Gegründet
1877.
Grscheirrt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkehr Mk. 1.LS
außerhalb Mk. >.35.
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KmtMatt für
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Fernsprecher Nr. 11.
Anzeigenpreis bei einmaliger Einrückung 1» Pf», oi« eimpaltige Zeile; dei Wiederholungen entsprechender Radaii.
Reklamen 18 Psg. die Textzeile.
Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.
Nr. 2
Ausgabeort Altensteig-Stadt.
Freitag, de» 3. Ja«»ar
Amtliches.
Die Maul- und Klauenseuche ist in Bayern weiter ausgebrochen in der Lindauer'schen Handelsviehstallung in Kleinerlkam, Gemeinde Holzkirchen, Bezirksamts Miesbach, und in Pfersee. In Württemberg sind weitere Seuchenherde als bereits bekannt gemacht worden: Friesenhofen, 'Oberamts Leutkirch (alter Herd), Göppingen und Schlacbt- hof in Stuttgart, bis jetzt nicht ermittelt worden. Nach Göppingen wurde die Seuche wahrscheinlich durch Schweine aus dem Viehhof in München verschleppt. Nach München soll die Seuche durch einen Schweinetransport aus Tilsit in Ostpreußen eingeschleppt worden sein.
1908.
Ein neues Jahr ist aus dem Zeitenschoße aufgestiegen! Mit Becherklang und freudigem Prositruf haben wir es nach alter Gepflogenheit begrüßt; obwohl wir das junge Jahr, das uns eigentlich ausgenommen hat, noch gar nicht kennen, auch beim besten Willen nicht Voraussagen können, was es uns und unseren Angehörigen, was es dem deutschen Vaterlande, was es der Menschheit bringen wird. Und mögen die Jahre, nach denen unsere Zeitrechnung zählt, auch nur verhältnismäßig willkürliche Abschnitte bilden, namentlich auch in der Festsetzung des Beginnes und des Ausganges eines neuen Jahres, so sieht das Volksempfinden doch mit Recht in jedem neuen Jahre eine zusammengeschlossene und zusammengehörige Zeitperiode, richtet an das neue Jahr seine Wünsche, stellt sich ihm mit Furcht und Hoffnung gegenüber. Was wird es bringen? Das ist die bange und erwartungsvolle Frage, die in der ersten Jahresstnnde auf aller Lippen schwebt und unser aller Herzen bewegt!
Aber die große Zweifelsfrage kann kein Mensch beantworten. Und das ist gut und heilsam. „Nur der Irrtum ist das Leben — Und das Wissen ist der Tod!", so sprach Cafsandra, der es der griechischen Sage zufolge verliehen war, in die Zukunft zu blicken. Wissen wir auch nicht, ob das neue Jahr schwarze oder heitere Lose für uns in seinem Schoße birgt; darüber besteht kein Zweifel, daß wir unseres wahren Glückes Schmied selber sind, und daß wir auch im neuen Jahre ernten werden, was wir säen. Die Erscheinungen von 1908 können doch immer nur die Wirkungen der Ursachen sein, die im voraufgegangenen Jahre gegeben' wurden. Aber groß ist andererseits auch die Kette der Ueberraschungen und Zufälligkeiten, die auf die Entwicklung der Dinge mitbestimmend einwirken, und die sich jeder Voraussicht entziehen. Gerade an der Schwelle des Jahres 1908 erwartet uns eine Menge derartiger unvorhersehbarer Faktoren, die auf den Gang der öffentlichen Ereignisse vielleicht entscheidenden Einfluß gewinnen.
Man betrachte nun die Lage der inneren Politik des Reiches, wo sich die wichtigsten Fragen in der Schwebe, im Flusse befinden. Die gesamte Blockpolitik des Reichskanzlers, von der für die Gestaltung der Reichspolitik so vieles abhängt, hat noch keine der schweren Proben bestanden, die sie zu bestehen hat, um ihre Existenzfähigkeit zu erweisen. Auch in wirtschaftlicher Beziehung zeigt uns die Zukunft nur einen undurchdringlichen Schleier und erweckt in uns, wie selten zuvor, ein Gefühl der Unsicherheit, das zur Vorsicht und strengster Oekonomie mahnt. Der einzige, allerdings ein sehr starker und guter Trost in diesem Dunkel ist die Gewißheit, daß uns der Frieden erhalten bleiben wird, unter dessen Schutze es gelingen wird, aller obwaltenden Schwierigkeiten Herr zu werden. Diese Tatsache muß und wird auf die Gestaltung der Zukunft segensvoll wirken.
Tagespolitik.
dorthin entsandt und hielt schließlich dem Reichskanzler persönlich Vortrag.
Die Lage im Ruhr ko hlen g ebiet ist ernst. In weiten Kreisen im Reiche, so schreibt die Köln. Ztg., wird man es nicht verstehen können, daß eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Frage der neuen Satzungen für die Knappschaftskasse (Bergarbeiter- Krankenkasse) an 2 Pfennigen gescheitert ist, an der Unmöglichkeit, eine Verständigung zu erzielen, ob wöchentlich 98 oder 100 Psg. von beiden Seiten an die Kasse zu leisten sind. In: letzten Grunde war es aber kein Streit um 2 Psg., sondern das Aufrollen einer Machtfrage, als sich die Vertreter der Arbeiter unnachgiebig zeigten. Das Zwangsstatut tritt jetzt in Kraft. Nach dein behördlichen Statut beträgt das Krankengeld nach wie vor 50 Prozent des durchschnittlichen Tagelohnes. Da aber nur der Verdienst bis zu 5 Mk. in Anrechnung kommt, erhalten alle, die mehr als 5 Mk. verdienen — und das sind über 50 Prozent —, weniger als bisher! Im Hintergründe steht die rückläufige Konjunktur und damit das Gespenst von Lohnherabsetzungen. Zu diesen Unzufriedenheit und Groll erzeugenden wirtschaftlichen Erscheinungen wird jetzt noch eine scharfe Agitation der Bergarbeiterverbände gegen Regierung, Parlament und Unternehmertum einsetzen. Düstere Tage ziehen für das Ruhrkohlengebiet herauf.
D i e W o h n u n g sver h ä l t niks e in unseren Kolonien bilden den Gegenstand ernster Beratungen. Neben der Gesundheitskommission tagt im Reichskolonialamt gegenwärtig eine zweite Kommission, deren Ausgabe es ist, Feststellungen über die Woh-nungsverhältnisfe der Eingeborenen zu machen sowie über die Kulturen und wirtschaftlichen Möglichkeiten in den Schutzgebieten. Beide Kommissionen die zu einer Zentralinstanz vereinigt sind, arbeiten Hand in Hcmd.
Deutsch - Südwestafrika , spöttisch „Wüst-West" genannt, hat doch seine Schätze, nur muß man Geduld bis zu ihrer Hebung haben. In der Nähe der Otavibahnstativn
Okovaknatjivi (Kalkfeld) wurden reiche Eisenerzlager entdeckt. * *
Klerikale Blätter berichten, daß der Papst kürzlich einen Journalisten empfangen und ihm unter anderem folgendes gesagt habe: Man begreift immer noch nicht die Wichtigkeit der Presse. Weder der Klerus noch die Gläubigen beschäftigen sich mit ihr so wie es nötig wäre. Die Greise sagen, das sei etwas Neues und früher habe man viele Seelen gerettet, ohne sich um die Zeitungen zu bekümmern. Das ist bald gesagt: Früher! Früher! Aber man denkt nicht daran, daß früher das Gift der schlechten Presse nicht so verbreitet war .wie jetzt, daß man also das Gegengift Vergüten Presse nicht so nötig hatte wie jetzt. Wir haben nicht mehr Früher, sondern Heute. Es ist Tatsache, daß heute das christliche Volk getäuscht, vergiftet und zu Gruude gerichtet wird durch gottlose Zeitungen. Ihr werdet vergeblich Kirchen bauen und Missionen veranstalten, Schulen gründen und alle guten Werke verrichren: alle Eure Bemühungen werden umsonst sein, wenn Ihr nicht die Ver- teidigungs- und Angriffswaffe der katholischen loyalen und aufrichtigen Presse zu gebrauchen wißt! Der Papst wurde dann immer erregter und sprach von den „schlechten Köpfen", die das immer noch nicht begreifen. Man wird sich erinnern, daß er der klerikalen Presse schon als Patriarch von Venedig große Sorgfalt gewidmet hat. Diese galt namentlich der „Difusa", von der er sagte: „Wenn alle meine Hilfsquellen versagen, verkaufe ich eher mein bischöfliches Brustkreuz, als daß ich dieses Werk im Stich lasse!"
Hauptmann v. Göben hat eine ganz ungewöhnliche militärische Laufbahn zurückgelegt. Er diente zuerst bei der Marine, erlitt einen Beinbruch und gelangte später zur Einstellung bei der Artillerie. Als Oberleutnant nahm er seinen Abschied und trat in das Boerenheer ein. Hier holte er sich die ersten Lorbeeren bei Ladyshmit, ward Kolonnen- sührer bei General Dewet und führte später im Bothaschen Heere ein aus Deutschen und Boeren gemischtes Freikorps, mit dein er glänzende Leistungen vollbrachte. Zahlreiche Wundnarben am ganzen Körper zeugen von seiner persönlichen Tapferkeit. Nach Deutschland zurückgekehrt, trat er wieder als Oberleutnant in sein Regiment ein, wurde aber, ohne je eine Kriegsakademie besucht zu haben, bald zum Großen Generalstabe kommandiert. Während der Aufstandsbewegung in Makedonien wurde er zur Berichterstattung
Italien hat zum ersten Male einen Zivilisten zum Kriegsminister erhalten. Was bei uns unmöglich ist, dagegen in Frankreich häufiger vorkommt, ist also in Italien Ereignis geworden. An Stelle des Generals Vigano, der sich infolge der wachsenden Klagen der Offiziere über unzureichende Gehälter und stockende Beförderung unmöglich ge
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für das 1. Quartal ISV8
können immer noch gemacht werde».
Die bereits erschienene Nummer, sowie der Wandkalender werden aus Wunsch gerne nachgeliesert.
Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.
1908.
macht hatte, wurde der Senator Casana zum Kriegsminister ernannt. Der neue bürgerliche Kriegsminister, der ein hochangesehener Parlamentarier ist, wird sich selbstverständlich nur mit den Verwaltungsangelegenheiten beschäftigen; die Leitung der rein militärischen Fragen verbleibt dem Chef des Großen Generalstabs sunter persönlicher Kontrolle des Königs. Insofern liegen die Dinge in Italien, wenn dort auch ein Zivilist Kriegsminister ist, doch noch anders als im gleichen Falle in Frankreich.
Durch eine von der englischen Admiralität erlassenen Verfügung wird allen der englischen Marine ungehörigen Personen verboten, über Gegenstände und Informationen inbezug auf den Marinedienst etwas zum Zwecke der Veröffentlichung zu schreiben und direkt oder indirekt zu veröffentlichen oder veröffentlichen zu lassen; es sei denn mit
Erlaubnis der Admiralität.
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Das Urteil im Wiborger Prozeß ist gefallen: Alle wegen des Wiborger Aufrufs Angeklagten wurden zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, woraus der Verlust der politischen Rechte, das heißt des Dnmawahlrechts, sich ergibt. Nur zwei Angeklagte wurden freigesprochen. Nach der Verkündigung des Urteils wurden die Verurteilten mit Blumen und Lorbeer überschüttet. Muromzew wurden in der Wandelhalle begeisterte Ovationen bereitet.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika macht sich ein wachsendes Mißtrauen gegen England geltend. Die leitenden amerikanischen Blätter berichtigen die Politik Englands der '.Doppelzüngigkeit, sie erklären das Scheitern der Verhandlungen in der Ein- wanderungsüage mit englischen Intrigen. Die amerikanischen Staatsmänner, die im Verborgenen arbeitende feindliche Kräfte fühlten, die sich in den Verhandlungen mit Japan störend geltend machten, sind überzeugt, daß die Regierung Englands den einen ihrer treuesten Freunde gegen den andern ausspiele, um sich Vorteile im Orient wie im Westen zu sichern.
Landesnachrichten.
Aktensteig, 1. Jauuar.
Wie wir erfahren, hat Herr Stadtpsleger C. W. Lutz, hier sein Amt als Vorsitzender der Gesellenprüfungsausschüsse aus dienstlichen Rücksichten niedergelegt. Die Handwerkskammer Reutlingen wird sich demnächst mit der Neubesetzung des Postens zu befassen haben.
* Der Landesverein Württemberg des Deuschen Flottenvereins versendet heute eine Einladung an die Mitglieder des geschäftsführenden und an die des Gesamtausschusscs zu einer Sitzung auf Samstag, den 11. Januar. Auf der T. O. steht u. a.: Aussprache über die Haltung, welche die Vertreter des ivürttembergischen Landesverbandes in der außerordentlichen Hauptversammlung des Deutschen Flottenvereins am 19. Jan. zu Kassel einnehmen sollen. — Vom Ausschuß des württembergischen Landesvereins werden an der Versammlung in Kassel teilnehmen: Geh.-Komm.-Rat Alexander von Pflau, als Vertreter des 1. Vorsitzenden, Geh.-Komm.-Rat v. Wiedemann als persöhnliches Mitglied des Gesamtausschnsses des Deutschen Flottenvereins, Generalleutnant z. D. von Berger, Prof. Dr. Weizsäcker und Hofrat Tomä.
Weihnachtsvertehr in Stuttgart. Bei den Postanstalten in Stuttgart, Gaisburg, Gablenberg wurden, wie der „St. A." berichtet, vom 15.—24. Dez. 165 633 Pakete, (5850 mehr als im Vorjahr), in Cannstatt, Untertürkheim und Wangen 13 889 Pakete (156 mehr) aufgegeben. Angekommen sind während der gleichen Zeit in Stuttgart (einschließlich Gablenberg und Gaisburg) 100 057 Pakete (103 mehr), in Cannstatt, Untertürkheim und Wangen 12 807 Pakete (714 mehr). — In der gleichen Zeit sind im Hanpt- bahnhof Stuttgart an Expreßgutsendungen abgegangen 42 774 Stück, angekommen 22 698, zus. 65 472 Sttick (2857 mehr).
r. Ueberberg, 30 . Dez. Bei der heute hier stattgefundenen G e m e i n d e r a tSw a h l haben von 69 Wahlberechtigten 45 abgestimmt. Gewählt wurden G. A. Schweizer, Metzger in Zumweiler, mit 28 Stirn men (seither schon Mitglied) und Christian Kalmbach, Bauer in Heselbronn mit 23 Stimmen. Weitere 21 Stimmen erhielt Bürgerausschußobmann Theurer irr Lengenloch: die übrigen Stimmen waren zersplittert.