ihrem Austritt entdeckt wurde. Die Erkundigungen zeigten, daß das Mädchen die Eier nicht von den Verwandten aus der Heimat, sondern aus dem Lager ihres Dienstherrn Hundertweise gestohlen hatte. Auch Kolonialwaren soll sie an eine Hehlerin um einen Spottlohn geliefert haben.
ff Tübingen, 2. März. Professor Dr. Bernhard an der Universität Kiel, der als Nachfolger des verstorbenen Staatsrats v. Schönberg einen Ruf erhielt, hat diesen Ruf abgelehnt.
ff Tuttlingen, 2. März. Gestern brach in einem an der Bahnhofstraße gelegenen, von drei Familien bewohnten Doppelhaus Feuer aus. Das Gebäude lag bis am Abend in Schutt und Asche. Die Abgebrannten sind versichert.
* Stuttgart, 3. März. Die Landes-Versammlung der Liberalen findet Sonntag, den 3. Mai in Stuttgart statt. Es ist dabei eine öffentliche Versammlung vormittags 11 Uhr vorgesehen, in der aktuelle politische Fragen behandelt werden sollen.
ff Stuttgart, 2. März. Von den K. Württembergischen Staatseisenbahnen wurden im Monat Januar 1908 4 160845 Personen und 775 048 Gütertonnen befördert. Die kongruenten Zahlen für das Vorjahr sind 3477 438 Personen, 758110 Gütertonnen, also ergibt sich für Heuer ein Mehr mit 683 407 Personen und mit 16 858 Gütertonnen. Die Einnahmen setzen sich aus dem Personenverkehr mit 1 555 000, aus dem Güterverkehr mit 2 953 000 und aus sonstigen Quellen mit 733 OOOMk., im ganzen also mit 5 241,000 Mk., zusammen. Diese Summe bedeutet gegenüber der des Januars 1907 eine Zunahme von 57 087 000 Mk.
Stuttgart, 2. März. Das engere Landeskomitee der württembergischen Volkspartei hat an Stelle des wegen Erkrankung von seinem Posten zurücktretenden ersten Vorsitzenden Dr. Elsaß Professor Hoffheim zum ersten Vorsitzenden gewählt. In der letzten Sitzung des engeren Landeskomitees hielt sodann Reichs- und Land- tagsabg. Konrad Haußmann ein kurzes Referat über die parlamentarische Lage, die er als schwierig und verantwortungsvoll bezeichne!.
ff Stuttgart, 2. März. Am Samstag abend gegen 7 Uhr brachte sich ein 38jähriger, lediger Student aus Rußland in seiner in der Neckarstraße gelegenen Wohnung in selbstmörderischer Absicht einen Schuß in die Brust bei. Der Verwundete wurde schwer verletzt ins Katharinenhospital gebracht; er heißt Julius Duvinicz.
Stuttgart, 2. März. Verband süddeutscher Industrieller. In der dieser Tage unter dem Vorsitz des Direktor Otto Hoffmann, Manuheim-Friedrichs- feld, gehaltenen Sitzung des Direktoriums des Verbandes süddeutscher Industrieller wurde der den neu gegründeten württ. Jndustrieverband betreffende Anfchlußvertrag vorbehaltlich der Zustimmung des Bezirksvereins Heilbronn und der württ. Einzelmitglieder gutgeheißen. 'Das Direktorium genehmigte eine Eingabe an den Bundesrat und Reichstag, den Reichskanzler und die süddeutschen bundesstaatlichen Regierungen betreffend Recht des .Abzugs vozi Geldstrafen am Arbeitslohn. Zu der beabsichtigten Aenderung der Telephongebührenordnung würde folgender Beschluß gefaßt: „Der Verband spricht sich mit aller Entschiedenheit gegen die beabsichtigte Aufhebung des Pauschal- und Gebührensystems und gegen die beabsichtigte allgemeine Einführung der Grund- und Gesprächsgebühr aus, weil er darin eine erneute wesentliche Belastung der Industrie erblickt. Andererseits aber erklärt er sich damit einverstanden, daß der Telegraphenverwaltung das Recht zugestanden wird, bei übermäßiger Belastung eines Anschlusses (in dem Sinne vielleicht, daß nicht mehr wie 7500 Gespräche für die gegenwärtige Pauschalgebühr für einen Anschluß zugelassen werden), die Anmeldung eines weiteren Anschlusses seitens des Teilnehmers zu verlangen.
ss Heilbronn, 2. März. Die Aktiengesellschaft Schleppschiffahrt auf dem Neckar beschloß in ihrer Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 4 Prozent gegen 6 Prozent im Vorjahr. Der Rückgang ist daraus zurückzuführen, daß infolge des außergewöhnlich lang andauernden Niederwassers der Schiffbetrieb von Anfang August bis Anfang Dezember fast ganz ruhen mußte. Dementsprechend ging die Gesamtbeförderung von 12 Millionen Tonnenkilometer 1906 auf 8'/Ä Millionen pro 1907 zurück. Der Reingewinn beträgt 51 266 Mk. Der Versammlung wohnte als Vertreter der Regierung Ministerialrat Haag an.
ff Weinsberg, 2. März. Um den ersten Gewinn der Heilbronner Pserdemarktlotterie zu machen, hat ein Bäuerlein in Eberstadt sein Los auf die Gewinn-Nummer geändert. Man merkte den Betrug und der Schlaue wird ein gerichtliches Nachspiel zu erwarten haben.
ff Aus dem Oberamt Mergentheim, 2. März. Ein Privatier im Dorfe V. machte sich auf den Weg zum Notar, um seinen letzten Willen gerichtlich niederschreiben zu lassen. Der Beamte erklärte, am anderen Tage in der Frühe ohnedies geschäftlich nach V. kommen zu müssen und dann könne man die Sache ja dort erledigen. Jedoch der Wunsch des Erblassers ging aber nicht mehr in Erfüllung, denn abends erlitt er noch einen Schlaganfall und verschied.
ff Göppingen, 2. März. Demnächst dürfte ein eigenartiger Fall die Gerichte beschäftigen. Die Kinder zweier Mädchen, die gleichzeitig in der Frauenklinik geboren haben, sollen verwechselt worden sein, und da das Mädchen aus der Reutlinger Gegend das Kind der hiesigen Mutter reklamiert, diese aber vom Tausch nichts wissen will, wird die Sache bei Gericht ausgemacht werden. Zu der Geschichte fehlt nur noch der weise Salomo.
Auch für den Monat
werden Bestellungen auf unsere Zeitung „Aus den Tannen" entgegengenommen.
* Pforzheim, 2. Mürz. In dem Laden von Pfannkuch an der Deimlingerstraße wurde in der Nach: zum Sonntag ein Einbruch verübt. Zwei bekannte „Gelegenheitsarbeiter", der 20jährige Eugen Schmidt und der 19jährige Gustav Klenert von hier, ließen sich Samstag abend in den Hof des genannten Anwesens einschließen. Von dort stiegen sie dann mittelst einer Leiter in den Laden ein und stahlen u. a. aus einer Schublade 40 Mk. und aus einer andern die goldene Uhr eines Angestellten im Wert von 140 Mk. Als am nächsten Morgen der Einbruch entdeckt wurde, machte sich die Kriminalpolizei eifrig auf die Suche nach den Tätern. Diese hatten sich selbst verdächtig gemacht. Schmidt und Klenert hatte nämlich' kurz vor dem Einbruch im „Hecht" gesessen und da sie kein Geld mehr hatten, andere angepumpt. Sofort nach dem Einbruch gingen sie wieder in den „Hecht" und hielten andere dort zechfrei. Das fiel natürlich auf. Auch verkauften sie die gestohlene Uhr an einen ihrer Bekannten, R., für 12 Mark. Der „billige" Kauf kann letzterem aber teuer zu stehen kommen, denn er wurde wegen Verdachts der Hehlerei vorläufig in Hast genommen. Aus Schmidt und Klenert wurde eifrig gefahndet und es gelang auch der Fahndungsabteilung, sie noch am Sonntag nachmittag in der Theaterstraße festzunehmen.
* Karlsruhe, 2. März. Der Großherzog empfing heute den württ. Ministerpräsidenten Dr. v. Weizsäcker.
' Berlin, 2. März. Ter Lok.-Anz. meldet aus London:
« f « f r rr <H t. M
O wolle nie ein Herz beneiden.
Weil es im Glücke schwelgt allein,
Das ist kein Glück, das ist ein Leiden,
In seinen Wonnen einsam ein.
Angiolina
Novelle von Hans von Basedow.
Fortsetzung.
,.Geh, geh — ich will Dich nickn fehen. Du sollst nicht bei Mir sein."
„Ei, ei — so böse, Angiolinetta. Das fit wohl deutsches llnwetter', lachte er höhnisch.
„Geh!"
„Nein, ick will hier bleiben, bei Dir, ich will noch einmal mit Dir reden."
„Wüßte nicht, was wir zu reden hätten."
«Weißt es nicht? Von meiner Liebe zu Dir will ich reden, was ich darunter leide, das will ich reden."
Angiolina erbebte. Ihr sielen ihre Gedanken von vorhin ein. Wenn Francesco ihm schaden wollte, geschah es nur ihretwegen. Sie sah ihn flehend an.
„Rede nicht davon, Francesco, ich bitte Dich, nicht davon" bat ne mit kindlichem Ton und eine Thräne trat in ihr Auge Er sah sie verwundert an.
„Aber auf Monfalcone hast Du mich verspottet, hast Du — ach", brach er ab. dann setzie er spöttelnd hinzu: „und jetzt weinst Du? — Thränen sind noch häßlicher wie Wildheit."
Sie sah ihn mit seltsamen Blicken an.
«Sie passen besser für mich", entgeguete sie schüchtern.
„Du hast Dich verändert. Angiolina — wo ist Dein« Munterkeit?"
Sie sah ihn wieder ernst an, so daß er die Augen Niederschlagen mußte.
«Ja, Francesco, iq yave mrch verändert, seit gestern."
«Seit der Bootfahrt mit dem Pittore", lachte er grell auf.
„Ja", sagte sie, „seit dem — ich habe Tod und Leben erkannt — und gesehen, wie schlecht ein Mensch sein kann."
„O", fuhr Francesco auf, „bist Du endlich klug geworden? Weißt Du nun, wie es die Herren treiben. O, ich habe es dem Alten immer gesagt, daß der Pittore ein schlechter Kerl ist."
„Nicht er", fuhr Angiolina auf, „Du, — denn Du hast ihn töten wollen?"
«Ich!" Francesco erbleichte, — „wie kommst Du darauf?"
«Glaubst Du, ich weiß nicht, wer die Ruder zersägt hat?"
«So, hast Du es gesehen?" — fragte er ängstlich.
„Nein, aber ich weiß es doch, und wenn ich es auch nicht Wüßte, jetzt hast Du Dich verraten."
„Schlange", zischte er.
„Höre mich an, Francesco. Ich werde ihn schützen, das merke Dir, überall — und wenn Du ihm ein Leid thust, thust Du es auch mir."
„Weil Du toll bist — ihn liebst."
Angiolina erbleichte. Francesco hatte das Wort ausgesprochen, was sie sich selbst noch nicht gesagt, ja, es war so, jetzt fühlte sie es, sie liebte Karl — und wieder sah sie Francesco voll an und flüsterte:
„Und wenn es so wäre, wie kannst Du mich dann quälen, Francesco?"
„Weil-ich Dich liebe!"
„Nein, Francesco, das kann' nicht wahre Liebe sein, die den andern quält —"
«Um ihn zu gewinnen", warf Francesco ein.
«Auch dann wohl ist die Liebe eine Qual, für den Geliebten — erstickt man sie."
«Du bist toll", lachte er auf, „liebe Du nur so weiter, dann kommt sicher der Tag, der Dich in meine Arme treibt. Und erst dann wirst Du glücklich sein. Angiolina wollte etwas dagegen reden, aber er fuhr hastig fort: „So kommt es, dahin bringe ich es. — ich. der Francesco."
Das Befinden des Ministerpräsidenten Campbell-Vannerman gibt zu Besorgnissen Anlaß.
' Allensteiu, 2. März. Die Aliensteiner Ztg. meldet: Heute nachmittag 4 Uhr hat Hanptmann v. Göben in der Untersuchungshaft durch Oeffnen der Halsschlagader Selbstmord verübt. Der um 5 Uhr erschienene Arzt konnte nur den inzwischen eingetretenen Tod feststellen.
Ausländisches.
ff Göppenstein im Kanton Wallis, 2. März. Die Zahl der bei dem Einsturz des dem Lötschbergtunnel-Unternehmen gehörigen Hotels getöteten Personen beträgt 11, darunter zwei Kinder. Verletzt wurden zwölf Personen, inehrere schwer. Das Unglück erfolgte in dem Augenblick, als man sich im Hotel zu Tisch setzen wollte. Das Hotel war ein auf einem Steinfundament erbautes Brettergebäude mit Doppelwänden, das im Augenblick der Katastrophe wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrach. Der Tunnelbau hat nicht gelitten.
ff Paris, 2. März. In einer am 29. Februar abends in Souk-el-Drin aufgegebenen Depesche benachrichtigt General d'Amade den Kriegsminister, daß er sich jetzt nach Souk-el- Drin im Qued Mellah begeben habe und zwar mit einem Teil seiner gegenwärtigen Streitkräfte und mit der Küstenkolonne, die durch Teile der Kolonnen von Ber Reschid und Sedala verstärkt worden seien. Seine Operationen seien unter dem Schutz von Bedeckungsmannschaften verschiedener Waffengattungen erfolgt. Die Kolonne sei von Abteilungen der Medakra, und zwar von Infanterie und Reiterei mit Heftigkeit angegriffen worden und habe nach einem ernsten Gefecht einen Vorstoß unternommen, der die Feinde zurückwarf. Es habe auf französischer Seite zehn Tote und zwar zwei Unteroffiziere und acht Mann und 23 Verwundete gegeben, nämlich zwei Unteroffiziere und achtzehn Mann; auch zwei Offiziere und ein Goumier seien verwundet worden. Nach dem Gefecht habe d'Amade den Gegner 7 Kilometer weit verfolgt und ihm bedeutende Verluste beigebracht. Hiebei gab es auf französischer Seite drei Tote (einen Unteroffizier und zwei Algerier) und 13 Verletzte, darunter einen Unteroffizier.
* Paris, 2. März. Dem „Messidor" zufolge wird eine Zusammenkunft König Eduards mit König Viktor Emanuel vornehmlich der makedonischen Frage gelten. Italien solle für ein Zusammengehen mit England und Frankreich gewonnen werden.
ff London, 2. März. (Unterhaus.) Macdonald (radikal) brachte eine Resoluton ein, daß in Anbetracht der fortgesetzt freundlichen Beziehungen mit den auswärtigen Mächten ferner Einschränkungen in den Ausgaben für die Bewaffnung gemacht werden könnten. Nach der Erklärung, daß er seinen Antrag nicht in regierungsfeindlichem Sinne einbringe, fragte der Redner, welche Gefahren England drohten, daß es eine größere Macht aufrecht erhalte als es je zuvor besessen habe. Brunner (radikal) unterstützt die Resolution und führt aus: „Unterlassen wir jede Verhöhnung des deutschen Volkes und hören wir auf über die wahrscheinliche Erschöpfung Deutschlands zu sprechen!" Redner sagt dann weiter, jetzt seien Zeiten der Besserung in den gegenseitigen Beziehungen hervorgetreten und beide Länder schämten sich ein wenig ihres gegenseitigen Argwohns. England sei stark genug, um in der Verminderung der militärischen Rüstungen mit gutem Beispiel voranzugehen. Staatssekretär Asquith erklärt hierauf, daß das Haus die Minister in der Minderung der Ausgaben insoweit unterstützen wird, als diese Minderung mit einer angemessenen Verteidigung der britischen Besitzungen zu vereinbaren ist.
ff Petersburg, 2. März. Sieben durch rechtskräftiges Urteil des Kriegsgerichts wegen eines Anschlags auf den
Und mit höhnischem Lachen ging er davon, denn des Weges herab kam der alte Eovpo, und der hatte ihm am Abend so scharf in die Augen gesehen, daß es ihm besser erjchien, ihm nicht zu begegnen.
Angiolina blieb wieder allein mit ihren Gedanken.
Ja, Francesco hatte recht, sie hatte sich sehr verändert seit gestern. Es war. wie wenn ein neuer Geist in sie eingezogen war, wie wenn sie anders empfinde. Munter, wild hätte sie nicht mehr sein können — und doch glücklich, viel glücklicher und heiterer wie sonst, aber auch viel elender. Ja, sie liebte ihn, auch damit hatte Francesco recht, sie fühlte es klar und deutlich. Der Gedanke machte sie so jelig, so ruhig, und doch war er ihr quälend Er durfte ja nichts davon ahnen, daß sie ihn liebte, wie überhaupt sollte sie ihm wieder gegenübertreten?
Sie hatte Furcht vor einem Zusammentreffen mit ihm und ! doch sebute sie sich darnach. Ja, es war ihr seltsam ums Herz beseligend und traurig. Ihre gefalteten Hände sanken in dev Schoß, sie wußte nicht wie es kam, plötzlich sang sie ein deutsches Lied, das sie einst auswendig gelernt aus einem Buch, das ihm ! gehörte.
s »Ich will's Dir nimmer sagen,
§ Wie ich so lieb Dich Hab',
! 3m Herzen will ich's tragen.
! Will stumm sein, wie das Grab."
j Sie sang es nach einer schwermütigen Dalmatiner Volks« weise. Aber nur den ersten VerS vermochte sie zu vollenden Dann brach sie ab — ein Thränenstrom erstickte ihre Stimme.
Spät am Abend, als der Mond den Karst mit seinem matten Licht überschimmerte und die Nebel wie weiße Nixenschleier aus dem Wasser auftanchten, kehrte der alte Beppo heim.
»War'der Pittore da?"
«Nein."
(Fortsetzung folgt.)
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