Gegründet
1877.
Arsch-int täglich m!t Ausnahme der Sonn- und Festtage
Bezugspet s für das Vierteljahr im Bezirk und NachbarortSoerkehr Mk. 1.25
außerhalb Mk. l.35.
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LttenSteiaFt
MMblatt für
Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechenderRabatt.
Reklamen 15 Pfg. die Textzeile.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.
Rr. 93.
Ausgabeort Altensteig-Stadt.
Mittwoch, de« 22. April
Amtliches.
Tagespolitik.
Uebertragen wurde dem Präzeptor Treuber au der Lateinschule in Alten steig die Präzeptorsstelle am Realprogymnasium in Böblingen und dem Amtsverweser Gottfried Bo jus an der Realschule in Frendenstadt eine Oberreallehrersstelle an dieser Schule.
Infolge der kürzlich vorgenommenen zweiten höheren Justizdienstprüfung ist u. a. zum Gerichtsasfessor bestellt worden: Sigmund Jrion von Nagold.
Johann Georg Steeb, Ziegler in Spielberg, will unter dem Gebäude Nr. 69 sr seines Anwesens dort einen Kalkofen erstellen, in welchem er jährlich durchschnittlich 30 sbm Kalk brennen will. Einwendungen hie- gegen sind binnen 14 Tagen beim Oberamt anzubringen. Nach dieser Frist sind solche in diesem Verfahren nicht mehr zulässig.
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Am 20. April waren 100 Jahre vergangen seit denk Tage, an dem der dritte Napoleon, der letzte französische Kaiser, geboren wurde. Es ist daher nicht unangebracht, hier mit einigen Zeilen auf den Werdegang dieses seltsamen Mannes hinzuweisen.
Als dritter Sohn Ludwig Bonapartes, Königs von Holland und seiner Gemahlin Hortense Beauharnais, der Stieftochter des großen Napoleon, erblickte am 20. April 1808 Napoleon III. in Paris das Licht der Welt. Nach dem endgültigen Sturz des Kaiserreichs flüchtete er mit seiner Mutter nach Genf, Augsburg und Arenenberg. Nach den? Lode seines älteren Bruders und dem Ableben des Herzogs von Reichstadt wurde er das Haupt der bonapartistischen Bestrebungen und veranlaßte 1836 den Straßburger Putsch, der ihn in die Gefangenschaft führte und seine Verbannung nach Amerika veranlaßte. Der Tod seiner Mutter ließ ihn vorzeitig nach Arenenberg zurückkehren, von wo er aber auf Protest Frankreichs nach London flüchtete. Sein zweiter theatralischer Putsch und Landungsversuch bei Boulogne trug ihm auf Jahre hinaus den Fluch der Lächerlichkeit ein. Er geriet in Gefangenschaft und mußte fünf Jahre lang auf der Festung Ham zubringen, bis es ihm 1846 gelang, nach England zu flüchten. Nach der Revolution von 1848 verstand er es durch Agenten das Volk für sich einzunehmen, während er anscheinend teilnahmslos den Ereignissen zusah. Am 10. Dezember 1848 wurde er mit 5,5 Milk. Stimmen zürn Präsidenten der Republik gewählt und er hatte nun Zeit, Heer, Geistlichkeit, Bürgerstand und Beamte für sich zu gewinnen, um am 2. Dezember 1851 den Staatsstreich vollziehen zu können, welcher der Parlamentsherrschast ein Ende machte. Ein Jahr später war er Kaiser, nachdem sich rund 8 Mill. Franzosen für die Wiederherstellung des Kaiserreichs ausgesprochen hatten. Gleich darauf ' vermählte er sich mit Eugenie von Tcba, die ihm 1853 einen Sohn, den später im Zulukriege gefallenen Prinzen Louis, gebar. Sein Streben, die Franzosen durch Kriegsruhm zu blendeü und seinem großen Onkel nachzueistrn, 'trieb ihn in den Krimkrieg und den Krieg mit Oesterreich, der Erfolg war aber stets nur ein halber, weil er es stets nur einem Teil der Franzosen recht machen konnte, mit den Meisten aber es verdarb.
Die verunglückte mexikanische Expedition machte ihm viel Feinde, schon aus dem einfachen Grunde, weil er zusah, wie der unglückliche Maximilian hingemordet wurde, ohne eine Hand zu rühren. Auch sein Selbstvertrauen Ivurde durch die mexikanische Expedition erschüttert. So wagte er 1866 keine Einmischung in den Deutschen Krieg und mußte 1867 auch auf Luxemburg verzichten. Diese Mißerfolge machten ihn unpopulär, ein lästiges Steinleiden quälte ihn selbst, so daß er unsicher und schwankend wurde und 1870 dem Drängen der Nation nach einer Ab- rmynung mit Preußen nicht den erforderlichen Widerstand Mtgegensetzen konnte. Er sah sein Schicksal voraus, das sich am 1. September vor Sedan erfüllte. Seine Ge- plNKnnahme bedeutete gleichzeitig den Sturz der Dynastie. Die Familie zog sich nach Chiselhurst in England zurück, wo der Kaiser am 9. Januar 1873 starb. Seine Gattin lebt bekanntlich heute noch und macht gegenwärtig eine Neise nach Ceylon. Auf seiner letzten Nordlandfahrt machte der Exkaiserin der Enkel desjenigen Mannes einen ritterlichen Besuch, der ihren Gatten von seinen: goldenen Stuhl stürzte und sie dadurch mit.
Das Kaiserpaar feierte das Osterfest auf Korfu. Auf der „Hohenzollern" fand Ostereiersuchen statt. Die Besserung des Wetters wurde von den Majestäten und ihren Kindern zu Ausflügen benutzt. Die Festgvttesdienste hielt Militäroberpfarrer Göns ab. Wie stets, waren zur Tafel Einladungen ergangen. In dieser Woche trifft der Herzog von Connaught, ein Bruder des Königs von England, auf Korfu ein, nur einige Zeit dort zu verweilen.
Automobilhaftgesetz. Der Entwurf eures Automobil-Hastpflichtgesetzes ist rum dem Bundesrat zvge- gangen. Der Entwurf bestimmt in der Hauptsache, daß derjenige, der ein Automobil hält (Besitzer, Mieter usw.) für den durch das Automobil entstandenen Schaden auszukommen hat, wenn er nicht rrachzuweisen imstande ist, daß der Unfall auf einen Zufall oder auf fremde Schuld zurückzuführen ist. Als Zufall soll auch gelten eine unvor- herzuseheude Störung im Betriebe der Maschine. Die Automobilführer haben sich einer Prüfung zu unterwerfen, durch die sie die Berechtigung zum Fahren erhalten. Unberechtigtes Fahren wird mit Geld- oder Gefängnisstrafe bedroht. Ter Bnndesrat trifft Bestimmungen über das zulässige Höchstmaß der Fahrgeschwindigkeit aus den verschiedenen Straßen (städtische Straßen, Landstraßen usw. usw.).
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Der Rücktritt des österreichisch-ungarischen Ministers des Auswärtigen, Freiherrn von Aehrenthal wird aufs neue mit der Begründung ange- kündigt, der Minister werde außer Stande sein, seine Zusage
über die Erhöhung der Offiziersgehülter einzulösen.
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Ein Bruder des russischen Ministerpräsidenten Stolypin wurde verhaftet. Der Bruder des Ministers ist liberaler Schriftsteller und Redakteur der Nowoje Wranja, in der alle politischen Richtungen zu Worte kommen. Dieser Redakteur Stolypin war nun wegen Beleidigung eines Agitators der echtrussischen Leute durch einen Artikel des genannten Blattes angeklagt worden. Er wurde zu sieben Tagen Gefängnis und hundert Rubeln Geldstrafe verurteilt. Gegen die Echtrusstm schützt auch die nächste Verwandtschaft
mit dem Minister nicht.
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Heillose Verwirrung. In dem an Rußland angrenzenden persischen Gebiet herrscht völlige Anar'b Der persische Rcgierungstelegraph ist zerstört. Da aus der Ansiedlung Zagriar auf die russischen Truppen geschossen wurde, so eröffnete die herbeigeeilte Verstärkung ein Gefecht, bei dem Zagriar in Brand geriet. Während des Brandes explodierten in vielen Häusern Patronen. In Persisch-Belassuwar brach während eines Scharmützels zwischen persischen Räubern und den russischen Truppen Feuer aus, durch das das Zollamt und ein Teil der persischen Häuser eingeäschert wurde. Es wurden 27 Gewehre und die geraubten Pferde zurückerobert. Die Perser hatten 34 Tote. Die Räuber zogen sich aus Be- lc ssi'wa^ ins Gebirae zurück.
Zur Afrikareise des Staatssekretärs Der ir bürg wird mitgeteilt, daß nach den bisherigen Bestimmungen der Staatssekretär sich (zunächst über London nach Kapstadt begeben und von dort aus das Kapland und die anderen englischen Kolonien in Südafrika besuchen wird. Dann wird er auf dem Landweg in einer etwa 14tägigen Tour nach dem Norden von Deutsch-Süd- westafrika gehen. Die Reise des Staatssekretärs dürfte im ganzen 4 Monate beanspruchen.
Aus Amerika wurde jüngst die Botschaft des Präsidenten Noosevett an den Kongreß gemeldet, in der er im Hinblick auf die Flottenbauten der anderen Mächte, sowie die Notwendigkeit, kriegsbereit zu sein, den Bau von vier statt zwei Schlachtschiffen befürwortet. Das Repräsentantenhaus lehnte aber unter großem Beifall des Hauses einen dahingehenden Antrag Hobson, der den Bau von vier Schlachtschiffen anstatt der vom Marine - komitee befürworteten zwei vorsieht, mit 190 gegen 79 Stimmen ab. Die Ablehnung erfolgte auf eine Rede des Vorsitzenden der Kommission für die Bewilligungen, Taw- ney, worfln dieser ans die große Zunahme der Geldbewilli-
Amtsblatt für Psalzgrafemveiler.
1908.
gungen hinwies und erklärte, Amerika gebe für Kriegs- rüstnngen mehr aus, als irgend ein anderes Land. Es war auch ganz unverständlich, wie sich Roosevelt zum Schluß seiner Präsidentschaft noch einmal so sehr für den Flottenbau ins Zeug werfen konnte, doppelt unverständlich aber von dem Manne, der mit dein Nobel-Friedenspreise gekrönt wurde.
Landesnachrichten.
Attenst-ig. 31- April.
* Die Osterfeiertage haben wir rvieder hinter uns. Das Wetter, das vorher so vielversprechend aussah, hatte am Samstag umgeschlagen und einer unfreundlich kalten Temperatur Platz gemacht. Der" Fremdenverkehr war deshalb auch sehr beschränkt. Am Sonntag abend kam der Radfahrer-Verein Hellbraun auf einer Tour hier an und nahm rm „grünen Baum" Nachtquartier. Es fand eine gemütliche Unterhaltug statt, an der sich auch die hiesigen Sportskollegen beteiligten.
-n. Ebhausen, 18. April. Am Gründonnerstag versammelten sich die Wagnermerster des Bezirks hier im Gasthaus z. Hirsch und berieten unter denr Vorsitz von Wagnermerster Berstecher von Nagold verschiedene Standesangelegenheiten. Es wurden zum Besuch der Landesversammlnng der Wagnermerster Württembergs in Stuttgart, die am 26. ds. Mts. stattfindet, als Vertrauensmänner der Wagnerin- rrung beordert: Vorstand Berstecher von Nagold, Schriftführer Merkle von Nagold und Wagnermerster Lutz von Haiterbach. Zur Sprache kamen dann noch verschiedene das Wagnerhandwert berührende Punkte, insbesondere einheitliche Regelung der Preise für gefertigte Wagnerarbeiten. Die Versammlung war zahlreich besucht.
Grömbach, 20. April. (Korr.) Bei der in Nagold am Diontag den 20. ds. stattgefundenen Hundeausstellung und Prämierung erhielten n. a. Preise: Schullehrer Roller — Springer Epagneul — 1. Preis; Brauereibesitzer Theurer — langhaariger Vorstehhund — 1. Preis.
js Herrenberg, 20. April. In Altingen, im Walde Hardt, wo wegen des Eisenbahnbaus viele Leute verkehren, ist in einem älteren Buchenbestand Feuer ausgebrocherr, das sich auf etwa 30 ar verbreitete.
js Böblingen, 14. April. In Aidlingen ist der 67 Jahre alte Bierbrauer Döffinger in seiner , Wohnung vom .Herzschlag getroffen worden, an dem er sofort gestorben ist.
js Horb, 17. April. Die Gemeinden Wachendorf, Frommenhausen und Schrvalldorf mit insgesamt 1569 Einwohnern sind in den letzten Tagen durch Inbetriebsetzung der Waffer- versorgungsanlage der Storzelgruppe in den Besitz einer Wasserleitung mit Hausanschlüffen und Hydranten gelangt. Die Herstellungskosten belaufen sich ohne Grunderwerb auf ca. 162 000 Mk.
js Horb, 18. April. In Salzstetten ist gestern Feuer ausgebrochen. Der 6jLhr!ge Bub des Bauern Sebastian Wehle wußte sich Zündhölzer zu verschaffen, mit denen er in der Scheuer spielte. Tie Folge davon war, ' daß das ganze Haus dem verheerenden Element zum Opfer fiel.
ist) Stuttgart, 18. April. Der Musterdrucker Oskar Delle in Cannstatt, der mit sein-cr Frau schon seit längerer Zeit im Unfrieden lebte, weshalb diese ihn bereits einige Mal verlassen und ihre Heimat ausgesucht hatte, hat heute früh, als die Frau wieder wegzugeben drohte und sich an- schicktc, die Wohnung zu verlassen, mehrere Revolverschüfst ans sie abgegeben. Die Frau wurde in Kopf und Herz getroffen. Delle gab dann einen Schuß auf sich selbst ab und verwundete sich schwer. Eeim Eintreffen des Arztes war die Frau noch am Leben, sie starb aber kurz darauf. Der Mann wurde noch lebend ins Krankenhaus gebracht, schwebt aber in Gefahr. Das einzige Kind des Ehepaars befand sich während des Vorfalls auf der Straße.
(-) Stuttgart, 18. April. Im Stadtwald Heideröschen. Markung Gaisbnrg, ist gestern abend auf bis jetzt unaufgeklärte Weise ein Waldbrand ausgebrochen. Das Feuer, welches sich auf eine zirka 20 Ar große Knlturfläche erstreckte, wurde durch die alarmierte freiwillige Feuerwehr Gaisbnrg und durch Spaziergänger gelöscht. Der entstandene Schaden ist nicht unbedeutend. Auch heute früh ist in dem Stadtwald Watterhau, Markung Gaisbnrg, ein Waldbrand entstanden, durch welchen eine größere Kulturflächst ergriffen wurde. Die Entstehnngsursache des Feuers, weist ches von selbst wieder erlöschte, ist auch bei diesem Brande- bis jetzt unaufgeklärt.