes Pferd nach dem Trinken kalten Wassers nicht sogleich in Bewegung gesetzt wird, so stellen sich oft Bauchkrämpfe und Brustfellentzündung ein als Folge der plötzlichen Abkühlung. Wenn aber das erhitzte Pferd gleich nach dem Trinken des kalten Wassers in eine schnelle Gangart versetzt wird, so pflegen diese Erscheinungen auszubleiben. Das beste Mittel, erhitzte und in den Stall gebrachte Pferde ohne Nachteil zu tränken, besteht darin, daß man ihnen warmes (nicht lauwarmes) Wasser vorsetzt. Dies ist sehr gesund und befördert die Tätigkeit der Gedärme. Pferdebesitzer, welche dieses Verfahren anwandten, haben bekundet, daß bei ihren Pferden innere Krankheiten zu den Seltenheiten gehören.
Zur Ernte. Durch die vielen und sich immer wiederholenden Verletzungen an den Händen beim An- und Aufmontieren von Sensen aufmerksam gemacht, hat Herr I. Kern in Heinrichsgrün Veranlassung genommen, diesen Uebel- stand zu beheben und einen neuen Sensenring konstruiert, der im Nu anmonliert ist, ebenso schnell abmontiert werden kann, die Gefahr des Verletzens hierbei an der Hand für immer beseitigt, kein Gras auffängt, für alle Sensendimensionen paßt und eine einfache, billige Herstellungsweise bei der dürftigsten Einrichtung verbürgt. Der Sensenring besteht aus einen:, den Halter umfassenden Kloben, mit zwischen sich in herzförmigen Schlitzen beweglichen polygonalen Exzenter.
Das Kaufmannssöhnchen. Papa (auf die eben angekommenen Drillinge zeigend): „Sieh' 'mal, Karlchen, was uns der Storch da gebracht hat!" Karlchen: „Das ist wohl eine Auswahlsendung, Papa?"