Gegründet
1877.
A»sch«int täglich «it Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und RachbarortSverkehr Mk. 1.25.
außerhalb Mk. 1.35.
MenML.Kaöl.
Umtzblatt für
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Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 1V Psg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechenderRabatt.
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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Dberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
»r. 153
Ausgabeort Altensteig-Stadt.
Freitag, de« 3. J«li
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1908.
Da bis jetzt verhältnismäßig wenig Anmeldungen emgekommen sind, werden die Landwirte durch das Kgl. Oberamt ausgefordert, die Anmeldungen zu der am 16. Juli d. I. in Nagold stattfindenden Bezirksrindviehschau durch Vermittlung der Schultheißenämter an das K. Oberamt einzusenden.
Tagespolitik.
In der gestrigen Verhandlung im Eulenburgprozeß erhob sich einer der Geschworenen und erklärte, die Geschworenen sähen sich veranlaßt, sestzustellen, daß sie allen Mitteilungen, die bisher über den Verlauf der Verhandlung in die Presse gelangt sind, gänzlich fernstehen. Es sei überhaupt zu verwundern, wie trotz der strengen Mahnung zur Verschwiegenheit doch Prozeßberichte in der Presse erschienen, die Unzutreffendes und Irreführendes enthielten. Keiner der Geschworenen, das erkläre er im Namen derselben, stehe mit diesen Veröffentlichungen in Verbindung. Oberstaatsanwalt Dr. Jsenbiel und der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Kantzow, legten daraufhin nochmals allen Anwesenden als Gentlemans ans Herz, keinem Menschen — er sei, wer es auch sei — außerhalb des Saales über die internen Angelegenheiten des Prozesses Mitteilungen zu machen.
In Deutschen Hetzerei steht ein Teil der Pariser Presse der Londner nicht nach. Freilich berüht uns das weiter nicht, denn wir haben längst gelernt, „das Unvermeidliche mit Würde tragen." Aergerlich ist es nur, wenn auch solche Blätter, die gewöhnlich eine loyale Stellung beobachten, plötzlich in das Horn der Nationalisten stoßen. Das tut soeben der „Petit Parisien" mit der Behauptung, daß Deutschland ein Abkommen mit der Türkei geschlossen habe, das die mazedonische und andere schwebende Fragen betrifft. Diese Leistung des „Petit Parisia" reiht sich würdig den Meldungen an, die von einer Einbeziehung der Türkei in den Dreibund und anderen schönen Dingen zu erzählen wußten. Deutschland denkt auch garnicht an politische Abmachungen mit der Türkei.
Ueber die Diamantensunde in Deutsch- Süd w e st a f r i k a ist im Berliner Kolonialamt bis zur Zeit noch keine nähere Auskunft eingelroffen. Die geologischen Uutersuchnngen werden emsig betrieben, namentlich am Caprivizipfel, dessen Betreten von der Regierung vorläufig untersagt wurde. In Südweslafrika herrscht bereits Diamantenfieber und schon auf die erste Nachricht hin, daß
Diamanten gefunden worden seien, konnte man einen schwachen Zuzug von Diamantengräbern von Rhodesia her wahrnehmen. Die Bergrechte an der ganzen Bahnstrecke Lüderitzbucht- Keetmanshoop bleiben für den Staat Vorbehalten. Es ist nämlich der Kolonialverwaltung gelungen, sich durch einen nachträglichen Vertrag mit der Besitzerin der dortigen Gelände — der deutschen Kolonialgesellschaft von Südwestafrika — die Landrechte vollkommen zu sichern. Durch diese Verfügung erscheinen Privatunternehmungen von der Ausbeutung größerer Diamantenfelder in Deutsch-Südwestafrika so gut wie ausgeschlossen.
Die russischeDuma bewilligte zur Vervollständigung der Vorräte und Materialien und zum Bau der für diesen Zweck nötigen Verkehrsmittel 92 Millionen und zur Erforschung strategischer Wege im westlichen Grenzgebiet 48 000 Rubel.
Württembergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 1. Juli.
Bei der heute fortgesetzten ersten Beratung der Volksschulnovelle legte zunächst der Abg. Heymann den Standpunkt der sozialdemokratischen Fraktion dar. Er erinnerte einleitend an die Vorgeschichte der Reform der Volksschulgesetzgebung in Württemberg. Die Sozialdemokratie verlange vor allem die Einheitsschule und beweise damit, daß sie die Klassengegensätze nicht steigern, sondern beseitigen wolle. Sie fordere ferner ein einheitliches Schulgesetz, dem das Gesetz von 1836 nicht mehr zu Grunde liege, sondern das auf eine neue Basis gestellt werden müsse. Auf Seiten des Zentrums und des Bauernbunds herrsche das Bestreben, die Leistungen der Schule auf einem niedrigen Niveau zu erhalten. Diese Bemerkung rief einen lebhaften Widerspruch des Zentrums und des Bauernbundes hervor. Abg. Heymann warf dann noch die Frage auf, warum es denn notwendig sei, daß die Religion in dem Denken und Fühlen der Volksschüler eine so zentrale Stellung einnehmen müsse, nicht aber auch in dem Denken und Fühlen der Schüler höherer Lehranstalten. Er stehe übrigens nicht auf dem Boden: Alles oder Nichts! und er wisse wohl, daß in der Politik nur schrittweise Verbesserungen zu erreichen sind. Aber dazu sei jetzt Gelegenheit gegeben, grundsätzliche Forderungen in der Volksschulfrage zu erheben und diese Gelegenheit sollte ausgenützt werden. Es sprach hierauf der Abg.
Schrempf (Bk.), welcher erklärte, die Schule müsse auf religiöse Grundlage und zwar auf konfessionellem Boden gestützt sein. Was in Württemberg seit 400 Jahren historisch geworden sei, solle erhalten bleiben. Die Forderungen des württembergischen Volksschullehrervereins seien eine bedauerliche Verirrung der radikalen Lehrerschaft. Die Aufsicht der Kirche über den Religionsunterricht sei eine Selbstverständlichkeit. Der Gesetzentwurf, wie er vorliege, treffe die richtige Mitte zwischen dem historisch Gewordenen und einem Fortschritt, der der modernen Entwicklung entspreche. !Dr. Späth- Biberach (Ztr.) legte dar, die Regierung verdiene keinen besonderen Dank für ihr Festhalten an der konfessionellen Volksschule, wenn sie dieses Festhalten damit begründe, daß „zurzeit" unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Aender- ung hier nicht eintreten solle. Die Regierung sollte doch sehen, wohin die Reise mit dieser „Reform" gehe (Zuruf: „Nach Vorwärts!") Nein, zur religionslosen Schule! Die Regierung sollte sich besinnen, ob sie auf dieser Fahrt auch nur einige Stationen mitmachen wolle. Im übrigen trat der Sprecher des Zentrums dafür ein, daß die Schule nicht nur Wissen und Kenntnisse zu übermitteln habe, sondern namentlich auch Herzensbildung und Gesittung. Als zweiter Redner der Volkspartei sprach hierauf Abg. Haußmann, welcher zunächst ausführte, die jetzige Novelle könne noch verbessert werden. Gelinge das nicht, dann sei es besser, wenn sie falle und man noch ein paar Jahre warte. Die ganze Schulfrage sollte eigentlich keine Parteifrage sein; die jetzige Verbindung zwischen Kirche und Schule sei nur noch eine künstliche. Das Zentrum sage : sittlich ist religiös, religiös ist konfessionell, konfessionell ist kirchlich, also ist kirchlich sittlich. Diese Gleichung enthalte aber starke Rechenfehler. Redner besprach die Unterrichtsweise in der Religion und betonte, daß der Religionsunterricht am geeignetsten vom Geistlichen gegeben werde. Das sollte im Gesetz generell geregelt werden. Im Zweifel könne man darüber sein, ob der Geistliche diesen Unterricht in der Schule oder in der Kirche geben solle. Werde er in der Schule gegeben, dann müsse der Staat die Aufsicht darüber üben, ohne Kleinlichkeit, aber so, daß der Religionsunterricht keine Quelle der Intoleranz werde. Die geistliche Schulaufsicht sei übrigens heute völlig überwunden. Das akademische Studium für die Bezirksschulaufsicht zur Voraussetzung zu erklären sei die Türe, durch welche die geistliche Schulaufsicht wieder eingeführt werden könne. Zum Schluß betonte der Redner, es gelte, eine Volksschule zu schaffen, die den künftigen Generationen die erforderliche Kraft gebe. Hierauf wurde abgebrochen.
-M -- 5 s 5 t r rr ch t. K
Willst das Große du erreichen,
Fange mit dem Kleinen au;
Seine Tadler werden schweigen.
Ist das Kleine groß getan. Hornfeck.
In treuer Hut.
Von C. Borges.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Mit diesem Brief in der Hand und ein triumphierendes Lächeln aus den Lippen, empfing der junge Gutsherr am Abend desselben Tages seinen Gast. Die äußere Erscheinung des Italieners verfehlte nicht ihren Eindruck, denn die funkelnden Diamantringe und die schwere goldene Uhrkette zeugten von Glanz und Reichtum, dabei wußte er so fesselnd zu unterhalten, daß Frau von Warneck sich nicht länger wundern konnte, wie leicht es geworden war, Asta in ihrer Unersahrenheit zu betören.
Als Riztno am Abend dieses Tages in seinen Gasthof zurückkehrte, fand er einen Brief in seinem Zimmer.
„Von. Carola", flüsterte er, als er die Handschrift erkannte.
„Bleibe nicht mehr in Deutschland," schrieb sie. „Ue berrede das Mädchen zur Flucht und heirate sie später hier; Du mußt ohne Verzug nach Florenz zurück. Der Anwalt Heese ist Dir aus der Spur; er wird unsere schönen Pläne vernichten."
„Zum Teufel," knirschte der Italiener und zerriß das Briefchen in kleine Fetzen, ich ahne Unglück und dieses einfältige Mädchen will nicht einwilligen, mit mir zu fliehen. Warum konnte auch Carola nicht bester ein
Telegramm senden, anstatt diese wichtige Nachricht den Schneckengang auf der Eisenbahn gehen zu lasten? Der Anwalt ist vielleicht schon hier, oder kann jeden Augenblick ankommen — und dann bin ich verloren."
Rizino hatte sich so weit beruhigt, daß er am Abend Wieder einer Einladung aus dem Erlenkof Folge leistete.
Nachdem die Tafel aufgehoben, zog er Asta zu sich in eine Fensternische und flüsterte ihr leise zu, er habe wichtige Nachrichten von Florenz erhalten, die für sein Lebensglück entscheidend seien.
„Ich muß noch in der Nacht abrelfen," beteuerte er, „und Du mutzt Dich entschließen, ob Du mit mir reisen, oder mich aufgeben willst. Löstest Du mich allein ziehen, so stehst Du mich in diesem Leben nicht mehr wieder, denn wie ich höre, ist Dein Vormund fest entschlossen, Dein Vermögen an sich zu reißen, selbst wenn er Dich auch heiraten muH; daher wird er auch kein Mittel unversucht lasten, uns zu trennen."
„Das wird nie geschehen; wenn Du nicht mein Gatte wirst so bleibe ich ledig," versicherte Asta erregt.
Eine rege Unterhaltung in dem kleinen Kreise schien an diesem Abend nicht recht zustande kommen zu wollen. Der Italiener war schweigsam, Asta hatte wieder Tränen in den Augen, der junge Gutsherr beobachtete die beiden scharf und Frau von War,neck hatte sich müde in eine Sophaecke gelegt und war nahe daran, eknzuschlu-mmern. „Singe ein Liedchen, Asta," bat sie endlich, sich gewaltsam emporraffend, „wenn ich jetzt einschlafe, wird meine Nachtruhe gestört, und ich-"
Sie konnte nicht weiter sprechen, die Tür öffnete sich leise, und auf der Schwelle erschien der Diener mit best Worten:
„Herr Rechtsanwalt Heese."
12. Kapitel..
Hugo Rizino war leichenblaß geworden, er unterdrückte einen Schreckenslaut, mit einer schnellen Bewegung näherte er sich der Tür und hätte wahrscheinlich das Zimmer verlassen, wenn der Anwalt seine Absicht nicht vereitelt hätte.
»Ich kam ja hauptsächlich in ihrer Angelegenheit, Signor Riztno. bleiben Sie ruhig, wo Sie sind," bat der Anwalt höflich
„Ich muß wegen dieser Störung Ihre Verzeihung erbitten," wandte sich der Anwalt dann an Frau von Warneck, „aber als zweiter Vormund dieser jungen Dame und als Freund ihres verstorbenen Vaters muH ich gegen eine Verbindung mit diesem Italiener Protest Anlegen. Still, still, mein Herr," wandte er sich an Hugo, der sich ihm drohend gegenüberstellte und unverständliche Worte murmelte, „ich habe triftige Gründe, di« ich jetzt klarlegen wiill."
„Bitte, setzen Sie sich," begann Thilo, seinem Gast einen Sessel bietend. „Asta," wandte er sich dann dem jungen Mädchen zu. „steh doch nicht so ängstlich drein. eS ist nur zu Deinem Besten."
„Man will uns trennen, der Anwalt und Hugo sind Feinde, und ich glaube nicht ein Wort, was gegen ihn ge- sagt wird," schluchzte Asta mit bebender Stimme.
Der greise Anwalt lächelte. „Ich habe noch nie in meinem Leben mit Signor Rizino gesprochen, und sehe ihn heute zum erstenmal; warum sollte er also mein Feind sein," beruhigte er das erregte Mädchen. „Der Zweck meiner Reise ist nur der, das Kind meines Freundes vor Schmach und Schande zu retten."
„Schmach!? Schande?! wie dürfen Sie es wagen, diese Worte in Verbindung mit meiner zukünftigen Gattin zu bringen?" brauste Hugo aus.
„Warten Sie doch, bis Sie alles gehört haben, was ich zu sagen habe," versetzte ruhig der Anwalt: dann fubr