Gegründet
1877.
A«kc--irrt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Bezugspreis flr das Merteljahr z« Bezirk und NachbarortSverkehr Mk. 1.28.
«rßerhalb Mk. 1.35.
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LttenMlL.M
Amtzbtatt für
Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bet Wiederholungen entsprechenberRabatt.
Reklamen 18 Pfg. die, Textzeile.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
«r. 169^
Ansgabeort Altensteig-Stadt.
Mittwoch, den 22. Juli
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1908.
Für die Monate
Angnst «nd September
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„Ans den Tannen"
von allen Postanstalten, Briefträgern und unseren Agenten entgegengenommen.
Tagespolitik.
Zur Volksschulnovelle. Eine starkbesuchte Versammlung des Stuttgarter Volksvereins für das kathol. Deutschland beschloß, dem Landtag eine Resolution zu übersenden, worin ganz entschieden gegen die neue Volksschulnovelle protestiert wird. Diesem Beschluß gingen Vorträge des Landtagsabg. Dr. Speth und des Domkapitulars Moser-Rottenburg voraus.
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Ueber die bevorstehende Reichssinanzreform,die das deutsche Volk wieder mit einer halben Milliarde jährlich belasten soll, ist schon Verschiedenes durchgesickert. Dies mag richtig oder falsch sein, jedenfalls aber macht sich die Oeffent- lichkeit danach ein Bild von dem, was im Herbst zu erwarten ist. Ebenso natürlich ist es, daß jene, die zunächst davon betroffen werden sollen, dagegen opponieren, wie ja die Bayern gegen die Elektrizitätssteuer bereits in eine Aufregung geraten sind, die man in Berlin wohl ohne die Zuhilfenahme eines Dolmetschers verstehen wird. Da nun das, was man über die neuen Lasten weiß, unvollständig ist und da es falsch sein kann, ist es nur selbstverständlich, wenn man von der Reichsregierung beansprucht, sie solle mit ihren Plänen nicht hinter dem Berge halten, sondern durch eine öffentliche Diskussion eine Klärung der Sachlage herbeiführen helfen, die dann auch die parlamentarische Behandlung erleichtern könnte.
Von wichtigen Veränderungen in den höchsten Kommando st eilen der Marine verlautet, Prinz Heinrich von Preußen werde das Kommando der Nordseestation an den Admiral Fischel abgeben und zum General- Inspekteur der Marine ernannt werden.
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Harden hat sich über die Vertagung d e's Eulenburg-Prozesses einem Vertreter des Pariser „Matin" gegenüber folgendermaßen ausgelassen: Ich habe diesen Ausgang erwartet und schon vor Monaten vorausgesagt, daß der Angeklagte sich der Verhandlung entziehen werde, wenn sie eine für ihn ungünstige Wendung nimmt. Fürst Eulenburg ist allerdings krank, aber er hat es doch verstanden, durch eine bewundernswerte Jnszenierungskunst sein Leiden zu seiner Verteidigung zu benutzen. Auf die Frage des Interviewers, ob Harden selbst den Fürsten Eulenburg nicht des Mitleides würdig finde, habe dieser erklärt, er habe mit jedem Angeklagten Mitleid, halte es aber für ein äußerst wohlfeiles Komödiantentum, sich, wenn man einen Kampf begonnen hat, über den Verwundeten zu beugen und Trauergebärden zu mimen. Auf die Frage des Korrespondenten, ob Harden den ganzen Feldzug, der so viele Opfer gefordert habe, nicht bereue, antwortete Harden: Nein! Die Kampagne war notwendig. Der größte Deutsche unserer neuzeitlichen Geschichte hat eine solche Reinigung für nötig gehalten, und was Fürst Eulenburg wünschte, kann durch gewerbsmäßige Vaterlandsretter nicht erniedrigt werden. Fürst Bismarck ist gerächt: nicht durch mich, den machtlosen Schriftsteller, wohl aber durch die unvermeidliche Entwicklung der Dinge.
Der Vorstand des Zechenbesitzerverbandes erläßt eine Erklärung, in der er zu den Blättermeldungen von einem Geheimbund der Zechenverwaltungen Stellung nimmt. Es heißt darin u. a.: „Der Verband der Zechen- besitzer hat durch erweiterte Statuten eine breitere Grundlage erhalten. Diese Satzungen sind den Verwaltungsbehörden eingereicht und auch allen Interessenten auf Wunsch zugestellt worden. Von einem Geheimbunde kann keine Rede sein. Der Verband hat den Zweck, einen engeren Zusammenschluß der im rheinisch-westfälischen Bergbaubezirk Bergbau treibenden Bergwerke und ihrer Nebenanlagen zur Wahrung gemeinsamer Interessen in Arbeiterfragen herbeizuführen und den von Ausständen betroffenen Mitgliedern eine Entschädigung zu gewähren. Es ist unwahr, daß die Liste, die die Namen der kontraktbrüchigen Arbeiter enthält, dazu dient, mißliebige Leute von unserem Bergbau zu entfernen. Unwahr ist ferner, daß Tausende von Arbeitern brotlos gemacht werden, da die Betroffenen auf die Zeche zurückkehren können, die sie unter Kontraktbruch verlassen haben. Dort steht es ihnen dann frei, weiterzuarbeiten, oder das Arbeitsverhältnis ordnungsgemäß zu lösen." — Eine Bergarbeiteroersammlung, die vom sozialdemokratischen Bergarbeiterverband nach Dortmund einberufen wurde, nahm eine Resolution an, in der das Vorgehen der Zechenverwaltungen als brutal und gesetzwidrig bezeichnet wird. Der Abgeordnete Sachse erklärte als Hauptredner, im Parlament würden alle Mittel versucht werden, um ein gesetzliches Einschreiten gegen den Zechenverband herbeizuführen.
Die Wähler in Trapani (Sizilien) haben den Exminister Nasi mit 2005 Stimmen gegen mehrere hundert Stimmen, die auf einen Sozialisten entfielen, wiedergewählt. Zu Ehren Nasis fanden große Kundgebungen statt.
Der Konflikt im englischen Flottenkommando dauert fort. Die Admiralität ist aber offensichtlich bemüht, beschwichtigend einzugreifen. Sie will Lord Beressord nicht die Möglichkeit geben, im Unterhause gegen die Marineverwaltung zu agitieren. Da in Ostindien demnächst eine höhere Kommandostelle frei wird, denkt man auch daran, Scott dorthin zu senden.
Türkische Untertanen, die in China wohnen, sind bisher die Schützlinge von Frankreich gewesen. In Zukunft, so teilte der deutsche Minister amtlich dem chinesischen Auswärtigen Amt mit, werden sie unter dem Schutz von Deutschland stehen. Dieser Wechsel ist namentlich in England mit Unbehagen wahrgenommen worden. Ein englisches Blatt schreibt: „Immer wieder von neuem zeigt sich, daß Deutschlands Ansehen in mohammedanischen Ländern immer größeren Boden gewinnt. Und warum? Weil Großbritannien, das mit Recht eine mohammedanische Macht genannt werden kann, es sich nicht hat angelegen sein lassen, Freundschaft zu pflegen und das Vertrauen der Türken oder der Perser zu gewinnen. Erst vor einigen Wochen wandte sich das persische Volk an die Regierung des Deutschen Kaisers, ihm beizustehen gegen einen Regenten, der sie an Rußland verkaufe. Der Tag ist wahrscheinlich nicht weit entfernt, sagt ein Diplomat von großer Erfahrung im nahen Osten, wo Deutschland bereit und willig sein wirty solchen Vorschlägen sein Ohr zu leihen. Tann wird es aber zu spät sein.
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Der Abrüstungsagitator Sir Mar Wächter, der für die vereinigten Staaten von Europa agitiert, wird demnächst vom König von Dänemark, vom König von Norwegen, von Kaiser Wilhelm und vom König von Schweden empfangen, die sich angeblich für Wächters Idee interessieren, weil diese auf die Sicherung des Friedens und eine Einschränkung der Rüstungskosten abziele.
Landesnachrichten.
Attensteig. 21. Juli.
An der vom Nagoldgau zum 11. deutschen Turnfest in Frankfurt a. M. gestellten Gauriege von 12 Mann beteiligen sich vom hiesigen Turnverein 4 Turner.
* Mit dem gestrigen Tag hat der Postverkehr mit Hornberg eine Aenderung erfahren, indem Hornberg mit Baier-
mühle, wie wir schon kürzlich im amtlichen Teil berichteten, dem Postbezirk Altensteig zugeteilt wurde. Den Verkehr vermittelt ein Postbote, der täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage den Botengang ausführt. Der Bote geht hier vormittags VelO Uhr ab und wird um 11 Uhr in Hornberg eintreffen. Da Hornberg nun zum Orts- und Nachbarortsverkehr gehört, so tritt eine Ermäßigung des Portos ein: Briefe kosten nur 5, Postkarten 3 Pfennig.
' Vom Wetter. In den letzten Tagen und auch gestern sind unter dem Einfluß eines in Oberitalien entstandenen Niederdrucks auch bei uns sehr ausgiebige Regenfälle erfolgt. Samstag und Sonntag fielen in Stuttgart zus. 27,5 1 aus den gw, in Hohenheim 30,6 l, in Münsingen 38,0 l, in Friedrichshafen 31,0 1 und in Freudenstadt 41,0 I.
js Nagold, 20. Juli. In der hiesigen Stadtkirche wird am 2. August Händels Samson unter der Leitung des Oberlehrers Schäffers durch hiesige und auswärtige Musikkräfte zur Aufführung gebracht.
* Freudenstadt, 20. Juli. Bei genügender Beteiligung kommen während der Saison jeden Dienstag Fahrten in geschlossenen Luxus-Automobilen zur Ausführung. Der Fahrplan ist folgender:
Freudenstadt Postamt ab 7.30 vormittags, 4.30 nachmittags Wildbad Kurplatz an 9.10 „ 6.10 „
Wildbad Kurplatz ab 9.20 „ 6.30 „
Freudenstadt Postamt an 11.00 „ 8.10 „
Bad Teinach 17. Juli. Das diesjährige Jakobifest mit Hahnentanz fällt auf Samstag, den 25. ds. Mts.
' In Conweiler brach am Samstag nacht in dem der Weber Hartmanus Witwe und den PH. Altergotts Kindern gemeinschaftlich gehörenden Wohn- und Scheuerngebäude Feuer aus. Das Anwesen fiel dem Feuer ganz zum Opfer. Von dem Mobiliar konnte nichts gerettet werden. Die Besitzer sind versichert.
js Oberndorf, 20. Juli. In dem bereits erwähnten Prozesse gegen die 23 Metzger, die wegen Verwendung von Kartoffelmehl bei der Herstellung von Würsten der Nahrungsmittelfälschung beschuldigt waren, waren 2 Metzger nicht erschienen und ein dritter mußte ausscheiden, weil er bereits im vorigen Monat vom Schöffengericht Oberndorf wegen des gleichen Vergehens zu einer Geldstrafe von 50 Mk. verurteilt worden war. Das Urteil gegen 16 Metzger lautete auf Geldstrafe in Höhe von 3—25 Mk. Vier Metzger wurden sreigesprochen, weil sie die Beimengung nicht selbst gemacht, oder die Würste nur zu stark gewässert hatten. Das Gericht nahm die Fälschung und die Täuschung des Publikums bei den betreffenden 16 Metzgern als völlig erwiesen an.
! Stuttgart, 20. Juli. Das kirchliche Leben in der Diözese Stuttgart-Amt wurde bei der letzten Diözesansynode, die dieser Tage in Degerloch unter dem Vorsitz von Amtsdekan KoPp stattfand, als nicht befriedigend bezeichnet.
Der Kirchenbesuch sei nur an den Festtagen in allen Gemeinden ein guter. Der Abendmahlbesuch weise einen neuen Rückgang auf. Die Sonntag-Nachmittagsgottesdienste werden überhaupt wenig mehr besucht; Betstunden werden nur noch ^ in 7 Gemeinden gehalten. Das Wirtshausleben am Sonntage und das weltliche Vereinsleben nehme zu. Die männliche Jugend werde durch die sozialdemokratische Jugendorganisationen von der Kirche abgezogen. An diesen Bericht des Vorsitzenden schloß sich dann noch ein Vortrag von Pfr. Keidel über „Gemeindeabende".
! Plochingen, 21. Juli. Eine Probemobilmachungs- Speisung soll am heutigen Dienstag auf dem hiesigen Bahnhof stattfinden, woran 5 Jnfanteriebataillone beteiligt sind, die auf der Durchfahrt von Münsingen nach Ludwigsburg und Heilbronn hier Halt machen. Für über 2000 Mann wird in 6 riesigen Kesseln gekocht werden. In einem Kaffeekochkessel können 1600 Portionen Kaffee auf einmal gekocht werden. Es ist Vorrichtung getroffen, daß das fertige Essen mehrere Stunden hindurch warm gehalten werden kann. Jede durchfahrende Abteilung findet fertiges warmes Esten vor. Die Speisung wird den ganzen Tag hindurch sort- dauern.
! Großsachsenheim, 20. Juli. Eine wirtschaftliche Frauenschule wurde am letzten Sonntag hier feierlich eingeweiht. Es ist die erste Schule dieser Art, welche in Württemberg durch einen besonderen Verein für solche Schulen ins Leben gerufen worden ist. Das ganze Anwesen ist ebenso schön anheimelnd als praktisch eingerichtet. Ter Zweck der Schule ist die Heranbildung junger Mädchen für die selbständige Leitung besserer bürgerlicher Haushaltungen.