Ausländisches.
js Lemberg, 1. Juli. Das Geschworenengericht verurteilte den Mörder des Statthalters Potocki, den Studenten Siczynski zum Tode durch den Strang.
ss London, 1. Juli. Wie das Reutersche Bureuu erfährt, ist in London heute früh aus Täbris ein Privattelegramm eingegangen, aus dem hervorgeht, daß diese Stadt von Rachim Khan und seinen Reitern umzingelt ist. Die Bevölkerung von Täbris errichtet auf den Straßen Barrikaden. Tag und Nacht wird ununterbrochen geschossen.
* London, 1. Juli. Der Times - Korrespondent hatte mit einem «"aus dem Lager des Schah Kommenden eine Unterredung, in der dieser ihm erzählte, daß das Leben der Gefangenen das Märtyrertum des Propheten Hussein in Kerbela übertreffe. Nichtmuhammedanische Souveräne hätten niemals solche Schandtaten begangen. Seijd Abdullah, Seijd Mohammed, der Jman von Teheran und der Im Khoi, 4 hervorragende Geistliche, wurden mitBlut besch mi ert und mit zerschlagenen Köpfen und Händen von einer Abteilung Soldaten ins Lager geschleppt. Malik, der große antinationalistische Prediger, wurde vor den Augen aller Gefangenen erdrosselt. Als er erst halbtot war, wurde der Strick gelockert und die Henker schnitten ihm darauf das Fleisch mit stumpfenMes sje r n vom Leib. Als er tot war, wurde sein Fleisch den Hunden vorgeworfen. Das Medschläß ist zerstört, alle Dokumente, auch die V e rfa ssun gs urku nd e sind vernichtet, und was noch schlimmer ist, die m i s ko w irische Wirtschaft ist in Teheran eingeführt. — Der englische Geschäftsträger in Teheran weigerte sich, den Palastbeamteu zu empfangen, der wegen der Einkreisung der Gesandschaft eine mündliche Entschuldigung überbringen sollte. Durch eine Proklamation des Schahs ist der Oberst Liakhoff zum Stadtgouverneur von Teheran ernannt worden. Dieser erließ sehr scharfe Bestimmungen betreffs des W a ffe n tra gen s , Schießens und Beleidigung von Soldaten. Es herrscht darüber in der Bevölkerung die erregteste Stimmung. Die Kosakenbrigade soll auf 25 000 Mann verstärkt werden und die Mittel hiefür durch eine vor drei Monaten seitens Rußlands verworfene Tee- und Zucker- steuer, mit der man jetzt einverstanden ist, aufgebracht werden. Die Neuwahlen für das Parlament sind aus 3 Monate hinaus verschoben. Es besteht die Möglichkeit, daß der Schah die Zeit dazu benutzen wird, neue, später schwer lösbare Berbindlichkeiteu mit Rußland einzugehen. Ein neues Kabinett ist noch nicht ernannt. Der Schah hat vom Zollamt, ohne den Finanzminister zu verständigen, 10 000 Tomans erhoben.
Allerlei. In Recklinghausen bei Essen ertranken beim Baden in der Ruhr an einer gefährlichen Stelle drei junge Leute, darunter zwei Brüder. — Das Baden im Rheine hat wiedeum drei Opfer gefordert. In der Nähe der Mühlheimer Schiffbrücke gerieten zwei fünfzehnj ihrige Knaben, oberhalb Köln ein 25jähriger Manu in den Strudel. Sie ertranken ehe Hilfe gebracht werden konnte. — Der Taglöhner Sinsker hat sich der Augsburger Polizei gestellt mit der Selbstbeschuldigung, daß er im April seinen Bruder, den Trambahnkonduk.eur Sinsker, nach einem Streit erschlagen und dann ins Wasser geworfen habe. Als die Leiche seinerzeit aus dem Stadtbach gezogen wurde, nahm man einen Unfall an. — Im Gerarer Bahnhof wurden ein Gefangener und sein Transporteur, aus Hof kommend, vom Zuge überfahren und getötet. Der Gefangene hatte einen Fluchtversuch unternommen. — In Pest zerstörten infolge der Entlassung von 27 renitenten Arbeitern Arbeiter im Gaswerk die Maschinen und ließen das Gas ausströmen. Die Direktion bat
die Regierung um Schutz, worauf zum Schutz der friedlichen Arbeiter Geniesoldaten in das Gaswerk einzogen. Gegenwärtig herrscht Ruhe. — In Dänemark ist am Dienstag nach Sonnenuntergang in den oberen Schichten der Atmosphäre ein sehr starkes gelbliches Licht beobachtet worden. Das Licht folgte der Sonne und war so stark, daß man ohne künstliches Licht lesen konnte. Es liegt noch keine wissenschaftliche Erklärung vor; man weiß nur, daß das Licht durch einen sehr hohen Sonnenreflex in den oberen Luftschichten hervorgerufen wurde.
Vermischtes.
Die Mörderin ihres Bräutigams vor Gericht. Der
Prozeß in Freiberg in Sachsen gegen die Bürgermeisterstochter Brand wegen Ermordung ihres Bräutigams, des Ingenieurs Preßler, hat das Bekenntnis der Mörderin gebracht. Die Angeklagte ist bestrebt, ihre verbrecherische Tat nach Möglichkeit in milderem Licht erscheinen zu lassen, aber der Charakter dieser Zwanzigjährigen ist und bleibt schwarz. Ihr Geliebter Merker soll ihr böser Geist gewesen sein und scheint das auch, vorzuwerfen hat sich jedoch keines von beiden etwas. Beinahe ruhig schilderte die Angeklagte, wie sie ihre Vorbereitungen zu der Tat traf und wie sie sie aussührte. Preßler soll ihr zuwider gewesen sein, ließ aber nicht von ihr, so niederträchtig sie ihn auch behandelte. Endlich kam es doch zum Bruch, die Mutter des Verlobten bemühte sich indessen um eine Verständigung. Dazwischen trieb Merker sein Spiel, anscheinend von der Mutter der Geliebten begünstigt. Merker und Grete Breier verkehrteu intim. Die Folgen wurden durch einen Eingriff beseitigt. Als Merker davon erfuhr, will die Beier in seiner Hand gewesen sein. Mit Preßler trieb sie ein Doppelspiel. Manch lieber Brief ging an ihn ab. Die Drohungen Merkers sollen bei der Beier einen Selbstmordgedanken haben aufkommen lassen. Ter Vater nahm ihr aber den Revolver ab. Dann faßte sie den Plan, den Verlobten zu ermorden. Unter dem Vorgeben, eine Freundin zu besuchen, fuhr sie nach Chemnitz zu Preßler. Ihm selbst entwendete sie das Zyankali zu dem Morde. Der Bräutigam soll zudringlich geworden sein und ihr Abscheu eingeflößt haben. Als sie ihm einen Eierkognak geben sollte, schüttete sie ihm das Pulver hinein. Er trank und fiel um. Die Angeklagte, die Merker das Versprechen gegeben hatte, bald frei zu sein, gibt an, alles rein mechanisch getan zu haben. Da sie glaubte, der Verlobte würde wieder zu sich kommen, band sie ihm eine Serviette um den Kopf und schoß ihm eine Kugel in den offenen Mund. Eine anders lautende frühere Darstellung berichtigt die Angeklagte hiernach. Nachdem sie alles so getroffen hatte, um einen Selbstmord Preßlers wahrscheinlich zu machen, telephonierte sie an ihre Eltern, daß sie sich in angenehmer Gesellschaft befinde (!!) und erst mit dem letzten Zuge heimkomme. Ohne Erregung kam sie zu Hause an und bestätigte sie dem Dienstmädchen, das sie von der Bahn abholle, daß sie sich gut amüsiert habe! Auch bei der Bestattung ihres Opfers war ihr nichts anzumerken. Nur als der Sarg versank, will es ihr leid getan haben. An Merker schrieb sie: „Nun bin ich gänzlich frei, mein Schatz, aber nicht durch eine Entladung, sondern Gott hat selbst gerichtet!" Die Wahrheit kam durch heimliche Zettel an Merker, im Untersuchungsgefängnis geschrieben, an den Tag. Die Angeklagte scheute sich nicht, ihr Opfer nach dem Tode zu verleumden. Alles in allem läßt der Prozeß in einen Abgrund von Verderbtheit eines jungen Mädchens blicken. — Tie "Angeklagte wurde wegen Mordes zum Tode und wegen Urkundenfälschung zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurde auf dauernden Ehrverlust erkannt.
Handel und Verkehr.
* Freudenstadt, 1. Juli. Die Firma Gebrüder Weber z. Sonne verkaufte durch Vermittlug der Liegenschaftsagentur Albert Preßburger in Rexingen ihre an der Bahnhofstraße gelegene Wirtschaft zum König Karl an Georg Weikert, Bierbrauer, um die Summe von 47 000 Mk.
js Stuttgart, 1. Juli. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben 40 Ochsen, 18 Bullen, 267 Kalbeln und Kühe. 190 Kälber, 736 Schweine. Verkauft: 38 Ochsen, 14 Bullen, 182 Kalbeln und Kühe, 190 Kälber, 621 Schweine. Unverkauft: 2 Ochsen, 4 Bullen, 85 Kalbeln und Kühe, 0 Kälber, 115 Schweine. — Erlös aus st 2 Kilo Schlachtgewicht: Ochsen: 1. Qualität, a) ausgemästete von 83 bis 85 Pfg., 2. Qualität, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg., Bullen (Farren): 1. Qualität, s.) vollfleischige von 69 bis 70 Pfg., 2. Qualität, b) ältere und weniger fleischige von 66 bis 68 Pfg., Stiere und Jungrinder:
1. Qualität, s) ausgemästete von 83 bis 85 Pfg., 2. Qualität, b) fleischige von 80 bis 82 Pfg., 3. Qualität, 0 ) geringere von 77 bis 79 Pfg., Kühe: 1. Qualität, a) junge von — bis — Pfg., 2. Qualität, b) ältere gemästete »on 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere von 39 bis 50 Pfg., — Kälber: 1. Qualität, s) beste Saugkälber von 100 bis 103 Pfg., 2. Qualität, d) gute Saugkälber von 95 bis 99 Pfg., 3. Qual, e) geringere Saugkälber von 90—94 Pfg. Schweine: 1. Qual, a) junge fleischige von 64—65 Pfg.
2. Qualität b) schwere fette von 60—63 Pfg., 3. Qual, geringere (Sauen) von 51 bis 53 Pfg. Verlauf des Marktes : lebhaft.
Voraussichtlicher Wetter
am Freitag, den 3. Juli: Heiter, trocken, heiß, zeitweise gewitterschwül.
Verrnrmortltcher Redakteur: Ludwig Lauk, Altenitetg.
tirk- um! ^ungsn- ieillsnllgn
teils ivb aus Dankbarkeit durobaus unsntKsItlied (ls- diAliob A«»en KinssndunF des Dortos) mit, vis ioli dured sin ebenso einkaobes vis billiges und dabei doeb so überaus srkolArsiobss Vsrkabren von meinem lanx- wierixvn beiden (Husten, Xuswurk, Kaobtsobwsiss, ^bma^srunA sto.) bskrsit wurde, naobdsm iob vorder naob einer »odtwoobsnt- livbon Kur aus einer lmnAeniisilstStts als unAsbsilt entlassen worden war.
Lima Waltse, lllagäsburg,
ktekansbrücks 21 , III.
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