Gegründet

1877.

gl»sch«irtt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Bezugspreis für das Merteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkehr Mk. 1.S5.

außerhalb Mk. 1.85.

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Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis bet einmaliger Ein­rückung 10 Mg. die einspaltige Zeile; bet Wiederholungen entsprechend erRabatt.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

«r. 154

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

GamStag, de« 4. Juli

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1SV8.

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Amtliches.

Staatliche Rindviehschau in Dornstetten.

Am Montag, den 13. Juli d. I., vormittags 8 * 4 Uhr findet in Dornstetten auf dem Marktplatze eine staatliche Bezirksrindviehschau statt. Zugelassen werden zur Schau Zuchttiere des Rot- und Fleckviehs, nämlich:

a) Farren, sprungfähig, mit 26 Schaufeln,

b) Kühe, erkennbar tragend, oder in Milch, mit höch­stens 3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgenden Ab­stufungen zuerkannt werden:

a) für Farren zu 140, 120 , 100 , 80 Mk.

d) für Kühe zu 120, 100 , 80, 60, 40 Mk.

Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere mindestens 10 Tage vor der Schau bei dem K. Oberamt bezw. Herrn Oberamtstierarzt Dr. Rein­hardt in Freudenstadt unter Benützung der von diesem zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spätestens bis zu der oben angegebenen Zeit auf dem Musterungsplatz aufzustellen.

Die Vornahme der Vormusterung der Pferde im Bezirk Calw.

Die Vormusterung der Pferde findet statt: Am Donners­tag, den 16. Juli, vormittags 8^/4 Uhr in Neubulach auf dem Platze vor dem Tor an der Linde für Neubulach, Altbulach und Liebelsberg; vorm. 90z Uhr in Oberhaugstett auf der Hauptstraße; vorm. 10'-4 Uhr in Martinsmoos auf der Hauptstraße; vorm. 11 Uhr in Zwerenberg beim Rat­haus; mittags 12 Uhr in Aichhalden beim Rathaus für Aichhalden, Hornberg und Oberweiler; nachm. 3'/» Uhr in Aichelberg beim Rathaus; am Freitag, den 17. Juli, vor­mittags 8 '/e Uhr in Neuweiler an der Straße vor dem Lamm für Neuweiler und Hofstett; vorm. 9 ',4 Uhr in Breitenberg auf der Straße vor dem Rathaus; vorm. 10 Uhr in Oberkollwangen auf der Straße vor dem Rathaus für Oberkollwangen und Agenbach.

Freiherr von der Goltz

Wie bekannt, ist der deutsche General-Inspekteur Frei­herr von der Goltz, früher kommandierender General in Königsberg, längere Zeit auf einem Privat-Besuche in Konstantinopel anwesend gewesen und vom Sultan bei dieser Gelegenheit mit außergewöhnlichen Ehren bedacht worden. Die Persönlichkeit des als einer der besten deutschen Heerführer bekannten Generals hat auch das Ausland leb­haft interessiert und ein britisches Blatt verkündete sogar der erstaunten Welt, die deutsche Exzellenz sei zum Ober­befehlshaber aller Streitkräfte des Sultans bestimmt, falls die Türkei in einen Krieg mit einem andern Staate geraten sollte. Man weiß ja, daß der General eine Reihe von Jahren der Türkei als Organisator der Armee hochwichtige Dienste geleistet hat, und daß er mit den hervorragendsten höheren Offizieren des Padischah genau bekannt ist, wie er auch über die inneren Verhältnisse des Osmanen-Reiches viel bessere und zutreffendere Kenntnisse hat, als viele Diplo­maten. Es ist also schließlich kein Wunder, wenn sich allerlei Fabeln an die Reise des Freiherrn geknüpft haben, die in­dessen keine andere Bedeutung, wie die eines Privatbesuches hatte.

Von höherem Interesse, als diese Geschichten, ist aber die Tatsache, daß Exzellenz von der Goltz in der Tat, wenn auch nicht dem Namen nach, bereits Oberbefehlshaber der türkischen Armee gewesen ist und daß sich an seine Führung eine Reihe von glänzenden Siegen anschlossen. Das war im vorigen Jahrzehnt bei dem Ausbruch des Krieges zwischen der Türkei und Griechenland. Die Griechen erhofften da­mals einen vollen Erfolg über die Türken, sie wurden in­dessen in ganz kurzer Zeit wiederholt und so schwer ge­schlagen, daß dem Feinde der Weg nach Athen offen stand. Eine Intervention der Großmächte gab dann dem Feldzuge einen vorzeitigen Abschluß. Damals war Freiherr von der Goltz türkischer Generalstabschef, also der eigentliche Leiter der militärischen Operationen, und seine Vorschläge, die von dem kommandierenden türkischen General glatt genehmigt wurden, brachen jeden Widerstand der Griechen. Goltz hat hierin also mehr Glück gehabt, wie vor über sieben Jahr­zehnten der damals im türkischen Dienst stehende spätere Feldmarschall Graf Moltke, dessen Ratschläge im türkisch- ägyptischen Kriege unbeachtet gelassen wurden. Die Folge davon war der Sieg der Aegypter bei Nisib.

Es ist sehr wertvoll, die Anschauungen eines so gründ­lichen Kenners des Osmannreiches über dasselbe zu hören. Exzellenz von der Goltz vertritt die Ueberzeugung, daß die türkische Armee kein Heer der Well zu scheuen brauchte, wenn es mit der Verwaltung, Verproviantierung rc. besser

bestellt wäre. Der Keim allen Nebels in dem Landgebie des Sultans ist die ewige Geldnot, und der Schlendrian bei demjenigen Teil der höheren Beamten, die modernen Re­formen unzugängich sind. Ob hierin jemals eine durchgreifende Besserung erzielt werden wird, muß natürlich dahingestellt bleiben, sicher ist indessen, daß nicht wenige Autoritäten sie zum mindesten nicht für ganz ausgeschlossen erachten. Der schon oft tot gesagte kranke Mann möchte in diesem Falle nochmals recht gesund werden.

Die Hauptkraft der heutigen Türkei beruht aber, wie mehr als einmal versichert ist, in den modern gebildeten höheren Offizieren. In Mazedonien, dem vielgenannten, aber von Europäern lange nicht genug gekannten Lande, sind die leitenden Militärs nach dem Urteil des Freiherrn von der Goltz derartig mit Wissen und Umsicht ausgerüstet, daß sie es mit den europäischen Offizieren in jeder Weise aus­nehmen. Sie handhaben ihr Kommando mit Gerechtigkeit und sind gegen die eigenen Landsleute oft strenger, wie gegen die Christen. Es ist in Mazedonien von Christenverfolgung überhaupt keine Rede, das beweist schon die Tatsache, daß die Bewohner einer ganzen Reihe von nicht muhamedanischen Bezirken es mit den Türken halten. Diese Türkenfreunde sind der Gegenstand des besonderen Hasses ihrer christlichen Glaubensgenossen, und zwar in dem Maße, daß sie vielfach nach Kleinasien auswandern und sicki dort eine sichere Heimat suchen.

Bei der allgemein herrschenden fanatischen Erbitterung kommen selbstverständlich auf allen Seiten brutale Gewalt­tätigkeiten vor, aber es ist nicht zu vergessen, daß die für diese Berichterstattung namentlich in Betracht kommenden britischen Zeitungen die Grausamkeiten der bulgarischen Banden, die in Mazedonien in erster Reihe ihr Wesen treiben, stets milder schildern, wie die der Türken. Tatsache ist auch, daß die Bulgaren es viel leichter haben, Hilfe herbeizurufen, denn überall gibt es Konsule oder sonstige Vertreter. Die Türken gehen häufig genug leer aus. Freiherr von der Goltz hat über diese Vorkommnisse ebenfalls interessante Details gegeben und es ist bezeichnend, daß er ein kräftiges und energisches Durchgreifen als bestes Mittel empfohlen hat, um endlich jene Ordnung zu schaffen, auf der Reformen aufgebaut werden können. Heute wollten die übermütigen Bandenführer überhaupt keine Ruhe, und sie werden auch bei der Einführung von Reformen die Gewehre nicht aus der Hand legen, weil sie eben selbst kommandieren, den Türken aus dem Lande fort haben wollen.

Jedenfalls besteht unter dem türkischen Regiment keine solche Willkür wie in Rußland oder nun gar in Persien wo niemand von den russischen Ratgebern des Schahz

Magst du die Lüge noch so gut

In das Gewand der Wahrheit kleiden,

Der Dümmste ist nicht dumm genug,

Um beide nicht zu unterscheiden. Bodenstedt.

In treuer Hut.

Von C. Borges.

Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Fort von hier, du erbärmlicher Schurke," rief er dro­hend,und wage es nicht, Dich je wieder hier blicken zu lassen; oder ich züchtige Dich wie einen Hund, daß Du bis an das Ende Deiner Tage an diese Stunde denken sollst. Mutter," wandte er sich dann Frau von Warneck zu, die ebenso bleich und zitternd am Fenster shand, ^>er Anwalt und sein Freund find unsere lieben Gäste, sorge doch für eine Erquickung." Dann trug er Asta in ihr Zim­mer und übergab sie der treuen Obhut ihrer Kammerjung­fer Helene.

Asta Burckhard lag in heftigem Nerversieber aus dem Krankenlager und Wochen hindurch schwebte das junge Mädchen zwischen Tod und Leben.

Frau von Warneck pflegte ihren Liebling mit auf­opfernder mütterlicher Liebe und Zärtlichkeit. Jedes Ge­fühl von Bitterkeit war aus ihrem Herzen geschwunden, sie fühlte nur ein inniges Mitleid mit dem armen Kinde.- das in den letzten Wochen so schwer gelitten hatte.

Doch die sorgsame Pflege und die Jugend der Kran­ken besiegten endlich die schwere Krankheit und Asta be­fand sich wieder außer Gesahr und aus dem Wege der Besserung.

Aber die frühere Fröhlichkeit war verschwunden. Die großen dunklen Augen blickten noch trauriger wie in den Tagen ihrer Kindheit, die eingefallenen bleichen Wangen und ein schmerzlicher Zug um die seinen Lippen waren stumme Zeugen von dem tiefen Seelenschmerz des jungen Mädchens.

Vergebens bemühte sich Thilo, Asta auszuheitern und das frühere freundschaftliche Verhältnis wieder herzustellen. Aber das bleiche Mädchen ging auf keinen Scherz ein, antwortete einsilbig oder schloß die müden Lider wie zum Schlummer.

Vielleicht war Helene, die treu ergebene Dienerin, die einzige, die mit ihrer jungen Herrin die Schwere des Be­truges fühlte, den der junge Italiener ihrem Herzen an­getan.

Ich werde niemals heiraten," hauchte Asta eines Tags, als sie müde auf dem Sofa lag, und den fleißigen ge­schickten Händen ihrer Zofe zuschaute, die gerade ein neues Gesellschaftskleid anfertigte,denn ich kann den Gedanken nicht los werden, daß man nur mein Geld und nicht die Person begehrt. O, ich hasse den Reichtum, viel lieber möchte ich keinen einzigen Pfennig haben."

O, Fräulein Asta, sagen Sie das nicht, Sie können Ihr Geld leicht genug verlieren," ermahnte die Dienerin, Leute, die kein Geld haben, würden glücklich sein, ein Teilchen Ihres Reichtums zu besitzen. Da will ich Ih­nen dach von meiner jüngsten Schwester erzählen. Sie ist mit einem jungen Gärtner verlobt, und im nächsten Mo­nat sollte die Hochzeit sein. Beide haben lange Zeit ge­spart, besonders Johann, der Gärtner, der außerdem noch ein kleines Vermögen von seinem Vater erbte. Da hatten beide zusammen 3000 Mark, davon sollte die Einrichtung und ein kleines Anwesen in Waldheim gekauft werden.

Johann nahm alles Geld aus der Bank, reiste damit hierher» um zu kaufen, aber als er ankam, waren seine

Taschen leer dir ganzen 8000 Mark es war sein Erbe, seine Ersparnisse von sieben Jahren und die Erspar­nisse meine Schwester sind ihm geraubt worden. An­statt nun in vier Wochen zu heiraten, hat meine Schwester einen neuen Dienst als Hausmädchen bei Frau Kommer­zienrat Posener in Königsberg annehmen müssen, und Jo­hann muß auch wieder bei einem Gärtner als Gehülse arbeiten, anstatt selbständig zu werden. Ist das nicht traurig?" fragte sie dann und trocknete ihre Tränen.

Ja, sehr traurig," sagte Asta teilnehmend,ist Ihre Schwester jung?"

Sie ist zwanzig Jahr, aber sie sieht noch älter aus. Sie ist sehr hübsch, hat dunkles Haar und dunkle Augen; wenn ich es sagen darf, Fräulein Asta, sie könnte fast Ihre ältere Schwester sein, denn Sie hat mit Ihnen Aehnlichkett. Dabei hat sie auch so feine Manieren, Latz man sie für eine Dame halten könnte. Sie wird mich heute Abend besuchen, denn sie ist bei meiner Graßmutter in Waldheim und will zwei Tage bei ihr bleiben, ehe sie nach Königsberg abreist.

Ich möchte sie gern sehen," bemerkte Asta. Dans schloß sie ihre Augen, wie sie oft zu tun pflegte und ver­sank in dumpfe Träumereien, während Helene, die ihr« junge Herrin eingeschlafen wähnte, über die verschiedenen Schicksalswege der Menschen grübelte, und daß manche vom Glück begünstigt, mit irdischen Gütern reich gesegnet, den Reichtum haßten, während anderen das wenige ge­raubt wurde, was sie mit Mühe und Entbehrung gesam­melt hatten.

Plötzlich öffnete Asta die Augen.Ich möchte auch arbeiten," sagte sie träumerisch.Wenn ich Arbeit hätte, so würde ich meinen Schmerz leichter vergessen."

Sie wollen arbeiten, Fräulein Asta? Was würde Frau von Warneck und der junge Herr Wohl dazu sagen?" rief Helene überrascht.Der Herr ist grtt und so freund»