Projekt bekundet hat. Er hat, damit die Vorarbeiten sofort ausgenommen werden können, für diese ersten Anforderungen Kapital zur Verfügung gestellt solange, bis dieses aus den Sammlungen zurückgezahlt werden kann.
n Biberach, 22. April. In Mittelbiberach ist von einem rücksichtslos dahinstürmenden Radfahrer ein hiesiger Kaufmann, der sich mit seiner Tochter und mehreren Angehörigen auf dem Heimweg befand, nulten im Ort überfahren worden. Die Tochter wurde blutüberströmt mit einer schweren Kopfverletzung vom Platze getragen. Der Vater, ein in den siebziger Jahren stehender Mann, hat bedenkliche Erschütterungen erlitten. Auch in diesem Falle ist man des Radlers nicht habhaft geworden.
ff Aus Baden, 22. April. Der Kaiser wird anläßlich seines Donaueschinger Besuchs aus der Gemarkung St. Georgen der Auerhahnjagd obliegen. Im Anschluß an den Aufenthalt in Donaueschingen werden dann der Kaiser und die Kaiserin nebst Gefolge'Mitte Mai dem großherzoglichen Hofe in Karlsruhe einen Besuch ab statten.
* München, 22. April. Prof. Schnitzers Urlaub ist nunmehr auch auf das Sommersemester ausgedehnt worden, so daß die Entscheidung über sein Verbleiben auf dem Lehrstuhl der hiesigen Universität bis zum Herbst vertagt erscheint.
* München, 22. April. In der Nähe der Stadt fand heute ein Säbelduell zwischen einem Offizier und einem Bürger von Kempten statt. Beide wurden schwer .verwundet.
* Frankfurt a. M., 22. April. Die Delegierten des Wahlvereins der Liberalen (Freist Vereinigung) lehnten heute mit drei Viertel Mehrheit folgende Resolution ab: „Bei Anerkennung der Motive der Frakttonsmajori- tät erblickt der Delegiertentag in der Zustimmung zu § 7 des Vereinsgesetzes eine Verletzung der Grundsätze des Liberalismus. Ter Parteitag spricht sich für Aufrechterhaltung der linksliberalen Fraktionsgemeinschaft aus in der Erwarrung, daß sie den Liberalismus festhalten wurde. Er hält es für notwendig, alle entschieden liberalen Elemente zusammenznfassen und fordert auf, im Rahmen der liberalen Fraktionsgemeinschaft den entschiedenen Liberalismus zu vertreten. Er hält es aber im Interesse einer solchen Politik für geboten, daß alle Kritik, die in keiner Weise unterbunden werden soll, sich stets der Notwendigkeit des Zusammenarbeitens bewußt bleibt." Nach der Abstimmung, die eine namentliche war, erklärte die Barth-Gcrlach-Breitscheidsche Gruppe, einstweilen 19 Delegierte, ihren Austritt aus der freisinnigen Vereinigung.
. ss Gelsenkirchen, 22. April. In der vergangenen Nacht wurde der Bergmann Otto Koch von zwei jungen Burschen, die unerkannt entkommen sind, ohne weiteres niedergestochen. Der Ueberfallene war sofort tot.
' Berlin, 22. April. Wie erinnerlich, hatte Fürst Eulenburg seinerzeit unter Eid erklärt, daß er „niemals Schmutzereien begangen" habe. Demgegenüber ist am Dienstag vor dem Münchener Schwurgericht durch die ebenfalls eidlich erhärteten Aussagen zweier Zeugen fesigestellt worden, daß sich der Fürst Verfehlungen gegen >s 175 hat zu Schulden kommen lassen. Jedensalls^erscheinl Fürst Eulenburg durch diese Aussagen s ch w er b e last et. Er hat zwar sofort telegraphisch seine eidliche Vernehmung angeboren, um die Aussagen der beiden Zeugen zu widerlegen. Ob ihm dies freilich gelingen wird? Es steht hier Eid gegen Eid, und solange durch gerichtliches Urteil keine Entscheidung getroffen ist, hält es schwer zu sagen, auf welcher Seite Recht und Unrecht sich befinden. Die Staatsanwaltschaft wird jedenfalls nicht umhin können, sich mit diesem Widerspruch der eidlichen Aussagen näher zu befassen.
Das Osterei.
Novelle von R. Hofsmann.
Nachdruck verboten.
„Wie Erich, das willst Tu ?" fuhr Frau Susanne den Gatten an.
„Siehst Du denn gar nicht ein, daß unserer Tochter und uns ein viel größeres Glück winkt?! Natürlich junge unerfahrene Mädchen und schwache, kurzsichtige Väter sehen das nicht ein. Mit einer wahren Ehrfurcht hast Du immer von den Hamburger Sundheims gesprochen und ihre noble seine Firma gerühmt, lind jetzt, wo Tu einen Sundheim zum Schwiegersohn bekommen kannst, da wirst Tu schwach und willst Deine einzige Tochter dem einfachen Oberlehrer zur Frau geben. Rede Du mir nur nicht mehr von der Größe und Bedeutung des Kaufmannsstandes, denn Du hältst ja auf Deinen Stand zu wenig. Kannst Dich und Deinen Stand erheben, wenn Tu nullt, aber Du tust es nicht."
„Aber wenn Martha nicht will, dann ist doch alle unsere Mühe vergebens," bemerkte jetzt Helmbrecht schüchtern.
„Der Versuch, Martha umzustimmen, kann aber noch gemacht werden," erklärte Frau Helmbrecht entschlossen.
Mit diesem Widerstreite im Herzen traten Herr und Frau Helmbrecht nach der Rückkehr aus dem Schloßparke wieder in ihr Haus ein, und die ehrgeizige Mutter wollte sofort den Versuch unternehmen, Martha umzuftimmen, und für eine Werbung Sundheims geneigt zu machen, aber zum Erstaunen der Eltern war Martha noch gar nicht wieder nach Hause gekommen.
„Fräulein Martha ist leider noch nicht wieder gekommen, Frau Helmbrecht," erklärte die Köchin mit trübseliger Miene, und mit eifriger Redseligkeit fortiahrend, sagte sie:
„Ach, es war zu schade, daß das Fräulein ausgegangen
wenn nicht Fürst Eulenburg wieder ein Verfahren gegen sich selbst — diesmal wegen Meineids! — beantragen sollte. Die Oeffentlichkeit hat jedenfalls ein Recht darauf, daß die Sache endlich klargestellt wird. Daß dies geschieht, ist sicher anzunehmen. Das beweisen auch Aeußerungen des Berliner Oberstaatsanwalts Dr. Jsenbiel, der erklärte, sobald ihm genügend Material vorliege, werde er ohne Ansehen der Person vorgehen.
Deutsche Bodenreform«*.
Stuttgart, 22. April.
Zu Beginn des heutigen zweiten Verhandlungstages der 18. Hauptversammlung des Bundes deutscher Bodenreformer überbrachte Ministerialdirektor Dr. Just-Berlin die Grüße und Glückwünsche des Staatssekretärs des Innern, v. Bethmann-Hollweg. Es folgte sodann ein Vortrag des Professors Er in an-Münster über „Erbbaurecht und Kleinwohnungswesen". Der Vortragende erläuterte die Bedeutung der Wohnungsfrage für Gesundheit und Lebenskraft des deutschen Volkes, sowie für seine. Tüchtigkeit und Schlagkraft iui Weltwcttbeworb und zeigte, wie eine Besserung der Wohnungsfrage zu erwarten sei: durch Vermehrung und Förderung der Verkehrsmittel, durch billigen Landboden auf dem städtischen Bauplatzmarkt, durch Zentralisierung der Ansiedlung und Jn- dustriealisierung des flachen Landes, durch den Bau von Ein- und Familienhäusern, die von den Hoch-, Tief- und Straßenbauerfordernissen befreit werden sollten. Das Erbbaurecht charakterisiert der Vortragende als das dingliche gruudrechtmäßige, veräußerliche und hypothezierbare Recht, auf fremdem Boden ein Bauwerk zu haben. Weiterhin empfahl der Vortragende den „Abbruchbau". Die heutige Bauweise, die noch wie für Jahrhunderte einen Stein auch den andern schichte, sei unwirtschaftlich. Der Abbruchbau würde so ausgeführt werden, daß man ein Bauwerk m etwa 30 Jahren auseinandernehmen und das Baumaterial wieder verwenden könne. Schließlich betonte der Redner, daß eine Besserung der schlechten Wohnungszustände mit allen Mitteln erstrebt werden müsse, eventl. auch mit Gewaltmitteln, wie die Enteignung zn Bau- und Siedelungszwccken. An den Vortrag schloß sich eine längere Aussprache.
Die heutige Nachmittagssitzung brachte zunächst ein Referat von Baurat Dr. Fuchs- Karlsruhe über Wasserkräfte und Nationalwirtschaft. Durch die Verbreitung der Elektrizität werden große Stärken gebraucht und die liegen im Wasser. Man denke mit Schrecken an die Zeit, wo die Kohlenschätze der Erde erschöpft sein werden. Die erhöhten Kohlenpreise haben die Anregung gegeben, nach anderen Kräften sich umzuseheu. Dabei habe man naturgemäß auf das Wasser zurückgegriffen. Man könne Mute Turbineneinheiten Herstellen, die 12 000 Pferdekräfte überschreiten. Die Unregelmäßigkeit der Wasserkräfte werde durch künstliche Stauwerke und andere Vorrichtungen ausgeglichen und reduziert. Die Wasserkräfte seien in erfolgreichen Wettbewerb mit den Steinkohlen getreten. Deutschland verfüge nur über 1 425 000 Pferdekräfte und es müsse daher mit der Kohlenaussühr vorsichtig sein. Die Ausnützung der Wasserkräfte müsse der Staat in die Hand nehmen, er müsse sie als Monopol betreiben. Mit den Privat- monopolcn habe man schlimme Erfahrungen gemacht. Von einer Erörterung wurde abgesehen. Der Vortrag wird im Druck erscheinen.
Prof. Dr. Rein-Jena sprach hierauf über: Die ethischen Forderungen im Wirtschaftsleben der Gegenwart. Der Vortragende führte u. a. aus: mit dem gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung scheine ein Abnehmen der sittlichen, der idealen Kräfte verbunden zu sein. Man decke
war und Sie auch, denn es war inzwischen Herr Sundheim aus Hamburg da. Hier ist seine Karte. Er läßt sich den Herrschaften bestens empfehlen und er will morgen oder übermorgen seinen Besuch machen!"
Eine heiße Blutwstte schoß bei dieser Mitteilung der Helmbrecht nach dein Kopfe, und sie sagte erregt zn ihrer Köchin:
„Es ist gut, Anna! Geh' in die Küche und besorge dorr alles allein, wir essen nun heute etwas später."
Und als Anna verschwunden mar, mußte der Hausherr eine wahre Redeschlacht mit seiner Gattin um den besten Schwiegersohn bestehen, denn Frau Susanne blieb dabei, daß es für Martha keinen besseren Mann und für sie keinen wünschenswerteren Schwiegersohn geben könne als Herrn Sundheim, und der gute Erich Helmbrecht unterlag in diesem Redekampse vollständig, so siegreich hatte die schlagfertige Zunge seiner Gattin gewirkt. So ein Glück tritt man als eine Kaufmannssamilie nicht mit Füßen, mit den Sundheims sv eng verbunden zu werden, hatte sie zu ihrem Gatten gesagt, so etwas tun nur Narren und Schwachköpse, aber keine klugen Kaufleute, und diese Erklärung hatte ihn umgewandelt, denn als kluger Kaufmann wußte er, daß man auch bei den Angelegenheiten des Herzens den Verstand zu Rate ziehen müsse. Er war daher jetzt mit seiner Frau der Meinung, daß sie mit vereinten Kräften ihrer Tochter den Kopf zurecht setzen und ihr ganz energisch klar machen wollten, daß sie Herrn Sundheims Werbung, wenn er morgen wieder komme, annehmen müsse. Mit einer Regung des Mitleids dachte Erich Helmbrecht allerdings dabei: Armer FoHannes Werner, Du wirst Dein Osterei noch heute zurückerhallen müssen. Und dieser Gedanke, obwohl noch nicht ausgesprochen, sollte sehr bald zur Ausführung gebracht werden, denn schon sagte Frau Susanne zu ihrem Gatten:
„Und das sage ich Dir noch, Erich, das Osterei von Werners muß dem Johannes noch heute zurückgeschickt
dies zu, indem man das Vorhandensein von feststehenden ethischen Maßstäben leugne und eine Entwicklung auch auf moralischen Gebiet voraussetzte. Aber es gebe doch stehende ethische Maßstäbe, die über der Entwicklung stehen. Diese haben sich bewährt im Leben der Völker und lassen sich nicht beiseiteschieben. Eine ethische Norm werde nicht am Schreibtisch erfunden, sondern wachse aus der sozialen Gemeinschaft heraus, mindestens könne noch die Form verändert werden. In unserer Zeit der industriellen und technischen Entwicklung müssen die höheren Aufgaben, die das Volk zu einer besseren inneren Kultur führen, erst recht in den Vordergrund gerückt werden. Das deutsche. Volk habe noch große Aufgaben an der Völkerfamilie zu. erledigen. Die Zahl der innerlich freien Menschen müsse wachsen, damit das Volk im Großen diesen Charakter innerer Freiheit annehme. Zivilisation sei nur ein Durchgang zur Kultur, aber nicht die Kultur selbst. Die Bodenreformer haben sich dieser Volkshebung angenommen. Des Volkes größter Kunstwert sei das Volk.
Nach kurzer Erörterung erfolgte der Schluß der Tagung. Der Vorsitzende dankte nochmals allen, die zmnä Gelirgen der Verhandlungen beiaekragen lp.ben. Mm einem Hoch auf die Bodenreform klangen die Schlußworte des Vorsitzenden aus.
Ausländisches.
* Budapest, 22. April. In Debreczin hat eine. Bäuerin gestanden, mit Hilfe ihres Mannes im Laufe der Zeit 20 von ihr geborene Kinder umgebracht zu haben, um sie nicht der Not auszusetzen. Beide Ehegatten wurden^ verhaftet.
* London, 22. April. Der frühere Premierminister Campbell Bannerman war schon 35 Stunden vor Ein tritt des Todes bewußtlos. Nur 9 Uhr 15 Min. vormit-i tags erfolgte der Tod plötzlich an Herzschwäche.
* London, 22. April. Der japanische Dampfer „Kwanowmaru" ging auf der Fahrt von Yokohama nach Sokota im Schneegestöber unter. 30 Mann der Besatzung ertranken. Nur der Kapitän, der 1. Ingenieur und- ein Maat retteten sich.
js Achilleion, 22. April. Der Kaiser besuchte den Herzog von Conuaught au Bord des englischen Panzers „Aboukir". Das Dejeuner an Bord trug einen durchaus familiären Charakter. Der Besuch dauerte 3 /2 Stunden. — Ans Einladung des Kaisers trifft hier der Berliner Bildhauer Professor Götz ein, er wird auf Wunsch des Kaisers für das Achilleion eine Kolossal-Statue des Achilles schaffen. Diese soll 9 Meter hoch und in vergoldeter Bronze gehalten werden und auf der zweiten Terrasse des Schlosses Aufstellung finden.
js Borislaw, 22. April. Infolge Blitzschlags geriet der Naphtaschacht „Dziumia" in Brand und wurde vollständig eingeäschert. Das Feuer ergriff auch die Naphtha-Reservoirs der angrenzenden Schächte „Wilno" und „Sumatra."
X Algier, 22. April. Der Kampf bei El Menabla vom 16. April war offenbar eine den Franzosen gelegte Falle. Die Araber von Sidi Mahman schienen für die Franzosen gegen die Berber Partei zu nehmen. In der Nacht vom 15. auf den 16. fielen Araber und Berber gemeinschaftlich über das Lager her, das vollkommen im Schlafe überrascht wurde. Diese Verrätcrei versetzte die französischen Truppen in den heftigsten Zorn. Man erwartet bei der Verfolgung der Berber hartnäckigen Widerstand.
Allerlei. Auf der Trautscholdsegen-Grube in Pleß wurden drei Bergarbeiter von herabstürzenden Kohlen verschüttet Einer davon ist bereits seinen Verletzungen erlegen.
werden, damit wir uns nicht kompromittieren und hinterher ein Klatsch entsteht, als ob Martha schon mit Werners Sohn verlobt gewesen sei. Gieb mir nur gleich das Osterei her, damit es Anna hernach gleich mit einer höflichen Entschuldigung wieder zu Werners trägt."
„Du hast recht, Susanne," entgegnete Helmbrecht seufzend, „wir müssen das Ei znrückgeben, um allen Fatalitäten aus dem Wege zu gehen." Und mit diesen Worten zog er eine kleine in Seidenpapier gehüllte Schachtel aus der Rocktasche und übergab sie seiner Frau.
„Ich danke Dir, Erich, daß Du jetzt endlich init mir über die Zukunft unseres einzigen Kindes einer Meinung bist." sagte jetzt Frau Susanne beinahe gerührt, als sie das Osterei Johannes Werners aus den Händen ihres Gatten in Empfang nahm und in ein Handkörbchen legte. „Anna soll es gleich zurück an den Geschenkgeber bringen. Also mein lieber Erich, jetzt sind wir ganz einig, und unseren vereinten Vorstellungen wird sich Martha fügen. So ein junges Mädchen weiß ja noch gar nicht, ivas eine Ehe für das Leben bedeutet und daß gerade eine Frau mit ihrer Verheiratung das Lebenslos zieht."
„Ja, ja, es ist so," meinte Helmbrecht noch etwas in gedrückter Stimmung, „Martha wird schon ein Einsehen haben, wenn wir fest bleiben."
„Und so leid es mir tut," erwiderte Frau Susanne, „daß es gerade am Osterfeste sein muß; wir müssen Martha noch heute, sofort wenn sie zurückkommt, den Kopf zurecht setzen, auch wenn es Tränen kostet."
Eben erklang die Hausklingel und man hörte Schritte im Hausflur.
„Da kommt sie schon," rief die energische Mutter „ich werde ihr gleich unseren Standpunkt klar machen."
(Schluß folgt.)